Es gibt unterschiedliche Gründe für eine augenärztliche Untersuchung – zum Beispiel plötzliche Sehstörungen, Beschwerden oder Verletzungen am Auge. Für Menschen, die ein erhöhtes Risiko für Augenkrankheiten haben, sind außerdem regelmäßige Kontrollen der Augengesundheit sinnvoll. Doch was kommt in der Praxis auf einen zu?
Was gehört zu einer allgemeinen Augenuntersuchung?
Die Untersuchung bei einer Augenärztin oder einem Augenarzt läuft meist sehr ähnlich ab. Zu Beginn kann man im Gespräch von aktuellen Beschwerden wie Schmerzen oder Sehproblemen berichten. Die Ärztin oder der Arzt fragt nach,
- wie lange diese schon bestehen,
- ob sie plötzlich oder allmählich aufgetreten sind und
- ob sie ein oder beide Augen betreffen.
Bei Schmerzen ist es wichtig, möglichst genau zu beschreiben, wo das Auge weh tut: an der Oberfläche, in der Tiefe oder nur, wenn es bewegt wird? Strahlen die Augenschmerzen in Richtung Stirn oder Schläfe aus?
Auch andere Informationen über die Augen sind wichtig: Trägt man eine Brille oder Kontaktlinsen? Wurde bereits eine Augenerkrankung festgestellt oder beeinflussen möglicherweise andere Erkrankungen wie Diabetes die Augengesundheit? Gefragt wird auch, ob direkte Verwandte bestimmte Augenerkrankungen wie einen Grünen Star haben.
Die Ärztin oder der Arzt achtet auf Auffälligkeiten wie entzündete Lider, Verletzungen oder sichtbare Unterschiede zwischen beiden Augen. Sie oder er prüft auch, ob die Bindehaut gerötet oder entzündet ist. Danach wird das Sehvermögen jedes Auges mit Sehtests und verschiedenen Geräten überprüft. Mit einer Spaltlampe betrachtet die Ärztin oder der Arzt die vorderen Bestandteile des Auges stark vergrößert und kann mit einer zusätzlichen Lupe auch in das Auge hineinschauen. Sie oder er misst auch den Augeninnendruck. Manchmal schließen sich weitere Untersuchungen an – welche sinnvoll sind, richtet sich nach den eigenen Beschwerden und Vorerkrankungen.
Was wird die Sehschärfe gemessen?
Mit einem Sehtest kann die Sehschärfe gemessen werden – das heißt, wie weit zwei Punkte in einer bestimmten Entfernung auseinander liegen müssen, damit man sie auch als getrennt wahrnimmt. Das wird umso schwieriger, je enger diese Punkte zusammenliegen und je weiter sie entfernt sind.
Für den Sehtest wird ein Auge abgedeckt. Mit dem anderen Auge schaut man auf Sehtafeln oder auf einen Bildschirm mit Buchstaben, Zahlen oder Zeichen in abnehmender Größe.
Die Sehschärfe zeigt sich daran, welche Zeichen aus fünf Metern Entfernung noch erkannt werden. Manchmal prüft die Augenärztin oder der Augenarzt sie zusätzlich mit Lesetafeln, von denen man aus etwa 30 Zentimetern Entfernung Text in verschiedenen Schriftgrößen ablesen soll. Wer normalerweise eine Brille oder Kontaktlinsen trägt, wiederholt die Tests mit der Sehhilfe.
Bei sehr kleinen Kindern und anderen Menschen, die sich nicht ausreichend mitteilen können, ist der Sehtest nicht möglich. Um ihre Sehschärfe abzuschätzen, gibt es andere Tests.
Wie wird die Brechkraft bestimmt?
Um herauszufinden, ob man eine Brille braucht und wenn ja, in welcher Stärke, wird die Brechkraft (Refraktion) des Auges überprüft. Diese lässt sich mit speziellen Apparaten messen. Blickt man etwa durch ein sogenanntes Autorefraktometer auf ein Bild, erkennt dieses Gerät, wie das Auge das Bild reflektiert, und berechnet hieraus die Brechkraft.
Eine andere Möglichkeit ist die sogenannte Schattenprobe ( Skiaskopie): Dabei bewegt die Ärztin oder der Arzt mit einem speziellen Instrument (Skiaskop) einen Lichtstrahl über die Pupille. Dann hält sie oder er unterschiedlich starke Linsen vor das Auge und beobachtet, wie sich der Lichtstrahl jeweils im Auge bewegt.
