Was kann ich selbst tun, um Gichtanfällen vorzubeugen?

Foto von Wochenmarkt

Gicht ist die Folge eines erhöhten Harnsäurespiegels: Wenn sich zu viel Harnsäure im Körper befindet, kann sie sich in Gelenken ablagern und einen Gichtanfall auslösen. Manche Menschen schaffen es, den Harnsäurespiegel niedrig zu halten, indem sie Fleisch, Fisch und Meeresfrüchte nur in Maßen essen und wenig Alkohol trinken.

Harnsäure ist ein Abbauprodukt der sogenannten . Sie werden überwiegend im Körper selbst gebildet, zum Teil aber auch über die Nahrung aufgenommen. sind in vielen Lebensmitteln enthalten. Fisch, Fleisch und Meeresfrüchte sind besonders reich an Purinen. Manchmal wird Menschen mit Gicht eine streng purinarme Kost empfohlen. Wie wirksam eine solche Ernährung ist, weiß man aber nicht genau.

Welche Rolle spielen Purine?

Schätzungsweise 70 % der Harnsäure im Blut entsteht im Körper selbst. Auch durch eine streng purinarme Ernährung lässt sich der Harnsäurespiegel daher höchstens um 30 % senken. Zudem sind nicht alle Lebensmittel gleich: Der Körper nimmt aus verschiedenen Quellen unterschiedlich auf. Ob es sinnvoll ist, allgemein auf purinhaltige Lebensmittel zu verzichten, ist daher fraglich – vor allem, wenn man sich insgesamt ausgewogen ernährt. Verlässliche Studien zur Wirkung einer streng purinarmen Ernährung gibt es nicht. Sie ist zudem nur schwer durchzuhalten.

Welchen Einfluss haben Ernährung und Gewicht?

Einzelne Studien deuten darauf hin, dass bestimmte Lebensmittel mit Gichtattacken in Zusammenhang stehen. So treten Gichtanfälle offenbar öfter auf, wenn in den Tagen davor viel Fleisch, Fisch oder Meeresfrüchte gegessen wurde. Dies deckt sich mit der Erfahrung vieler Betroffener. Purinhaltige vegetarische Lebensmittel wie Erbsen, Bohnen, Linsen, Spinat, Pilze, Haferflocken, Blumenkohl und Brokkoli zeigten dagegen keinen oder nur einen geringen Einfluss auf das Risiko für einen Gichtanfall. Insgesamt ist der Zusammenhang zwischen bestimmten Lebensmitteln und Gichtanfällen noch nicht sehr gut erforscht.

Manchmal wird zur Vorbeugung von Gichtanfällen der Verzehr von Kirschen empfohlen. Wissenschaftliche Belege für eine vorbeugende Wirkung der Früchte gibt es bislang aber nicht.

Da der Stoffwechsel nicht bei allen Menschen gleich reagiert, ist es sinnvoll, selbst auszuprobieren, was einem guttut und was nicht – und welche Mengen man verträgt. Manchen Menschen geht es besser, wenn sie ihre Ernährung anpassen. Andere senken ihren Harnsäurespiegel erfolgreich mit Medikamenten und kommen gut zurecht, ohne ihre Ernährung zu verändern.

Einzelne Studien weisen auch darauf hin, dass eine Gewichtsabnahme bei starkem Übergewicht helfen kann. Auf striktes Fasten verzichten Menschen mit Gicht aber besser – denn dies kann selbst einen Gichtanfall auslösen.

Hilft es, keinen Alkohol zu trinken?

Es gibt nur wenige Studien zum Einfluss von Alkohol auf Gichtanfälle. Sie deuten darauf hin, dass Menschen mit Gicht häufiger einen Anfall bekommen, wenn sie in den 24 Stunden vorher mehr als 1 bis 2 alkoholische Getränke getrunken haben. Mit einem alkoholischen Getränk ist zum Beispiel eine kleine Flasche Bier (0,33 l), ein kleines Glas Wein (0,1 l) oder ein doppelter Schnaps (4 cl) gemeint.

