Von Endometriose hatte ich zuvor noch nie etwas gehört

Foto von drei Schwestern

Beatrix, 35 Jahre

"Für mich ist es wichtig, mich auf die Krankheit einzulassen, das Beste für mich einzufordern und für mich zu kämpfen. Auf der einen Seite ist Endometriose für mich sehr belastend, aber auf der anderen Seite habe ich soviel in meinem Leben dadurch verändert."

Bei mir ging alles relativ schnell: Vor fünf Jahren ist meine Regelblutung immer stärker geworden, ich bekam zunehmend mehr Beschwerden und es wurde vermutet, dass die Eierstöcke entzündet sind.

Die Beschwerden wurden mit der Zeit nicht besser. Ich war mit meinem Arzt unzufrieden und habe ihn gewechselt. Meine neue Ärztin hat dann festgestellt, dass die Ursache der Beschwerden eine war. Sie hat mich gleich in ein Krankenhaus überwiesen, wo ich operiert worden bin. Dort wurde mir gesagt, dass ich an Endometriose erkrankt bin. Davon hatte ich zuvor noch nie etwas gehört. Die Ärztin hat mir einen Flyer in die Hand gedrückt. Das war dann alles. Die Informationen waren sehr dürftig. Für mich ist damit eine Welt zusammengebrochen. Ich habe sehr viel geweint. Das ist alles innerhalb von drei Monaten passiert.

Ich habe erstmal versucht mir Informationen zu besorgen, vor allem über das Internet. Die Wege, die meine Ärztin mir vorgeschlagen hat, haben mich nicht richtig befriedigt. Ich wollte damals schwanger werden und eine künstliche Befruchtung kam für mich zu diesem Zeitpunkt nicht in Frage. Für mich war es besonders schwierig, da der Kinderwunsch bei mir sehr groß war. Damals war meine Schwägerin gerade schwanger geworden und ich habe erfahren, dass ich Endometriose habe.

Bei mir ging das Knall auf Fall

Andere Frauen haben zum Teil jahrelang Beschwerden. Bei mir ging das Knall auf Fall. Ich hatte keine Beschwerden. Aber ich habe auch viele Jahre die Pille eingenommen. Als ich sie abgesetzt habe, ist die Regelblutung immer stärker geworden und es kamen starke Erschöpfungszustände dazu. Das war für mich das eigentlich Belastende: die Erschöpfung und die Kraftlosigkeit. Ich hatte dann eine zweite Laparoskopie, bei der Endometriose-Herde entfernt wurden und ich bekam vier Monate lang Spritzen. Bei mir äußert sich die Endometriose vor allem durch Zysten an den Eierstöcken und durch wenige Herde am . Dazu kommt, dass ein Eileiter verschlossen ist. Bei einer Operation wurde ein Septum (Anm. d.Red: Scheidewand im Gewebe der Gebärmutter) entfernt.

Nachdem ich die erfahren hatte, habe ich schrittweise nach anderen Wegen für mich gesucht. Ich habe mein Leben eigentlich komplett umgestellt, habe mit Yoga begonnen und verschiedene pflanzliche Mittel ausprobiert. Ich habe auch meine Ernährung umgestellt, wenig Alkohol und keinen Kaffee mehr getrunken. Ich war immer froh, wenn ich nach der Arbeit zu Hause war und Kraft tanken konnte. Mein Akku war oft richtig leer. Das erste Jahr war wirklich schlimm für mich - dann ging es aber bergauf.

Der Kinderwunsch hat sich bei mir leider nicht erfüllt. Ich hatte mich dann entschieden, eine künstliche Befruchtung auszuprobieren. Das war für mich ein letzter Versuch. Es war gut für mich, dass ich es gemacht habe. Ich kann von mir sagen, dass ich es probiert habe und brauche mir später nichts mehr vorzuwerfen. Ich versuche jetzt für mich mit dem Kinderwunsch abzuschließen. Diese Berg- und Talfahrt jeden Monat war für mich wirklich sehr belastend. Das wirkt sich auch auf alle anderen Lebensbereiche aus: die Beziehung und auf die Arbeit. Ich bin froh, dass ich das abgehakt habe. Ich muss jetzt wieder zu Ruhe kommen. Ich habe mich selbst die sechs Jahre stark unter Druck gesetzt. Ich habe jeden Monat darauf gewartet, schwanger zu werden. Ich bin froh, dass das jetzt vorbei ist.

Yoga tut mir sehr gut. Das ist für mich sowohl körperlich, als auch geistig sehr gut. Auch hat mir bei der Bewältigung der Schmerzen geholfen. Ich bin sehr froh, dass ich mit der Erfahrung der Endometriose mein Leben umgestellt habe. Die Endometriose steckt zwar noch in mir drin, aber körperlich bin ich in einem guten Zustand.

Ich hatte mehrere Operationen. Hauptsächlich waren das Zysten, die operativ entfernt wurden. Ich habe die Zysten auch immer jeden Monat gespürt. Aber mit Schmerzen hatte ich weniger Probleme. In letzter Zeit brauche ich auch kaum noch Schmerztabletten. Bei mir war eher die Abgeschlagenheit und Kraftlosigkeit das Problem. Aber das war vorwiegend während meiner Regel. Ich hatte Glück, dass sich bei mir die Beschwerden nur auf den Zeitraum der Regel beschränkt haben.

Die Endometriose spielt nicht mehr so die große Rolle

Die Endometriose gehört jetzt einfach dazu. Es ist nun mal so und ich kann es nicht ändern. Ich versuche so gut wie möglich damit zurechtzukommen. Die Endometriose spielt nicht mehr so die große Rolle wie am Anfang. Ich merke sie gerade nicht, aber ich weiß, dass sie da ist. Nach meiner Ansicht habe ich eine eher leichte Endometriose - ich kann mit ihr leben! Ich versuche das Beste daraus zu machen.

Für mich ist es wichtig, mich auf die Krankheit einzulassen, das Beste für mich einzufordern und für mich zu kämpfen. Auf der einen Seite ist Endometriose für mich sehr belastend, aber auf der anderen Seite habe ich soviel in meinem Leben dadurch verändert. Gut und Böse liegen immer so nah beieinander. Ich habe so viel Schönes erfahren und Gutes erlebt und wer weiß, wie ich jetzt dastehen würde ohne die Erkrankung. Vielleicht würde ich immer noch keinen Sport treiben.

Es wird immer wieder Zeiten geben, in denen es psychisch ein wenig nach unten gehen wird, aber ich werde meine Kraft zusammen nehmen und werde es schaffen!

Danksagung

Erfahrungsberichte fassen Interviews mit Betroffenen zusammen. Alle Gesprächspartnerinnen und -partner haben der Veröffentlichung zugestimmt. Ihnen gilt unser herzlicher Dank.

Die Berichte geben einen Einblick in den persönlichen Umgang und das Leben mit einer Erkrankung. Die Aussagen stellen keine Empfehlung des IQWiG dar.

Hinweis: Um die Anonymität der Interviewten zu wahren, ändern wir ihre Vornamen. Die Fotos zeigen unbeteiligte Personen.

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Aktualisiert am 24. Februar 2021

Nächste geplante Aktualisierung: 2024

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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