Wie werden Facettenschmerzen behandelt?

Foto von Patientin und Arzt bei einer Untersuchung des unteren Rückens

Rückenschmerzen, die von den Facettengelenken ausgehen, werden vor allem mit und Bewegungsformen wie Pilates behandelt. Am besten sucht man sich ein Training, das zur eigenen Situation passt und möglichst Spaß macht – dann ist es leichter, am Ball zu bleiben. Manchmal kommen auch schmerzlindernde Medikamente infrage.

Bei Rückenschmerzen spielen oft mehrere Faktoren zusammen – körperliche und manchmal auch psychische, wie etwa Stress oder besondere Belastungen, etwa bei der Arbeit. Ein möglicher Auslöser sind gereizte Nerven an den Facettengelenken (Wirbelgelenken). Man spricht dann von einem Facettensyndrom, Facettenschmerzen oder einer Facettenarthrose. Doch ob die Wirbelgelenke tatsächlich an den Schmerzen beteiligt sind, ist schwer festzustellen – denn es gibt keine Symptome oder Untersuchungen, mit denen sich Schmerzen sicher darauf zurückführen lassen. Die Unsicherheit über die Ursache ihrer Schmerzen kann für Betroffene frustrierend sein.

Das heißt aber nicht, dass man deswegen nichts tun kann. Denn die meisten Behandlungen bei Rückenschmerzen richten sich ohnehin nicht nach einer klaren , sondern nach den konkreten Beschwerden im Alltag. Am wichtigsten ist es, sich trotz Schmerzen weiter zu bewegen, so gut es geht. Manche Menschen haben Angst vor Bewegung bei Schmerzen, weil sie befürchten, sich dadurch zu schaden. Rückenschmerzen sind aber nur sehr selten ein Zeichen für eine ernste Schädigung – etwa durch eine oder einen Tumor. Und: In Studien erholten sich diejenigen schneller, die möglichst aktiv blieben, statt ein paar Tage im Bett zu liegen.

Gut zu wissen:

Dieser Text gibt einen kurzen Überblick über die Behandlungsmöglichkeiten bei Rückenschmerzen. Ausführliche Informationen dazu finden sich im Thema Rücken- und Kreuzschmerzen.

Bewegung

Ein aktiver Alltag und regelmäßige Bewegung sind bei Rückenschmerzen sehr wichtig. Infrage kommen Trainingsarten wie:

  • gezielte Kräftigungs- und Stabilisierungsübungen
  • Pilates
  • Tai-Chi
  • Yoga

Gezielte Übungen lassen sich im Rahmen einer Physiotherapie erlernen und dann eigenständig zu Hause machen.

Viele gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Kosten für eine sogenannte rehabilitative – sofern der Kurs bestimmte Kriterien erfüllt und von der jeweiligen Krankenkasse anerkannt wird. Am besten informiert man sich dazu direkt bei der eigenen Kasse. Zudem übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen einen Teil der Kosten für Bewegungskurse zur von Rückenschmerzen.

Rückenschmerzen können langwierig sein. In einer großen Studie linderten eine Bewegungstherapie und bei Bedarf psychotherapeutische Unterstützung starke Facettenschmerzen im Durchschnitt um 30 bis 40 %. Viele Teilnehmende hatten aber immer noch leichte bis mittelstarke Beschwerden. Neben einer guten Behandlung ist es daher hilfreich, realistische Erwartungen zu haben. Dazu gehört auch, sich nicht aus Angst vor Schmerzen zu sehr einzuschränken. Denn Rückenschmerzen sind sehr unangenehm, aber fast nie ein Anzeichen für eine ernste Schädigung.

Multimodale Schmerztherapie und Verhaltenstherapie

Eine multimodale Schmerztherapie oder eine kommen vor allem infrage, wenn chronische Schmerzen sehr belastend werden.

Bei einem multimodalen Behandlungsprogramm wird man von Fachleuten aus verschiedenen therapeutischen Bereichen betreut – meist aus Medizin, und Psychologie. Die Behandlung kombiniert Bewegung, Schulungen, Entspannungstechniken und psychologische Techniken, die helfen, besser mit chronischen Schmerzen zurechtzukommen. Bei Bedarf werden auch Medikamente eingesetzt.

Die kognitive Verhaltenstherapie ist eine Methode aus der Psychotherapie, die auch zur Behandlung chronischer Schmerzen eingesetzt wird. Denn manche Betroffene meiden aus Angst vor Schmerzen vieles, was ihnen eigentlich guttut – zum Beispiel sportliche Bewegung oder schöne Unternehmungen mit anderen. Dadurch geraten sie in einen Teufelskreis aus Angst und Rückzug, wodurch es ihnen noch schlechter geht. In einer erlernt man Strategien, um sich aus solchen Mustern zu befreien und sich damit langfristig selbst zu helfen. Sie kommt auch infrage, wenn die Rückenprobleme mit einer psychischen Erkrankung wie einer einhergehen.

Digitale Angebote für Menschen mit Rückenbeschwerden

Es gibt internetbasierte Behandlungsprogramme, die helfen können, mit Rückenbeschwerden zurechtzukommen und in Bewegung zu bleiben. Manche Programme beruhen eher auf Übungen zur Stärkung des Rückens, andere mehr auf verhaltenstherapeutischen Ansätzen.

