Retikulozyten

  • Retikulozyten sind noch unreife rote .
  • Ihr Anteil im Blut gibt Hinweise, ob der Körper genügend rote bildet.
  • Ein erniedrigter Wert heißt, dass zu wenig rote gebildet werden – zum Beispiel wegen eines Eisenmangels.
  • Ein erhöhter Wert zeigt, dass verstärkt rote gebildet werden – etwa, weil eine erfolgreich behandelt wird.

Was sind Retikulozyten?

Retikulozyten sind die Vorstufe der roten (Erythrozyten). Diese frisch gebildeten Blutzellen entwickeln sich zunächst im , bevor sie ins Blut abgegeben werden. Dort reifen sie innerhalb eines Tages zu fertigen heran. Während dieser Reifephase bilden die Retikulozyten noch neues Hämoglobin: Das ist der rote Blutfarbstoff, mit dem Sauerstoff transportieren.

Warum werden die Retikulozyten bestimmt?

Die Anzahl an Retikulozyten im Blut zeigt, wie viele rote im neu gebildet werden. Das ist zum Beispiel wichtig, um die Ursache einer () herauszufinden. Bei einer hilft der Wert aber nicht nur bei der , sondern auch bei der Kontrolle der Behandlung. Er kann im Gegensatz zu anderen Blutwerten schon nach wenigen Tagen anzeigen, ob die Behandlung wirkt. Auch bei Behandlungen, die als Nebenwirkung die Blutbildung schädigen können, wird der Wert kontrolliert – zum Beispiel bei einer .

Um die Retikulozyten-Zahl zu bestimmen, nimmt die Ärztin oder der Arzt etwas Blut ab, in der Regel aus der Armvene.

Was sind die Normwerte?

Die Retikulozyten-Anzahl wird prozentual zur Anzahl der angegeben – also wie viele Retikulozyten auf 100 kommen. Die Normwerte können sich von Labor zu Labor unterscheiden, da verschiedene Testverfahren eingesetzt werden. Daher gibt jedes Labor in seinem Bericht eigene Normwerte an. Als Orientierung können folgende Werte dienen:

Einheiten Prozent Milliarden pro Liter (109/l)
Frauen über 18 Jahre 0,4 – 2,3 19 – 111
Männer über 18 Jahre 0,4 – 2,3 19 – 111

Wichtig ist:

Von einem Laborwert allein lässt sich meist nicht auf eine Krankheit schließen. Erst im Zusammenhang mit anderen Werten, Symptomen und Untersuchungen ergibt sich ein klares Bild. Zudem haben auch gesunde Menschen manchmal Werte außerhalb des Normbereichs. Bevor man sich bei einer Abweichung Sorgen macht, sollte man die auffälligen Werte daher stets mit einer Ärztin oder einem Arzt besprechen.

Was bedeuten erniedrigte Werte?

Ist die Retikulozyten-Zahl erniedrigt, werden zu wenig dieser unreifen Zellen ins Blut abgegeben. Das heißt: Der Körper bildet zu wenig neue rote .

Mögliche Ursachen

Für eine gestörte Blutbildung kann es viele verschiedene Ursachen geben. Oft ist ein Eisenmangel der Grund – ohne Eisen kann der Körper kein Hämoglobin bilden. Das bremst auch die Herstellung von . Etwa die Hälfte aller Anämien entsteht so. Daneben kann aber auch ein Mangel an oder Vitamin B12 die Blutbildung stören und zur erniedrigten Retikulozyten-Zahl führen.

Auch eine chronische Nierenerkrankung, Entzündungen oder bestimmte Infektionen können die Blutbildung einschränken.

Eine weitere mögliche Ursache für einen erniedrigten Retikulozyten-Wert sind Chemo- oder Strahlentherapien: Sie schädigen das , wodurch vorübergehend weniger Blut gebildet wird.

Was kann ich bei erniedrigten Werten tun?

Leicht verringerte Hämoglobin-Werte können eine harmlose Ursache haben. Da aber auch ernstzunehmende Erkrankungen dahinterstecken können, ist es sinnvoll, die Ergebnisse immer von der Ärztin oder dem Arzt abklären zu lassen. Sie oder er kann durch weitere Untersuchungen herausfinden, warum die Blutbildung gestört ist, und ob sie behandelt werden sollte.

Liegt ein Mangel an Eisen, oder Vitamin B12 zugrunde, reicht es manchmal schon aus, die Ernährung zu ändern oder Ersatzpräparate zu nehmen. Nach einer Weile sollten die Blutwerte dann wieder im Normbereich liegen.

Was bedeuten erhöhte Werte?

Ist die Retikulozyten-Zahl erhöht, werden mehr unreife Zellen ins Blut abgegeben als normal. Das heißt: Der Körper bildet verstärkt neue rote .

Mögliche Ursachen

In verschiedenen Situationen verliert der Körper viele rote – zum Beispiel bei stärkeren Blutungen. Manchmal sind die Blutzellen auch wegen einer Erkrankung weniger haltbar und „verschleißen“ zu schnell. Dann muss die Produktion gesteigert werden, um diesen Verlust auszugleichen. Die Retikulozyten-Zahl ist dann erhöht.

Wenn die Blutbildung längere Zeit eingeschränkt war und wieder „angekurbelt“ wird, ist der Wert ebenfalls erhöht. Das kommt häufig vor, wenn man wegen einer Eisen-, Vitamin-B12- oder Folsäurepräparate nimmt und die Behandlung zu wirken anfängt. Auch wenn sich das nach einer Krebstherapie oder einer Stammzelltransplantation erholt, erholt sich die Blutbildung.

Auch bestimmte Doping-Mittel im Sport können dazu führen, dass der Retikulozyten-Wert ansteigt. Ein Beispiel dafür ist Erythropoetin (EPO).

Was kann ich bei erhöhten Werten tun?

Es ist sinnvoll, erhöhte Retikulozyten-Werte von der Ärztin oder dem Arzt abklären zu lassen. Oft weisen erhöhte Werte darauf hin, dass der Körper eine bestehende ausgleicht – dann sind sie als etwas Gutes zu werten.

Wenn der Retikulozyten-Wert stark oder anhaltend erhöht ist, können aber auch ernsthafte Erkrankungen dahinterstecken. Die Ärztin oder der Arzt kann durch weitere Untersuchungen herausfinden, woher die Erhöhung kommt und ob sie behandelt werden sollte.

Böhm BO, Niederau C. Klinikleitfaden Labordiagnostik. München Urban und Fischer; 2021.

Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz. Gesundheit.gv.at (Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs). Laborwerte-Tabelle. 2024.

Pschyrembel online. 2024.

Thomas L. Labor und Diagnose; Release 7. 2024.

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Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

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Erstellt am 13. Mai 2024

Nächste geplante Aktualisierung: 2027

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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