Mit Endometriose-Beschwerden umgehen

Foto von Frau in einer Therapiesitzung

Die Behandlung mit Medikamenten oder einer Operation reicht vielen Frauen mit Endometriose nicht aus. Dann gibt es verschiedene Möglichkeiten – zum Beispiel eine Schmerztherapie oder psychologische Unterstützung. Auch Bewegung und Ernährung können eine Rolle spielen.

Wer Schmerzen aufgrund von Endometriose hat, kann diese vor allem medikamentös oder operativ behandeln lassen. Allerdings kommen diese Behandlungen nicht für jede Frau infrage – und nicht immer wirken sie ausreichend. Außerdem möchten viele Frauen selbst gegen ihre Beschwerden aktiv werden.

Daher wird auch mit anderen Behandlungsformen versucht, die Schmerzen zu lindern. Dazu gehören zum Beispiel psychologische Unterstützung, Bewegungsprogramme, Physiotherapie oder eine Ernährungsumstellung. Die meisten dieser Verfahren sind jedoch nicht gut erforscht – oder es fehlen Belege dafür, dass sie helfen. Einige dieser Behandlungen werden von den gesetzlichen Krankenkassen nicht erstattet.

Was bietet eine Schmerztherapie?

Manche Frauen mit Endometriose haben nur während der Regelblutung Beschwerden – andere haben hingegen chronische Schmerzen. Dies kann besonders belastend und ein Anlass für eine Schmerztherapie sein.

Bei chronischen Schmerzen ist eine sogenannte multimodale Schmerztherapie möglich. Das bedeutet, dass verschiedene Behandlungen aufeinander abgestimmt werden. Dazu arbeiten verschiedene Fachleute zusammen, beispielsweise für Gynäkologie, Schmerztherapie, Psychotherapie und . Zur können beispielsweise gehören:

  • Medikamente
  • psychologische Unterstützung
  • Schulungen
  • Entspannungsverfahren
  • Bewegungsübungen

Ziel ist es, Beschwerden zu lindern und zu lernen, trotz der Schmerzen den Alltag zu bewältigen und aktiv zu bleiben.

Schmerztherapie wird von spezialisierten schmerztherapeutischen Praxen und Kliniken angeboten. Vor allem Schmerzkliniken, Abteilungen in Krankenhäusern und Rehabilitationszentren bieten eine multimodale Schmerztherapie an. Die Behandlungsprogramme dauern mindestens 7 Tage, üblich sind 2 bis 4 Wochen.

Wie kann psychologische Unterstützung helfen?

Eine Endometriose kann in vielerlei Hinsicht seelisch belasten: Die Krankheit kann zum Beispiel mit depressiven Verstimmungen oder Ängsten einhergehen. Viele Frauen fühlen sich oft müde und erschöpft. Endometriose kann sich auch auf Beruf, Freizeit und Partnerschaft auswirken – etwa, wenn wegen starker Schmerzen regelmäßig Pläne mit Freundinnen oder dem Partner umgeworfen werden oder man sich öfter auf der Arbeit krankmelden muss. Schuldgefühle und Selbstzweifel sind mögliche Folgen. Neben der Krankheit selbst kann sich auch die medikamentöse Behandlung auf die Psyche auswirken: So können Hormonpräparate zu Stimmungsschwankungen und anderen psychisch belastenden Nebenwirkungen führen.

Wer solche Probleme erlebt, kann sie bei der Ärztin oder dem Arzt ansprechen. Sie oder er kann häufig bereits Tipps geben, um mit psychischen Belastungen umzugehen. Bei Bedarf hilft sie oder er, weitere Anlaufstellen zu finden. Dies können Fachärztinnen und Fachärzte für Medizin oder Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten sein. Möglicherweise kommt eine Psychotherapie infrage, die speziell auf die Bewältigung von Schmerzen ausgerichtet ist. Darin lernt man, wie man den Schmerz selbst beeinflussen kann und anders damit umgeht. Es gibt beispielsweise Übungen, um die Schmerzwahrnehmung zu verändern, etwa Entspannungstechniken. Zudem setzt man sich damit auseinander, wie sich trotz der Schmerzen der Alltag bewältigen lässt. Psychotherapeutische Unterstützung kann auch Teil einer multimodalen Schmerztherapie sein.

Helfen Sport und Bewegung bei Endometriose?

Bisher gibt es kaum aussagekräftige Studien, die gezielt untersucht haben, wie sich Sport und Bewegung auf Endometriose-Beschwerden auswirken. Deshalb ist unklar, wie gut sie beispielsweise gegen starke Regelschmerzen helfen.

Chronische Schmerzen können dazu verleiten, dass man sich weniger bewegt und zu sehr schont. Muskelverspannungen und Fehlhaltungen sind mögliche Folgen. Das kann Schmerzen noch verstärken und andere körperliche und psychische Beschwerden auslösen. Aus diesem Grund empfehlen Fachleute, sich regelmäßig zu bewegen – auch wenn die Beschwerden belastend sind. Meist eignen sich die Sportarten, die man gerne macht und die gut tun – von Schwimmen über Radfahren bis hin zum Ballsport. Es muss auch nicht unbedingt anstrengender Sport sein: Schon regelmäßige Spaziergänge können sich positiv aufs Wohlbefinden auswirken. Möglich sind auch bewegungsorientierte Entspannungsübungen wie Yoga oder progressive Muskelentspannung. Auch eine wird manchmal empfohlen.

