Operativer Schwangerschaftsabbruch

Foto von Ärztin und Patientin

Bei einem operativen Schwangerschaftsabbruch werden der Embryo und die Gebärmutterschleimhaut meist abgesaugt. Dazu wird unter ein Plastik- oder Metallröhrchen in die Gebärmutter eingeführt, das über einen Schlauch mit einem Absauggerät verbunden ist. Die meisten Eingriffe verlaufen ohne Komplikationen – es kommt aber oft zu Schmerzen und Blutungen, die nach ein paar Tagen von selbst aufhören.

Wenn eine Frau ihre Schwangerschaft in den ersten zwölf Wochen nach der Empfängnis beenden will, muss sie bestimmte Regelungen und Fristen einhalten. Ein Schwangerschaftsabbruch (umgangssprachlich auch Abtreibung genannt) kann medikamentös oder operativ vorgenommen werden. Ein operativer Abbruch findet normalerweise in einer Praxis, einem ambulanten OP-Zentrum oder einer Klinik statt – das heißt, die Frau kann 1 bis 2 Stunden nach dem Eingriff wieder nach Hause.

Schwangerschaftsabbruch: mit Medikamenten oder einer Operation?

Diese Entscheidungshilfe zeigt genauer, welche Vor- und Nachteile die beiden Methoden haben. Sie kann dabei unterstützen, sich für ein Verfahren zu entscheiden.

Kann man sich zum Eingriff begleiten lassen?

Viele Frauen wünschen sich vor und nach dem Eingriff eine vertraute Person an ihrer Seite. Die Praxen, OP-Zentren und Kliniken sind darauf eingestellt. Während des Eingriffs muss die Begleitperson draußen warten – sie kann aber danach für die Frau da sein.

Nach dem operativen Abbruch können Blutungen und Schmerzen auftreten und man kann wegen der unsicher auf den Beinen sein. Daher ist es sinnvoll, sich abholen und nach Hause begleiten zu lassen. Am Tag der ist es nicht möglich, selbst Auto oder Fahrrad zu fahren.

Welche Voruntersuchungen werden gemacht?

Bei einer Voruntersuchung in der Praxis oder Klinik, die den Abbruch vornimmt, wird die Schwangerschaftswoche bestimmt. Außerdem klärt die Ärztin oder der Arzt ab, ob ein erhöhtes Risiko für Komplikationen besteht – etwa wegen einer Vorerkrankung.

Zu den Voruntersuchungen können gehören:

  • ein Gespräch, in dem die Ärztin oder der Arzt unter anderem nach der letzten Menstruation, vorherigen Schwangerschaften sowie nach Erkrankungen und aktuellen Beschwerden fragt,
  • eine gynäkologische Untersuchung,
  • eine ,
  • eine Untersuchung auf Chlamydien,
  • die Bestimmung des (nach der neunten Schwangerschaftswoche).

Die Ärztin oder der Arzt, die oder der den Abbruch durchführt, muss die Frau ausführlich über die verschiedenen Methoden des Schwangerschaftsabbruchs, den jeweiligen Ablauf sowie mögliche Komplikationen aufklären. Er oder sie muss auch ein Gespräch über die Gründe für den Schwangerschaftsabbruch anbieten. Dieses Gespräch ist jedoch freiwillig.

Es ist auch sinnvoll, schon im Vorgespräch über die Verhütung nach dem Abbruch zu sprechen. Denn schon kurz nach dem Abbruch kann die Frau erneut schwanger werden.

Wie wird der operative Abbruch vorbereitet?

Es ist möglich, vor dem Eingriff einmalig einzunehmen. Dies senkt das Risiko einer im Genitalbereich.

Vor dem Eingriff wird in der Regel der Gebärmutterhals mit Medikamenten weicher gemacht. Dadurch lassen sich die Instrumente leichter einführen. Die möglichen Methoden sind:

  • Misoprostol: Diese Hormontablette wirkt nach etwa 2 bis 3 Stunden. Sie wird außerhalb der Zulassung angewendet (), was einer besonderen Aufklärung bedarf. Misoprostol kann verschiedene Nebenwirkungen verursachen, unter anderem Bauchschmerzen und Durchfall.
  • Mifepriston: Diese Hormontablette wirkt nach 24 Stunden. Sie kann sehr selten auch selbst schon den Abbruch herbeiführen. Mifepriston wird zur Vorbereitung eines Abbruchs seltener angewendet als Misoprostol.

Die Ärztin oder der Arzt informiert im Vorgespräch über die Anwendung und gibt dann meist das Medikament mit nach Hause.

Vor dem Eingriff können nach ärztlicher Rücksprache Schmerzmittel eingenommen werden, um Schmerzen während und nach dem Eingriff möglichst gering zu halten. Empfohlen werden Medikamente aus der Gruppe der wie oder Diclofenac.

Welche Narkose wird angeboten?

Ein operativer Schwangerschaftsabbruch findet meist unter Kurznarkose statt. Dabei erhält die Frau das Betäubungsmittel über eine Nadel in die Armvene.

Eine örtliche Betäubung () wird seltener eingesetzt. Dazu wird ein Betäubungsmittel in den Muttermund und den Gebärmutterhals gespritzt. Zusätzlich kann die Frau eine Beruhigungsspritze erhalten, die für einen kurzen Schlaf sorgt.

Bei der örtlichen Betäubung erlebt die Frau den Eingriff stärker mit. Schmerzen sind häufiger als bei einer Kurznarkose.

Die meisten Praxen bieten nur eine Kurznarkose an. Was vor Ort möglich ist, lässt sich im Vorgespräch klären.

Wie läuft ein operativer Abbruch ab?