Anschließend wird meist noch ein Sehtest gemacht: Man schaut wieder auf Sehtafeln oder auf ein Bild – diesmal jedoch durch verschiedene Korrekturgläser (Linsen) mit unterschiedlicher Stärke. Dabei gibt man an, durch welche Gläser die Zeichen auf den Tafeln oder das Bild am besten erkennbar sind. Bei sehr kleinen Kindern und anderen Menschen, die sich nicht ausreichend mitteilen können, entfällt der Sehtest.
Was ist eine Gesichtsfeldprüfung?
Was ein Mensch sieht, ohne das Auge zu bewegen, wird Gesichtsfeld genannt. Um es zu prüfen, wird ein Perimeter verwendet – ein Gerät, mit dem man auf die Innenwand einer Halbkugel schaut. Daher heißt die Untersuchung auch Perimetrie.
Während der Untersuchung stützt man den Kopf leicht in eine Halterung und fixiert einen Punkt in der Mitte der Kugelwand. An verschiedenen Stellen der Wand leuchten Lichtpunkte auf, die sich bewegen und unterschiedlich hell sind. Wenn man das Licht wahrnimmt, drückt man eine Taste. So werden die Grenzen des Bereichs ausgemessen, in dem man etwas wahrnimmt. Je mehr Stellen im Gesichtsfeld geprüft werden, desto genauer ist die Untersuchung – entsprechend länger dauert sie aber. Die Untersuchung ist schmerzfrei, kann aber anstrengend sein, da man sich lange konzentrieren muss.
Das Gesichtsfeld ist sehr wichtig, um sich im Raum zu orientieren. Es kann durch Schädigungen der Netzhaut oder des Sehnervs gestört werden, etwa bei einem Grünen Star ( Glaukom) oder einer altersabhängigen Makuladegeneration. Aber auch neurologische Erkrankungen können das Gesichtsfeld verändern, zum Beispiel ein Schlaganfall. Daher wird das Gesichtsfeld auch bei unklaren Kopfschmerzen oder Schwindel gemessen.
Wie wird das Sehvermögen noch geprüft?
Es folgen oft weitere Untersuchungen, um das Sehvermögen zu beurteilen. Dazu gehören Tests zum Farbsehen, bei denen auf bunten Farbtafeln Zahlen oder Buchstaben erkannt werden sollen.
Auch die Augenbeweglichkeit kann untersucht werden. Dabei folgt man mit dem Blick einem sich bewegenden Objekt, hält den Kopf dabei aber still. Die Stellung der Augen zueinander kann beurteilt werden, indem jeweils ein Auge abgedeckt wird und die Ärztin oder der Arzt beobachtet, ob sich das andere Auge bewegt. Dieser Test ist zum Beispiel wichtig, um Schielen im Kindesalter festzustellen.
Die Pupillenreaktion kann ebenfalls geprüft werden. Dabei werden die Augen mit hellem Licht beleuchtet. Normalerweise zieht sich die Pupille dann reflexartig zusammen.
Was ist eine Spaltlampen-Untersuchung?
Eine Spaltlampe ermöglicht es der Ärztin oder dem Arzt, das Auge stark vergrößert zu betrachten. Ihr Name beruht darauf, dass sie mit einem schmalen, scharf begrenzten Lichtstrahl in das Auge hineinleuchtet.
Vor allem Details des vorderen Augenabschnitts lassen sich mit einer Spaltlampe gut erkennen, beispielsweise die verschiedenen Schichten der Hornhaut. Mit einer zusätzlichen Lupe kann die Ärztin oder der Arzt damit auch bis zum hinteren Augenabschnitt sehen, zum Beispiel auf die Netzhaut. Moderne Spaltlampen enthalten zudem ein Gerät zur Messung des Augeninnendrucks.
Auch bei dieser Untersuchung wird das Kinn auf eine Stütze gelegt. Die Ärztin oder der Arzt sitzt gegenüber und untersucht die Augen nacheinander.
Was geschieht bei einer Augenspiegelung?
Mit einem Augenspiegel ist es möglich, durch die Pupille hindurch auf den Augenhintergrund zu schauen und die Netzhaut, den Sehnerv, die Blutgefäße und die Aderhaut zu untersuchen. Die Untersuchung wird auch Ophthalmoskopie oder Funduskopie genannt. Etwa 20 Minuten vor der Augenspiegelung werden die Pupillen mit Augentropfen geweitet.
