Was tun, wenn jemand einen epileptischen Anfall hat?

Foto von jungem Mann

Viele Menschen sind unsicher, wie sie reagieren sollen, wenn jemand einen epileptischen Anfall hat. Dabei ist das richtige Verhalten gar nicht so kompliziert. Einige wenige Regeln können helfen.

Es gibt verschiedene Anfallsformen. Zudem hängt es von der Stärke des Anfalls und der Situation ab, wie man sich am besten verhält. Grundsätzlich ist es am wichtigsten, ruhig zu bleiben und Betroffene vor Verletzungen zu schützen. Die meisten Anfälle sind nicht gefährlich und nach wenigen Minuten vorbei.

Kleinere Anfälle und Anfälle mit Bewusstseinsstörungen

Manche Menschen sind nur kurz abwesend oder haben Muskelzuckungen. Bei solchen kleinen Anfällen besteht in der Regel keine Gefahr. Dennoch können die Betroffenen hinterher sehr verunsichert oder ängstlich sein und sich schlecht fühlen. Dann kann es wichtig sein, ihnen beizustehen und Sicherheit zu geben.

Bei manchen Anfällen ist das Bewusstsein eingeschränkt und das Verhalten besonders auffällig. Wer einen solchen Anfall hat, kann verwirrt oder orientierungslos wirken. In dieser Situation ist es wichtig, zu verhindern, dass die betroffene Person sich in Gefahr begibt und beispielsweise auf die Straße läuft. Wenn möglich, sollte man sie dennoch ruhig und ohne Gewalt aus der Situation herausführen. Hektik und zu hartes Anfassen könnten sie zu unerwarteten Reaktionen verleiten. Besser ist es, Halt und Nähe zu vermitteln, verständnisvoll zu bleiben und einfach da zu sein. Dies ist auch nach einem überstandenen Anfall hilfreich.

Größere Anfälle

Für große Anfälle – wenn jemand am ganzen Körper verkrampft, hinfällt und das Bewusstsein verliert – gelten folgende Hinweise:

  • vor Verletzungen schützen: Wichtig ist vor allem, auf den Kopf zu achten. Man kann zum Beispiel eine Jacke oder ein Kissen unter den Kopf legen, die Brille abnehmen und gefährliche Gegenstände außer Reichweite bringen. Auf keinen Fall sollte die oder der Betroffene während des Anfalls festgehalten oder zu Boden gedrückt werden. Dem Anfall sollte man soweit es geht seinen Lauf lassen.
  • Atemwege freihalten: Sitzt die Kleidung am Hals eng, sollte man sie lockern. Es kann passieren, dass sich der Betroffene auf die Zunge beißt. Dennoch sollte man während des Anfalls nicht den Mund öffnen oder einen Gegenstand zwischen die Zähne schieben. Nach dem Anfall ist es wichtig zu kontrollieren, ob die Atemwege frei sind.
  • da bleiben: Den Betroffenen nicht allein lassen; auch nicht, um Hilfe zu holen – außer es wird unbedingt nötig, weil der Anfall nicht aufhört.
  • auf die Uhr schauen, wie lange der Anfall dauert: Meist beginnt ein Anfall plötzlich und ist nach 1 oder 2 Minuten wieder vorbei. Selten dauert ein Anfall länger als fünf Minuten. Wenn doch, ist dies ein Notfall – dann muss unter der Nummer 112 eine Notärztin oder ein Notarzt gerufen werden.
  • Nach dem Anfall dableiben und helfen: Eine Person, die einen Anfall hinter sich hat, kann einige Zeit benötigen, um wieder zu sich zu kommen. Vielleicht hat sie einen Wunsch oder braucht Orientierung. Manche Menschen sind sehr müde und möchten sofort schlafen. Sie werden am besten in die stabile Seitenlage gebracht. Wichtig ist außerdem, Schamgefühle zu beachten und zu vermeiden, dass sich etwa bei einem Anfall in der Öffentlichkeit viele Menschen ansammeln. Es kann auch passieren, dass während eines Anfalls ungewollt Urin abgeht. Dann kann eine Decke oder Jacke Schutz und Wärme bieten.

Epilepsie: Was tun bei einem Krampfanfall?

Grafik Krampfanfall: Was ist zu tun?
Grafik Krampfanfall: Was sollte man nicht tun?
Grafik Krampfanfall: Was kann man danach tun?

 

Wann ist es wichtig, die 112 anzurufen?

Bei einem großen Anfall muss nicht immer der Rettungsdienst gerufen werden: Geht er schnell vorüber und kommt die Person schnell wieder zu sich, kann man besprechen, ob eine Notärztin oder ein Notarzt gerufen werden soll. Notwendig ist dies nur in folgenden Situationen:

  • Der Anfall dauert länger als fünf Minuten.
  • Es kommt zu mehreren Anfällen hintereinander.
  • Es gibt Atemprobleme.
  • Es kam zu Verletzungen.
  • Man weiß, dass es der erste Anfall war.
  • Die Person kommt nicht wieder zu sich.

Einige Betroffene haben einen Epilepsie-Notfallausweis dabei, der Informationen über die Erkrankung, benötigte Medikamente und Kontaktpersonen enthält. Manche Menschen mit Epilepsie tragen ständig ein Notfallmedikament bei sich, damit Personen, die einen Anfall miterleben, es einsetzen können. Dauert ein Anfall länger an, kann das Medikament als Tablette in die Wangentasche gelegt oder als Creme über eine kleine Tube in den After gespritzt werden, um den Anfall zu beenden. Die Notärztin oder der Notarzt kann Medikamente in die Vene spritzen.

Es kann hilfreich sein, sich zu merken, wie genau der Anfall abgelaufen ist. Genaue Beobachtungen können Ärztinnen und Ärzten später bei der helfen.

Viele Menschen mit Epilepsie sind wenige Minuten nach dem Anfall völlig wiederhergestellt. Sie können wieder ihrer Arbeit nachgehen oder am Unterricht teilnehmen und brauchen keine ärztliche Hilfe.

Deutsche Gesellschaft für Epileptologie (DGfE). Infopool Epilepsie. 2023.

International League Against Epilepsy (ILAE). [Homepage]. 2023.

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Aktualisiert am 05. April 2023

Nächste geplante Aktualisierung: 2026

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