Nach einem Schwangerschaftsabbruch

Foto von zwei Frauen, die sich umarmen

In den ersten Tagen nach dem Schwangerschaftsabbruch können Beschwerden wie Schmerzen und Blutungen auftreten. Ein Abbruch kann eine belastende Situation sein, hat aber meist keine langfristigen körperlichen oder psychischen Folgen. Bei Problemen wendet man sich an die Arztpraxis oder eine Beratungsstelle.

Ob der Schwangerschaftsabbruch (umgangssprachlich auch Abtreibung genannt) erfolgreich war, können Ärztinnen und Ärzte mit einer Ultraschall-Kontrolle feststellen. Etwa zwei Wochen nach einem medikamentösen Abbruch kann die Frau dies auch selbst mit einem speziellen Urin-Schwangerschaftstest überprüfen. Wenn die nächste Monatsblutung einsetzt, ist dies das sichere Zeichen, dass die Frau nicht mehr schwanger ist.

Was passiert in den ersten Tagen nach dem Abbruch?

Wie stark Schmerzen und Blutungen sind, ist individuell verschieden. Meist treten in den ersten Tagen leichte Schmerzen auf, die gut behandelt werden können. Wirksam sind Medikamente aus der Gruppe der wie oder Diclofenac. Manche brauchen auch ein stärkeres Schmerzmittel. hilft dagegen kaum. Viele Frauen empfinden auch eine Wärmflasche oder ein Heizkissen auf dem Bauch als wohltuend.

Blutungen nach einem Schwangerschaftsabbruch sind normal. Etwa 4 bis 6 Tage nach einem operativen Abbruch haben viele Frauen für einige Stunden stärkere Schmerzen und Blutungen, die auch Blutgerinnsel enthalten können. Anschließend können noch für wenige Tage leichte Blutungen auftreten.

Nach einem medikamentösen Abbruch sind die Blutungen meist stärker als nach einem operativen Abbruch. Es kommt durchschnittlich neun Tage lang zu Blutungen, die etwas stärker sein können als eine Regelblutung. Sehr starke Blutungen sind aber die Ausnahme. Selten können schwache Blutungen auch mehrere Wochen anhalten.

Wann kann man normale Aktivitäten wieder aufnehmen?

Fachleute empfehlen, sich in den ersten Tagen nach dem Abbruch zu schonen. Es ist auch möglich, sich krankschreiben zu lassen. Der Arbeitgeber erhält keine Informationen über den Grund der Krankschreibung. Sobald sich die Frau danach fühlt, kann sie alles machen, was sie möchte.

Manchmal wird empfohlen, vorübergehend auf Tampons, Menstruationstassen oder auch auf Geschlechtsverkehr zu verzichten. Es gibt jedoch keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass dies hilft, Infektionen oder andere Komplikationen zu vermeiden.

Wann ist wieder Verhütung nötig und welche Mittel eignen sich?

Schon innerhalb von zwei Wochen nach dem Abbruch kann erneut ein Eisprung stattfinden und die Frau wieder schwanger werden. Durchschnittlich setzt etwa 4 bis 6 Wochen nach dem Abbruch die Regelblutung wieder ein. Daher ist es wichtig, direkt nach dem Abbruch zu verhüten.

Infrage kommen Kondome, ein , die Spirale und hormonelle Verhütungsmittel. Die ersten Zyklen nach einem Schwangerschaftsabbruch können unregelmäßig sein und der Eisprung kann sich verzögern. Frauen, die mit natürlichen Methoden der Familienplanung verhüten, sollten das berücksichtigen.

Hormonelle Verhütungsmittel können bereits am Tag des Abbruchs angewendet werden. Der Abbruch ist dann genauso zuverlässig. Eine Spirale kann direkt nach einem operativen Abbruch eingesetzt werden. Nach einem medikamentösen Abbruch ist dies möglich, wenn sicher ist, dass der Abbruch vollständig war.

Die „Pille danach“ zur Notfallverhütung kann ab dem fünften Tag nach dem Abbruch eingenommen werden.

