Neutrophile Granulozyten

  • Neutrophile Granulozyten zählen zu den weißen .
  • Sie sind ein wichtiger Teil des Immunsystems und können vor allem unschädlich machen.
  • Erhöhte Werte im Blut sind typisch, wenn der Körper gerade abwehren muss.
  • Sind zu wenige neutrophile Granulozyten im Blut, kann es leichter zu Infektionen kommen.

Was sind neutrophile Granulozyten?

Neutrophile Granulozyten sind eine Unterform der weißen Blutkörperchen (). Mit insgesamt bis zu 75 Prozent machen sie deren größten Anteil aus. Wie alle anderen Blutzellen werden neutrophile Granulozyten im gebildet. Von dort werden immer einige ins Blut abgegeben, von wo aus sie sich im Körper verteilen.

Neutrophile Granulozyten enthalten viele kleine Bläschen mit Botenstoffen und Substanzen, die unter anderem abtöten können. Bei üblichen Laboruntersuchungen werden Farbstoffe verwendet, die verschiedene Blutzellen unterschiedlich einfärben. Dadurch lassen sich neutrophile (leicht gefärbte) Granulozyten zum Beispiel von den dunkelblauen basophilen und den hellroten eosinophilen Granulozyten unterscheiden.

Die neutrophilen Granulozyten werden in stabkernige und segmentkernige Granulozyten unterteilt – das sagt etwas über ihr Alter aus. Bei jüngeren Zellen ist der Zellkern noch stabförmig, bei reiferen neutrophilen Granulozyten ist er dann durch mehrere Einschnürungen in rundliche Segmente unterteilt.

Warum werden neutrophile Granulozyten bestimmt?

Neutrophile Granulozyten werden meist im Rahmen einer speziellen Untersuchung der weißen bestimmt, dem sogenannten Differential-Blutbild. Es wird zum Beispiel gemacht, wenn in der Routine-Blutuntersuchung, dem kleinen Blutbild, auffällt, dass insgesamt zu viele oder zu wenige weiße im Blut sind.

Das Differential-Blutbild ermöglicht, die verschiedenen Untergruppen der weißen voneinander zu unterscheiden und zu bestimmen, in welchem Verhältnis sie zueinander im Blut vorhanden sind. Dabei wird auch gezählt, wie viele stab- und wie viele segmentkernige neutrophile Granulozyten vorhanden sind. Aus diesen Informationen können Ärztinnen und Ärzte ableiten, ob und welche Erkrankungen vorliegen könnten oder wie sie sich entwickeln.

Werden die Ergebnisse von kleinem und Differential-Blutbild zusammengefasst, spricht man auch von einem großen Blutbild.

Um festzustellen, wie viele neutrophile Granulozyten vorhanden und wie sie beschaffen sind, nimmt die Ärztin oder der Arzt etwas Blut ab, in der Regel aus der Armvene.

Was sind die Normwerte?

Die Normwerte können sich von Labor zu Labor unterscheiden, da verschiedene Testverfahren eingesetzt werden. Daher gibt jedes Labor in seinem Bericht eigene Normwerte an. Als Orientierung können für die neutrophilen Granulozyten im Blut folgende Werte dienen:

Einheiten Prozent der weißen im Blut (%) Zellen pro Mikroliter Blut(/µl)
Gesamtzahl bei Erwachsenen 53 – 75 3150 – 6200
Stabkernige bei Erwachsenen 3 – 5 150 – 400
Segmentkernige bei Erwachsenen 50 – 70 3000 – 5800

Die Anzahl kann aber je nach Alter schwanken – auch das Alter spielt eine Rolle: Bei Kindern ist zum Beispiel ein höherer Anteil stabkerniger Granulozyten normal.

Wichtig ist:

Von einem Laborwert allein lässt sich meist nicht auf eine Krankheit schließen. Erst im Zusammenhang mit anderen Werten, Symptomen und Untersuchungen ergibt sich ein klares Bild. Zudem haben auch gesunde Menschen manchmal Werte außerhalb des Normbereichs. Bevor man sich bei einer Abweichung Sorgen macht, sollte man die auffälligen Werte daher stets mit einer Ärztin oder einem Arzt besprechen.

