Letermovir (Prevymis) nach Nierentransplantation

Einleitung

Letermovir (Handelsname Prevymis) ist seit November 2023 zur Vorbeugung einer Zytomegalievirus (CMV)- nach einer Nierentransplantation zugelassen. Der Wirkstoff kommt für Erwachsene infrage, die CMV-seronegativ sind und die Niere einer CMV-seropositiven Person erhalten haben.

Zytomegalie ist eine Infektionserkrankung, die durch Zytomegalieviren verursacht wird. Bei Gesunden bleibt die meist unbemerkt. Nach der verbleibt das jedoch im Körper. oder das selbst sind im Blut nachweisbar – Fachleute bezeichnen das als „CMV-seropositiv“.

Wenn zum Beispiel ein Spender CMV-seropositiv ist, werden mit der Niere auch CMV-Viren auf den Empfänger übertragen. Das kann dann zum Ausbruch einer CMV-Infektion führen, wenn der Empfänger vorher noch nicht infiziert war. Empfänger nehmen nach einer Nierentransplantation Medikamente, die die Immunabwehr schwächen, um zu verhindern, dass das fremde Organ abgestoßen wird. Das geschwächte kann jedoch auch das CMV schlechter bekämpfen. Die Zytomegalie kann sich durch unspezifische Beschwerden wie Fieber bemerkbar machen oder schwere entzündliche Erkrankungen hervorrufen, beispielsweise der Lunge, des Gehirns oder der und sehr schwer verlaufen oder lebensbedrohlich sein. Außerdem steigt das Risiko, dass das transplantierte Organ abgestoßen wird.

Letermovir soll die Vermehrung des CMV hemmen und so einer CMV-Infektion vorbeugen.

Anwendung

Letermovir ist als Tablette oder verfügbar:

  • Tablette mit 240 oder 480 mg Letermovir
  • Infusionslösung mit 240 oder 480 mg Letermovir

Die empfohlene Dosis beträgt 480 mg einmal täglich oder 240 mg täglich, wenn gleichzeitig das Immunsuppressiva Ciclosporin gegeben wird.

Die Behandlung mit Letermovir beginnt spätestens 7 Tage nach der Nierentransplantation und sollte bis 200 Tage nach der Organtransplantation fortgeführt werden.

Andere Behandlungen

Für Personen nach einer Nierentransplantation kommen zur Vorbeugung einer CMV-Erkrankung die Wirkstoffe Ganciclovir oder Valganciclovir infrage.

Bewertung

Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat 2024 geprüft, ob Letermovir für Personen nach einer Nierentransplantation zur Vorbeugung einer CMV-Erkrankung im Vergleich zu Ganciclovir oder Valganciclovir Vor- oder Nachteile hat.

Um diese Frage zu beantworten, legte der Hersteller eine Studie mit insgesamt etwa 600 Patientinnen und Patientinnen vor: Die Hälfte wurde mit Letermovir behandelt, die andere Hälfte mit Valganciclovir. Alle Teilnehmenden sollten bis zu etwa einem Jahr beobachtet werden.

Welche Vorteile hat Letermovir?

Diabetes mellitus nach Nierentransplantation: Erste Schätzungen deuten hier auf einen Vorteil von Letermovir bei Personen ab 65 Jahren hin: Mit Letermovir trat bei keiner Person nach der Nierentransplantation erstmals ein Diabetes mellitus auf. Mit Valganciclovir wurde hingegen bei etwa 7 von 100 Personen erstmals ein Diabetes mellitus diagnostiziert. Für jüngere Personen zeigte sich kein Unterschied zwischen den Behandlungen.

Abbruch aufgrund von Nebenwirkungen: Erste Schätzungen deuten hier auf einen Vorteil von Letermovir bei Männern hin: Etwa 3 von 100 Männern, die mit Letermovir behandelt wurden, brachen die Behandlung aufgrund von Nebenwirkungen ab. Mit Valganciclovir brachen hingegen etwa 15 von 100 die Behandlung ab. Für Frauen zeigte sich kein Unterschied.

Welche Nachteile hat Letermovir?

Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort: Erste Schätzungen deuten hier auf einen Nachteil von Letermovir im Vergleich zu Valganciclovir hin: Mit Letermovir waren etwa 5 von 100 Personen davon betroffen. Mit Valganciclovir war hingegen nur etwa 1 von 100 Personen davon betroffen. Zu den aufgetretenen allgemeinen Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort gehörten beispielsweise schwere Fiebererkrankungen, eine gestörte Wundheilung oder ein Ödem (Flüssigkeitsansammlung im Gewebe).

Wo zeigte sich kein Unterschied?

Lebenserwartung: Hier zeigte sich kein Unterschied zwischen Letermovir und Valganciclovir: In beiden Behandlungsgruppen starb während des Studienzeitraums etwa 1 von 100 Personen.

CMV-bedingte Erkrankung eines Organs: Auch hier zeigte sich kein Unterschied zwischen beiden Behandlungen: Etwa 1 von 100 Personen entwickelte eine CMV-bedingte Erkrankung eines Organs, beispielsweise eine Lungenentzündung oder Magen-Darm-Erkrankung.

Krankenausaufenthalt aufgrund schwerer CMV-Erkrankung: Auch hier zeigte sich kein Unterschied zwischen beiden Behandlungen: Etwa 12 von 100 Personen wurden aufgrund einer schweren CMV Erkrankung nach der in ein Krankenhaus eingeliefert.

Verlust der neuen Niere: Bei etwa 1 von 100 Personen wurde die Niere abgestoßen, unabhängig von einer Behandlung mit Letermovir oder Valganciclovir.

schwere Nebenwirkungen: In beiden Behandlungsgruppen hatten etwa 37 von 100 Personen mit schweren Nebenwirkungen zu tun.

Außerdem zeigte sich keinen Unterschied zwischen den beiden Behandlungsmöglichkeiten in Bezug auf den Gesundheitszustand und die gesundheitsbezogene Lebensqualität.

Weitere Informationen

Dieser Text fasst die wichtigsten Ergebnisse eines Gutachtens zusammen, das das IQWiG im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses () im Rahmen der Frühen Nutzenbewertung von Arzneimitteln erstellt hat. Der beschließt auf Basis der Gutachten und eingegangener Stellungnahmen über den Zusatznutzen von Letermovir (Prevymis).

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Letermovir (Prophylaxe einer CMV-Erkrankung nach Nierentransplantation) – Nutzenbewertung gemäß § 35a SGB V. Dossierbewertung; Auftrag A23-137. 07.03.2024. (IQWiG-Berichte; Band 1741); DOI: 10.60584/A23-137.

IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

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Über diese Seite

Erstellt am 05. April 2024

Nächste geplante Aktualisierung: 2027

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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