Lungenembolie: Behandlung mit Gerinnungshemmern

Foto von Patientin und Ärztin im Krankenhaus

Bei der Behandlung einer Lungenembolie kommen gerinnungshemmende Medikamente zum Einsatz. Sie verringern das Risiko für einen schweren Verlauf. Als Nebenwirkung können Blutungen auftreten.

Gerinnungshemmer sind Medikamente, die dafür sorgen, dass es länger dauert als normal, bis das Blut gerinnt. Sie werden eingesetzt, um zu verhindern, dass ein Blutgerinnsel wächst und weitere Gerinnsel entstehen. Außerdem unterstützen sie den Körper dabei, Gerinnsel zu verkleinern und aufzulösen. Abhängig vom Risiko werden die Mittel auch über eine längere Zeit angewendet, um zukünftige Gerinnsel zu verhindern und damit einer erneuten Lungenembolie vorzubeugen.

Der medizinische Fachbegriff für Gerinnungshemmer lautet , die gerinnungshemmende Behandlung wird als Antikoagulation bezeichnet.

Welche Gerinnungshemmer werden bei einer Lungenembolie angewendet?

Die folgenden gerinnungshemmenden Medikamente können zur Behandlung einer akuten Lungenembolie angewendet werden:

Tabelle: Typische Gerinnungshemmer zur Behandlung einer Lungenembolie
Gerinnungshemmer Anwendung Regelmäßige Blutabnahme nötig Besonderheiten
Heparin
Es gibt niedermolekulares Heparin (NMH) und hochmolekulares oder unfraktioniertes Heparin (UFH). Gewöhnlich kommt NMH zum Einsatz.
Spritze unter die Haut oder Spritze in eine Vene bei niedermolekularem Heparin nein
  • schnelle Wirkung
  • NMH eignet sich während der Schwangerschaft
Fondaparinux Spritze unter die Haut nein
  • schnelle Wirkung
Vitamin-K-Antagonisten, auch Cumarine genannt, wie Warfarin und Phenprocoumon („Marcumar“ oder "Falithrom"). Tablette ja
  • Wirkung in den ersten Tagen unzuverlässig
  • wird anfangs zusammen mit Heparin angewendet
  • zahlreiche Wechselwirkungen bekannt
direkte orale (DOAKs) wie Apixaban („Eliquis“), Edoxaban („Lixiana“), Rivaroxaban („Xarelto“) und Dabigatran („Pradaxa“) Tablette nein
  • schnelle Wirkung

Eine akute Lungenembolie wird in den ersten Tagen oft mit Heparin behandelt. Wenn sich der gesundheitliche Zustand stabilisiert hat, wird die Behandlung in der Regel mit direkten oralen , kurz DOAKs, fortgesetzt. Alternativ können bestimmte DOAKs auch von Anfang an, also ohne vorherige Behandlung mit Heparin, eingesetzt werden. Die Behandlung kann nach den ersten Tagen auch mit einem Vitamin-K-Antagonisten fortgesetzt werden.

Warum werden direkte orale Antikoagulanzien häufig bevorzugt?

Vitamin-K-Antagonisten (auch Cumarine genannt) waren lange die Standardbehandlung bei einer Lungenembolie. Sie haben aber auch Nachteile, zum Beispiel Wechselwirkungen mit zahlreichen anderen Medikamenten. Deshalb kommen sie nicht für alle Menschen mit Lungenembolie infrage.

Es ist außerdem nicht einfach, Vitamin-K-Antagonisten richtig zu dosieren. Deshalb ist es notwendig, die gerinnungshemmende Wirkung regelmäßig zu kontrollieren. Das bedeutet, dass regelmäßig Blut abgenommen werden muss. Weil Vitamin-K-Antagonisten die nicht direkt, sondern über einen Umweg hemmen, dauert es zudem einige Tage, bis sie wirken. Sie werden deshalb anfangs mit Heparin oder Fondaparinux kombiniert.

Direkte orale (DOAKs) hemmen die im Gegensatz zu Vitamin-K-Antagonisten direkt. Sie sind einfach zu dosieren und es sind keine regelmäßigen Blutabnahmen nötig, um die gerinnungshemmende Wirkung zu kontrollieren. Die Mittel werden als Tablette in einer festen Dosierung eingenommen, und es reicht aus, diese hin und wieder zu prüfen. Außerdem haben DOAKs weniger Wechselwirkungen.

Insgesamt hängt die Wahl des Gerinnungshemmers vor allem davon ab, ob und welche weiteren Erkrankungen bestehen. Zusätzlich spielen Faktoren wie eine möglichst einfache Anwendung eine Rolle. Schwangere erhalten immer ein niedermolekulares Heparin, weil es nicht über die an das ungeborene Kind weitergegeben wird.

Wie gut wirken Gerinnungshemmer?

Gerinnungshemmer wie Heparin, Fondaparinux, Vitamin-K-Antagonisten und DOAKs sind bei einer Lungenembolie gut wirksam. Sie können die Beschwerden der Lungenembolie lindern und Komplikationen vorbeugen. Die neueren DOAKs schnitten in Studien nicht schlechter ab als Vitamin-K-Antagonisten oder Heparin, die seit vielen Jahren zum Einsatz kommen.

Die gerinnungshemmenden Mittel werden über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten angewendet. Danach wird abgewogen, ob eine längere Anwendung sinnvoll ist, um zukünftigen Lungenembolien vorzubeugen.

Welche Nebenwirkungen und Komplikationen sind möglich?

Ein Nachteil ist allen Gerinnungshemmern gemeinsam: Sie fördern Blutungen. Wer sie einnimmt, kann Blutungen mit verschiedenen Maßnahmen vorbeugen oder sie früh erkennen. Dazu gehört, auf Blut im Stuhl, Blutergüsse oder starkes Nasenbluten zu achten. Außerdem ist es sinnvoll, das Ärzteteam vor einem operativen Eingriff über die gerinnungshemmende Behandlung zu informieren, damit die Medikamente rechtzeitig abgesetzt werden können.

Starke Blutungen sind eine seltene, aber ernsthafte Komplikation der Gerinnungshemmer. Sie müssen rasch behandelt werden. In den ersten Wochen der Behandlung ist das Blutungsrisiko am höchsten.

Das Risiko für eine schwere Blutung steigt mit zunehmender Dosierung der Gerinnungshemmer. Weitere Risikofaktoren sind ein höheres Alter oder die gleichzeitige Anwendung anderer gerinnungshemmender Medikamente, zum Beispiel (), Clopidogrel oder nicht steroidale Antirheumatika () wie . Auch eine chronische Nieren- oder Lebererkrankung, eine Blutgerinnungsstörung oder Krebs fördern Blutungen.

Es ist sinnvoll, einen Medikamentenpass mit sich zu führen. Das ist ein kleines Heftchen oder Kärtchen mit der Information, welche Gerinnungshemmer in welcher Dosierung eingenommen werden. So ist in Notfällen – etwa bei Verletzungen oder Unfällen – schnell ersichtlich, was beachtet werden muss.

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Über diese Seite

Erstellt am 06. September 2022

Nächste geplante Aktualisierung: 2025

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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