Was bringt eine andere Ernährung?

Eine Endometriose kann manchmal Magen-Darm-Probleme wie Durchfall, Blähungen oder Verstopfung auslösen. Einige Frauen versuchen, solche und weitere Beschwerden durch eine spezielle Ernährung oder zu lindern. Frauen mit Endometriose wird eine ausgewogene Ernährung empfohlen, die vitamin- und ballaststoffreich ist. Von speziellen Diäten wird abgeraten, außer es gibt einen medizinischen Grund wie beispielsweise eine Unverträglichkeit.

Ob eine Ernährungsumstellung hilft, muss jede Frau selbst für sich herausfinden – es gibt keine Studien dazu. Es ist zudem sehr individuell, welche Ernährung jemand verträgt und welche nicht. Ein Ernährungstagebuch kann helfen, herauszufinden, wann Beschwerden auftreten und ob sie sich durch die Ernährung beeinflussen lassen: Man notiert dann täglich, was man zu sich nimmt und welche Symptome auftreten. Bei Bedarf kann man eine Ernährungsberatung in Anspruch nehmen.

Einige Studien haben untersucht, wie sich auf Endometriose-Beschwerden auswirken – beispielsweise Vitamin D oder . Allerdings fehlen Belege, dass diese helfen.

Gibt es digitale Angebote bei Endometriose?

Für Frauen mit Endometriose gibt es eine sogenannte digitale Gesundheitsanwendung (DiGA). DiGA sind Apps oder Webanwendungen, die ärztlich oder psychotherapeutisch verschrieben werden können und von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt werden. Sie wurden behördlich geprüft und entsprechen bestimmten Anforderungen, zum Beispiel an den Datenschutz und die Qualität der Inhalte.

Die Endometriose-DiGA soll dabei helfen, die Krankheit eigenständig zu bewältigen – indem sie unter anderem Wissen vermittelt, Übungen anleitet und ermöglicht, den Verlauf der Beschwerden einzutragen. Weitere Informationen zu den Inhalten und dazu, wie die App verwendet wird, bietet das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte.

Wie unterstützt die Selbsthilfe?

Es gibt verschiedene Selbsthilfegruppen von Frauen mit Endometriose. Dort ist es möglich, sich offen über Themen auszutauschen, die mit nicht erkrankten Menschen vielleicht schwierig zu besprechen sind – zum Beispiel Sorgen und Ängste. Andere Betroffene können aber auch Anregungen geben, wie man mit den Beschwerden umgehen kann. Dieser Austausch kann eine große Entlastung sein. Adressen von Selbsthilfegruppen finden sich auf den Seiten der Endometriose-Vereinigung Deutschland e. V.

Kann man bei Endometriose einen Schwerbehinderten-Ausweis beantragen?

Ja, wenn die Beschwerden anhalten und die soziale Teilhabe einschränken – zum Beispiel, weil eine Frau nur noch eingeschränkt arbeiten kann. Ab einem Grad der Behinderung von 50 bekommt man einen Schwerbehinderten-Ausweis. Mit diesem erhält man Anspruch darauf, dass bestimmte Nachteile ausgeglichen werden – etwa durch günstigere Eintritte, Hilfsmittel und Steuererleichterungen. Aber auch bei einem Grad der Behinderung von mindestens 30 gibt es die Möglichkeit, eine Gleichstellung mit schwerbehinderten Menschen zu beantragen und damit Unterstützungsleistungen zu erhalten.

Die Feststellung einer Schwerbehinderung wird beim Versorgungsamt (manchmal auch beim Sozialamt / Amt für Soziales) beantragt.

Becker CM, Bokor A, Heikinheimo O et al. ESHRE guideline: endometriosis. Hum Reprod Open 2022; 2022(2): hoac009.

Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG). Diagnostik und Therapie der Endometriose (S2k-Leitlinie, in Überarbeitung). AWMF-Registernr.: 015-045. 2020.

Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Frauenheilkunde und Geburtshilfe (DGPFG). Chronischer Unterbauchschmerz der Frau (S2k-Leitlinie): AWMF-Registernr.: 016 - 001. 2022.

European Society of Human Reproduction and Embryology (ESHRE). ESHRE Guideline Endometriosis. 2022.

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Schmerzen bei Endometriose. Helfen anstelle von Schmerzmedikamenten auch andere Verfahren? Projekt-Nr. HT19-02. 2021.

Mardon AK, Leake HB, Hayles C et al. The Efficacy of Self-Management Strategies for Females with Endometriosis: a Systematic Review. Reprod Sci 2023; 30(2): 390-407.

IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

Unsere Informationen beruhen auf den Ergebnissen hochwertiger Studien. Sie sind von einem Team aus Medizin, Wissenschaft und Redaktion erstellt und von Expertinnen und Experten außerhalb des IQWiG begutachtet. Wie wir unsere Texte erarbeiten und aktuell halten, beschreiben wir ausführlich in unseren Methoden.

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Über diese Seite

Erstellt am 18. Dezember 2024

Nächste geplante Aktualisierung: 2027

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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