Wie gut hilft eine Nikotinersatztherapie bei der Raucherentwöhnung?

Foto von Mann in der Apotheke

Das Nikotin im Tabak kann stark abhängig machen. Deshalb spüren die meisten Raucherinnen und Raucher unangenehme Entzugserscheinungen, wenn sie plötzlich aufhören. Nikotinpräparate wie Kaugummis oder Pflaster können solche Beschwerden lindern und so die Chancen auf einen erfolgreichen Rauchstopp erhöhen.

Wer mit dem Rauchen aufhört, hat es in der ersten Woche besonders schwer. Dem Körper fehlt das Nikotin und es können Entzugserscheinungen auftreten: Man wird unruhig, reizbar, fühlt sich niedergeschlagen und hat ein starkes Verlangen zu rauchen. Viele Menschen können sich schlechter konzentrieren und haben mehr Appetit als sonst. Eine Nikotinersatztherapie lindert diese Entzugserscheinungen und kann so den erfolgreichen Rauchstopp unterstützen.

Wichtig ist:

Die Nikotinersatztherapien müssen in der vorgesehenen Dosierung und Dauer angewendet werden, damit sie funktionieren. Sie ist in der Packungsbeilage beschrieben und wird auch in der Apotheke erklärt.

Wie wirkt eine Nikotinersatztherapie?

Bei einer Nikotinersatztherapie wird das Nikotin im Tabak durch Nikotinpräparate wie Kaugummis oder Pflaster ersetzt. Auch wenn der Begriff etwas anderes vermuten lässt, wird das Nikotin nicht durch eine andere Substanz ersetzt. Die Dosierung wird aber schrittweise verringert, um den Körper nach und nach vom Nikotin zu entwöhnen – solange, bis er ohne auskommt.

Zur Nikotinersatztherapie sind in Deutschland nikotinhaltige Kaugummis, Pflaster, Lutschtabletten, Inhalationsgeräte und Sprays zugelassen. Diese Produkte geben das Nikotin langsamer und in geringerer Dosis an den Körper ab als Zigaretten. Zudem entfallen gesundheitsschädliche Stoffe aus dem Tabakrauch wie Teer und Kohlenmonoxid.

Wer sich für eine Nikotinersatztherapie entscheidet, kann sie zeitgleich mit dem Rauchstopp beginnen oder bereits 1 bis 2 Wochen früher.

Nikotinpräparate sind apothekenpflichtig. Ein Rezept ist aber nicht erforderlich. Die genaue Anwendung der Produkte wird in der Packungsbeilage beschrieben. In der Apotheke oder Arztpraxis kann man sie sich auch erklären lassen.

Für welche Form der Nikotinersatztherapie man sich entscheidet, hängt von den persönlichen Vorlieben ab. Alle Präparate können den Rauchstopp erleichtern.

Was kostet eine Nikotinersatztherapie?

Was eine Nikotinersatztherapie kostet, hängt von den jeweiligen Produkten ab und davon, wie lange sie benötigt werden. Meist ist mit insgesamt etwa 150 bis 250 € zu rechnen. Die Kosten fallen jedoch nicht auf einmal an, sondern verteilen sich auf mehrere Packungen.

Die Kosten einer Nikotinersatztherapie schrecken manche Raucherinnen und Raucher ab. Allerdings fallen sie nicht auf einmal an: Es gibt die Produkte in kleinen Packungen, die für etwa zwei Wochen reichen. Und: Wer es schafft, rauchfrei zu werden, spart auf Dauer viel Geld – deutlich mehr, als eine kostet.

Nikotinkaugummis

Nikotinkaugummis müssen etwa 30 Minuten lang gekaut werden, um das gesamte Nikotin aus der Kaumasse zu lösen. Es kommt vor allem darauf an, sie langsam und mit Pausen zu kauen. So kann das Nikotin nach und nach aus der Kaumasse freigesetzt und über die Mundschleimhaut vom Körper aufgenommen werden. Es gibt unterschiedliche Geschmacksvarianten wie Pfefferminz oder Frucht.

Zu Beginn der Behandlung kaut man über den Tag verteilt etwa 8 bis 12 Kaugummis, bei Bedarf auch mehr. Über mehrere Wochen wird die Dosis allmählich reduziert, bis man mit 1 bis 2 Kaugummis pro Tag auskommt. Nach etwa 3 bis 6 Monaten kann das Kaugummi meist ganz abgesetzt werden.

Nikotinkaugummis gibt es in Dosierungen mit 2 und mit 4 Milligramm (mg) Nikotin. Wer mehr als 20 bis 30 Zigaretten pro Tag geraucht hat, greift am besten zur höheren Dosis, da sie bei starkem Zigarettenkonsum bessere Erfolgschancen bietet.

Nikotinpflaster

Nikotinpflaster geben das Nikotin langsam und kontinuierlich über die Haut in den Körper ab. Sie sind üblicherweise in drei verschiedenen Dosierungen erhältlich. Ein Pflaster wird nach dem Aufstehen auf die Haut geklebt und für 16 bis 24 Stunden dort belassen. Es kann zum Beispiel auf die Innen- oder Außenseite des Oberarms, den Schulterbereich oder die Hüfte aufgebracht werden.

Wichtig: Damit es gut hält, muss das Pflaster für etwa 10 bis 20 Sekunden auf die saubere, trockene und nicht eingecremte Hautstelle gedrückt werden. Außerdem sollten die Pflaster jeden Tag auf eine andere Hautstelle geklebt werden.

Die Behandlung dauert etwa drei Monate. Währenddessen wird die Dosierung schrittweise verringert, indem auf Pflaster mit niedrigerem Nikotingehalt umgestiegen wird. Die genaue Dosierung und Behandlungsdauer richten sich danach, wie viel man zuvor geraucht hat.

