„Himmelhoch jauchzend – zu Tode betrübt“ – das emotionale Auf und Ab in der Pubertät ist sprichwörtlich. Eine Ursache dafür sind wahrscheinlich Umbauvorgänge im Gehirn: Fachleute vermuten, dass sich vor allem die Bereiche weiterentwickeln, die steuern, wie man seine Entscheidungen fällt. Außerdem entstehen neue Verknüpfungen zu den Gehirnregionen, die für Emotionen verantwortlich sind. Während der „Umbauphase“ lassen Jugendliche spontanen Ideen und Impulsen deshalb eher freien Lauf als Kinder oder Erwachsene. Sie gehen in manchen Situationen höhere Risiken ein und erleben plötzliche Gefühlsausbrüche.
Manche Jugendliche fühlen sich durch diese Veränderungen in der eigenen Haut nicht mehr wohl. Nicht selten kommt es auch zu Konflikten mit ihrem Umfeld – etwa den Eltern oder der Schule. Durch die größere Offenheit für Neues und Unerwartetes können sich aber auch ganz neue Interessen, Hobbies und wertvolle Freundschaften entwickeln.
In der Pubertät ändern sich auch die Herausforderungen, Aufgaben und Erwartungen, die von außen an Jugendliche gestellt werden. Sie sollen zum Beispiel ihre Ausbildung abschließen, einen Beruf wählen, verantwortungsvoll mit Geld umgehen, sich aus der Sicht ihrer Eltern passende Freundinnen und Freunde suchen, eine Partnerin oder einen Partner finden – oder eben noch nicht. Gleichzeitig treffen sie in den sozialen Medien auf unerreichbare „Vorbilder“ – egal, ob es um Aussehen, Geld, Sportlichkeit oder „Coolness“ geht. Mit all dem umzugehen, ist für viele Jugendliche nicht einfach, und nicht alle haben dabei die nötige Unterstützung. Es braucht Zeit, den eigenen Weg zu finden.
Das seelische Durcheinander wird durch romantische Gefühle, Sehnsüchte und sexuelles Verlangen noch verstärkt – selbst wenn die körperliche Ausreifung nahezu oder ganz abgeschlossen ist. Das Auseinandersetzen mit dem eigenen Geschlecht, der eigenen Sexualität, aber auch mit gesellschaftlichen Vorgaben kann neue Fragen aufwerfen: Was bedeutet Mann- oder Frausein für mich – finde ich mich in den gängigen Rollenbildern wieder? Fühlt sich mein biologisches Geschlecht für mich richtig an? Was erregt mich sexuell? Wünsche ich mir eine Sexpartnerin oder eher einen Sexpartner – oder spielt das für mich (noch) keine Rolle? Was bedeuten Partnerschaft und Liebe überhaupt für mich? Es kann mehrere Jahre dauern, für sich selbst passende Antworten zu finden. Manche Wünsche und Vorlieben können sich auch später im Leben ändern oder erst entdeckt werden.