Bei der direkten Augenspiegelung führt die Ärztin oder der Arzt das Gerät nah ans Auge heran, leuchtet direkt hinein und sieht einen kleinen Ausschnitt des Augenhintergrunds wie durch eine starke Lupe. Besonders gut lässt sich dadurch die Mitte des Augenhintergrunds mit dem Sehnerv, den eintretenden Blutgefäßen und dem gelben Fleck ( Makula) beurteilen.
Bei der indirekten Spiegelung wird eine Lupe mit Lichtquelle verwendet und das Auge aus etwa 60 Zentimetern Entfernung untersucht. Die Ärztin oder der Arzt sieht dabei einen größeren Bildausschnitt des Augenhintergrunds. Dies ermöglicht einen besseren Überblick und eine dreidimensionale Sicht. Die Untersuchung kann auch mit einer Spaltlampe kombiniert werden – dann ist das Netzhautbild stark vergrößert und besser beleuchtet. Dafür hält die Ärztin oder der Arzt eine Lupe an die Spaltlampe oder setzt ein Kontaktglas direkt auf das Auge – vorher werden die Augen dann mit Tropfen betäubt.
Mit der Untersuchung lassen sich zum Beispiel eine Netzhautablösung oder Schäden am Sehnerv erkennen. Auch bei Diabetes oder Bluthochdruck kann die Augenspiegelung sinnvoll sein, um die feinen Blutgefäße des Auges zu untersuchen.
Wie funktioniert die Messung des Augeninnendrucks?
Der Augeninnendruck wird in der Augenarztpraxis häufig gemessen. Fachleute bezeichnen die Untersuchung auch als Tonometrie.
Das Auge produziert im Inneren ständig neues Kammerwasser, das unter anderem die Linse und Hornhaut mit Nährstoffen versorgt und das Wachstum von Bakterien hemmt. Das Gleichgewicht zwischen neuem und abfließendem Kammerwasser bestimmt den Augeninnendruck. Dieser steigt, wenn das Kammerwasser nicht normal abfließen kann und sich staut. Als normaler Augeninnendruck gilt bei Erwachsenen ein Wert zwischen 10 und 21 mmHg (Millimeter Quecksilbersäule).
Es gibt verschiedene Verfahren zur Druckmessung: Bei der sogenannten Applanations-Tonometrie wird die Hornhaut zunächst mit Augentropfen betäubt. Danach wird ein kleiner Messkörper mit einem Durchmesser von etwa drei Millimetern mittig auf die Hornhaut aufgesetzt und drückt leicht auf das Auge. Gemessen wird der Druck, der nötig ist, um die Hornhaut darunter abzuflachen. Dieser entspricht dem Wert im Augeninneren.
Eine andere Möglichkeit, den Augeninnendruck zu messen, ist die sogenannte Non-contact-Tonometrie. Dabei wird der Druck mit einem kurzen Luftstoß auf die Hornhaut gemessen. Beide Untersuchungen bereiten keine Schmerzen.
Welche weiteren Augenuntersuchungen gibt es?
Bei bestimmten Erkrankungen können weitere Untersuchungen die Diagnose sichern und helfen, die Behandlung zu planen.
Bei der sogenannten Fluoreszenz-Angiografie der Netzhaut wird eine Farbstofflösung in die Armvene gespritzt. Der Farbstoff verteilt sich in alle Gefäße, auch in die der Netzhaut. Über eine spezielle Kamera kann die Ärztin oder der Arzt dann Gefäßveränderungen im Auge beurteilen.
Eine weitere Untersuchung ist die sogenannte optische Kohärenz-Tomografie (OCT). Dabei wird mit einem Laserlicht unter anderem die Netzhautdicke gemessen. Auch Flüssigkeitsansammlungen im Bereich der Netzhaut können so erkannt werden.
Verschiedene Ultraschalluntersuchungen am Auge sind ebenfalls möglich. Häufig wird der Ultraschallkopf außen auf das geschlossene Augenlid gesetzt. Manchmal ist es aber auch nötig, ihn direkt auf das Auge zu setzen. Dafür wird es zunächst mit Tropfen betäubt. Durch Ultraschalluntersuchungen kann die Länge des Augapfels gemessen werden – zum Beispiel vor Linsen-Operationen bei Kurzsichtigkeit oder Grauem Star. Außerdem lassen sich mit einem Ultraschall unter anderem eine Verdickung des Augenmuskels, Durchblutungsstörungen und Tumoren nachweisen.
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