Der menschliche Körper besteht aus Milliarden von Zellen. Zellen sind die kleinen Bausteine, aus denen Gewebe und Organe aufgebaut sind. Zu Beginn eines Lebens besteht jeder Organismus nur aus einer einzigen Zelle. Diese Zelle fertigt eine Kopie von sich selbst an (Replikation) und teilt sich dann in zwei Zellen.
Woher „wissen“ Zellen, welche Funktion sie haben?
Zellen spezialisieren sich, um bestimmte Aufgaben zu übernehmen. Manche Zellen schließen sich zusammen, um beispielsweise Haut oder einen Finger zu bilden.
Normalerweise „wissen” Zellen aufgrund der in ihrem Erbgut enthaltenen Informationen, an welche anderen Zellen sie sich anschließen und anheften können – und auch, wann sie ihre Teilung beenden und absterben müssen. Jeder Zelltyp erfüllt eine bestimmte Funktion und verfügt über einen speziellen Satz von Informationen oder Anweisungen. So wissen Zellen beispielsweise, dass Finger nur an den Händen wachsen sollen.
Die Regeln, nach denen sich Zellen vermehren, sind eindeutig festgelegt, und gesunde Zellen halten sich daran. Ein Beispiel: Wenn man sich in den Finger schneidet, beginnen sich die Hautzellen zu vervielfachen, und es entsteht neue Haut, um die Wunde zu verschließen. Wenn man einen Fingernagel verliert, können die Zellen einen neuen Nagel bilden. Allerdings können sie keinen zusätzlichen Finger wachsen lassen.
Welche Rolle spielen Hormone, Blut und Lymphsystem?
Hormone übermitteln Botschaften an die Zellen und bewirken, dass sie aktiv werden. Diese Botenstoffe werden mit dem Blut durch das Gefäßsystem weitergeleitet. Das Blut transportiert auch andere Stoffe, die Zellen benötigen – zum Beispiel Sauerstoff und Zucker. Über die Blutgefäße werden einige Abfallprodukte und das sauerstoffarme Blut abtransportiert, nachdem die Zellen den Sauerstoff aus dem Blut aufgenommen haben.
Das Lymphsystem hilft beim Reinigen und Entsorgen von Abfallprodukten. Es ist außerdem Teil des körpereigenen Abwehrsystems ( Immunsystem) und transportiert auch Bakterien und Fremdkörper wieder ab.
Was bedeuten gutartiges und bösartiges Wachstum?
Wenn das Erbgut einer Zelle gestört ist, kann sie sich krankhaft verändern: Dann sehen ihre Nachkommen anders aus und können andere Eigenschaften haben. Wenn in einem Gewebe – zum Beispiel in der Haut – solche veränderten Zellen entstanden sind, spricht man auch von einer Dysplasie. Solange es nur wenige Zellen sind und diese vom körpereigenen Abwehrsystem in Schach gehalten werden, schaden sie nicht. Manchmal bilden sich solche Veränderungen auch von selbst wieder zurück. Wenn sich die Zellen aber immer stärker verändern, unkontrolliert zu teilen beginnen und Knoten oder Wucherungen bilden, entsteht eine von mehr als 200 Krankheiten, die „Krebs“ genannt werden. Wucherungen allgemein werden als Tumoren bezeichnet.
Ein bösartiger Tumor (Krebs) unterscheidet sich von einem gutartigen Tumor dadurch, dass er
- Gewebegrenzen überschreitet,
- das umliegende Gewebe zerstört und
- Tochtergeschwulste entwickeln kann.
Bösartige Tumoren können lebensbedrohlich sein. Es gibt Krebs, der sehr schnell wächst, aber auch langsam wachsende Tumoren, die erst nach vielen Jahren Beschwerden verursachen. Besonders bei älteren Menschen kann es sein, dass sie einen langsam wachsenden Tumor zu Lebzeiten gar nicht mehr bemerken.
Gutartige Tumoren richten meistens nur wenig Schaden an und werden normalerweise nicht lebensbedrohlich. Doch gibt es keine Garantie dafür: So können sich manchmal auch gutartige Wucherungen nach einer gewissen Zeit zu einem bösartigen Tumor entwickeln.
Wie verhalten sich Krebszellen?
Wenn sich Krebszellen teilen, verhalten sie sich nicht wie normale Zellen. Sie „wissen“ zum einen nicht, wann sie mit der Teilung aufhören und wann sie absterben müssen. Zum anderen haften sie nicht immer fest aneinander. Deshalb können sie sich von ihrem Zellverband trennen und durch das Gefäß- oder Lymphsystem bewegen, um an einer anderen Körperstelle zu wachsen. Das bezeichnet man als Metastasierung.
Wenn bösartiges Gewebe nach außen abgeschlossen ist und sich noch nicht in das umgebende Gewebe ausgebreitet hat, spricht man in der Medizin von einem „Carcinoma in situ”. Wächst der Tumor nicht weiter, wird dies auch als „stumm bleiben“ bezeichnet („ruhende Krebszellen”).
Um zu wachsen, beginnt ein Tumor, eigene Blutgefäße zu bilden (Angioneogenese). Sie versorgen ihn mit zusätzlichem Sauerstoff, Zucker und Hormonen. Damit kann der Tumor in das umgebende Gewebe eindringen. In diesem Fall spricht man von einer invasiven Krebserkrankung.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Es gibt viele verschiedene Arten der Krebstherapie. Einige Tumoren können operativ entfernt werden. Bei einer Chemotherapie werden Medikamente eingesetzt, die Krebszellen daran hindern sollen, sich unkontrolliert zu teilen. Eine Strahlentherapie (Radiotherapie) zerstört bösartiges Gewebe mithilfe energiereicher Strahlen.
Außerdem gibt es Medikamente, die die Bildung von Blutgefäßen verhindern, die den Tumor versorgen. Andere Wirkstoffe stören das Tumorwachstum, indem sie den Einfluss von Hormonen und Botenstoffen auf die Zellen verringern. Mittlerweile gibt es auch Medikamente, die das körpereigene Immunsystem so beeinflussen, dass es bestimmte Krebszellen besser bekämpfen kann.
Welche Behandlung infrage kommt, hängt unter anderem von der Art des Tumors und vom Krankheitsstadium ab. Die Forschung sucht ständig nach neuen Möglichkeiten, um das Wachstum und die Ausbreitung von Krebszellen zu begrenzen.
Brandes R, Lang F, Schmidt R. Physiologie des Menschen: mit Pathophysiologie. Berlin: Springer; 2019.
Kasper DL, Fauci AS, Hauser SL et al. Harrison's Principles of Internal Medicine. New York: McGraw-Hill; 2015.
Menche N. Biologie Anatomie Physiologie. München: Urban und Fischer; 2016.
Pschyrembel Online. 2021.
IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.
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