Wie wird ein Narbenbruch behandelt?

Foto von übergewichtigem Mann

Nach einer Bauchoperation kann sich im Bereich der Operationsnarbe ein Narbenbruch bilden. Ein solcher Bruch hat meist keine ernsthaften Folgen, kann aber unangenehm sein. Er kann entweder mit einer offenen oder einer minimalinvasiven Operation behandelt werden.

Ein Narbenbruch (Narbenhernie) kann Monate oder Jahre nach einer Bauchoperation entstehen. Meist ist zunächst nur eine leichte Vorwölbung im Bereich der Operationsnarbe sichtbar. Sie tritt bei Anstrengung oder Husten hervor und verschwindet in Ruhe wieder. Mit der Zeit kann die Vorwölbung aber größer werden und auch schmerzen.

Die meisten Narbenhernien verursachen keine ernsthaften Probleme. Selten kann es zu einem Darmverschluss oder zum Absterben von Gewebe kommen, wenn sich Teile des Darms im entstandenen Spalt in der Bauchwand einklemmen. Große Narbenbrüche können auch die Atmung oder Beweglichkeit beeinträchtigen.

Wodurch entstehen Narbenbrüche?

Die meisten Narben nach einer Operation am Bauch verheilen gut, und die Bauchwand ist nach der OP genauso belastbar wie zuvor. Wenn die Bauchdecke aber nicht fest genug zusammenwächst, kann die Narbe zur Schwachstelle werden. Bei Belastung kann ein Spalt (Bruchpforte) entstehen, durch den Gewebe oder Organteile drücken und sich nach außen wölben.

Das Risiko für einen Narbenbruch hängt ab von:

  • der Lage der Narbe, dem Nahtmaterial und der Nahttechnik: Die meisten Narbenbrüche treten nach einer offenen Bauchoperation auf, bei der der Bauch in der Mitte von oben nach unten geöffnet wurde.
  • höherem Alter, Begleiterkrankungen und Wundheilungsstörungen: Sie können das Risiko zusätzlich erhöhen.
  • dem Gewicht: Bei stark übergewichtigen Menschen kommt es eher zu Narbenbrüchen, weil der Druck im Bauchraum höher und damit die Belastung der Narbe bei ihnen stärker sind.

Je nach Größe und Lage der Operationsnarbe bekommen etwa 5 bis 15 von 100 Menschen einen Narbenbruch. Die meisten entstehen im ersten Jahr nach einer Bauchoperation.

Wie kann man vorbeugen?

Um das Risiko für einen Narbenbruch zu senken, gibt es folgende Möglichkeiten:

  • Die Bauchmuskulatur in den ersten Monaten nach einem Eingriff nicht zu stark belasten. Welche Belastungen schädlich sind und welche nicht, ist allerdings nicht gut untersucht.
  • Gewicht abnehmen – dadurch sinkt der Bauchinnendruck.
  • Wenn man das Rauchen aufgibt und Erkrankungen wie Diabetes gut behandelt, kann das Risiko für Wundheilungsstörungen und damit auch für Narbenhernien sinken.

Nach größeren Bauchoperationen oder nach einer Narbenbruch-OP tragen manche Menschen vorübergehend eine Bauchbinde (Bauchmieder), die die Bauchwand stabilisieren soll. Ob eine Bauchbinde hilft, Narbenbrüchen vorzubeugen, ist aber unklar.

Menschen mit einem hohen Risiko für einen Narbenbruch kann bei einer Bauchoperation vorbeugend ein Kunststoffnetz eingesetzt werden. Das Netz stabilisiert die Bauchwand und senkt das Risiko für einen Narbenbruch deutlich. Netze können jedoch auch Beschwerden wie chronische Schmerzen verursachen.

Wie werden Narbenbrüche behandelt?

Die Bruchpforte wird vernäht und meist im Bauchraum mit einem Kunststoffnetz abgedeckt. Dies stabilisiert die Bauchwand besser. Ohne Netz kommt es deutlich häufiger zu einem erneuten Narbenbruch.

Es gibt folgende Operationsverfahren:

  • offene Operation: Die Ärztin oder der Arzt verschließt den Bruch von außen über einen größeren Hautschnitt.
  • laparoskopische (minimalinvasive) Operation: Die Ärztin oder der Arzt führt ein feines Rohr mit einer Kamera (Laparoskop) und die chirurgischen Instrumente durch mehrere, etwa 5 bis 10 mm kleine Hautschnitte ein.
Kommt es in den ersten Wochen nach einer Bauchoperation zu einem Narbenbruch, wird dieser nicht sofort operiert, damit die Bauchdecke Zeit hat, sich zu erholen. In der Regel wird ein Narbenbruch erst mehrere Monate nach der Operation behandelt, die zum Narbenbruch geführt hat.

