Wenn das vordere Kreuzband gerissen ist, braucht das Knie zuerst einmal Ruhe. Direkt nach dem Unfall sollte es hochgelegt und gekühlt werden, bis die akuten Schmerzen und die Schwellung zurückgehen. Ein Druckverband und entzündungshemmende Schmerzmittel wie Ibuprofen können ebenfalls sinnvoll sein. In den Tagen nach der Verletzung kann eine Gehhilfe das Knie entlasten – vor allem, wenn es sehr instabil ist.
Zur Behandlung eines gerissenen Kreuzbands gibt es zwei Möglichkeiten:
- Die konservative Behandlung soll die Kniemuskulatur soweit stärken, dass sie die Funktion des fehlenden Kreuzbands ausgleichen kann. Ob sie infrage kommt, hängt davon ab, ob auch andere Kniestrukturen verletzt sind – und wenn ja, welche. Nach einer erfolgreichen konservativen Behandlung ist das Knie in der Regel innerhalb von 2 bis 3 Monaten wieder normal belastbar. Wie lange es dauert, bis man in den Sport zurückkehren kann, hängt unter anderem von der Sportart ab.
- Bei einer Operation wird das gerissene Kreuzband ersetzt. Dazu schneidet die Ärztin oder der Arzt aus einer Sehne im Körper ein Stück aus und setzt es ins Knie ein. Das Sehnenstück wird meist aus einem Sehnenstrang an der Innenseite der Oberschenkelmuskulatur entnommen, manchmal auch aus der Patella-Sehne oder der Quadrizeps-Sehne. Zunächst bohrt die Operateurin oder der Operateur einen Tunnel oder eine Fassung in den Ober- und Unterschenkel. Dort wird die Ersatzsehne dann mit Schrauben, Knöpfen oder Stiften verankert. Sie wird so platziert, dass sie die Funktion des ursprünglichen Kreuzbands so gut es geht übernehmen kann. Operiert wird im Rahmen einer Gelenkspiegelung (Arthroskopie), bei der durch mehrere Schnitte um das Knie kleine Operationsinstrumente eingeführt werden.
Wenn das Knie operiert werden soll, wartet man nach dem Unfall üblicherweise 2 bis 4 Wochen mit dem Eingriff. In dieser Zeit kann die Schwellung zurückgehen und sich das Knie beruhigen. Wenn es zum Zeitpunkt der Operation noch steif, geschwollen oder entzündet ist, kann sich das Gewebe im Knie verhärten und später die Beweglichkeit einschränken. Vor der OP wird deshalb mit geeigneten Übungen die Beweglichkeit des Knies verbessert und die Muskulatur gestärkt.
Nach der Operation ist dann eine je nach Sportart 4 bis 12 Monate dauernde Heil- und Trainingsphase nötig.
Bislang gibt es nur eine größere Studie, die die konservative mit der operativen Behandlung verglichen hat. Sie zeigte, dass eine konservative Behandlung bei gut 50 % der Betroffenen auch langfristig erfolgreich ist – im Vergleich zu 80 bis 90 % bei der Operation. Nach aktuellem Wissen hat es aber keine Nachteile für die Kniefunktion, wenn man das Knie zunächst konservativ behandelt und es, wenn nötig, später noch operiert. Allerdings ist das Risiko für weitere Verletzungen nach einer konservativen Behandlung etwas höher – zum Beispiel an den Menisken.
Medizinische oder persönliche Gründe, die eher für eine Operation sprechen, sind:
- hohe sportliche Erwartungen, zum Beispiel, wenn man nach der Behandlung weiter Leistungssport machen oder Sportarten ausüben möchte, die Richtungswechsel, Drehbewegungen oder schnelles Abbremsen erfordern.
- größere Verletzungen an den Menisken, vor allem, wenn diese zu Beschwerden wie einem blockierten Knie führen.
- gleichzeitiger Riss des Innen- oder Außenbands. Dann ist das Knie so instabil, dass eine konservative Behandlung in der Regel nicht infrage kommt.
- ein Beruf, der das Knie stark belastet, zum Beispiel, wenn jemand viel Treppen steigen und dabei schwer tragen muss, etwa beim Austragen von Paketen oder Möbelpacken.
Ob man sich für oder gegen eine Operation entscheidet, ist auch eine Frage der persönlichen Abwägung. Manche Menschen möchten eine Operation möglichst vermeiden und versuchen es ohne Eingriff. Andere befürchten, dass nach einer konservativen Behandlung später doch eine Operation nötig wird, und lassen sich lieber gleich operieren.