Leben und Alltag mit Zöliakie

Foto von Paar beim Zubereiten von Gemüse

Mit Zöliakie leben heißt, sich komplett und auf Dauer glutenfrei zu ernähren. Dies bedeutet anfangs eine große Umstellung bei der Ernährung wie bei manchen Gewohnheiten. Praktische Hilfen und der Austausch mit anderen Betroffenen können diese Umstellung erleichtern.

Oft bestehen Zöliakie-Symptome schon längere Zeit, bevor die Erkrankung festgestellt wird. Wer jeden Tag Beschwerden hat, fühlt sich nach der vielleicht erst einmal erleichtert. Doch oft wird die Tragweite der nötigen Umstellung beim Essen und im Alltag erst im Laufe der Zeit klar. Zudem gilt es, viel über Zöliakie zu lernen – und anderen Menschen zu erklären. Denn oft ist nicht bekannt, was es konkret bedeutet, glutenfrei zu leben. Zudem gibt es viele Missverständnisse rund um Gluten in der Nahrung.

Gemeinsam zu kochen und zu essen, ist für viele ein sehr wichtiger Bestandteil des Lebens. Das ist auch weiter möglich, wenn im Familien- und Freundeskreis bestimmte Regeln und praktische Tipps beachtet werden.

Wie gelingt die Umstellung auf glutenfreie Kost zu Hause?

Mit der „Zöliakie“ ändert sich oft die Beziehung zur Ernährung. Manche Menschen haben früher vielleicht nicht besonders darauf geachtet, was sie essen. Andere beschäftigen sich schon länger mit ihrer Ernährung. Einige verlieren zunächst die Freude am Essen, weil ihnen die Auswahl möglicher Lebensmittel so beschränkt erscheint. Wieder andere sind experimentierfreudig und entdecken neue Lebensmittel und Gerichte.

Um sich glutenfrei zu ernähren, dürfen gekaufte Lebensmittel wirklich kein Gluten enthalten. Hier gibt es mehr Informationen über glutenhaltige und glutenfreie Lebensmittel.

Gut zu wissen

Kennzeichnungen wie die durchgestrichene Ähre erleichtern den Einkauf. Auch eine professionelle Ernährungsberatung unterstützt die Umstellung auf eine glutenfreie Kost.

Glutenfreie Lebensmittel können durch glutenhaltige Lebensmittel verunreinigt sein. Werden sie zusammen aufbewahrt oder zubereitet, reichen dafür schon Brotkrümel oder Mehlstaub. Um Verunreinigungen sicher zu vermeiden, sind gesonderte Schränke und Schubladen, eigene Brotkörbe und Schneidebrettchen hilfreich. Küchengeräte wie Toaster und Handmixer bergen ein hohes Risiko für Verunreinigungen und sind schwer zu reinigen. Es gibt wiederverwendbare „Toastbags“, um den Kontakt des Lebensmittels mit dem Toaster zu vermeiden. Eine Möglichkeit ist auch, Zweitgeräte zur ausschließlich glutenfreien Nutzung anzuschaffen. Beim Reinigen von Oberflächen sollten auch Ritzen auf Krümel kontrolliert werden. Eigene Löffel helfen, zum Beispiel glutenfreie Brotaufstriche nicht mit Mehl oder Krümeln zu verunreinigen.

Gibt es finanzielle Hilfen?

Die Umstellung auf glutenfreie Lebensmittel kann ins Geld gehen, denn sie sind häufig deutlich teurer. Es gibt jedoch seit 2021 einen steuerlichen Nachteilsausgleich. Dieser wird über einen Behinderten-Pauschbetrag bei der Steuererklärung geltend gemacht. Bei Zöliakie wird in der Regel ein Grad der Behinderung von 20 anerkannt – das bedeutet für das Jahr 2022 einen Pauschbetrag von 384 Euro. Die Deutsche Zöliakie Gesellschaft bietet für Mitglieder eine weitergehende Beratung an.

Auswärts essen: worauf achten?

Noch gibt es sehr wenige Cafés und Restaurants mit komplett glutenfreiem Angebot. Mittlerweile bieten einige Gaststätten aber auch glutenfreie Speisen an. Um herauszufinden, ob auf der Speisekarte als glutenfrei gekennzeichnete Gerichte es auch wirklich sind, ist Nachfragen manchmal nötig. Denn mitunter ist nicht bekannt, dass bei einer Zöliakie bereits kleinste Glutenmengen eine Entzündungsreaktion auslösen können.