Zur Frage, welches Verhütungsmittel sich in der eigenen Lebenssituation am besten eignet, kann man sich in der Frauenarztpraxis oder einer Schwangerschaftsberatungsstelle beraten lassen.

Wie empfinden Frauen den Abbruch?

Frauen gehen auf sehr unterschiedliche Weise mit einem Schwangerschaftsabbruch um. Vor allem vor dem Eingriff sind widerstreitende Gefühle normal, ebenso Angst und Stress. Dazu kann auch Bedauern gehören, wenn die Entscheidung für einen Abbruch gefallen ist – auch wenn sie sich richtig anfühlt. Manche Frauen erleben einen starken Konflikt und finden es fast unmöglich, sich zu entscheiden.

Die meisten Frauen fühlen sich nach dem Abbruch erleichtert. Viele erleben aber nebeneinander ganz unterschiedliche oder wechselnde Gefühle – zum Beispiel Trauer, Verlust oder Befreiung. All dies ist völlig normal. Eine dauerhafte Belastung ist ein Abbruch für die meisten Frauen jedoch nicht. Schuldgefühle und Scham haben oft eher mit der Angst zu tun, dass Außenstehende die Entscheidung nicht akzeptieren.

Wie eine Frau den Schwangerschaftsabbruch erlebt, hängt sehr davon ab, wie gut sie in ihrem privaten Umfeld unterstützt wird und wie die Fachkräfte in der Beratungsstelle und Arztpraxis oder Klinik mit ihr umgehen. Entscheidend ist, dass sie ohne Beeinflussung beraten und einfühlsam behandelt wird. Und dass sie nicht unter Druck gesetzt wird, sondern eine Entscheidung treffen kann, die für sie passt.

Wie wirkt sich ein Abbruch auf die seelische Gesundheit aus?

Ein Schwangerschaftsabbruch kann ein einschneidendes Lebensereignis sein – er löst aber meist keine psychischen Probleme oder Erkrankungen aus. Studien zeigen: Wenn ungewollt Schwangere die Schwangerschaft gegen ihren Willen fortsetzen müssen, führt dies eher zu psychischen Belastungen, als wenn sie die Möglichkeit für einen Abbruch haben. Ab und zu ist vom sogenannten „Post abortion syndrom“ die Rede. Damit ist gemeint, dass ein Abbruch seelische Störungen auslösen soll. Dafür gibt es aber keine wissenschaftlichen Belege.

Ein erhöhtes Risiko für psychische Belastungen nach einem Abbruch haben Frauen, die

  • schon vorher psychische Probleme hatten,
  • in Partnerschaft, Familie oder Freundeskreis unter Druck gesetzt wurden, die Schwangerschaft abzubrechen,
  • aus Angst vor negativen Reaktionen den Schwangerschaftsabbruch geheim halten oder sich für den Abbruch stark schämen,
  • von Familie und Freundeskreis nicht unterstützt werden,
  • in einer belastenden Lebenssituation leben, etwa mit viel Streit in der Partnerschaft,
  • zu Hause (sexualisierte) Gewalt erfahren.

Wenn es einer Frau nach einem Abbruch psychisch nicht gut geht, kann sie sich jederzeit an eine Schwangerschaftsberatungsstelle oder an eine gynäkologische Praxis wenden. Dies gilt auch für Partnerinnen oder Partner. Die Beratung ist kostenlos und auf Wunsch anonym. Bei Bedarf ist auch psychologische oder psychotherapeutische Unterstützung möglich.

Hat ein Abbruch längerfristige körperliche Folgen?

Ein Schwangerschaftsabbruch hat in der Regel keine Auswirkungen auf spätere Schwangerschaften, zum Beispiel auf die Fruchtbarkeit oder den Schwangerschaftsverlauf. Unklar ist, ob das Risiko für eine spätere Frühgeburt oder eine falsch liegende ( praevia) nach einem Abbruch erhöht ist. Einige Studien zeigen einen schwachen Zusammenhang, andere nicht.

Der Abbruch ist schon nach einigen Wochen nicht mehr erkennbar, auch nicht bei einer gynäkologischen Untersuchung.

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Erstellt am 05. Juni 2024

Nächste geplante Aktualisierung: 2027

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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