Lutschtabletten

Lutschtabletten setzen das Nikotin beim Lutschen frei und geben es über die Mundschleimhaut an den Körper ab. Je nach Produkt wird empfohlen, in den ersten 6 bis 12 Wochen nach dem Rauchstopp etwa alle 1 bis 2 Stunden eine Tablette zu lutschen, üblicherweise 8 bis 12 Stück pro Tag. Danach wird die Zahl der Lutschtabletten nach und nach reduziert, bis man ohne auskommt.

Lutschtabletten sind in Dosierungen zwischen 1 und 4 mg Nikotin erhältlich. Die Anfangsdosierung richtet sich auch hier danach, wie viel man zuvor geraucht hat.

Inhalatoren und Sprays

Mit einem Nikotininhalator (Inhaler) zieht man das Nikotin durch den Mund ein, ähnlich wie bei einer Zigarette. Auf das Mundstück des Inhalators werden austauschbare Patronen oder Kapseln gesteckt. Eine Patrone enthält 15 mg Nikotin und reicht für mehrere Anwendungen. Pro Tag werden 3 bis 6 Patronen verwendet – je nachdem, wie stark man vorher geraucht hat. Um ausreichend Nikotin aus einer Patrone aufzunehmen, muss deutlich häufiger daran gezogen werden als an einer Zigarette – und das über einen Zeitraum von etwa 10 bis 20 Minuten. Auch hier wird die Zahl der Anwendungen schrittweise reduziert, bis es ohne geht.

Nikotinspray wird etwa 1- bis 2-mal pro Stunde wie ein Mundspray in den Mund gesprüht – also in ähnlichen Abständen wie beim Rauchen. Nach sechs Wochen wird die Zahl der Sprühstöße nach und nach verringert, bis man ohne Nikotin auskommt. Dies sollte ebenfalls in etwa 3 bis 6 Monaten gelingen.

Wie gut hilft eine Nikotinersatztherapie?

Die Wirksamkeit von Nikotinersatztherapien wurde in vielen wissenschaftlichen Studien untersucht. An den Studien nahmen Menschen teil, die zuvor mindestens 15, meist aber mehr als 20 Zigaretten am Tag geraucht hatten. Fast allen wurde neben der Nikotinersatztherapie weitere Hilfe wie zum Beispiel eine Beratung angeboten. Nach 6 bis 12 Monaten wurde überprüft, ob die Teilnehmenden noch oder wieder rauchten.

Eine Wissenschaftlergruppe der hat über 130 Studien mit fast 65.000 Teilnehmenden ausgewertet. Diese Studien zeigen, dass die Nikotinersatztherapie den Rauchstopp erleichtern kann:

  • Ohne Nikotinersatztherapie schafften es 11 von 100 Personen, mit dem Rauchen aufhören.
  • Mit Nikotinersatztherapie gelang es 17 von 100 Personen, mit dem Rauchen aufzuhören.

Eine Nikotinersatztherapie verhalf also im Durchschnitt 6 von 100 Personen zum erfolgreichen Rauchstopp.

Grafik: Wie gut eine Nikotinersatztherapie bei der Raucherentwöhnung hilft - wie im Text beschrieben

Die Zahlen sind Durchschnittswerte. Die Chancen auf eine erfolgreiche Entwöhnung sind am höchsten, wenn die Nikotinersatztherapie mit anderen Unterstützungsangeboten kombiniert wird, wie zum Beispiel einem Entwöhnungskurs.

Studien zeigen auch, dass eine Kombination von zwei Nikotinpräparaten besser wirkt als ein einzelnes Präparat. Eine Kombination kann zum Beispiel aus Nikotinpflaster und Lutschtabletten bestehen.

Welche Nebenwirkungen können auftreten?

Nikotinersatztherapien sind sicher. Sie können aber vorübergehende Nebenwirkungen haben – welche, hängt von der Art der Anwendung ab. Werden sie zu unangenehm, kann es sich lohnen, eine andere Form auszuprobieren.

Mögliche Nebenwirkungen von Kaugummis, Lutschtabletten, Inhalatoren und Sprays sind Reizungen der Mundschleimhaut und Magenverstimmungen. In Studien kam es bei 11 von 100 Personen zu Irritationen in Mund oder Rachen, bei 4 von 100 Personen schlugen die Mittel auf den Magen, manchmal lösten sie auch Schluckauf aus.

Nikotinpflaster können auch Hautreizungen verursachen: In Studien betraf dies 13 von 100 Personen. Andere Nebenwirkungen sind bei Pflastern selten.

Ernsthafte Nebenwirkungen sind nicht zu befürchten. In Studien führten Nikotinersatztherapien zwar bei 1 von 100 Personen zu Herzklopfen. Es gibt jedoch keine Hinweise, dass sie das Risiko für Herzerkrankungen erhöhen.

Kommt eine Nikotinersatztherapie in der Schwangerschaft infrage?

Während der Schwangerschaft können Entwöhnungsprogramme helfen, mit dem Rauchen aufzuhören. Studien zeigen, dass Schwangeren der Rauchstopp leichter fällt, wenn sie eine Beratung erhalten.

Ob eine Nikotinersatztherapie in der Schwangerschaft hilft, haben nur wenige Studien untersucht. Sie konnten keinen Nutzen feststellen.

Medizinische Fachgesellschaften ziehen eine Nikotinersatztherapie in der Schwangerschaft daher nur in Betracht, wenn andere Unterstützungsmaßahmen nicht erfolgreich waren und die ärztlich gut überwacht wird.

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Aktualisiert am 06. April 2022

Nächste geplante Aktualisierung: 2025

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Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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