Tezacaftor / Ivacaftor (Symkevi) bei Mukoviszidose (zystische Fibrose)

Einleitung

Die Fixkombination Tezacaftor / Ivacaftor (Handelsname Symkevi) ist seit Oktober 2018 für Personen ab 12 Jahren mit Mukoviszidose zugelassen. Seit Mai 2020 ist die Kombination auch für Kinder ab 6 Jahren zugelassen. Die Wirkstoffkombination kommt infrage, wenn die Erkrankung durch eine bestimmte Genveränderung ausgelöst wird.

Die Mukoviszidose (von „mucus“, lateinisch: Schleim und „viscidus“, lateinisch: zäh, klebrig), auch zystische Fibrose genannt, ist eine angeborene . Sie entsteht durch Mutationen in beiden CFTR-Genen (Cystic Fibrosis Transmembrane Conductance Regulator). Die Genveränderung führt zu einer Veränderung des Salz- und Wasserhaushalts der schleimbildenden Drüsenzellen, beispielsweise in den der Lunge, in der Bauchspeicheldrüse und im Dünndarm. Bei Mukoviszidose ist der Schleim sehr zäh. In den kann er nur sehr schwer abgehustet werden, erschwert das Atmen und kann chronischen Husten verursachen. Im Schleim können sich zudem ansiedeln und immer wieder Atemwegsinfektionen hervorrufen. Zähflüssige Verdauungssäfte schädigen die , verringern die Aufnahme für den Körper wichtiger Nährstoffe im Darm und fördern Mangelernährung und Untergewicht. Beschwerden einer Mukoviszidose treten bereits im Kindesalter auf.

Über 2000 verschiedene Mutationen des CFTR-Gens sind bekannt. Sie werden nach der Stelle im Gen benannt, an der die liegt. Die häufigste heißt zum Beispiel F508del.

Die Fixkombination Tezacaftor / Ivacaftor kommt für Personen mit Mukoviszidose infrage, bei denen

  • beide Exemplare des Gens die F508del-Mutation aufweisen. Das bedeutet, die Patientinnen und Patienten sind homozygot für die F508del-Mutation.
  • ein Gen-Exemplar die F508del-Mutation aufweist, während auf dem anderen Gen-Exemplar eine der folgenden Gen-Mutationen vorliegt: P67L, R117C, L206W, R352Q, A455E, D579G, 711+3A→G, S945L, S977F, R1070W, D1152H, 2789+5G→A, 3272-26A→G oder 3849+10kbC→T. Patientinnen und Patienten mit nur einem Gen-Exemplar mit F508del-Mutation sind heterozygot für die F508del-Mutation.

Tezacaftor soll die Zahl an CFTR-Eiweißen erhöhen und Ivacaftor die Funktion des CFTR-Eiweiß verbessern, sodass der Schleim dünnflüssiger wird und sich die Beschwerden bessern.

Anwendung

Die Fixkombination Tezacaftor / Ivacaftor gibt es als Tablette in 2 Dosierungen und wird wie folgt angewendet:

Für Kinder von 6 bis 11 Jahren bis 30 Kilogramm:

  • morgens 1 Tablette 50 mg Tezacaftor / 75 mg Ivacaftor, 12 Stunden später 1 Tablette Ivacaftor 75 mg zu einer fetthaltigen Mahlzeit

Für Kinder von 6 bis 11 Jahren ab 30 Kilogramm und Personen ab 12 Jahre:

  • morgens 1 Tablette 100 mg Tezacaftor / 150 mg Ivacaftor, 12 Stunden später 1 Tablette Ivacaftor 150 mg zu einer fetthaltigen Mahlzeit

Andere Behandlungen

Für Personen ab 6 Jahren mit Mukoviszidose aufgrund einer heterozygoten F508del-Mutation kommt eine bestmögliche, unterstützende Behandlung () infrage. Eine unterstützende Behandlung soll sich individuell an der Patientin oder dem Patienten orientieren und beispielsweise Beschwerden wie Atemnot lindern sowie die Lebensqualität verbessern. Dazu gehören unter anderem Inhalationstherapien, , schleimlösende Medikamente, und eine angepasste Ernährung.

Für Personen mit homozygoter F508del-Mutation kommt die Wirkstoffkombination Lumacaftor / Ivacaftor infrage.

Bewertung

Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat zuletzt 2021 geprüft, ob die Fixkombination Tezacaftor / Ivacaftor in Kombination mit Ivacaftor für Kinder von 6 bis 11 Jahren mit Mukoviszidose Vor- oder Nachteile hat. Hierzu legte der Hersteller keine verwertbaren Daten vor.

