Lenvatinib (Kisplyx) bei fortgeschrittenem Nierenzellkrebs

Einleitung

Lenvatinib (Handelsname Kisplyx) ist seit August 2016 in Kombination mit dem Wirkstoff Everolimus für vorbehandelte Erwachsene mit fortgeschrittenem Nierenzellkrebs zugelassen.

Nierenzellkrebs ist die häufigste Krebserkrankung der Niere. Meist bleibt er lange unentdeckt, da Beschwerden erst bei fortgeschrittenen, größeren Tumoren auftreten. Symptome können bis in den Rücken ausstrahlende Schmerzen in der Nierengegend oder Blut im Urin sein. Ein Nierenzellkrebs kann in seinem Wachstum bereits so weit fortgeschritten sein oder in anderen Organen gebildet haben, dass er durch eine Operation nicht mehr geheilt werden kann.

Manche Menschen mit fortgeschrittenem Nierenzellkrebs weisen im Tumorgewebe vermehrt ein bestimmtes Protein auf, den vaskulären endothelialen Wachstumsfaktor (englisch: vascular Endothelial Growth Factor, VEGF). Dieses Protein kann zum unkontrollierten Wachstum des Tumors beitragen.

Lenvatinib wird bei einem fortgeschrittenen Nierenzelltumor eingesetzt, wenn eine vorherige gegen VEGF gerichtete Behandlung erfolglos war. Der Wirkstoff soll das Protein im Tumorgewebe blockieren und so das Tumorwachstum hemmen.

Anwendung

Lenvatinib ist in zwei Dosierungen (4 und 10 mg) als Kapsel verfügbar. Die empfohlene Dosis beträgt einmal täglich 18 mg, kombiniert mit einmal täglich 5 mg Everolimus. Die Dosierung hängt von der Verträglichkeit und den Nebenwirkungen ab und kann individuell angepasst werden. Die wird beendet, wenn die Erkrankung trotzdem fortschreitet oder zu starke Nebenwirkungen auftreten.

Andere Behandlungen

Für erwachsene Patienten mit fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom, die bereits eine gegen VEGF gerichtete Behandlung erhalten haben, kommen als Standardtherapien die Wirkstoffe Cabozantinib oder Nivolumab infrage.

Bewertung

Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat 2021 geprüft, ob Lenvatinib in Kombination mit Everolimus für vorbehandelte Erwachsene mit fortgeschrittenem Nierenzellkrebs im Vergleich zu Cabozantinib oder Nivolumab Vor- oder Nachteile hat.

Um diese Frage zu beantworten, legte der Hersteller Daten aus einem indirekten Vergleich vor. In diesem Fall wurde in einer Studie mit Lenvatinib plus Everolimus mit Everolimus allein verglichen, in der anderen Studie wurde Cabozantinib mit Everolimus verglichen. Die Resultate solcher indirekten Vergleiche sind grundsätzlich weniger zuverlässig als die eines direkten Vergleichs. Es zeigten sich folgende Ergebnisse:

Welche Vor- oder Nachteile hat Lenvatinib?

Es zeigten sich keine Vor- oder Nachteile von Lenvatinib im indirekten Vergleich zu Cabozantinib.

Wo zeigte sich kein Unterschied?

Lebenserwartung: Hier zeigte sich kein Unterschied. In den zwei Gruppen waren die Patientinnen und Patienten im Mittel () nach etwa 2 Jahren verstorben.

Welche Fragen sind noch offen?

Der Hersteller legte keine ausreichenden oder verwertbaren Daten vor zu:

  • Beschwerden durch Knochenmetastasen
  • Krankheitsbeschwerden
  • Gesundheitszustand
  • Schweren Nebenwirkungen
  • Therapieabbrüchen aufgrund von Nebenwirkungen

Weitere Informationen

Dieser Text fasst die wichtigsten Ergebnisse eines Gutachtens zusammen, das das IQWiG im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses () im Rahmen der Frühen Nutzenbewertung von Arzneimitteln erstellt hat. Der beschließt auf Basis der Gutachten und eingegangener Stellungnahmen über den Zusatznutzen von Lenvatinib (Kisplyx).

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Lenvatinib (Nierenzellkarzinom) – Nutzenbewertung gemäß § 35a SGB V. (Ablauf Befristung). Dossierbewertung; Auftrag A20-122. 30.03.2021. (IQWiG-Berichte; Band 1089).

IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

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Über diese Seite

Erstellt am 15. April 2021

Nächste geplante Aktualisierung: 2024

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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