Ursachen für Adipositas

Foto von Mann am Büro-Schreibtisch

Viele Menschen nehmen im Laufe ihres Lebens zu. Es gibt verschiedene Faktoren, die zu starkem Übergewicht (Adipositas) führen können. Meist liegt es daran, dass mehr Kalorien aufgenommen als verbraucht werden. Aber auch bestimmte Erkrankungen oder Medikamente können das Gewicht beeinflussen.

Eine übermäßige Gewichtszunahme ist die langfristige Folge eines unausgewogenen Energiehaushalts. Nimmt man beispielsweise jeden Tag 50 Kilokalorien mehr zu sich als der Körper braucht, kann dies über einen Zeitraum von einem Jahr theoretisch eine Gewichtszunahme von etwa 2 Kilogramm bedeuten. 50 Kilokalorien entsprechen zum Beispiel 0,1 Liter Orangensaft oder zwei Stückchen Schokolade. Allerdings stehen die Kalorien aus Lebensmitteln dem Körper nicht vollständig als Energie zur Verfügung. Zudem steigt auch der Energiebedarf des Körpers, wenn man zunimmt. Das Zählen von Kalorien kann daher nur eine Orientierung geben.

Wie setzt der Körper aufgenommene Kalorien um?

Der tägliche Kalorienbedarf verteilt sich auf den Ruheumsatz, den Leistungsumsatz und die sogenannte thermische Wirkung der Nahrung:

  • Der Ruheumsatz (auch Grundumsatz genannt) umfasst die Kalorien, die benötigt werden, um die lebenswichtigen Körperfunktionen aufrechtzuerhalten, zum Beispiel den Herzschlag und die Atmung. Er macht im Durchschnitt etwa 70 % des gesamten Kalorienbedarfs aus. Wie hoch der Ruheumsatz eines Menschen ist, hängt vor allem vom Anteil der Muskelmasse am Gewicht ab. Daher haben Männer im Durchschnitt einen höheren Ruheumsatz als gleich große Frauen. Andere Faktoren wie Alter, Körpergröße und die familiäre Veranlagung spielen ebenfalls eine Rolle.
  • Der Leistungsumsatz umfasst die Kalorien, die zusätzlich zum Ruheumsatz durch Aktivitäten wie Fußwege, Treppensteigen, körperliche Arbeit oder Sport verbraucht werden. Er macht im Durchschnitt etwa 20 % des täglichen Kalorienbedarfs aus.
  • Mit thermischer Wirkung der Nahrung ist die Energie gemeint, die der Körper benötigt, um aufgenommene Nahrungsmittel zu verdauen, zu speichern und umzuwandeln. Er macht ungefähr die restlichen 10 % des Kalorienumsatzes aus. Es ist allerdings umstritten, inwieweit dies zum Beispiel im Rahmen von Ernährungsumstellungen eine Rolle spielt.

Warum reicht mehr Bewegung zum Abnehmen meist nicht aus?

Menschen, die körperlich aktiv sind, haben Vorteile, denn beim Sport oder anderen Aktivitäten werden Kalorien verbraucht und Muskeln aufgebaut. Letzteres erhöht den Ruheumsatz – also den täglichen Energiebedarf, den der Körper für seine Grundfunktionen benötigt.

Viele Menschen denken, dass sie ausreichend Gewicht verlieren können, wenn sie nur genug Sport treiben. Diese Annahme ist nur teilweise richtig: Man kann den Kalorienverbrauch durch Sport zwar erhöhen – aber nicht beliebig. Sport hilft beim Abnehmen und hat andere gesundheitliche Vorteile, reicht für eine größere Gewichtsabnahme allein – also ohne Anpassung der Ernährung – aber in der Regel nicht aus.

Welche Faktoren können zu einer Gewichtszunahme führen?

Neben einer zu hohen Kalorienaufnahme können folgende Faktoren zu einer Adipositas beitragen:

  • hormonelle Störungen: Hierzu gehören zum Beispiel eine unbehandelte Schilddrüsenunterfunktion (dabei ist der Stoffwechsel verlangsamt), das polyzystische Ovarialsyndrom bei Frauen (kann zu einer Störung des Insulinhaushalts führen) und ein Testosteronmangel bei Männern (geht mit einem Abbau von Muskelmasse einher).
  • Essstörungen: Beispielsweise können Heißhungerattacken, bei denen kein Sättigungsgefühl eintritt, Adipositas fördern. Wenn bestimmte Diagnosekriterien erfüllt sind, spricht man von einer Binge-Eating-Störung – dies ist eine psychische Erkrankung.
  • familiäre Veranlagung: Manche Gene beeinflussen das Hunger- oder Sättigungsgefühl. Andere können einen indirekten Einfluss auf das Körpergewicht haben – zum Beispiel darauf, wie vollständig der Körper die Nahrung verwertet.
  • Medikamente: Vor allem bestimmte Mittel gegen Diabetes und psychische Erkrankungen können das Gewicht erhöhen. Medikamentenbedingte Gewichtszunahmen betragen in der Regel 2 bis 5 Kilogramm. Hormonelle Verhütungsmittel wie die Pille verursachen nach aktuellem Wissen keine Gewichtszunahme – auch wenn dies oft vermutet wird.
  • psychische und körperliche Erkrankungen: Adipositas kann zum Beispiel mit Depressionen oder chronischen körperlichen Erkrankungen zusammenhängen. So können schmerzhafte Gelenkerkrankungen (Arthrose) dazu führen, dass man sich weniger bewegt. Aber auch Stress und psychische Belastungen sind Risikofaktoren.
  • Rauchstopp: Menschen, die mit dem Rauchen aufhören, tun ihrer Gesundheit etwas Gutes. Die Entwöhnung geht allerdings oft mit einer Gewichtszunahme einher, die sehr unterschiedlich ausfallen kann. Im Durchschnitt liegt sie bei etwa fünf Kilogramm.