Für Personen ab 12 Jahren mit homozygoter F508del- legte der Hersteller 2020 Daten für einen sogenannten indirekten Vergleich vor. Indirekte Vergleiche sind grundsätzlich weniger aussagekräftig als direkte Vergleiche. In diesem Fall wurde in einer Studie die Fixkombination Tezacaftor / Ivacaftor in Kombination mit Ivacaftor mit einem Scheinmedikament () verglichen, und in zwei anderen Studien wurde die Wirkstoffkombination Lumacaftor / Ivacaftor in unterschiedlichen Dosierungen ebenfalls mit einem verglichen. Alle Personen aus den Studien erhielten außerdem eine symptombegleitende Behandlung. Es zeigten sich nach etwa einem halben Jahr folgende Ergebnisse:

Welche Vorteile hat Tezacaftor / Ivacaftor?

Nebenwirkung Ausschlag: Die Behandlung der Mukoviszidose kann einen Ausschlag auslösen. Erste Schätzungen deuten darauf hin, dass das bei einer Behandlung Tezacaftor / Ivacaftor plus Ivacaftor seltener der Fall ist als bei einer Behandlung mit Lumacaftor / Ivacaftor.

Welche Nachteile hat Tezacaftor / Ivacaftor?

Krankenhausaufenthalte aufgrund von Krankheitsschüben der Atemwege: Erste Schätzungen deuten darauf hin, dass es bei einer Behandlung mit Tezacaftor / Ivacaftor plus Ivacaftor häufiger zu Krankenhausaufenthalten aufgrund von Krankheitsschüben der Atemwege kommt als bei einer Behandlung mit Lumacaftor / Ivacaftor.

Wo zeigte sich kein Unterschied?

Lebenserwartung: In der Studienzeit war keine Person verstorben.

Akute Krankheitsschübe der Atemwege: Hier zeigte sich kein Unterschied. Alle untersuchten Personen hatten im Mittel 1 bis 2 akute Krankheitsschübe pro Jahr.

Zudem zeigte sich kein Unterschied bei:

  • Gewichtsproblemen
  • Magen-Darm-Beschwerden
  • verschiedenen Aspekten der gesundheitsbezogenen Lebensqualität wie beispielsweise körperliches Wohlbefinden, Gefühlslage, Vitalität, soziale Einschränkungen, Rollenfunktion, Körperbild, Essstörungen oder subjektive Gesundheitseinschätzung
  • schweren Nebenwirkungen
  • Therapieabbrüchen aufgrund von Nebenwirkungen

Auch bei Atembeschwerden und der Belastung durch die zeigte sich jeweils kein relevanter Unterschied.

Weitere Informationen

Dieser Text fasst die wichtigsten Ergebnisse der Gutachten zusammen, die das IQWiG im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses () im Rahmen der Frühen Nutzenbewertung von Arzneimitteln erstellt hat. Der beschließt auf Basis der Gutachten und eingegangener Stellungnahmen über den Zusatznutzen von Tezacaftor / Ivacaftor (Symkevi) in Kombination mit Ivacaftor bei homozygoter und heterozygoter F508del-Mutation.

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Tezacaftor/Ivacaftor (Kombination mit Ivacaftor; zystische Fibrose, ab 12 Jahre, F508del-Mutation, homozygot) – Nutzenbewertung gemäß § 35a SGB V. Dossierbewertung; Auftrag A20-54. 29.09.2020. (IQWiG-Berichte; Band 974).

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Tezacaftor/Ivacaftor (Kombination mit Ivacaftor; zystische Fibrose, ab 12 Jahre, F508del-Mutation, heterozygot) – Nutzenbewertung gemäß § 35a SGB V. Dossierbewertung; Auftrag A20-55. 29.09.2020. (IQWiG-Berichte; Band 973).

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Tezacaftor/Ivacaftor (Kombination mit Ivacaftor; zystische Fibrose, 6 bis < 12 Jahre, F508del-Mutation, homozygot) – Nutzenbewertung gemäß § 35a SGB V. Dossierbewertung; Auftrag A20-107. 25.02.2021. (IQWiG-Berichte; Band 1056).

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Tezacaftor/Ivacaftor (Kombination mit Ivacaftor; zystische Fibrose, 6 bis < 12 Jahre, F508del-Mutation, heterozygot) – Nutzenbewertung gemäß § 35a SGB V. Dossierbewertung; Auftrag A20-108. 25.02.2021. (IQWiG-Berichte; Band 1058).

IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

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Aktualisiert am 30. August 2021

Nächste geplante Aktualisierung: 2024

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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