Ist eine offene oder eine laparoskopische Operation besser?

Beide Verfahren können die Bauchwand ähnlich gut stabilisieren. Sofern ein Kunststoffnetz eingesetzt wird, gehen beide Verfahren mit dem gleichen Risiko für eine neue Narbenhernie einher.

Für die laparoskopische Operation spricht, dass es danach seltener zu Wundinfektionen kommt. Zudem kann man das Krankenhaus schneller wieder verlassen.

Allerdings kann das Risiko für Komplikationen bei der Laparoskopie etwas höher sein, wenn sie von wenig geübten Ärztinnen oder Ärzten durchgeführt wird. Das liegt daran, dass die Laparoskopie schwerer zu erlernen ist als die offene Operation. Die Erfahrung der Operierenden spielt also vermutlich eine größere Rolle als die Art der Operation selbst.

Gut zu wissen:

Aus den Qualitätsberichten der Krankenhäuser erfährt man, wie oft eine Klinik Hernien operiert.

Welche Risiken hat eine Operation?

Während des Eingriffs kann es zu Verletzungen im Bauchraum kommen. Zudem kann sich in den Tagen nach einer Operation die Wunde entzünden. Etwa 15 von 100 Menschen haben Schmerzen, die aber oft nach einigen Tagen oder Wochen wieder verschwinden. Manchmal bleiben die Schmerzen jedoch dauerhaft bestehen. Sie können durch die Schädigung von Nerven verursacht werden, durch oder dadurch, dass das Netz spannt und schmerzt.

Im Bereich des Netzes kann sich nach dem Eingriff Wundflüssigkeit ansammeln, die unter Umständen mit einer Hohlnadel entfernt werden muss (Punktion).

Bei etwa 5 von 100 Menschen kommt es in den ersten Jahren nach dem Eingriff zu einem erneuten Narbenbruch. Deshalb sollte man nach der Operation das Heben und Tragen schwerer Dinge vermeiden. Nach einem laparoskopischen Eingriff gilt das für sechs Wochen, nach offenen Operationen für drei Monate, da die Narbe größer ist.

Müssen Narbenbrüche immer operiert werden?

Wenn Narbenbrüche keine Beschwerden verursachen und das Risiko für Komplikationen klein ist, müssen sie nicht unbedingt operiert werden. Allerdings werden Narbenhernien oft mit der Zeit größer, und es gibt ein kleines Risiko, dass der Darm in der Bruchpforte eingeklemmt wird. Welche Vor- und Nachteile es hat, auf eine Operation zu verzichten, ist bislang nicht gut untersucht.

Bei der Entscheidung für oder gegen eine Operation spielen auch das Alter und Begleiterkrankungen eine Rolle. Die individuellen Vor- und Nachteile eines Eingriffs bespricht man am besten mit der Ärztin oder dem Arzt.

Wann sind Narbenbrüche schwerer zu behandeln?

Da sehr große Narbenbrüche stark belastend sein können, wünschen sich viele Betroffene eine Behandlung. Allerdings sind große Hernien deutlich schwerer zu operieren als kleine.

Viele Menschen mit großen Narbenbrüchen sind stark übergewichtig, haben eine schwache Bauchmuskulatur oder Begleiterkrankungen. Dies erhöht auch das Risiko für OP-Komplikationen. Welche Art der Operation dann am besten geeignet ist, hängt von weiteren persönlichen Faktoren ab. Hier ist es sinnvoll, sich in einem spezialisierten Hernien-Zentrum beraten zu lassen.

Auch Frauen mit Kinderwunsch sind in einer besonderen Situation. Ihre Bauchwand muss während einer Schwangerschaft elastisch genug bleiben, da sie sich bis zur Geburt stark dehnt. Da ein Kunststoffnetz weniger elastisch ist als das natürliche Gewebe, befürchten Fachleute ein erhöhtes Risiko für Komplikationen, wenn eine Frau schwanger wird. Leider gibt es dazu bislang kaum wissenschaftliche Untersuchungen.

Wenn eine Frau einen Narbenbruch hat und sich noch Kinder wünscht, kann sie mit der Behandlung jedoch meist warten, bis die Familienplanung abgeschlossen ist. Wenn operiert werden soll, empfehlen Fachleute eher eine Operation ohne Netz. Allerdings kommt es dann während der Schwangerschaft häufig zu einem erneuten Narbenbruch.

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Aktualisiert am 31. Oktober 2023

Nächste geplante Aktualisierung: 2026

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Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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