Wie lässt sich Bettnässen behandeln?

Foto von Kindern auf dem Spielplatz

Bettnässen kommt bei Kindern und Jugendlichen häufiger vor, als viele Menschen denken. Die nächtlichen „Unfälle“ belasten oft die ganze Familie. Meist erledigt sich das Problem mit der Zeit von selbst. Bis dahin gibt es einige Möglichkeiten, dem Kind zu helfen. Wichtig ist vor allem Geduld.

Für die ist ein Zusammenspiel verschiedenster Körpervorgänge nötig. Zu Bettnässen kann es kommen, wenn die zur Blasenkontrolle nötigen Reifungsprozesse länger dauern. Das ist nichts Ungewöhnliches, und niemand ist daran „schuld“. Wichtig ist, das Kind nicht auszuschimpfen oder gar mit Strafen unter Druck zu setzen.

Die gute Nachricht ist: Die meisten Kinder werden mit der Zeit von allein trocken, ganz ohne Behandlung. Man kann außerdem Verschiedenes tun, um allen Beteiligten den Alltag zu erleichtern – zum Beispiel, nachts eine zusätzliche Garnitur bezogener Bettwäsche griffbereit zu haben. Auch Windelhosen sind eine Möglichkeit; es gibt sie inzwischen auch für ältere Kinder.

Weil der Alltag bis zum Trockenwerden dennoch sehr belastend sein kann, wünschen sich viele Familien eine unterstützende Behandlung. Viele einfache Maßnahmen gegen Bettnässen sind bisher kaum erforscht. Über ihren Nutzen weiß man deshalb sehr wenig. In Studien haben sich elektronische Wecksysteme wie Klingelhöschen und Klingelmatten für einige Kinder als nützlich erwiesen. Auch bestimmte Medikamente können zumindest einem Teil der Kinder helfen.

Wann ist es sinnvoll, über eine Behandlung nachzudenken?

Viele Kinder, die mit fünf Jahren noch einnässen, werden mit der Zeit von allein trocken. Drängender werden die Probleme oft erst, wenn die Kinder eingeschult werden. Abgesehen vom Alter des Kindes sind bei der Abwägung für oder gegen eine Behandlung noch andere Faktoren wichtig: Wie belastend ist das Bettnässen? Hat das Kind von sich aus den Wunsch, trocken zu werden und ist es bereit, eine Behandlung auszuprobieren? Übernachtet es öfter zum Beispiel bei anderen Kindern?

Wenn das Kind spürbar unter dem Bettnässen leidet, kann eine Behandlung selbst dann sinnvoll sein, wenn es nur selten ins Bett macht. Anders herum nützt eine Behandlung wenig, wenn das Kind sie nicht will oder dafür noch nicht reif genug ist.

Was kann man selbst tun?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten gegen das Bettnässen, die man ausprobieren kann. Es besteht auch die Möglichkeit, verschiedene Maßnahmen zu kombinieren:

  • Anreize schaffen: Dabei belohnt man das Kind, wenn es sich an gemeinsame Ziele hält – zum Beispiel, dass es vor dem Zubettgehen regelmäßig zur Toilette geht. Dazu legt man gemeinsam mit dem Kind fest, wofür und wie es belohnt wird. Eine Möglichkeit sind Sticker oder Klebe-Tattoos. Trockene Nächte eignen sich gewöhnlich nicht als Ziel, weil das Kind keinen oder nur begrenzten Einfluss auf den Erfolg hat. Für erreichte Ziele darf sich das Kind einen Sticker in den Kalender kleben; wenn es eine Woche lang durchgehalten hat, bekommt es ein Klebe-Tattoo oder ein anderes kleines Geschenk. Belohnungssysteme eignen sich vor allem bei jüngeren Kindern.
  • geplante Toilettengänge in der Nacht: Der Toilettengang kurz vor dem Zubettgehen ist für die meisten selbstverständlich. Zusätzlich kann man das schlafende Kind aus dem Bett holen und zur Toilette bringen oder es planmäßig aufwecken, damit es selbst gehen kann. Dies wirkt sich nicht direkt auf das Bettnässen aus, kann aber helfen, wenn ein Kind in einer bestimmten Nacht möglichst trocken bleiben soll. Ältere Kinder können einen Wecker benutzen, der sie nachts aufweckt, um selbstständig zur Toilette zu gehen. Der Nachteil: Kind und Eltern können am nächsten Tag durch die Schlafunterbrechung sehr müde sein.
  • Flüssigkeitszufuhr abends begrenzen: Manche Eltern versuchen, Bettnässen vorzubeugen, indem sie darauf achten, dass ihr Kind vor allem tagsüber trinkt und seinen Durst löscht. Abends trinkt es dann nichts oder nur noch wenig. Wenn ein Kind durstig ist, sollte es aber trinken dürfen. Von harntreibenden, zucker- und koffeinhaltigen Getränken wie Cola oder Softdrinks wird abgeraten.

