Was passiert in der Pubertät?

Die Pubertät ist eine besondere Lebensphase, in der sich Kinder zu jungen Erwachsenen entwickeln. Sie ist geprägt von körperlichen Veränderungen – vor allem der Ausreifung der Geschlechtsorgane –, aber auch neuen Herausforderungen, Erwartungen und Aufgaben. Oft ist es eine Zeit des Ausprobierens und Herantastens an das Erwachsensein. Die Pubertät verläuft aber nicht für alle gleich: Für manche beginnt sie früher, für andere später. Manche empfinden sie als sehr schwierige Zeit, andere weniger. Das kann auch sehr vom Umfeld abhängen.

Wann beginnt und endet die Pubertät?

Vor der Pubertät wirkt sich das biologische Geschlecht kaum auf Körperbau, Gesicht oder Stimme eines Kindes aus. Erkennbar sind meist nur die Unterschiede bei den – allerdings noch wenig entwickelten – äußeren Geschlechtsorganen. Erst mit der Pubertät ändert sich das.

Was letztlich die Pubertät auslöst, ist noch ungeklärt. Bei Mädchen beginnt sie schon um das 9. Lebensjahr, bei Jungen erst um das 11. Lebensjahr. Dann gibt das Gehirn Signale an die Nebennieren ab, die damit beginnen, Geschlechtshormone zu bilden. Diese sorgen unter anderem dafür, dass sich die Keimdrüsen – die Hoden und die Eierstöcke – weiterentwickeln. Wenn diese ausgereift sind, übernehmen sie die Produktion der Geschlechtshormone und geben sie in größerer Menge ins Blut ab.

Die Pubertät endet in Etappen: Mädchen sind meist mit 14, Jungen mit 16 Jahren geschlechtsreif, unter Umständen sogar früher. Das bedeutet: Mädchen können dann schwanger werden und ein Kind austragen, Jungen ein Kind zeugen. Das Körperwachstum ist bei Mädchen normalerweise mit 16, bei Jungen mit 19 Jahren abgeschlossen. Letzte körperliche Veränderungen können aber bis Anfang 20 dauern, bei Jungen auch noch etwas länger.

Warum wachsen Jugendliche in kurzer Zeit so schnell?

Die erhöhte Menge an Geschlechtshormonen am Anfang der Pubertät löst einen Wachstumsschub aus. Jugendliche können dann in einem Jahr bis zu acht Zentimeter wachsen. Weil Mädchen früher in die Pubertät kommen als Jungen, setzt dieser Schub bei ihnen eher ein. Sie sind deshalb oft für eine Weile im Durchschnitt größer als gleichaltrige Jungen.

Sobald die Keimdrüsen die Hormonproduktion übernehmen, bestimmen bei Mädchen vor allem die Östrogene aus den Eierstöcken und bei Jungen das Testosteron aus den Hoden das weitere Heranreifen. Das wirkt sich auch auf das Wachstum aus: Der angestiegene Östrogenspiegel im Blut von Mädchen bremst ihr weiteres Wachstum und sie hören früher auf zu wachsen als Jungen. Deshalb sind erwachsene Frauen im Schnitt etwas kleiner als Männer.

Kindheit

Pubertät

Erwachsenenalter

In der Pubertät wächst auch der Kehlkopf. Je größer er wird, desto tiefer wird auch die Stimme. Da der Kehlkopf von Jungen größer wird als der von Mädchen, klingen Männerstimmen meist dunkler als Frauenstimmen. Während der Kehlkopf wächst, kann die Stimme schrill oder krächzend sein und zwischen hohen und tiefen Tönen hin und her springen. Man bezeichnet das als Stimmbruch. Er ist bei Jungen in der Regel stärker ausgeprägt als bei Mädchen.

Wie entwickeln sich die äußeren und inneren Geschlechtsorgane?

In der Pubertät reifen die Geschlechtsorgane heran. Sie entwickeln allmählich alle Funktionen, die nötig sind, um lustvollen Sex zu haben sowie Kinder zeugen beziehungsweise gebären zu können.

Die äußeren Geschlechtsorgane verändern sich: Der Penis wird größer, die Labien (Schamlippen) und die Klitoris wachsen. Aber auch die inneren Geschlechtsorgane reifen heran. Die Hoden beginnen mit der Produktion von Spermien (Samenzellen). Bei Jungen kommt es dann – oft im Schlaf – zu ersten Samenergüssen. Bei Mädchen machen sich die Eierstöcke bereit, jeden Monat eine befruchtungsfähige Eizelle abzugeben (Eisprung). Der (Gebärmutter) entwickelt sich zu einem Organ, das sich jeden Monat neu auf eine mögliche Schwangerschaft vorbereitet. Das nennt man den weiblichen Zyklus. Meist kommt es um das 13. Lebensjahr herum zur ersten Regelblutung (Menarche) – manchmal auch früher oder später. Auch wenn die Regel dann erst einmal in unregelmäßigen Abständen kommt, ist nun eine Schwangerschaft möglich. Oft dauert es aber noch einige Zeit, bis sich alles so eingespielt hat, dass sich eine Eizelle in der Gebärmutterschleimhaut einnisten kann.

