Stress und langes Sitzen spielen eine Rolle

Foto von zwei Männern im Gespräch

Arne, 48 Jahre

„Die Schmerzen hatte ich rechts hinten am Rücken, etwa im Bereich des dritten Lendenwirbels. Sie zogen ins rechte Bein bis zu den Zehen. Dann bekam ich ein taubes Gefühl im Bein und die Zehen haben sich pelzig angefühlt.“

Vor neun Jahren habe ich mit Freunden Fußball gespielt. Ich weiß noch, dass der Boden sehr trocken war und ich die falschen Schuhe anhatte. Ich habe eine abrupte Bewegung gemacht und zuerst gedacht, dass der Wirbel blockiert ist oder etwas in dieser Art. Aber es wurde mit der Zeit nicht besser, sondern im Laufe des nächsten Tages eher immer schlechter.

Die Schmerzen hatte ich rechts hinten am Rücken, etwa im Bereich des dritten Lendenwirbels. Sie zogen ins rechte Bein bis zu den Zehen. Dann bekam ich ein taubes Gefühl im Bein und die Zehen haben sich pelzig angefühlt. Und dann konnte ich den Fuß nicht mehr richtig bewegen. Ich konnte nicht mehr auf den Zehenspitzen und auch nicht mehr auf den Hacken stehen.

Daraufhin bin ich zum Arzt gegangen. Der hat einen Bandscheibenvorfall festgestellt und mich in ein Krankenhaus mit einer orthopädischen und einer neurologischen Abteilung überwiesen. Dort wurde dann eine gemacht und gemessen, wie weit der Fuß noch von den Nerven versorgt wird. Dabei wurde festgestellt, dass die Nervenleitung nicht mehr optimal ist.

Entscheidung gegen eine Operation

Die Ärzte waren sich einig, mich erst mal konservativ zu behandeln. Das wurde dann auch so gemacht. Das Thema Operation wurde damals auch besprochen. Ich hatte mich anschließend erkundigt und herausgefunden, dass Operationen nicht immer Abhilfe schaffen. Die Ärzte haben die Entscheidung mir überlassen. Daraufhin habe ich mich entschieden, es erst mal auf die konservative Art zu probieren. Die Operation wäre für mich eher die Notlösung gewesen, wenn die Schmerzen mit der und mit der Zeit nicht weniger geworden wären.

Ich wurde mit Schmerzmitteln behandelt und habe einige Wochen nicht gearbeitet. Ich bekam eine physiotherapeutische Behandlung, die vorwiegend aus Bewegungsübungen, Krafttraining und Balancetraining bestand. Und ich habe auch zu Hause verschiedene Übungen gemacht. Beispielsweise habe ich mit Hilfe eines Würfels die Beine hochgelegt, etwa im rechten Winkel. Die Beschwerden sind dann langsam wieder zurückgegangen und ich war wieder einsatzfähig. Damals war ich etwa acht Wochen krankgeschrieben.

Wie gut ich Treppen steigen konnte, war für mich ein Zeichen für meinen Zustand. Solange die Kraft im Fuß noch nicht ausreichte, habe ich das Bein auf der Treppe immer nachgezogen. Am Anfang konnte ich das Bein gar nicht auf die nächst höhere Stufe stellen, dafür war keine Kraft da. Aber heute geht das wieder ganz normal. Das war aber schon schwierig für mich: Etwas, das man das ganze Leben so nebenbei macht, geht plötzlich nicht mehr.

Sitzende Tätigkeit und wenig Bewegung

Ich arbeite vorwiegend im Büro und sitze viel. Das ist für meinen Rücken nicht besonders gut. Ich habe seit diesem Ereignis immer mal wieder Beschwerden über ein paar Tage. Aber es wurde bisher nicht mehr so schlimm.

Ich finde die Art der Sitzgelegenheit am Arbeitsplatz sehr wichtig. Wir haben vor Kurzem neue Bürostühle bekommen und meine Beschwerden haben sich wesentlich gebessert.

Leider treibe ich derzeit nicht regelmäßig Sport, das liegt unter anderem auch an meinen Arbeitszeiten, die ständig wechseln. Ich hoffe, das ändert sich bald wieder und ich kann mich wieder regelmäßiger bewegen. Besonders Schwimmen finde ich gut und entlastend.

