Viele der beschriebenen Möglichkeiten zur Vorbeugung sind bislang nicht einzeln in wissenschaftlichen Studien mit Kindern und Jugendlichen erprobt worden. Allerdings gibt es mehrere Studien, in denen umfangreichere Behandlungspakete untersucht wurden. Die bislang größte Studie dieser Art fand in den USA statt. Daran nahmen 135 Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 17 Jahren teil, die eine chronische Migräne hatten. Von chronischer Migräne spricht man bei Migränebeschwerden an mehr als 15 Tagen pro Monat.
In der Studie wurde untersucht, wie wirksam eine kognitive Verhaltenstherapie mit Biofeedback im Vergleich zu einer einfachen Schulung ist. Die kognitive Verhaltenstherapie umfasste zehn einstündige Gruppensitzungen, in denen die Kinder und Jugendlichen unter anderem lernten,
- wie sich Verhalten und Gefühle auf Schmerzen auswirken,
- wie sie sich von Schmerzen ablenken können,
- wie sie ihre Aktivitäten so gestalten und anpassen, dass sie nicht zu einer Überforderung werden,
- wie sie schädliche (übertrieben negative) Gedanken erkennen und sie durch hilfreichere und gesündere ersetzen und
- wie sie sich mit Biofeedback entspannen können.
An einigen Sitzungen nahmen auch die Eltern teil, um ihre Kinder bei der Umsetzung des Erlernten zu unterstützen.
Die Kinder und Jugendlichen, die nur eine einfache Schulung besuchten, lernten ebenfalls etwas über die Ursachen, möglichen Auslöser und die Behandlung einer Migräne. Sie erhielten aber keine Anleitungen, wie sie mit den Schmerzen besser zurechtkommen können. Zusätzlich zur kognitiven Verhaltenstherapie oder Schulung wurden alle Kinder in der Studie vorbeugend mit dem Medikament Amitriptylin behandelt. Das Mittel ist allerdings in Deutschland für Kinder nicht zugelassen.
Die Studie zeigte, dass die kognitive Verhaltenstherapie vielen Kindern und Jugendlichen dabei helfen kann, die Schmerzen besser zu bewältigen. Die Therapie konnte auch die Anzahl der Tage mit starken Migräneschmerzen senken: In den vier Wochen nach der Therapie erlebten die Kinder und Jugendlichen im Durchschnitt fünf Kopfschmerztage weniger als vorher.
Diese Studienergebnisse hat eine aktuellere Auswertung bestätigt: Demnach können kognitive Verhaltenstherapie, Biofeedback oder Entspannungstechniken die Häufigkeit und Stärke von Kopfschmerzen bei betroffenen Kindern und Jugendlichen etwas verringern. Außerdem fühlten sich die Kinder und Jugendlichen im Alltag längerfristig weniger durch Kopfschmerzen und Migräne eingeschränkt.