Operation bei einer Netzhautablösung

Foto von Ärztin und Patient im Krankenhausbett

Hat sich die abgelöst, ist eine rasche Operation nötig, um die Sehkraft zu erhalten oder wieder zu verbessern. Es gibt verschiedene Verfahren, um die wieder anzulegen. Manchmal sind mehrere Eingriffe nötig.

Bei einer Netzhautablösung löst sich die von der Innenseite des Augapfels ab. Ursache sind meist kleine Risse in der . Durch sie kann die gelartige Flüssigkeit des Glaskörpers unter die gelangen, sodass sie von der darunterliegenden Schicht nicht mehr mit Nährstoffen versorgt wird. Das kann die der dauerhaft schädigen.

Eine Netzhautablösung ist ein medizinischer Notfall – eine Operation ist meist die einzig sinnvolle Behandlung. Bei den meisten Menschen kann die dadurch wieder angelegt werden. In der Regel lässt sich so eine Erblindung des betroffenen Auges verhindern und das Sehvermögen wieder verbessern.

Die zwei gängigsten Operationsverfahren, um die wieder anzulegen, sind die sogenannten eindellenden Verfahren (Buckelchirurgie) und ein Verfahren, bei dem der Glaskörper entfernt wird (Vitrektomie). Welches sinnvoller ist, hängt von vielen Faktoren ab, unter anderem von der Größe und der Dauer der Ablösung. Manchmal werden beide Methoden auch kombiniert.

Was passiert bei den eindellenden Verfahren (Buckelchirurgie)?

Bei einem dieser Verfahren näht die Chirurgin oder der Chirurg an der Stelle, an der sich der Netzhautriss befindet, eine Silikonplombe auf die Außenseite des Augapfels. Dadurch wird die Wand des Augapfels nach innen eingedellt. Die wird wieder an die darunterliegende Schicht gedrückt. Mithilfe eines Lasers oder einer Kältesonde werden sie wieder „verklebt“.

Alternativ wird der Augapfel ringförmig mit einem Silikonband (Cerclage) umschnürt. Dadurch wird er rundum eingedellt und es können mehrere Netzhautlöcher gleichzeitig geschlossen werden.

Grafik: Eindellende Operationsverfahren: Silikonplombe
Grafik: Eindellende Operationsverfahren: Silikonband

Die Flüssigkeit unter der wird mit der Zeit wieder vom umliegenden Gewebe aufgenommen. Manchmal wird sie auch während der Operation mit einer sehr dünnen Sonde abgesaugt.

Der Eingriff dauert etwa 30 bis 90 Minuten. Er findet im Krankenhaus unter oder örtlicher Betäubung statt. Die Sehkraft ist nach dem Eingriff noch einige Zeit eingeschränkt.

Wie läuft die Glaskörperentfernung (Vitrektomie) ab?

Bei der Glaskörperentfernung führt die Chirurgin oder der Chirurg feine Instrumente in das Auge ein, saugt den gelartigen Glaskörper ab und ersetzt ihn zunächst durch Silikonöl oder ein spezielles Gas. Dadurch werden die und die darunterliegende Schicht wieder aneinandergepresst. Mithilfe von Laser- oder Kältetechnik „verklebt“ die Chirurgin oder Chirurg dann die Schichten miteinander.

Nach der Operation kann es wichtig sein, den Kopf – abhängig vom Ort der Netzhautablösung – in den ersten Tagen in einer bestimmten Position zu lagern. Genaue Informationen bekommt man nach dem Eingriff von der Ärztin oder dem Arzt.

Das Gas wird nach und nach über die Blutgefäße abtransportiert und durch körpereigene Flüssigkeit ersetzt. Je nachdem, welches Gas verwendet wurde, kann das 2 Wochen bis 3 Monate dauern. In dieser Zeit ist die Sehkraft auf dem Auge stark eingeschränkt.

Wenn Silikonöl verwendet wurde, wird es meist in einem erneuten Eingriff abgesaugt. Danach füllt sich der Augapfel ebenfalls von selbst mit körpereigener Flüssigkeit.

Bei der Entscheidung für Gas oder Öl spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, beispielsweise, wie groß die Löcher sind, wie schnell man wieder aktiv sein oder ob man reisen muss: Wird der Glaskörper mit Silikonöl ersetzt, ist die Sehschärfe vorübergehend noch etwas beeinträchtigt. Wird Gas verwendet, ist die Sehkraft zunächst stark eingeschränkt. Zudem darf man bei der Verwendung von Gas in den ersten Wochen keine Flugreisen unternehmen und sich nicht in den Bergen aufhalten. Denn das Gas dehnt sich mit zunehmender Höhe und abnehmendem Luftdruck aus und kann das Auge schädigen.

Auch für diesen Eingriff ist ein Krankenhausaufenthalt nötig. Er findet unter oder örtlicher Betäubung statt und dauert etwa 30 bis 90 Minuten.

Für wen kommt welche Operation infrage?

Die Ärztin oder der Arzt berät dazu, welches das individuell passende Verfahren ist. Verschiedene Aspekte spielen dabei eine Rolle, etwa

  • die Größe, Anzahl und Lage der Netzhautlöcher: Eindellende Verfahren eignen sich eher bei einem oder wenigen Löchern. Die Glaskörperentfernung wird hingegen eher bei großen oder vielen Löchern angewendet. Auch bei Schäden in der Mitte der , die nahe am oder auf dem Punkt des schärfsten Sehens () liegen, kann eine Glaskörperentfernung sinnvoller sein.
  • die Krankheitsvorgeschichte: Wenn das Auge schon einmal operiert und dabei eine künstliche eingesetzt wurde oder es zu Blutungen gekommen ist, kommt eher eine Glaskörperentfernung infrage.
  • die Ursache für die Netzhautablösung: Nicht jede Netzhautablösung entsteht durch einen Riss. Wenn sie durch eine Flüssigkeitseinlagerung entstanden ist, ist meist eine Glaskörperentfernung nötig. Hat sich die wegen einer anderen Erkrankung wie eines Tumors gelöst, ist es wichtig, diese ebenfalls zu behandeln.