Dies alles zu bedenken, kann verunsichernd und anstrengend sein. Manche Menschen mit Zöliakie vermeiden es deshalb, auswärts zu essen. Nach einer Zöliakie-Diagnose erhält man von der betreuenden Ärztin, dem Arzt oder der Selbsthilfe einen Zöliakie-Pass, der im Restaurant vorgezeigt werden kann. So können Bedienung oder Küchenpersonal über die Erkrankung informiert werden.

Ereignisse wie Geburtstagsfeiern oder Hochzeiten können für Menschen, die sich glutenfrei ernähren, eine besondere Herausforderung sein. Vorausschauendes Planen und Vorbereiten macht aber auch das Feiern im Freundes- und Familienkreis möglich. Zu größeren Anlässen wie Hochzeiten wird ohnehin alles lange im Voraus geplant. Das macht es möglich, die Gastgeber zu informieren und sich mit ihnen abzustimmen. Auch wenn man selbst einen Caterer beauftragen möchte, ist es sinnvoll, nachzufragen, wie gut man sich dort mit der Zöliakie auskennt und ob glutenfreie Varianten möglich sind. Bei Grillfeiern können glutenfreies Fleisch und Gemüse (nicht oder selbst eingelegt) als erstes auf einem gut gereinigten Rost gegrillt oder in Grillschalen zubereitet werden. Sich glutenfreien Kuchen oder Salat selbst mitzubringen, kann auch eine Möglichkeit sein. Gemeinsames Kochen in kleineren Runden kann Freundinnen und Freunde anregen, mehr über glutenfreies Essen und Zubereitungsarten zu erfahren.

Wie mit Zöliakie verreisen?

Mit Zöliakie zu verreisen, kann ebenfalls Sorgen bereiten. Mit einer guten Planung sind Reisen aber durchaus möglich. Wichtig ist, schon bei der Auswahl des Hotels darauf zu achten, dass dort auch glutenfreies Essen angeboten wird. Eine gute Alternative ist eine Ferienwohnung, wo man sich selbst versorgen kann.

Bei Reisen ins Ausland ist es sinnvoll, sich vorher über die Bezeichnungen glutenfreier Lebensmittel in der jeweiligen Sprache und das Angebot glutenfreier Produkte zu informieren. In manchen Ländern ist die Produktauswahl ähnlich oder sogar größer als in Deutschland. Um mögliche Engpässe zu vermeiden, können zur Sicherheit auch ein paar glutenfreie Lebensmittel mitgenommen werden.

Kinder mit Zöliakie: Was tun in Kita, Schule und bei Besuchen?

Auch für Kinder mit Zöliakie ist es möglich, Geburtstagsfeiern zu besuchen oder bei Freundinnen und Freunden zu übernachten. Isst ein Kind zum Beispiel in einer Kindertagesstätte oder Ganztagsschule, ist es wichtig, den Speiseplan mit der Küche abzustimmen. Eine andere Möglichkeit sind glutenfreie Fertiggerichte oder selbst gekochte Mahlzeiten, die in der Küche aufgewärmt werden.

Ein vertrauensvoller Austausch zwischen Eltern, Betreuungs- und Lehrpersonal ermöglicht es dem Kind auch, an gemeinsamen Feiern teilzunehmen. Das Essen gemeinsam zu planen und später auch aufgetretene Probleme offen anzusprechen, kann helfen, gemeinsam Strategien für den weiteren Umgang zu finden.

Wichtig ist nicht zuletzt eine kindgerechte Erklärung, worauf es bei glutenfreiem Essen ankommt. Denn oft tauschen Kinder untereinander Essen, Süßigkeiten oder Knabberzeug. Gut gemachte Informationen helfen auch Vorschulkindern bei der Trennung glutenfreier und glutenhaltiger Nahrung. Zum Beispiel bietet die Deutsche Zöliakie Gesellschaft Flyer für Kinder und Jugendliche an.

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Erstellt am 14. Dezember 2022

Nächste geplante Aktualisierung: 2025

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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