Welche Vor- und Nachteile haben Medikamente zur Vorbeugung von Knochenbrüchen?

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Medikamente können bei das Risiko für einen Knochenbruch senken. Meist werden dazu sogenannte Bisphosphonate eingesetzt. Ob man sie nehmen möchte, ist eine persönliche Entscheidung. Dazu sind vor allem die Vor- und Nachteile der Medikamente und das eigene Risiko für einen Bruch von Bedeutung.

Bestimmte Medikamente, die Bisphosphonate, können die Knochen stärken und Knochenbrüche teilweise vermeiden. Diese Medikamente hemmen Zellen, die für den Abbau von Knochensubstanz zuständig sind (Osteoklasten).

Ob man bei einem Knochenbruch mit Medikamenten vorbeugen möchte oder nicht, ist eine individuelle Entscheidung. Das persönliche Risiko für einen Knochenbruch spielt dabei eine wichtige Rolle. Es hängt unter anderem von der Knochendichte, dem Alter und weiteren Risikofaktoren ab – zum Beispiel davon, ob andere Erkrankungen bestehen, die Knochenbrüche wahrscheinlicher machen.

Zur Wirksamkeit von Osteoporose-Medikamenten gibt es nur wenige Studien, an denen Männer teilgenommen haben. Die folgenden Angaben beziehen sich daher auf Frauen. Manche Medikamente sind aber auch für Männer mit zugelassen.

Wie gut schützen Bisphosphonate vor Knochenbrüchen?

Bisphosphonate können bei das Risiko für Knochenbrüche senken. Da sie auch Nebenwirkungen haben, lohnt es sich, die Vor- und Nachteile einer Einnahme abzuwägen.

Ein Bruch an der Hüfte (Oberschenkelhals) kann besonders schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben. Wer für sich einschätzen will, ob eine Medikamenteneinnahme lohnt, unterscheidet deshalb am besten zwischen dem Risiko für einen Bruch am Oberschenkelhals und dem Risiko für andere Brüche, zum Beispiel am Handgelenk.

Die folgenden Grafiken veranschaulichen, was Frauen mit von einer Behandlung mit diesen Medikamenten erwarten können. Die darin enthaltenen Zahlen beziehen sich auf einen Zeitraum von drei Jahren. Sie zeigen, dass Bisphosphonate in diesem Zeitraum

  • etwa 4 von 100 Frauen vor einem Knochenbruch bewahren und
  • etwa 1 von 100 Frauen vor einem Bruch am Oberschenkelhals bewahren.
Grafik: Knochenbrüche insgesamt mit und ohne Medikamente
Grafik: Knochenbrüche an der Hüfte mit und ohne Medikamente

Wichtig ist

Dies sind durchschnittliche Werte aus Studien. Wie groß die Schutzwirkung der Medikamente ist, hängt auch davon ab, welche weiteren Risikofaktoren eine Frau hat.

Wie werden Bisphosphonate angewendet?

Zur Osteoporose-Behandlung sind vier Bisphosphonate zugelassen:

  • Alendronsäure
  • Ibandronsäure
  • Risedronsäure
  • Zoledronsäure

Sie können als Tabletten eingenommen oder als in eine Vene gegeben werden.

Die Medikamente können die Speiseröhre reizen. Es ist deshalb wichtig, diese Hinweise zu beachten:

  • Die Tabletten werden morgens nach dem Aufstehen mit einem Glas Wasser (200 ml, kein stark kalziumhaltiges Mineralwasser) geschluckt. Sie dürfen nicht zerdrückt oder zerkaut werden und sollten nicht lange im Mund bleiben.
  • Anschließend mindestens 30 Minuten in möglichst aufrechter Haltung bleiben – also sitzen oder stehen und sich nicht hinlegen.
  • Andere Medikamente, Lebensmittel oder Getränke dürfen frühestens 30 Minuten nach der Tablette zu sich genommen werden.

Die richtige Anwendung sorgt auch dafür, dass die Wirkstoffe vom Darm aufgenommen werden.

Die Wirkstoffe unterscheiden sich auch danach, wie sie angewendet werden:

  • Alendronsäure: einmal täglich oder einmal wöchentlich als Tablette oder Brausetablette
  • Ibandronsäure: einmal monatlich als Tablette oder alle drei Monate als
  • Risedronsäure: je nach Dosierung täglich, wöchentlich oder monatlich als Tablette
  • Zoledronsäure einmal jährlich als

Alendronsäure wird mit Abstand am häufigsten eingesetzt.

Welche Nebenwirkungen können Bisphosphonate haben?

Die meisten Menschen vertragen Bisphosphonate gut. Mögliche Nebenwirkungen hängen vor allem davon ab, ob sie als Tablette eingenommen oder als gegeben werden.