Gut zu wissen:

Manche Menschen haben Geschlechtsmerkmale, die sich nicht eindeutig als männlich oder weiblich einordnen lassen (Intergeschlechtlichkeit oder Intersexualität). Manchmal ist das von Geburt an erkennbar, manchmal zeigt es sich erst in der Pubertät mit der Ausreifung der Geschlechtsorgane.

Wie verändert sich der Körper noch?

Neben den äußeren und inneren Geschlechtsorganen gibt es die sogenannten sekundären Geschlechtsmerkmale. Dazu gehört die weibliche Brust. Bei Mädchen beginnen die Brustdrüsen in der Pubertät zu wachsen und im Brustgewebe wird mehr Körperfett eingelagert. Dadurch entwickeln sich allmählich die Brüste. Die weiblichen bewirken aber auch an anderen Körperstellen, dass die Haut mit mehr Fettgewebe ausgepolstert wird.

Da das Skelett bei Frauen und Männern anders proportioniert ist, unterscheidet sich auch ihr Körperbau: Frauen haben tendenziell eine schmalere Taille und breitere Hüften, Männer breitere Schultern und schmalere Hüften. Aber die Körperformen sind vielfältig und werden nicht allein vom biologischen Geschlecht bestimmt. Viele andere Faktoren können sie beeinflussen – etwa Sport, Ernährung und genetische Veranlagung.

Zu den sekundären Geschlechtsmerkmalen gehört auch die Behaarung in einigen Körperregionen: So beginnen während der Pubertät im Genitalbereich und in den Achselhöhlen Haare zu wachsen, die meist dicker, dunkler und krauser als das Kopfhaar sind. Sie können mehrere Zentimeter lang werden. Bei Jungen dehnt sich die Intimbehaarung stärker Richtung Bauchnabel aus. Das Testosteron sorgt außerdem dafür, dass der Bartwuchs beginnt. Auch die restliche Körperbehaarung kann je nach Hauttyp und Veranlagung dunkler und kräftiger werden: bei Männern an den Beinen, Unterarmen und im Brustbereich, bei manchen später auch an Bauch und Rücken; bei Frauen meist nur an den Beinen.

regen in der Pubertät die Haut an, mehr Talg zu produzieren. Dadurch kann bei Jugendlichen Akne entstehen. Hat sich der Hormonhaushalt mit Anfang 20 eingependelt, verschwinden die Pickel bei den meisten wieder.

Was ändert sich sonst noch in der Pubertät?

„Himmelhoch jauchzend – zu Tode betrübt“ – das emotionale Auf und Ab in der Pubertät ist sprichwörtlich. Eine Ursache dafür sind wahrscheinlich Umbauvorgänge im Gehirn: Fachleute vermuten, dass sich vor allem die Bereiche weiterentwickeln, die steuern, wie man seine Entscheidungen fällt. Außerdem entstehen neue Verknüpfungen zu den Gehirnregionen, die für Emotionen verantwortlich sind. Während der „Umbauphase“ lassen Jugendliche spontanen Ideen und Impulsen deshalb eher freien Lauf als Kinder oder Erwachsene. Sie gehen in manchen Situationen höhere Risiken ein und erleben plötzliche Gefühlsausbrüche.

Manche Jugendliche fühlen sich durch diese Veränderungen in der eigenen Haut nicht mehr wohl. Nicht selten kommt es auch zu Konflikten mit ihrem Umfeld – etwa den Eltern oder der Schule. Durch die größere Offenheit für Neues und Unerwartetes können sich aber auch ganz neue Interessen, Hobbies und wertvolle Freundschaften entwickeln.

In der Pubertät ändern sich auch die Herausforderungen, Aufgaben und Erwartungen, die von außen an Jugendliche gestellt werden. Sie sollen zum Beispiel ihre Ausbildung abschließen, einen Beruf wählen, verantwortungsvoll mit Geld umgehen, sich aus der Sicht ihrer Eltern passende Freundinnen und Freunde suchen, eine Partnerin oder einen Partner finden – oder eben noch nicht. Gleichzeitig treffen sie in den sozialen Medien auf unerreichbare „Vorbilder“ – egal, ob es um Aussehen, Geld, Sportlichkeit oder „Coolness“ geht. Mit all dem umzugehen, ist für viele Jugendliche nicht einfach, und nicht alle haben dabei die nötige Unterstützung. Es braucht Zeit, den eigenen Weg zu finden.

Das seelische Durcheinander wird durch romantische Gefühle, Sehnsüchte und sexuelles Verlangen noch verstärkt – selbst wenn die körperliche Ausreifung nahezu oder ganz abgeschlossen ist. Das Auseinandersetzen mit dem eigenen Geschlecht, der eigenen Sexualität, aber auch mit gesellschaftlichen Vorgaben kann neue Fragen aufwerfen: Was bedeutet Mann- oder Frausein für mich – finde ich mich in den gängigen Rollenbildern wieder? Fühlt sich mein biologisches Geschlecht für mich richtig an? Was erregt mich sexuell? Wünsche ich mir eine Sexpartnerin oder eher einen Sexpartner – oder spielt das für mich (noch) keine Rolle? Was bedeuten Partnerschaft und Liebe überhaupt für mich? Es kann mehrere Jahre dauern, für sich selbst passende Antworten zu finden. Manche Wünsche und Vorlieben können sich auch später im Leben ändern oder erst entdeckt werden.

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Pschyrembel Online. 2024.

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Aktualisiert am 11. September 2024

Nächste geplante Aktualisierung: 2027

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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