Zum Nutzen wie zu möglichen Nachteilen dieser einfachen Maßnahmen bei Bettnässen gibt es nur wenig Forschung. Sie sind aber eine einfache Möglichkeit, das Kind zu unterstützen. Wichtig ist, dass das Kind selbst dazu bereit ist.

Nicht empfohlen wird das sogenannte Blasentraining. Dabei übt das Kind tagsüber, das Wasserlassen hinauszuzögern. Dadurch soll es sein Blasenvolumen vergrößern und lernen, wie sich eine volle Blase anfühlt. Es ist nicht durch Studien belegt, dass Blasentraining das Bettnässen beeinflussen kann. In Studien, in denen das Training mit anderen Behandlungen verglichen wurde, war es weniger wirksam.

Wie funktionieren elektronische Wecksysteme?

Elektronische Wecksysteme registrieren Nässe und lösen dann einen Alarm aus. Sie werden nur in der Nacht verwendet: Der Alarm soll das Kind möglichst bei den ersten Tropfen aufwecken, damit es die Blasenentleerung stoppen und zur Toilette gehen kann.

Es kommt vor, dass Kinder zu Beginn der Behandlung den Alarm nicht bemerken. Dann übernehmen die Eltern das Wecken, bis das Kind selber vom Alarmton aufwacht.

Mit der Zeit soll das Kind lernen, im Schlaf den Blasenmuskel verschlossen zu halten oder schon vor dem Alarm aufzuwachen, bevor die Blase ganz voll ist. Elektronische Wecksysteme sind für den Einsatz über mehrere Wochen gedacht.

Manche Systeme arbeiten mit einem Weckton, andere mit Lichtsignal oder Vibrationsalarm.

Es gibt die Wecksysteme als Klingelhöschen, Klingelmatte oder Mini-Wecksysteme, die an der Unterhose oder am Schlafanzug angebracht werden. In Deutschland werden die Kosten für ein Wecksystem von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, wenn es ärztlich verschrieben wird und als Hilfsmittel anerkannt ist.

Eltern und Kind müssen Willen und Geduld mitbringen, wenn sie ein Wecksystem einsetzen. Nicht jedes Kind ist bereit, nachts ein Wecksystem zu benutzen. Außerdem ist es sinnvoll, dieses nur einmal pro Nacht zu nutzen, damit die Nächte nicht zu kurz werden. Wecksysteme unterbrechen den Schlaf, so dass das Kind tagsüber sehr müde sein kann – sowie häufig auch der Rest der Familie.

Wie wirksam sind elektronische Wecksysteme?

Wecksysteme wie Klingelhöschen und -matten sind in vielen Studien erprobt worden. Eine zusammenfassende Auswertung der Studien ergibt folgendes Bild:

  • Ohne Wecksystem waren etwa 3 von 100 Kindern mindestens 14 Tage hintereinander trocken,
  • Mit Wecksystem waren zwischen 14 und 37 von 100 Kindern mindestens 14 Tage hintereinander trocken.

Die Zahlen verdeutlichen, dass die Wecksysteme etwa 11 bis 34 von 100 Kindern dabei helfen konnten, trocken zu werden. Bei diesen Zahlen handelt es allerdings nur um grobe Schätzungen, denn die Studien ließen viele Fragen offen. Wie viele Kinder es wirklich sind, lässt sich deshalb nicht genau sagen.

Einer der Gründe, warum Wecksysteme nicht allen Kindern helfen, ist, dass manche sehr tief schlafen und auch durch den Alarm des Wecksystems nicht aufwachen.

Einige Kinder hatten erneut Probleme, wenn sie aufhörten, das Wecksystem zu benutzen. Die meisten waren aber auch einige Wochen oder Monate nach dem Einsatz des Wecksystems noch trocken. Verglichen mit dem Medikament Desmopressin hält die Wirkung der Wecksysteme vermutlich länger an.

Behandlungsdauer

Es wird empfohlen, das Wecksystem so lange zu benutzen, bis das Kind über 2 bis 4 Wochen nachts trocken geblieben ist. Eine einheitliche Empfehlung hierzu gibt es aber nicht. Wie lange es dauert, bis sich ein Erfolg einstellt, ist unterschiedlich und schwankt von wenigen Wochen bis zu sechs Monaten.