Es gibt verschiedene Gründe, warum Alkohol Gichtanfälle auslösen kann. Zum einen fördert er selbst die Harnsäurebildung und verringert die Ausscheidung von Harnsäure durch die Nieren. Zum anderen kann die entwässernde Wirkung von Alkohol Gicht begünstigen. In Gelenken, deren Gewebe zu wenig Flüssigkeit enthält, bilden sich leichter Harnsäurekristalle. Vor allem Bier enthält außerdem vergleichsweise viel Purin, was ebenfalls eine Rolle spielen könnte.

Worauf sollte ich achten, wenn ich Medikamente einnehme?

Es gibt bestimmte Medikamente, die den Harnsäurespiegel erhöhen und dadurch Gicht begünstigen können. Dazu zählen vor allem entwässernde Mittel (), () und bestimmte Medikamente, die nach einer Organtransplantation eingesetzt werden. Auch das Parkinson-Medikament Levodopa und manche Krebsmedikamente können Gicht begünstigen.

Wer diese Mittel nimmt, bespricht am besten mit seiner Ärztin oder seinem Arzt, ob es möglich ist, das Medikament zu wechseln.

Können Nahrungsergänzungsmittel helfen?

Manchmal wird Menschen mit Gicht empfohlen, mit Vitamin C einzunehmen, da sie den Harnsäurespiegel senken sollen. Bislang wurde die Wirkung von Vitamin C bei Gicht aber nur in einer guten Studie untersucht. Dort zeigte sich eine schwache Wirkung auf den Harnsäurespiegel. Ob dies das Risiko für Gichtanfälle senkt, hat die Studie nicht untersucht.

Und wenn eine Änderung der Ernährung nicht ausreicht?

Manchen Menschen gelingt es, ihren Harnsäurewert durch eine Änderung der Ernährung in den Griff zu bekommen. Viele benötigen dazu jedoch Medikamente. Ein Großteil der Harnsäure wird im Körper selbst produziert, deshalb hat die Ernährung nur einen begrenzten Einfluss. Eine Behandlung mit Medikamenten ist sinnvoll, wenn es oft zu Gichtanfällen kommt sowie bei Folgeerscheinungen wie Gichtknoten oder Nierensteinen.

Andrés M, Sivera F, Falzon L et al. Dietary supplements for chronic gout. Cochrane Database Syst Rev 2014; (10): CD010156.

Khanna D, Fitzgerald JD, Khanna PP et al. American College of Rheumatology guidelines for management of gout. Part 1: systematic nonpharmacologic and pharmacologic therapeutic approaches to hyperuricemia. Arthritis Care Res (Hoboken) 2012; 64(10): 1431-1446.

Nielsen SM, Bartels EM, Henriksen M et al. Weight loss for overweight and obese individuals with gout: a systematic review of longitudinal studies. Ann Rheum Dis 2017; 76(11): 1870-1882.

Qaseem A, Harris RP, Forciea MA. Management of Acute and Recurrent Gout: A Clinical Practice Guideline From the American College of Physicians. Ann Intern Med 2017; 166(1): 58-68.

Roddy E, Mallen CD, Doherty M. Gout. BMJ 2013; 347: f5648.

Shekelle PG, FitzGerald J, Newberry SJ et al. Management of Gout. (AHRQ Comparative Effectiveness Reviews; No. 176). 2016.

IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

Unsere Informationen beruhen auf den Ergebnissen hochwertiger Studien. Sie sind von einem Team aus Medizin, Wissenschaft und Redaktion erstellt und von Expertinnen und Experten außerhalb des IQWiG begutachtet. Wie wir unsere Texte erarbeiten und aktuell halten, beschreiben wir ausführlich in unseren Methoden.

Seite kommentieren

Was möchten Sie uns mitteilen?

Wir freuen uns über jede Rückmeldung entweder über das Formular oder über gi-kontakt@iqwig.de. Ihre Bewertungen und Kommentare werden von uns ausgewertet, aber nicht veröffentlicht. Ihre Angaben werden von uns vertraulich behandelt.

Bitte beachten Sie, dass wir Sie nicht persönlich beraten können. Wir haben Hinweise zu Beratungsangeboten für Sie zusammengestellt.

Über diese Seite

Aktualisiert am 12. Januar 2022

Nächste geplante Aktualisierung: 2025

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

So halten wir Sie auf dem Laufenden

Abonnieren Sie unseren Newsletter oder Newsfeed. Auf YouTube finden Sie unsere wachsende Videosammlung.