Was bedeuten erniedrigte Werte?

Ist die Menge der neutrophilen Granulozyten im Blut vermindert, spricht man von einer Neutropenie. Sind gar keine Granulozyten nachweisbar, von einer . Eine Neutropenie – und vor allem eine – macht anfälliger für Infektionen, weil der Schutz vor Bakterien fehlt. Es kann zu Fieber und Komplikationen wie einer – umgangssprachlich auch Blutvergiftung genannt – kommen.

Mögliche Ursachen

Die Ursachen für erniedrigte Werte sind vielfältig: Oft steht ein starker „Verbrauch“ der Abwehrzellen bei einer bakteriellen dahinter. Seltener sind es Störungen der Blutbildung im , Nebenwirkungen von Medikamenten, Krebs, Autoimmunerkrankungen oder ein gesteigerter Abbau der Granulozyten in der Milz.

Sind zu wenige neutrophile Granulozyten im Blut zu finden, können auch die anderen Typen von weißen vermindert sein – Fachleute bezeichnen das als Leukozytopenie oder Leukopenie. Auch dabei kommen unter anderem Blutbildungsstörungen, Krebs und dessen oder schwere Infektionen als Ursachen infrage.

Was kann ich bei erniedrigten Werten tun?

Ist die Anzahl der neutrophilen Granulozyten erniedrigt, ist es ratsam, sich mit der Ärztin oder dem Arzt zu besprechen. Sie oder er kann erläutern, warum diese Zellen überhaupt bestimmt wurden – und wie das Ergebnis zu möglicherweise vorhandenen Beschwerden, anderen Laborwerten und Befunden passt.

Wenn sich zum Beispiel herausstellt, dass erniedrigte Werte mit einem Medikament zusammenhängen, so sollte eventuell in Absprache mit der Ärztin oder dem Arzt das Mittel abgesetzt werden – oder eine nächste Medikamentengabe verschoben werden. Bis sich die Granulozyten wieder erholt haben, ist es oft auch sinnvoll, sich gut vor Infektionen zu schützen, indem man eine Weile den Kontakt zu anderen Menschen meidet und auf gute Hygiene achtet.

Was bedeuten erhöhte Werte?

Eine erhöhte Anzahl von neutrophilen Granulozyten deutet meist auf eine hin, vor allem durch . Dann wandern im gespeicherte Zellen vermehrt ins Blut. Dabei ist typisch, dass sich besonders viele „junge“ stabkernige Granulozyten im Blut nachweisen lassen.

Die Anzahl von weißen , und damit auch von neutrophilen Granulozyten, kann im Blut auch erhöht sein, weil sie ungehemmt im gebildet werden und massenhaft ins Blut ausgeschwemmt werden. Man spricht dann von Blutkrebs oder einer Leukämie. Dann sehen sie oft auch anders aus als gesunde Zellen.

Was kann ich bei erhöhten Werten tun?

Ist die Anzahl der neutrophilen Granulozyten erhöht, ist es ratsam, sich mit der Ärztin oder dem Arzt zu besprechen. Sie oder er kann erläutern, warum diese Zellen überhaupt bestimmt wurden – und wie das Ergebnis zu möglicherweise vorhandenen Beschwerden, anderen Laborwerten und Befunden passt.

Erhöhte Werte können beispielsweise Zeichen einer bakteriellen sein, besonders im Zusammenhang mit Beschwerden wie Schüttelfrost, Fieber und weiteren Beschwerden. Zusammen mit der Ärztin oder dem Arzt muss man dann entscheiden, ob die Einnahme eines passenden Antibiotikums sinnvoll ist. Ist eine Leukämie die Ursache, kommen verschiedene Krebstherapien infrage.

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Erstellt am 09. Juli 2024

Nächste geplante Aktualisierung: 2027

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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