Nagelpilz: Lack, Creme oder Tabletten?

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Nagelpilz ist ziemlich hartnäckig. Eine äußerliche Behandlung mit Nagellack kann bis zu einem Jahr dauern. Tabletten gegen Nagelpilz werden in der Regel über mehrere Wochen oder Monate eingenommen. Sie sind deutlich wirksamer als äußerliche Behandlungen, haben aber mehr Nebenwirkungen.

Einen Nagelpilz erkennt man meist an brüchigen und weißlich-gelblich bis bräunlich verfärbten Nägeln. Die Nägel können sich auch verdicken und ihre Form verändern. Der betroffene Teil des Nagels kann sich vom Nagelbett ablösen. Zur Behandlung von Nagelpilz kommen Nagellacke und Cremes zum Auftragen sowie Tabletten zum Einnehmen infrage. Lacke und Cremes sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlich.

Welche äußerlichen Behandlungen gibt es?

Lacke

Viele Menschen versuchen, Nagelpilz zunächst mit einem farblosen Nagellack zu behandeln. Vor dem Auftragen des Lacks wird der betroffene Nagel geschnitten und möglichst stark abgefeilt. Nagellacke enthalten einen der wachstumshemmenden und pilztötenden Wirkstoffe Amorolfin oder Ciclopirox. Die Produkte unterscheiden sich darin, wie häufig sie angewendet werden:

  • Amorolfin wird ein- bis zweimal wöchentlich aufgetragen.
  • Ciclopirox wird meist im ersten Monat jeden zweiten Tag aufgetragen, im zweiten Monat mindestens zweimal pro Woche und ab dem dritten Monat einmal pro Woche.

Bei beiden Behandlungen wird der alte Lackfilm vor dem erneuten Auftragen von Lack mit einem Alkoholtupfer entfernt. Über den Lackfilm kann man normalen Nagellack auftragen. Neuere Ciclopirox-Lacke sind wasserlöslich. Sie werden täglich aufgetragen und die Lackreste vor jeder neuen Anwendung mit Wasser abgewaschen.

Sets mit Cremes und Spatel

Zur äußerlichen Behandlung von Nagelpilz gibt es auch Behandlungs-Sets, die zwei Cremes und einen Spatel enthalten:

  • Eine Creme enthält Harnstoff (Urea) und löst den Nagel auf, sodass er entfernt werden kann.
  • Die andere Creme enthält Bifonazol, das gegen Pilze wirkt.

Bei dieser Behandlung wird der betroffene Zeh oder Finger zunächst zehn Minuten in warmem Wasser eingeweicht und abgetrocknet. Anschließend wird der Nagel mit der harnstoffhaltigen Creme eingecremt und mit einem Pflaster geschützt . Nach 24 Stunden wird das Pflaster entfernt und der Zeh oder Finger wieder in warmes Wasser gehalten. Danach wird die aufgeweichte Schicht des Nagels mit einem Spatel abgeschabt, der Nagel erneut eingecremt und mit Pflaster verbunden. Diese Behandlung wird über 14 Tage fortgesetzt. Wenn der mit Nagelpilz infizierte Teil des Nagels komplett weggeschabt ist, wird die darunterliegende Haut für weitere vier Wochen mit einer Bifonazol-Creme behandelt.

Wie wirksam sind äußerliche Behandlungen?

Äußerliche Nagelpilz-Behandlungen mit Lack oder Cremes sind bislang nur in wenigen Studien untersucht worden. Da diese Studien Schwächen hatten, müssen die Ergebnisse vorsichtig interpretiert werden. Amorolfin ist bislang nicht gut untersucht. Ciclopirox-Lack und Behandlungs-Sets mit Harnstoff- und Bifonazol-Creme wurden in einzelnen Studien geprüft.