Tabletten führen manchmal zu Magen-Darm-Problemen wie Sodbrennen, Übelkeit, Durchfall oder Verstopfung. Außerdem können sie die Speiseröhre reizen. Für Menschen, die ohnehin Probleme zum Beispiel mit Sodbrennen oder Reflux haben, kann eine daher sinnvoller sein. Auch bei anderen Erkrankungen der Speiseröhre oder des Magen-Darm-Trakts wird von Tabletten eher abgeraten.

Infusionen mit Bisphosphonaten können in den Tagen danach zu grippeähnlichen Beschwerden führen – vor allem nach der ersten . Fiebersenkende Medikamente wie oder können die Beschwerden lindern. Sie werden dann bis zu drei Tage eingenommen.

Gibt es schwerwiegende Nebenwirkungen?

Sehr selten führen Bisphosphonate dazu, dass der Kieferknochen oder Teile davon absterben (). Laut Schätzungen kann es über viele Jahre bei bis zu 3 von 10.000 Frauen zu dieser Nebenwirkung kommen. Vermutlich betrifft dies vor allem Frauen mit einer Krebserkrankung und Frauen, die die Medikamente als erhalten.

Welche Untersuchungen sind vor Beginn der Behandlung nötig?

Vor einer Behandlung mit Bisphosphonaten prüft die Ärztin oder der Arzt, ob medizinisch etwas dagegenspricht. Dazu fragt sie oder er zum Beispiel nach anderen Erkrankungen und Medikamenten sowie nach der Kiefer- und Zahngesundheit. Außerdem werden verschiedene Blutwerte bestimmt, um sicherzustellen, dass die Nieren gut funktionieren und keine anderen Gründe gegen eine Behandlung sprechen.

Wer Bisphosphonate nimmt, teilt dies am besten auch der Zahnärztin oder dem Zahnarzt mit. Wenn größere Kiefer- oder Zahnbehandlungen anstehen, kann es auch sinnvoll sein, den Beginn einer Behandlung mit Bisphosphonaten zu verschieben.

Es ist normalerweise nicht nötig, während der Behandlung die Knochendichte zu überprüfen. Zum einen hängt der Schutz der Medikamente nicht nur von der Knochendichte ab. Zum anderen bedeuten Knochendichtemessungen eine Strahlenbelastung. Es ist nicht nachgewiesen, dass regelmäßige Kontrollen der Knochendichte während der Behandlung Vorteile haben.

Welche Medikamente gibt es noch?

Weitere Medikamente zur Behandlung von sind Denosumab, Raloxifen und Teriparatid. Sie werden aber nur dann eingesetzt, wenn Bisphosponate nicht infrage kommen.

Denosumab wird alle sechs Monate unter die Haut gespritzt. Es kann das Risiko für Knochenbrüche senken und ist auch für Menschen mit einer eine Möglichkeit. Allerdings gibt es zu diesem Wirkstoff Sicherheitsbedenken. In manchen Studien wurde beobachtet, dass die Knochendichte bei Menschen, die das Mittel wieder abgesetzt hatten, stark abnahm und das Risiko für Brüche stieg. Auch bei Denosumab kann in sehr seltenen Fällen ein Teil des Kieferknochens absterben.

Raloxifen wird sehr selten eingesetzt. Dies liegt unter anderem daran, dass es das Risiko für Thrombosen und tödliche Schlaganfälle erhöht.

Teriparatid wird ebenfalls sehr selten verwendet. Es ist nicht nachgewiesen, dass es Knochenbrüchen an der Hüfte vorbeugen kann. Außerdem ist es nur für eine Anwendungsdauer von zwei Jahren zugelassen.

Soll ich mit Medikamenten vorbeugen?

Bei Medikamente einzunehmen oder nicht, ist eine persönliche Abwägung: Manche Menschen möchten unbedingt einen Knochenbruch vermeiden und entscheiden sich für Medikamente. Andere entscheiden sich dagegen, weil sie sich nicht mit der regelmäßigen Anwendung der Mittel und möglichen Nebenwirkungen belasten möchten.

Die Entscheidung ist nicht immer einfach, aber es besteht kein Grund zur Eile. Das gemeinsame Gespräch mit der Ärztin oder dem Arzt kann helfen, die Vor- und Nachteile einer Behandlung in Ruhe abzuwägen. Die Hausärztin oder der Hausarzt kennt die persönliche und medizinische Situation und ist eine geeignete erste Anlaufstelle.

Auch sogenannte Risikorechner können die Abwägung unterstützen: spezielle Computerprogramme, die anhand persönlicher Risikofaktoren abschätzen, mit welcher Wahrscheinlichkeit man in den nächsten Jahren einen Knochenbruch haben wird. Ein aussagekräftiger Risikorechner gibt dies als Zahl an – und unterstützt damit eine sorgfältige Abwägung. Ein Beispiel für einen international verbreiteten Risikorechner ist der sogenannte „FRAX-Rechner“.

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Aktualisiert am 04. Oktober 2022

Nächste geplante Aktualisierung: 2025

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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