Wie können Qualitätsberichte helfen, das passende Krankenhaus zu finden?

Foto von Patient und Arzt

Wer als Patient eine Operation vor sich hat, möchte es ebenso wissen wie eine Ärztin, die Empfehlungen ausspricht: Wie finde ich das richtige Krankenhaus? Die Qualitätsberichte der Krankenhäuser enthalten zum Beispiel Angaben zur Spezialisierung einer Klinik und zur Häufigkeit einer Behandlung. Krankenhaus-Suchmaschinen helfen, Kliniken zu vergleichen.

Vor allem bei einer geplanten Behandlung hat man Zeit, sich zu überlegen, welche Klinik die passende ist. Und man hat das Recht, sich ein Krankenhaus auszusuchen. Viele verlassen sich bei der Wahl auf persönliche Einschätzungen oder auf den Rat von Angehörigen oder Kolleginnen und Kollegen. Das kann hilfreich sein, hat jedoch seine Grenzen. Denn die Erfahrung eines Einzelnen kann nicht die Qualität eines ganzen Krankenhauses widerspiegeln. Wie gut die Behandlung in einem Krankenhaus ist, lässt sich erst bewerten, wenn man die Ergebnisse aller Patientinnen und Patienten kennt. Deshalb gibt es die Qualitätsberichte, mit denen die Krankenhäuser über ihre Arbeit informieren.

Welche Informationen enthalten die Qualitätsberichte?

In den Qualitätsberichten werden unter anderem die Qualifikationen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erfasst, die Spezialkompetenzen der Klinik, eine besondere Geräteausstattung und die Häufigkeit von Komplikationen. Die Krankenhäuser lassen sich so viel besser beurteilen. Wer zum Beispiel eine Hüft-OP vor sich hat und bisher nur wusste, dass ein Krankenhaus einen guten Ruf hat, kann nun mehr in Erfahrung bringen, etwa: Wie viele künstliche Hüftgelenke wurden dort eingesetzt? Wie häufig ist es dabei zu Wundinfektionen gekommen? Welche anderen Krankenhäuser in der Umgebung bieten diesen Eingriff an? Wo kann eine Begleitperson untergebracht werden?

Grafik: Leistungsbereiche, deren Qualität die Krankenhäuser im Jahr 2014 dokumentiert haben

Informationen zur Qualitätssicherung werden allerdings nicht für alle Behandlungen, sondern nur für bestimmte sogenannte Leistungsbereiche dokumentiert.

Die Qualitätsberichte der Krankenhäuser sind auf der Website des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) abrufbar. Ein Qualitätsbericht enthält jedoch zahlreiche Fachbegriffe und Kennzahlen und ist oft nicht einfach zu verstehen. Deshalb gibt es im Internet spezielle Krankenhaus-Suchmaschinen. Sie bereiten die Daten der Qualitätsberichte für Patientinnen und Patienten auf und helfen, die gewünschten Informationen zu finden. Auch hier bietet die Website des G-BA eine Übersicht.

So funktionieren Krankenhaus-Suchmaschinen

In einem ersten Schritt kann man bei einer Krankenhaus-Suchmaschine eine Stadt oder Postleitzahl eingeben sowie die Erkrankung oder die geplante Behandlung. Die Suche nach einer Stadt oder Postleitzahl kann auch mit einem ICD- oder kombiniert werden. Mit dem werden alle Krankheiten eingeteilt, mit dem Operationen und andere Behandlungen. Dann wird eine Liste mit Krankenhäusern angezeigt, die die gesuchte Behandlung anbieten. Hier finden sich auch Angaben dazu, wie weit ein Krankenhaus von dem gesuchten Ort entfernt ist, wie viele Menschen dort behandelt wurden und über welche Geräte eine Klinik verfügt. Gehört eine Behandlung zu einem Leistungsbereich, für den die Qualitätssicherung dokumentiert werden muss, finden sich auch Angaben dazu, wie ein Krankenhaus hier abgeschnitten hat.

Wie kann man bei der Suche konkret vorgehen?

Suchbeispiel: Entfernung der Gallenblase

Frau Müller hat Gallensteine, die starke Schmerzen verursachen, sodass die Gallenblase entfernt werden muss. Sie sucht ein Krankenhaus in der Nähe, das bei der Gallenblasenentfernung gut abschneidet.