Neben diesen anerkannten Risikofaktoren werden unter Fachleuten noch weitere diskutiert, wie zum Beispiel dauernder Schlafmangel. Hierzu gibt es aber noch zu wenig Forschung.

Sehr selten ist eine Adipositas Folge einer angeborenen oder hormonellen Erkrankung. Das sogenannte Prader-Willi-Syndrom ist ein Gendefekt, der bereits im Kindesalter mit einem unstillbaren Hunger einhergeht und daher sehr oft zu Adipositas führt. Morbus Cushing ist eine hormonelle Erkrankung, bei der der Körper zu viel Kortisol produziert. Kortisol ist ein körpereigenes Steroid, das in den Nebennierenrinden produziert wird. Morbus Cushing kann auch entstehen, wenn man über lange Zeit Kortisontabletten einnimmt.

Welchen Einfluss haben Hormone und andere Botenstoffe?

Der Körper ist grundsätzlich darauf ausgerichtet, seinen Stoffwechsel im Gleichgewicht zu halten. Der Energiehaushalt wird durch das zentrale und das vegetative Nervensystem, und verschiedene andere Prozesse gesteuert. Dies macht sich zum Beispiel durch Hunger- oder Sättigungsgefühle bemerkbar.

Zu den Hormonen, die ein Hungergefühl auslösen können, gehört das im Magen-Darm-Trakt gebildete Ghrelin. Das Sättigungsgefühl wird unter anderem durch Leptin reguliert. Beide werden im Fettgewebe gebildet und daher auch als Adipokine (Fettgewebshormone) bezeichnet. Bei Adipositas können sie aus dem Gleichgewicht geraten, zum Beispiel weil das Leptin im Körper nicht mehr so gut wirkt (Leptinresistenz).

Darüber hinaus gibt es die Theorie, dass genussvolles Essen im Gehirn mit einem Belohnungsgefühl in Verbindung gebracht wird. Dafür soll ein Zusammenspiel von Hormonen und Nervensignalen verantwortlich sein.

Wie verschiedene und andere Botenstoffe wirken und wann sie zu einer Gewichtszunahme beitragen, ist noch nicht abschließend geklärt. Bei vielen Studien handelt es sich um Tierexperimente, die nur eine begrenzte Aussagekraft für den Menschen haben.

Welchen Einfluss haben moderne Lebensbedingungen?

Manche Wissenschaftlergruppen sehen die Hauptursache für Adipositas in den heutigen Lebensbedingungen wie

  • einem bewegungsarmen Lebensstil: zu viel Sitzen, zum Beispiel vor Bildschirmen, zu wenig körperliche Aktivität im Tagesablauf und zu wenig Sport als Ausgleich;
  • veränderten Ernährungsgewohnheiten: zu kalorienreiche Nahrung wie zum Beispiel Fast Food, Frittiertes, Süßigkeiten und gezuckerte Getränke wie Limonade oder Eistee;
  • äußeren Einflüssen: zum Beispiel das an vielen Orten überreichliche Angebot an Lebensmitteln und Snacks, aber auch größere Portionen und Packungen in Imbissen, Restaurants und Supermärkten. Studien zeigen, dass Menschen mehr essen, wenn ihnen größere Portionen aufgetischt werden oder sie von größeren Tellern essen. Denn was und wie ein Mensch isst, wird auch von unbewussten Einflüssen gesteuert.

Was bedeutet das für Menschen mit Adipositas?

Viele Menschen denken, dass Adipositas eine Folge von zu viel Essen und zu wenig Bewegung ist. Das ist oft, aber nicht immer richtig. Es gibt viele Faktoren, die zu einer Gewichtszunahme beitragen. Für Menschen mit Adipositas, die abnehmen möchten, ist es daher sinnvoll, mit Ärztinnen und Ärzten über mögliche Ursachen und eigene Risikofaktoren zu sprechen. Danach kann man gemeinsam überlegen, welche Lösungen möglich sind.

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Aktualisiert am 24. August 2022

Nächste geplante Aktualisierung: 2025

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