Studien zur Wirkung von Nagellack mit Ciclopirox zeigen nach einem Jahr:

  • Ohne Ciclopirox-Lack war bei etwa 10 von 100 Personen kein Nagelpilz mehr nachweisbar.
  • Mit Ciclopirox-Lack war bei ungefähr 30 von 100 Personen kein Nagelpilz mehr nachweisbar.

Aber auch wenn kein Pilz mehr nachgewiesen wurde, war das kosmetische Ergebnis nicht immer zufriedenstellend.

Die Behandlung mit Harnstoff- und Bifonazol-Creme wurde in einer Studie untersucht. Sie wurde mit einer Behandlung verglichen, bei der nur Harnstoff-Creme aufgetragen und der Nagel abgetragen wurde, aber anschließend keine Bifonazol-Creme. Drei Monate nach Abschluss der Behandlung zeigte sich:

  • Mit Harnstoff allein war bei etwa 41 von 100 Teilnehmenden kein Pilz mehr sichtbar oder nachweisbar.
  • Mit Harnstoff und Bifonazol war bei ungefähr 51 von 100 Teilnehmenden kein Pilz mehr sichtbar oder nachweisbar.

Die Kombination von Harnstoff und Bifonazol konnte also etwa 10 Teilnehmende mehr vom Nagelpilz befreien. Sechs Monate nach Abschluss der Behandlung zeigte sich zwischen den beiden Behandlungsgruppen allerdings kein Unterschied mehr. Außerdem kehrte der Nagelpilz bei vielen zurück. Daher kann wahrscheinlich keine der beiden Behandlungen die Chancen auf langfristige Heilung erhöhen.

Menschen, bei denen mehr als die Hälfte der Nagelfläche betroffen war oder bei denen die Erkrankung von der Nagelwurzel ausging, nahmen nicht an den Studien teil.

Welche Mittel zum Einnehmen gibt es?

Zur innerlichen Behandlung von Nagelpilz werden Tabletten eingesetzt, die ebenfalls das Wachstum der Pilze hemmen oder sie abtöten. Alle sind verschreibungspflichtig. Zur Behandlung von Nagelpilz kommen vor allem Terbinafin und Itraconazol infrage:

  • Terbinafin wird bevorzugt eingesetzt, wenn Hautpilze (Dermatophyten) die Ursache des Nagelpilzes sind. Dies ist meist der Fall.
  • Itraconazol wird in der Regel angewendet, wenn eine mit einem Hefe- oder Schimmelpilz den Nagelpilz verursacht hat.

Sowohl Terbinafin- als auch Itraconazol-Tabletten können durchgehend oder mit Behandlungspausen eingenommen werden. Abgesehen davon werden sie aber unterschiedlich angewendet:

Terbinafin

Bei der durchgehenden Behandlung wird das Medikament in der Regel drei Monate lang einmal pro Tag eingenommen (Dosierung: 250 mg).

Bei einer Einnahme mit Behandlungspause kann das Medikament wie folgt angewendet werden:

  • 1 Woche lang täglich 500 mg Terbinafin (zwei Tabletten), dann 3 Wochen Pause.
  • Oder: 4 Wochen täglich 250 mg Terbinafin (eine Tablette), dann 4 Wochen Pause.

Auch bei dieser Einnahmeform dauert die Behandlung meist nicht länger als 3 bis 4 Monate.

Itraconazol

Bei der durchgehenden Behandlung wird Itraconazol höchstens drei Monate lang einmal täglich eingenommen. Die Dosierung liegt bei 200 mg pro Tag (zwei Tabletten mit je 100 mg Itraconazol).

Bei der Einnahme mit Behandlungspausen nimmt man eine Woche lang täglich 400 mg Itraconazol (morgens und abends je zwei Tabletten mit 100 mg Itraconazol). Danach folgen drei Wochen Behandlungspause. Auch hier dauert die Behandlung höchstens drei Monate.