Zuerst führt die Ärztin oder der Arzt durch die Scheide dünne Metallstäbchen in den Gebärmutterhals und dehnt ihn nach und nach auf. Es gibt zwei mögliche Verfahren:

  • Für die Absaugung (Vakuumaspiration) führt sie oder er dann ein Plastik- oder Metallröhrchen in die Gebärmutter ein, das über einen Schlauch mit einem Absauggerät verbunden ist. Anschließend wird die Gebärmutterschleimhaut mit dem Embryo abgesaugt. Der Eingriff dauert 5 bis 10 Minuten.
  • Ausschabung (Kürettage): Dabei wird ein stumpfer Löffel in die Gebärmutter eingeführt, mit dem Gebärmutterschleimhaut und Embryo entfernt werden. Der Eingriff dauert etwa 10 Minuten. Die Ausschabung gilt als risikoreicher als die Absaugung. Daher wird sie in medizinischen Leitlinien nicht mehr empfohlen.

Frauen mit einer erhalten nach dem Abbruch eine Spritze mit sogenannten Anti-D-Immunglobulinen. Diese verhindern, dass sich bei einer späteren Schwangerschaft bilden, die dann das Kind gefährden.

Für den Tag des Abbruchs und die Tage danach kann die Frau sich bei Bedarf arbeitsunfähig schreiben lassen. Der Arbeitgeber erhält dabei keine Informationen über den Grund der Krankschreibung.

Welche Nebenwirkungen hat eine Absaugung?

Die meisten Frauen haben nach einer Absaugung für 1 bis 2 Wochen menstruationsähnliche Schmerzen und leichte Blutungen. Etwa 4 bis 6 Tage nach dem Eingriff kommt es oft für einige Stunden zu stärkeren Schmerzen und Blutungen, die auch Blutgerinnsel enthalten können. Schmerzen können mit Medikamenten aus der Gruppe der behandelt werden.

Mögliche Komplikationen sind:

  • starke Blutungen (bei 2 von 1000 Frauen)
  • eine Verletzung von Gebärmutter oder Gebärmutterhals (bei 1 bis 6 von 1000 Frauen – sie heilt meist folgenlos aus)
  • Infektionen im Genitalbereich (bei etwa 20 von 1000 Frauen, die vor dem Eingriff eingenommen haben – ohne bei etwa 60 von 1000 Frauen)

Nach etwa 20 von 1000 operativen Abbrüchen bleiben Reste der Schleimhaut oder des Embryos in der Gebärmutter zurück. Symptome dieser Komplikation sind Blutungen aus der Scheide, Unterbauchschmerzen und Fieber. Diese Gewebereste können mit der nächsten Regelblutung abgehen. Manchmal werden sie operativ entfernt. Alternativ kann die Frau Misoprostol einnehmen, damit sie ausgestoßen werden.

Sehr selten kann es zu in der Gebärmutterhöhle kommen, die zu Störungen der Regelblutung und Regelschmerzen führen. Diese Komplikation wird Asherman-Syndrom genannt und kommt nach etwa 2 von 10.000 operativen Abbrüchen vor. Fachleute gehen davon aus, dass sie vor allem auftritt, wenn nach einem unvollständigen Abbruch die Gebärmutter ausgeschabt wurde.

Ein erhöhtes Risiko für Nebenwirkungen und Komplikationen haben Frauen mit Gerinnungsstörungen, einer oder Veränderungen an der Gebärmutter wie Myomen. Auch nach einem vorangegangenen sind Komplikationen nach einem Abbruch häufiger.

Wichtig ist,

die Arztpraxis oder Klinik aufzusuchen, wenn nach dem Abbruch Symptome wie Fieber oder starke Blutungen auftreten.

Wie zuverlässig ist ein operativer Abbruch?

Um festzustellen, ob die Schwangerschaft beendet wurde, schaut sich die Ärztin oder der Arzt das entfernte Gewebe an. Am Ende des operativen Abbruchs kann auch per Ultraschall kontrolliert werden, ob noch Gewebereste in der Gebärmutter zurückgeblieben sind. Sie werden dann direkt entfernt.

Nur bei 2 von 1000 Frauen schlägt der Abbruch fehl und die Schwangerschaft bleibt bestehen. Dann kann der operative Abbruch wiederholt werden.

Nach einem operativen Abbruch setzt meist sofort der nächste Zyklus ein. Die nächste Regelblutung beginnt etwa 4 bis 6 Wochen später.

Ist eine Nachkontrolle notwendig?

Die Ärztinnen und Ärzte der Praxis oder Klinik bieten oft eine Kontrolle 1 bis 2 Wochen nach dem Abbruch an – sie ist aber nicht zwingend notwendig. Die Frau kann entscheiden, ob sie den Termin wahrnehmen möchte. Eine Nachkontrolle kann zum Beispiel sinnvoll sein, wenn direkt nach dem Eingriff eine Spirale eingelegt wurde.

Eine ärztliche Untersuchung ist jedoch wichtig, wenn Beschwerden wie starke Blutungen und Fieber auftreten oder Schmerzen länger als sieben Tage anhalten. Dann war der Abbruch vielleicht nicht vollständig.

Ein Besuch in einer Praxis ist auch ratsam, wenn nach dem Abbruch weiter Anzeichen der Schwangerschaft wie Übelkeit bestehen.

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Familienplanung.de: Schwangerschaftsabbruch.

Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG). Schwangerschaftsabbruch im ersten Trimenon (S2k-Leitlinie). AWMF-Registernr.: 015-094. 2023.

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Evidenzrecherche zur S3-Leitlinie Schwangerschaftsabbruch im ersten Trimenon; Projektnummer: V21-12. 2023.

World Health Organization (WHO). Abortion care guideline. 2022.

IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

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Über diese Seite

Erstellt am 05. Juni 2024

Nächste geplante Aktualisierung: 2027

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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