Die frei verfügbare Internetseite tala-med Rücken wurde auf Basis der nationalen Leitlinie zur Behandlung von Rückenschmerzen entwickelt. Sie enthält allgemeine Informationen sowie zahlreiche Videos mit Übungen, die bei Rückenschmerzen geeignet sind und die man gut zu Hause machen kann.

Es gibt auch kostenpflichtige Online-Programme. Ärztinnen und Ärzte können solche Programme verschreiben, wenn sie als digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) zertifiziert sind. Dann übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten. DiGA wurden behördlich geprüft und entsprechen bestimmten Anforderungen, zum Beispiel an den Datenschutz und die Qualität der Inhalte.

Eine Liste aller DiGA zu Rückenschmerzen und chronischen Schmerzen bietet das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte. Dort gibt es auch weiterführende Informationen zu den Inhalten und zur Art der Anwendung.

Entspannungstechniken

Stress und psychische Belastungen können Schmerzen verstärken. Hier setzen Entspannungstechniken an. Sie haben das Ziel, bewusst in einen Entspannungszustand zu kommen, dabei Stress abzubauen und Muskelverspannungen zu lösen. Dazu gehören:

Diese Techniken können in Kursen erlernt werden. Bei einigen Kursen übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen einen Teil der Kosten – auf der Internetseite des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenkassen kann man nach Angeboten vor Ort suchen. Es gibt auch Apps, CDs und Audiodateien zum Selbstlernen.

Bei Methoden wie dem Achtsamkeitstraining oder dem autogenen Training geht es darum, sich mit der eigenen Wahrnehmung auseinanderzusetzen. Daher sind sie nicht für alle Menschen geeignet. Bei Suchtproblemen, akuten Depressionen oder Psychosen können solche Methoden Symptome zum Beispiel verstärken.

Medikamente

Zur Behandlung von Rückenschmerzen werden manchmal auch Medikamente angewendet. Sie sollen helfen, in Bewegung zu kommen. Medikamente können die Schmerzen etwas lindern, aber meist nicht beseitigen. Sie kommen eher ergänzend zu anderen Behandlungen und nur vorübergehend infrage. Empfohlen werden vorrangig entzündungshemmende Schmerzmittel wie Diclofenac oder . In niedriger Dosierung sind sie rezeptfrei in der Apotheke erhältlich.

hilft bei akuten Rückenbeschwerden nicht. Für Menschen mit chronischen Rückenschmerzen gibt es keine Studien zur Paracetamol-Behandlung. Die deutsche Leitlinie zu Rückenschmerzen spricht sich daher gegen den regelhaften Einsatz von aus.

Wichtig ist,

sich vor der Einnahme von Schmerzmitteln – auch rezeptfreien – zu informieren, welche Neben- und Wechselwirkungen möglich sind und wie man die Mittel sicher anwendet.

Manchmal kommen auch verschreibungspflichtige Medikamente oder Schmerzmittel infrage, wie Mittel zur Muskelentspannung und . Diese Medikamente haben aber viele Nebenwirkungen wie Verstopfung, Schwindel, Atemprobleme und ein erhöhtes Sturzrisiko. Außerdem können sie zu einer körperlichen Gewöhnung und Abhängigkeit führen. Solche Mittel werden daher nur ausnahmsweise empfohlen. können eingesetzt werden, wenn Rückenschmerzen zusammen mit Depressionen auftreten.

Helfen wirbelsäulennahe Spritzen?

Um Rückenschmerzen eine Zeit lang zu lindern, kann auch ein kurz wirksames Betäubungsmittel oder in die Nähe gereizter Nervenwurzeln, den oder das Facettengelenk gespritzt werden (auch Infiltrationstherapie genannt). Typischerweise lindern solche Spritzen Rückenbeschwerden aber nur begrenzt und für wenige Wochen. Bei Facettenschmerzen raten Fachleute jedoch nur in Ausnahmefällen zu dieser Behandlungsmöglichkeit.

Spritzen in den Bereich der Wirbelsäule können die Nerven vorübergehend reizen. Dies kann zu Nebenwirkungen führen – etwa Kribbeln oder Jucken, Übelkeit, Fieber, Schwindel oder plötzlichen Hitzewallungen im Gesicht. Wiederholte Spritzen mit können zudem die Knochen schwächen und dadurch Wirbelbrüche etwas wahrscheinlicher machen. Sehr selten kommt es durch Nachblutungen, Infektionen und Nervenverletzungen zu ernsten Komplikationen wie bleibenden Lähmungen.

Wann kommt ein operativer Eingriff infrage?

Meist werden Rückenschmerzen konservativ – also ohne Eingriff – behandelt. Wenn ein starker Verdacht besteht, dass die Schmerzen von den Facettengelenken ausgehen, wird manchmal auch eine von Nervenfasern vorgeschlagen (Facettendenervation). Sie kommt aber nur infrage, wenn die Beschwerden länger anhalten und andere Behandlungen keine ausreichende Linderung gebracht haben.

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Erstellt am 03. Juli 2024

Nächste geplante Aktualisierung: 2027

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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