Fluconazol

Fluconazol wird nur eingesetzt, wenn andere Behandlungen keinen Erfolg gebracht haben oder aus anderen Gründen nicht infrage kommen. Es wird einmal pro Woche eingenommen (Dosierung: 150 mg). Fluconazol muss jedoch etwa 6 bis 12 Monate angewendet werden, um ausreichend zu wirken.

Wie wirksam sind Tabletten gegen Nagelpilz?

Tabletten gegen Nagelpilz sind in mehreren Studien untersucht worden. Alle Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer hatten eine durch Hautpilze ausgelöste an den Zehennägeln. Insgesamt zeigten die Studienergebnisse, dass Tabletten deutlich wirksamer sind als Lacke oder Cremes.

Ein Jahr nach einer dreimonatigen Behandlung mit Terbinafin zeigte sich:

  • Ohne Behandlung war bei ungefähr 17 von 100 Personen kein Nagelpilz mehr nachweisbar.
  • Mit Behandlung war bei circa 76 von 100 Personen kein Nagelpilz mehr nachweisbar.

Itraconazol stellte sich ebenfalls als wirksam heraus:

  • Ohne Behandlung war nach einem Jahr bei 7 von 100 Personen kein Nagelpilz mehr nachweisbar.
  • Mit Behandlung war nach einem Jahr bei ungefähr 43 von 100 Personen kein Nagelpilz mehr nachweisbar.

Einige Studien verglichen Itraconazol und Terbinafin direkt miteinander. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass Terbinafin vielleicht etwas wirksamer ist als Itraconazol.

Die Einnahme mit Behandlungspause ist vermutlich ähnlich wirksam wie eine durchgehende Behandlung. Dies ist aber nur in einzelnen Studien untersucht worden.

Welche Neben- und Wechselwirkungen haben die Tabletten?

Mögliche Nebenwirkungen von Itraconazol sind Kopfschmerzen, Schwindel, Magen-Darm-Probleme und Hautausschläge. Außerdem kann Itraconazol Wechselwirkungen mit einer Reihe von anderen Wirkstoffen haben. Dazu gehören cholesterinsenkende und blutzuckersenkende Medikamente sowie bestimmte Schlafmittel. Daher ist es wichtig, die Ärztin oder den Arzt darüber zu informieren, welche Medikamente man nimmt. Für Menschen mit einer Herzschwäche kommt Itraconazol nicht infrage. Auch für Frauen, die schwanger sind oder stillen, ist das Medikament nicht geeignet.

Terbinafin kann Magen-Darm-Probleme auslösen und zu einem vorübergehenden Geschmacks- und Geruchsverlust führen. Außerdem können Wechselwirkungen mit bestimmten Antidepressiva und Herzmedikamenten auftreten. Insgesamt hat Terbinafin deutlich weniger Wechselwirkungen als Itraconazol. Dennoch ist es auch hier wichtig, die Ärztin oder den Arzt über die Einnahme anderer Medikamente zu informieren. In der Schwangerschaft oder beim Stillen sollte das Mittel vorsichtshalber auch nicht eingenommen werden.

Die Studien liefern nur wenige Daten dazu, wie häufig die einzelnen Nebenwirkungen auftreten. Die meisten Menschen vertragen die Medikamente aber offenbar gut: Es brachen nur wenige die Behandlung wegen Nebenwirkungen ab.

Bei der Einnahme von Itraconazol oder Terbinafin besteht allerdings ein – wenn auch sehr geringes – Risiko für Leberschäden. Bei Menschen mit einer Lebererkrankung werden diese Medikamente daher nur eingesetzt, wenn dies unbedingt erforderlich ist.

Was kann man von Mitteln wie Teebaumöl erwarten?

Manchmal werden zur Behandlung von Nagelpilz Hausmittel empfohlen, etwa das Auftragen von Teebaumöl oder Essig. Ob diese und andere Mittel gegen Nagelpilz helfen, ist bislang aber nicht in guten Studien erprobt worden.

