Wie funktioniert die Hirnanhangdrüse (Hypophyse)?

Die Hirnanhangdrüse (Fachbegriff: Hypophyse) ist eine etwa erbsen- bis kirschgroße Ausstülpung an der Unterseite des Gehirns. Sie steuert verschiedene Körperfunktionen und die Produktion vieler Hormone im Körper.

Dazu bildet die Hypophyse eine Reihe von Hormonen, die auf die meisten Hormondrüsen im Körper oder direkt auf bestimmte Organe wirken. Zudem hat sie die Aufgabe, das unwillkürliche (vegetative) Nervensystem zu steuern. Dieses überwacht und reguliert den Energie-, Wärme- und Wasserhaushalt – und damit die Körpertemperatur, den Herzschlag und die Urinausscheidung, ebenso Schlaf, Hunger und Durst. Bei der Erfüllung beider Aufgaben spielt auch der Hypothalamus, ein Teil des Zwischenhirns, eine Rolle.

Die Hirnanhangdrüse liegt gut geschützt in einer Vertiefung des Schädelknochens, etwa in der Mitte des Kopfes auf Höhe der Augen. Sie besteht aus vier Teilen, die unterschiedliche Aufgaben haben:

  • Vorderlappen
  • Hinterlappen
  • Bereich zwischen beiden Lappen (Zwischenteil oder Pars intermedia)
  • Hypophysenstiel: Er verbindet die Hirnanhangdrüse mit dem Zwischenhirn.
Grafik: Hirnanhangdrüse - Lage und einzelne Teile, wie im Text beschrieben

Welche Aufgaben hat der Vorderlappen?

Der Vorderlappen macht etwa drei Viertel der Hirnanhangdrüse aus. Er bildet zwei Arten von Hormonen:

  • Hormone, die andere hormonbildende Drüsen steuern
  • Hormone, die direkt auf den Körper wirken

Zu den drüsensteuernden Hormonen gehören:

Zu den direkt wirkenden Hormonen zählen:

  • Wachstumshormon oder somatotropes Hormon (STH): regt das Wachstum von Knochen, Muskeln und Organen an und sorgt unter anderem in der Leber dafür, dass die dafür nötigen Bausteine und Energie bereitgestellt werden
  • Prolaktin: regt in der Pubertät das Wachstum der weiblichen Brust an, unterdrückt während einer Schwangerschaft den Eisprung und setzt nach der Geburt die Milchproduktion in den Brustdrüsen in Gang

Die Hormone werden von der Hirnanhangdrüse ins Blut abgegeben und gelangen über die Blutbahn zu den Organen, auf die sie wirken.

Die Hormonproduktion des Vorderlappens selbst wird auf zwei Wegen gesteuert:

  • über den Hypothalamus, der anregende Hormone (Releasing-Hormone) oder hemmende Hormone (Inhibiting-Hormone) bildet
  • über den Hormonspiegel im Blut: So bringt beispielsweise die Schilddrüse dazu, je nach Bedarf mehr oder weniger Schilddrüsenhormone zu bilden. Enthält das Blut genug Schilddrüsenhormone, hört die Hirnanhangdrüse auf, zu produzieren. Ist der Hormonspiegel zu niedrig, kurbelt die Hirnanhangdrüse die Produktion von an. Die Schilddrüse produziert dann mehr Schilddrüsenhormone.

Welche Aufgaben hat der Hinterlappen?

Der Hinterlappen der Hirnanhangdrüse besteht hauptsächlich aus einem Geflecht von Nervenfasern, die dem Hypothalamus entstammen. Im Hinterlappen werden die Hormone, die von diesen Nerven gebildet werden, gespeichert und bei Bedarf ins Blut abgegeben:

  • Oxytocin: wirkt auf die Gebärmutter und die Brustdrüse und löst zum Beispiel die Wehen aus
  • antidiuretisches Hormon (ADH): steuert die Wasseraufnahme in der Niere und verengt die Blutgefäße. Dadurch kann sich der Blutdruck erhöhen.

Über den Hypophysenstiel ist der Hinterlappen der Hirnanhangdrüse direkt mit dem Hypothalamus verbunden.

Was passiert im Zwischenteil (Pars intermedia)?

Zwischen Vorder- und Hinterlappen befindet sich ebenfalls hormonbildendes Gewebe. In diesem Zwischenteil werden Melanozyten-stimulierende Hormone (MSH) gebildet. Sie fördern unter anderem in der Haut die Bildung von Melanin, einem Farbstoff, der vor schädlichen UV-Strahlen schützt. Außerdem steuern MSH den Appetit und beeinflussen sexuelle Erregung und Lustempfinden.

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Pschyrembel Online. 2024.

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Aktualisiert am 24. April 2024

Nächste geplante Aktualisierung: 2027

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