Wie funktioniert ein Blasentraining?

Menschen mit einer überaktiven oder schwachen Blase sind oft durch einen vermehrten Harndrang gezwungen, sofort die Toilette aufzusuchen. Oder sie verlieren tröpfchenweise Urin, bevor sie die Toilette erreicht haben. Ein Blasentraining – auch Urotherapie genannt – kann dann helfen, zumindest teilweise die Kontrolle über ihre Blase wiederzuerlangen.

Die Blase kann durch ein Training lernen, sich stärker zu dehnen und mehr Harn zu speichern. Zu einem Blasentraining gehören auch verschiedene verhaltenstherapeutische Ansätze sowie ein konkreter Trink- und Toilettenplan.

Erster Schritt: Tagebuch

Grundlage für ein Blasentraining ist ein Tagebuch. In einem solchen Tagebuch kann man aufschreiben,

  • wie häufig man zur Toilette geht,
  • wie viel Urin abgeht und
  • wie viel Flüssigkeit man über den Tag verteilt trinkt.

Auch Angaben zu Medikamenten und zu Situationen, in denen unbeabsichtigt Harn verloren wurde, sind wichtig. Die Aufzeichnungen können bei einem Gespräch mit der Ärztin oder dem Arzt helfen und wichtige Hinweise darauf liefern, welche Ursache hinter den Beschwerden stecken.

Der Toilettenplan: Regelmäßigkeit zählt

  • Regelmäßiger Rhythmus: Um die Blase an einen Rhythmus zu gewöhnen, ist es wichtig, in einem festen Zeitabstand zur Toilette zu gehen. Dabei kann ein Toilettenplan hilfreich sein. Oft wird im Rahmen eines Blasentrainingsprogramms empfohlen, direkt nach dem Aufstehen und vielleicht noch einmal nach dem Frühstück auf Toilette zu gehen und ab dann die Abstände zwischen den Toilettengängen möglichst gleichmäßig einzurichten.
  • Vorbeugende Toilettengänge vermeiden: Wer vorbeugend in zu kurzen Abständen auf die Toilette geht, könnte die Beschwerden einer überaktiven Blase eventuell verschlimmern. Die Blase kann durch dieses Verhalten regelrecht darauf „trainiert“ werden, schon bei einer geringen Füllung Harndrang anzumelden.
  • Nicht sofort Wasser lassen: Auch wenn der Harndrang sehr stark ist, hält er meist nur einige Minuten an, dann beruhigt sich die Blase wieder. Man kann üben, die Blase nicht sofort zu entleeren, wenn sie sich meldet. Auch ruhig und langsam zur Toilette zu gehen – und nicht zu laufen –, kann hilfreich sein.
  • Die Zeit zwischen den Toilettengängen ausdehnen: Es kann hilfreich sein zu versuchen, die Abstände zwischen den Toilettengängen auszudehnen – dies aber langsam und ohne Stress. Auch dabei kann ein Toilettenplan helfen. Dort kann man beispielsweise festhalten, dass man einige Tage lang versuchen will, 5 Minuten auszuhalten, bevor man auf die Toilette geht. Später kann der Zeitraum dann auf 10, 15 und schließlich 20 Minuten ausgedehnt werden, in denen man es schafft, den Harndrang auszuhalten.

Das Training auch nachts anzuwenden, kostet viel Energie. Tagsüber lassen sich eher Erfolge verzeichnen. Mit der Zeit kann das Training auf die Nacht ausgeweitet werden.

Techniken zur Ablenkung

Wenn man versucht, dem Harndrang nicht sofort nachzugeben, sind einige Techniken hilfreich, mit denen man sich ablenken kann:

  • Wenn sich die Blase meldet, hilft es, sich zu entspannen und sich mit positiven Vorstellungen abzulenken. Man kann sich etwa in Gedanken vorsagen: „In 5 Minuten werde ich auf die Toilette gehen, bis dahin werde ich an etwas Anderes denken.“
  • Hilfreich kann es sein, sich auf einen Stuhl zu setzen und den Oberkörper aus der Hüfte nach vorne zu beugen, als ob man die Schnürsenkel binden möchte. Diese Stellung hält man so lange aus, bis der Drang nachlässt. Durch die vornüber gebeugte Haltung ändern sich die Druckverhältnisse im Bauchraum und die Harnröhre kippt ab, so dass der Harndrang nachlässt.
  • Es hilft auch im Sitzen mit geradem Rücken den Beckenboden anzuspannen und nach innen hoch zu ziehen.

Der Trinkplan: regelmäßig und genug trinken

Viele Menschen mit einer schwachen Blase trinken zu wenig, weil sie Angst haben, die Toilette nicht mehr rechtzeitig zu erreichen. Aber Regelmäßigkeit hilft nicht nur bei der Entleerung, sondern auch beim Füllen der Blase. Daher wird beim Blasentraining ein Toilettenplan mit einem Trinkplan kombiniert, in dem festgehalten wird, wann man wie viel trinkt. Als hilfreich hat sich in vielen Fällen ein Timer herausgestellt, der durch ein akustisches Signal an die festgelegten Zeiten erinnert.

  • Ausreichend Flüssigkeit ist auch aus einem anderen Grund wichtig: Ist der Wassergehalt des Urins zu gering, können die konzentrierten Bestandteile des Urins die Blasenschleimhaut angreifen. Dadurch wird diese auf Dauer gereizt und die Beschwerden können sich verstärken.
  • Trinken Sie zu oder vor jeder Mahlzeit. Es ist empfehlenswert, vor jeder Mahlzeit 1 bis 2 Gläser Wasser ohne Kohlensäure zu trinken. Dazwischen sind Säfte möglich, tagsüber in geringen Mengen auch Kaffee und schwarzer Tee.
  • Um die Nachtruhe so wenig wie möglich zu stören, kann es helfen, ab etwa zwei Stunden vor dem Schlafengehen weniger oder gar nichts mehr zu trinken.
  • Kaffee, schwarzer oder grüner Tee und alkoholische Getränke wirken harntreibend. Aber auch Nieren- und Blasentees oder Brennnesseltee verstärken die Urinbildung. Direkt vor dem Schlafengehen ist es hilfreich, diese Getränke komplett zu meiden.
  • Auch vor Aktivitäten, bei denen man viel unterwegs ist, kann es hilfreich sein, auf harntreibende Getränke zu verzichten.

Von Rückschlägen nicht entmutigen lassen

  • Auch bei Rückschlägen sollte man versuchen weiter Buch zu führen, denn nur so können Erfolge erfasst werden und man hat einen Überblick über mögliche Rückschläge.
  • Auch ist es gut zu wissen, dass Rückschläge ganz normal sind. Gerade in Zeiten großer Erschöpfung oder bei seelischem Stress kann dies passieren.
  • Auch eine Harnwegsentzündung, eine Erkältung oder nasses, windiges Wetter können der Grund sein.

Ein Blasentraining eignet sich nicht für alle Formen der Blasenschwäche. Es ist daher gut, mit dem Arzt oder der Ärztin zu besprechen, ob ein solches Training für einen persönlich sinnvoll sein kann.

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Aktualisiert am 11. Januar 2023

Nächste geplante Aktualisierung: 2026

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