Wann kommen welche Behandlungen infrage?

Eine äußerliche Behandlung von Nagelpilz mit Lack oder Creme ziehen die meisten Fachleute in Erwägung, wenn

  • höchstens gut die Hälfte des Nagels von der Pilzinfektion betroffen ist,
  • die Nagelwurzel nicht infiziert ist und
  • nur einzelne Nägel betroffen sind.

Auch bei Kindern wird eher eine äußerliche Behandlung empfohlen. Zum einen sind die meisten Medikamente für Kinder nicht zugelassen. Zum anderen haben Kinder dünnere Nägel, die schneller wachsen. Daher geht man davon aus, dass eine Behandlung mit Lack oder Creme bei ihnen bessere Erfolgschancen hat als bei Erwachsenen. Ein weißer oberflächlicher Nagelpilz wird ebenfalls oft mit Lack oder Creme behandelt.

Wenn mehrere Nägel vom Pilz betroffen sind oder die großflächiger ist, ist es meist nötig, Medikamente einzunehmen. Auch wenn die von der Nagelwurzel ausgeht, helfen höchstwahrscheinlich nur Tabletten.

Zusätzliche Behandlungen

Bei einem ausgeprägten Nagelbefall können Tabletten auch mit Lack oder Creme kombiniert werden. Wenn der Nagel zum Beispiel sehr dick ist, kann er zusätzlich zur Tabletten-Behandlung mithilfe von Urea-Creme langsam abgetragen oder auch in Teilen abgeschliffen werden. Eine Kombinations-Behandlung kann auch infrage kommen, wenn sich unter dem Nagel große Pilzansammlungen befinden. Eine professionelle medizinische Fußpflege ist bei schwerem Nagelpilz ebenfalls eine Möglichkeit. Wenn der Nagel abgeschliffen wird, ist es wichtig, auf eine gute Hygiene und Desinfektion zu achten, da das abgetragene Material ansteckende Pilzsporen enthalten kann.

Manchmal wird Menschen mit Nagelpilz eine Laserbehandlung angeboten. Dabei wird der Nagel zum Beispiel mit Infrarotlicht oder ultraviolettem Licht (UV-Licht) bestrahlt, das die Pilze abtöten soll. Die Wirksamkeit von Laserbehandlungen ist nicht durch gute Studien nachgewiesen. Da sie keine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen sind, müssen sie selbst bezahlt werden.

Was ist für mich die passende Behandlung?

Nagelpilz ist meist harmlos. Doch viele Menschen finden verfärbte oder verdickte Nägel unansehnlich und möchten den Pilz möglichst rasch wieder loswerden. Zudem kann sich eine Nagelpilz-Infektion ausweiten und auch dazu führen, dass sich andere Menschen anstecken. Unabhängig von der gewählten Behandlung dauert es allerdings eine ganze Weile, bis der Nagel wieder normal aussieht. Geduld ist vor allem nötig, wenn es sich um einen Zehennagel handelt. Bis der Nagel des großen Zehs gesund nachgewachsen ist, kann ein Jahr vergehen. Bei manchen Menschen ist Nagelpilz trotz Behandlung sehr hartnäckig. Er kann auch nach erfolgreicher Behandlung wieder auftreten.

Die Chancen, Nagelpilz mit einer äußerlichen Behandlung dauerhaft zu heilen, sind eher gering. Die Behandlung mit Tabletten ist deutlich wirksamer und weniger langwierig. Allerdings kommt sie wegen sehr seltener, aber ernsthafter Risiken nicht für alle Menschen infrage. Wie man die Vor- und Nachteile der verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten für sich selbst einschätzt, ist eine Frage der persönlichen Abwägung. Die Ärztin oder der Arzt kann dabei beraten.

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Aktualisiert am 16. November 2022

Nächste geplante Aktualisierung: 2025

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Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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