  • Frau Müller gibt zuerst das Stichwort „Gallenblasenentfernung“ ein oder den „5-511“ und einen Ort.
  • Es öffnet sich eine Liste mit Kliniken in der gewählten Region.
  • Frau Müller kann hier Krankenhäuser auswählen, um mehr über sie zu erfahren, etwa: Wie vielen Menschen wurde in einer Klinik die Gallenblase entfernt? Gehört die Leber-, Gallen-, Bauchspeicheldrüsenchirurgie (Pankreaschirurgie) zum medizinischen Leistungsangebot der Fachabteilungen?
  • Unter dem Stichwort „Qualitätsindikatoren“ oder „Gesetzliche Qualitätssicherung“ findet Frau Müller Qualitätsergebnisse der Kliniken bei der Gallenblasenentfernung, zum Beispiel, wie oft Komplikationen eine erneute Operation erforderlich gemacht haben und wie viele Menschen bei diesem Eingriff gestorben sind.
  • Unter dem Stichwort „Personal“ oder „Ärztliche Qualifikation“ kann sie herausfinden, ob das Klinikum Ärztinnen oder Ärzte beschäftigt, die in Allgemeinchirurgie oder Bauchchirurgie (Viszeralchirurgie) qualifiziert sind.

Wie die Suche beginnt und wie die Ergebnisse dargestellt werden, kann jedoch von Suchmaschine zu Suchmaschine unterschiedlich sein. Dadurch können auch die Suchergebnisse etwas voneinander abweichen. In den Suchmaschinen werden die Daten der Qualitätsberichte außerdem häufig durch weitere Informationen ergänzt. So gibt es zum Beispiel Angaben zur Patientenzufriedenheit, die auf Versichertenbefragungen verschiedener Krankenkassen basieren. Aufgrund dieser Unterschiede kann es sich lohnen, verschiedene Krankenhaus-Suchmaschinen auszuprobieren.

Wie läuft die Qualitätssicherung im Krankenhaus ab?

Ob eine Behandlung erfolgreich ist, hängt unter anderem davon ab, ob Ärztinnen und Ärzte bestimmte Standards beachten: Etwa ob sie geben, um Infektionen zu verhindern - oder ob sie einen ausreichend breiten Sicherheitsabstand um einen Tumor einhalten, wenn sie ihn entfernen. Gute Qualität bedeutet in der Medizin unter anderem, dass Komplikationen möglichst vermieden werden und dass die Behandlung zum richtigen Zeitpunkt begonnen wird. Damit ein seinen Zweck erfüllen kann, muss er zum Beispiel rechtzeitig eingesetzt werden. Zudem dürfen die dazugehörigen Sonden nicht verrutschen. Solche Komplikationen müssen die Krankenhäuser dokumentieren. Daher sagt beispielsweise der Qualitätsindikator „Komplikationen während oder nach dem Einsetzen eines Herzschrittmachers“ etwas über die Qualität der Behandlung aus.

Doch ob ein kranker Mensch wieder gesund wird, hängt nicht allein vom Können der Ärztinnen und Ärzte oder von einem standardisierten Vorgehen ab. Die gleiche medizinische Behandlung kann bei verschiedenen Menschen unterschiedlich wirken. Manche Menschen haben Begleiterkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck, die ihr Risiko für Komplikationen erhöhen. Es spielt auch eine Rolle, ob wie vorgesehen weiterbehandelt wird. In welcher Verfassung jemand ins Krankenhaus kommt, ist ebenfalls von Bedeutung. Auf all diese Faktoren hat ein Krankenhaus in der Regel wenig Einfluss. Um dennoch einen fairen Vergleich zwischen Krankenhäusern zu ermöglichen, versuchen Fachleute, Unterschiede zwischen den Patientinnen und Patienten verschiedener Krankenhäuser mithilfe von statistischen Berechnungen auszugleichen.

Was bedeutet „rechnerisch auffällig“?

Ob die Qualität gut oder weniger gut ist, lässt sich nur im Vergleich bestimmen. Daher gibt es für Qualitätsindikatoren sogenannte Referenzbereiche. Ein Referenzbereich ist ein Standard, der anhand von wissenschaftlichen Untersuchungen und Leitlinien festgelegt wird: Entweder als Bereich, innerhalb dessen die Qualität als „gut“ gilt, oder als Wert, der nicht über- oder unterschritten werden darf. Ein Ergebnis innerhalb des Referenzbereiches ist „rechnerisch unauffällig“. Ein Wert außerhalb des Referenzbereiches ist „rechnerisch auffällig“ und wird näher analysiert.