Manchmal schließt sich an eine erfolgreiche Behandlung mit Wecksystemen eine zweite Lernphase an. Dabei gibt man dem nun trockenen Kind in der Stunde vor dem Schlafengehen mehr als sonst zu trinken (etwa 0,2 Liter zusätzlich). So kann es lernen, auch bei besonders voller Blase schnell genug aufzuwachen.

Welche Medikamente gibt es und wann kommen sie infrage?

Bettnässen kann auch mit Medikamenten behandelt werden. Für zwei Mittel ist nachgewiesen, dass sie Bettnässen bei manchen Kindern vorübergehend stoppen können:

  • Desmopressin
  • Imipramin

Desmopressin ist ein hormonähnliches Medikament und Imipramin ein Antidepressivum. Beide müssen ärztlich verordnet werden.

Wenn man Bettnässen mit Medikamenten behandeln möchte, wird in der Regel Desmopressin eingesetzt. Der Wirkstoff verursacht seltener Nebenwirkungen als Imipramin. Er wirkt relativ schnell und kann bereits nach der ersten Einnahme helfen.

Der Einsatz von Desmopressin bietet sich zum Beispiel an, wenn das Kind bei Freunden übernachtet und es dann möglichst trocken bleiben soll. Um zu testen, ob das Mittel ausreichend wirkt und richtig dosiert ist, probiert man es am besten schon vorher aus.

Medikamente haben den Nachteil, dass sie meist nur solange wirken, wie sie eingenommen werden. Nach dem Absetzen kehrt das Bettnässen bei vielen Kindern zurück.

Wenn ein Medikament längerfristig eingesetzt wird, ist es wichtig, die Behandlung in Abständen von ungefähr drei Monaten für etwa eine Woche zu unterbrechen. Dann zeigt sich, ob überhaupt noch Bedarf für eine Behandlung besteht – oder ob das Kind inzwischen trocken geworden ist.

Wie wirksam sind Medikamente?

Desmopressin wirkt ähnlich wie das körpereigene Hormon , das nachts vom Gehirn ausgeschieden wird, um die Urinproduktion zu verringern.

Studien haben gezeigt:

  • Ohne Desmopressin bleiben 3 von 100 Kindern über mindestens 14 Tage trocken.
  • Mit Desmopressin bleiben 19 von 100 Kindern über mindestens 14 Tage trocken.

Bei etwa 5 von 100 Kindern, die Desmopressin-Tabletten einnehmen, treten Nebenwirkungen wie Kopf- oder Bauchschmerzen auf. Sie entstehen meist, weil die Kinder zu viel Wasser im Körper behalten.

Um Nebenwirkungen zu vermeiden, sollen Kinder und Jugendliche in der Stunde, bevor sie das Medikament einnehmen, nichts mehr trinken. Auch in den acht Stunden nach der Einnahme sollten sie nicht mehr als ein Glas Flüssigkeit trinken.

Dies ist auch wichtig, um eine sogenannte Wasservergiftung zu vermeiden – eine zwar seltene, aber schwere Nebenwirkung. Dazu kommt es, wenn der Körper zu viel Wasser speichert. Erste Anzeichen können Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel oder Gewichtszunahme sein.

Wenn eine Behandlung mit Desmopressin beendet werden soll, kann es sinnvoll sein, die Dosis über einige Wochen nach und nach zu verringern. Dadurch lässt sich das Risiko für einen senken.

Imipramin

Imipramin gehört zur Gruppe der trizyklischen . Es wird vor allem zur Behandlung von Depressionen eingesetzt, ist aber auch bei Bettnässen zugelassen. Das Mittel verkürzt die Traumphasen (REM-Phasen) des Schlafs, regt die Vasopressin-Produktion an und beeinflusst die Blasenmuskulatur.

Imipramin ist ähnlich wirksam wie Desmopressin, führt allerdings häufig zu Nebenwirkungen. In Studien hatten etwa 17 von 100 Kindern, die das Mittel einnahmen, mit Nebenwirkungen zu tun. Dazu gehören ein niedriger Blutdruck, Herzrasen, Mundtrockenheit, Verstopfung, Schwitzen, Übelkeit, Müdigkeit und Schlafstörungen. Wenn Imipramin angewendet wird, ist es wichtig, das Mittel außerhalb der Reichweite von Kindern aufzubewahren, da eine Überdosierung für sie lebensgefährlich sein kann.

Andere Arzneimittel und Therapien

Für andere Arzneimittel und Behandlungen ist nicht belegt, dass sie gegen Bettnässen helfen. Auch für Therapien der komplementären oder alternativen Medizin, wie zum Beispiel Heilkräuter, , , und ist ein Nutzen bei Bettnässen nicht belegt.

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Aktualisiert am 23. März 2022

Nächste geplante Aktualisierung: 2025

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