Wie gut hilft eine Operation?

Bei den meisten Menschen liegt die nach dem Eingriff wieder an und sie können schärfer und kontrastreicher sehen – das gilt für beide Verfahren. Oft wird die Sehkraft aber nicht mehr so gut wie vor der Netzhautablösung. Wie gut man nach der Operation sehen kann, hängt von verschiedenen Faktoren ab, zum Beispiel der Lage, Größe und Dauer der Netzhautablösung.

Gut zu wissen:

Studien deuten darauf hin, dass bei etwa 95 von 100 Menschen die wieder angelegt werden kann. Dazu sind manchmal mehrere Operationen nötig.

Bei etwa 20 bis 30 von 100 Menschen löst sich die im selben Auge in den drei Jahren nach der Operation wieder ab. Dann ist ein erneuter Eingriff nötig.

Welche Komplikationen können auftreten?

Bei beiden Operationsverfahren können während oder nach der Operation Komplikationen auftreten, die das Sehen beeinträchtigen. Dann können eine Behandlung mit Medikamenten oder eine erneute Operation nötig sein. Meistens lassen sich bleibende Folgen aber vermeiden.

Die häufigsten Komplikationen sind:

  • Linsentrübungen (frühere Ausbildung oder Verschlechterung eines Grauen Stars)
  • Wachstum und Vernarbung der (proliferative Vitreoretinopathie)
  • Flüssigkeitsansammlungen (Ödeme) in der Mitte der ()
  • Anstieg des Augeninnendrucks

Nach dem eindellenden Verfahren ist es möglich, dass man für einige Zeit doppelt sieht oder Probleme bei der Augenbewegung hat – etwa dabei, einem Gegenstand mit den Augen zu folgen. Diese Störungen verschwinden aber meist nach einigen Wochen oder Monaten von selbst.

Bei einer Glaskörperentfernung können neue Netzhautlöcher entstehen. Oft lassen sie sich schon während des Eingriffes wieder schließen.

Selten kann es bei beiden Verfahren zu ernsten Komplikationen wie Infektionen, Entzündungen oder Blutungen kommen.

Wichtig ist,

bei starken Schmerzen oder jeder Sehverschlechterung nach dem Eingriff rasch eine Augenarztpraxis oder Notfallambulanz aufzusuchen. Solche Beschwerden können auf Komplikationen hinweisen.

Welche Vor- und Nachteile haben die Verfahren im Vergleich?

Studien deuten darauf hin, dass das eindellende Verfahren und die Glaskörperentfernung ähnlich gut geeignet sind, um die wieder anzulegen und die Sehkraft zu verbessern. Sie geben aber auch Hinweise darauf, dass sich die Verfahren in einigen Punkten unterscheiden. Zum Beispiel

  • kam es in den Studien nach einer Glaskörperentfernung seltener zu einer erneuten Netzhautablösung. Außerdem waren weniger Operationen nötig, um die Verletzung der zu beheben.
  • traten unterschiedliche Komplikationen auf: Neue Risse in der entstanden nur bei Glaskörperentfernungen. Außerdem entwickelte sich nach diesen Operationen häufiger ein Grauer Star.

Die meisten Studien dauerten aber nur wenige Monate und untersuchten eine geringe Zahl an Teilnehmenden. Daher lässt sich bislang nicht sicher sagen, ob eines der Operationsverfahren besser abschneidet.

Was ist nach der Operation zu beachten?

Normalerweise bleibt man nach der Operation für einige Tage im Krankenhaus. Anschließend sind regelmäßige Kontrolltermine in einer augenärztlichen Praxis nötig, etwa zur Kontrolle des Augendrucks. In den ersten Tagen nach der Operation kann es wichtig sein, den Kopf in einer bestimmten Position zu lagern. Die Ärztin oder der Arzt gibt dazu genauere Informationen.

Um den Heilungsprozess zu unterstützen, empfehlen Ärztinnen und Ärzte Augentropfen oder Augensalben. Falls nötig, können sie auch Schmerzmittel verschreiben.

In der ersten Zeit nach dem Eingriff kann das Auge weh tun, geschwollen oder gerötet sein. Da es noch empfindlich ist, ist es wichtig,

  • sich nicht die Augen zu reiben,
  • darauf zu achten, dass kein Wasser, Shampoo oder Schmutz in das Auge kommt,
  • etwa zwei Wochen lang auf körperliche Belastungen wie etwa Joggen oder das Heben von schweren Gegenständen, Sauna- und Schwimmbadbesuche zu verzichten sowie
  • für etwa zwei Wochen nicht zu lesen und am Bildschirm zu arbeiten, um ruckartige Bewegungen der Augen beim Zeilensprung zu vermeiden. Fernsehen ist übrigens erlaubt.

Bis zu zwei Wochen lang sieht man noch deutlich schlechter – vor allem, wenn das Auge nach einer Glaskörperentfernung mit Gas gefüllt wurde. Das kann den Alltag beeinträchtigen: Autofahren ist zum Beispiel erst wieder möglich, wenn die Augenärztin oder der Augenarzt eine ausreichende Sehkraft feststellt.

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Erstellt am 28. Februar 2024

Nächste geplante Aktualisierung: 2027

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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