Ein Beispiel für einen Referenzbereich:

  • Sterblichkeit bei einer Lungenentzündung: Eine Lungenentzündung kann besonders für Menschen mit anderen schweren Erkrankungen sowie für ältere Menschen lebensbedrohlich werden. Eine unzureichende Behandlung erhöht die Sterblichkeit. Wie viele Menschen in einem Krankenhaus an einer Lungenentzündung sterben, ist daher ein Qualitätsindikator: Bei einer außerhalb des Krankenhauses erworbenen Lungenentzündung liegt der Referenzbereich für die Sterblichkeit bei 13,8 Prozent. Wenn in einem Krankenhaus 8 Prozent der erkrankten  Menschen an einer Lungenentzündung sterben, ist das Ergebnis „rechnerisch unauffällig": Es liegt im Referenzbereich.

Wie werden Daten gesammelt und ausgewertet?

Die Daten werden von den Krankenhäusern selbst erhoben. Sie müssen die Daten zu den einzelnen Qualitätsindikatoren für jede Patientin und jeden Patienten dokumentieren. Diese Angaben übermitteln sie an unabhängige Prüfinstitute.

Wenn die Ergebnisse einer Klinik von den Qualitätsvorgaben abweichen, beginnt ein festgelegtes Verfahren, um die Ursachen aufzuklären. Dieses Verfahren wird „Strukturierter Dialog“ genannt, weil Prüfinstitut und Krankenhaus zusammenarbeiten müssen.

Das Verfahren beginnt in der Regel mit der Ursachenforschung. Das Prüfinstitut fordert die Klinik auf, eine Stellungnahme abzugeben. Auf diese Weise wird versucht zu klären, was die Auffälligkeit verursacht hat: Handelt es sich vielleicht schlicht um einen Fehler bei der Dokumentation? Kann die Klinik gute Gründe für die Abweichung nennen? Oder wurden tatsächlich Qualitätsstandards nicht eingehalten? Diese Fragen muss das Krankenhaus beantworten.

Und wenn die Dokumentation unvollständig oder fehlerhaft ist?

Wenn ein Krankenhaus seiner Pflicht zur Qualitätsberichterstattung nicht ordnungsgemäß nachkommt, wird dies bekannt gemacht. Der Gemeinsame Bundesausschuss erstellt eine Liste mit Krankenhäusern, die keine Daten geliefert haben. Liefert das Krankenhaus ein zweites Mal nicht, hat das finanzielle Folgen. Auch eine lückenhafte Dokumentation wird bestraft.

Die Prüfinstitute gehen auch der Frage nach, ob die von den Krankenhäusern gelieferten Daten den Tatsachen entsprechen: Sie werden einmal pro Jahr in ausgewählten Bereichen stichprobenartig auf Vollständigkeit geprüft und mit den Krankenakten verglichen.

Weitere Informationen

Der Gemeinsame Bundesausschuss stellt auf seiner Website ausführlichere Informationen zu den Qualitätsberichten zur Verfügung.

Außerdem findet man dort einen Überblick über verschiedene Krankenhaus-Suchmaschinen sowie eine Datenbank mit den vollständigen Qualitätsberichten der Krankenhäuser.

Patientinnen und Patienten, die sich Unterstützung bei der Auswahl eines Krankenhauses wünschen, können sich auch an

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Lesehilfen und Glossar zum Qualitätsbericht der Krankenhäuser: Rapid Report; Auftrag P14-01. 10.03.2015. (IQWiG-Berichte; Band 284).

Die vorliegende Gesundheitsinformation gibt die Inhalte des wissenschaftlichen Gutachtens des IQWiG wieder und ist keine leistungsrechtliche Bewertung der Behandlungsmethode, aus der Rückschlüsse auf die Kostenerstattung durch die gesetzliche Krankenversicherung zulässig wären. Die Entscheidung über die Kostenübernahme diagnostischer und therapeutischer Verfahren ist per Gesetz dem Gemeinsamen Bundesausschuss vorbehalten. Der Gemeinsame Bundesausschuss bezieht die Gutachten des IQWiG in seine Beschlussfassung ein. Informationen zu den Entscheidungen des Gemeinsamen Bundesausschusses erhalten Sie auf dessen Website unter www.g-ba.de.

IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

Unsere Informationen beruhen auf den Ergebnissen hochwertiger Studien. Sie sind von einem Team aus Medizin, Wissenschaft und Redaktion erstellt und von Expertinnen und Experten außerhalb des IQWiG begutachtet. Wie wir unsere Texte erarbeiten und aktuell halten, beschreiben wir ausführlich in unseren Methoden.

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Aktualisiert am 24. Januar 2018

Nächste geplante Aktualisierung: 2024

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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