Beschwerden nach dem Bandscheibenvorfall

Momentan ist es mit den Schmerzen ganz unterschiedlich bei mir: Es gibt Phasen, in denen habe ich sieben, acht Monate überhaupt nichts, aber dann kann es auch innerhalb von drei Monaten zweimal passieren. Aber so im Schnitt habe ich derzeit etwa einmal im Jahr Beschwerden. Manchmal zieht sich der Schmerz immer noch runter bis in den unteren Bereich des Beins und manchmal bis in die Zehen. Aber ich habe nicht mehr dieses Taubheitsgefühl. Die Schmerzen sind oft so, als wenn man mit einem kleinen Messer in den Rücken sticht.

Wenn ich Beschwerden habe, nehme ich schmerzlindernde Tabletten, aber nur, wenn die Schmerzen mich beeinträchtigen. Ich möchte diese Tabletten nicht regelmäßig nehmen, aber manchmal sind sie hilfreich. Sonst nutze ich bei Schmerzen auch diesen Würfel, um meine Beine hoch zu legen. Das tut mir dann ganz gut. Diese Art des Liegens ist entlastend für mich.

In diesen Schmerzphasen bin ich in der Regel krankgeschrieben. Ich habe dann zwei Möglichkeiten: den Schmerz auszuhalten oder Schmerzmittel zu nehmen. Beides ist für die Konzentrationsfähigkeit am Arbeitsplatz nicht gut. Ich bin dann nicht mehr im Vollbesitz meiner Kräfte und es besteht die Gefahr, dass ich Fehler mache. Und in diesen Phasen kann ich nicht lange sitzen. Dann ist Gehen, Stehen oder Liegen viel besser für mich als das Sitzen.

Schmerzen aus heiterem Himmel

Manchmal habe ich diese Schmerzen bei ganz unspektakulären Bewegungen, wie wenn ich mich über die Badewanne beuge und dann aufrichten will, dann kracht es und der Schmerz schießt ins Bein. Selten passiert mir das bei Bewegungen, wo ich damit rechnen würde, also wenn ich mich verdrehe oder so, sondern eher bei ganz normalen Bewegungen. Manchmal passiert es auch, wenn ich eine ungünstige Schlafhaltung gehabt habe und morgens aufstehe. Dann ist es für mich wie aus heiterem Himmel.

Bei mir ist es eine Mischung aus dem Stress auf der Arbeit und der Belastung durch das lange Sitzen, die bei mir Beschwerden auslöst. Ich denke schon, dass das eine Rolle spielt.

Ich bin sehr froh, dass es für mich noch so glimpflich ausgegangen ist. Ich habe auch von Leuten gehört, die sich nach einem Bandscheibenvorfall überhaupt nicht mehr richtig bewegen konnten und regelrecht nur auf allen Vieren kriechen konnten. Das war bei mir zum Glück nicht der Fall. Aber mir wurde damals schon klar, dass in meinem Rücken jetzt etwas geschädigt ist und ich wohl immer wieder mal Schmerzen haben werde.

Momentan bin ich zufrieden und es sieht ja ganz gut aus. Fußball spiele ich nicht mehr, da man dabei zum Teil Bewegungen macht, die man nicht so gut kontrollieren kann. Da habe ich Sorge, dass etwas passieren kann und meide das lieber. Ich möchte in Zukunft vielmehr lieber wieder schwimmen. Das tut mir gut und entlastet meine Gelenke.

Danksagung

Erfahrungsberichte fassen Interviews mit Betroffenen zusammen. Alle Gesprächspartnerinnen und -partner haben der Veröffentlichung zugestimmt. Ihnen gilt unser herzlicher Dank.

Die Berichte geben einen Einblick in den persönlichen Umgang und das Leben mit einer Erkrankung. Die Aussagen stellen keine Empfehlung des IQWiG dar.

Hinweis: Um die Anonymität der Interviewten zu wahren, ändern wir ihre Vornamen. Die Fotos zeigen unbeteiligte Personen.

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Aktualisiert am 19. April 2023

Nächste geplante Aktualisierung: 2026

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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