Kontrolluntersuchungen bei Skoliose

Foto von Gruppe Jugendlicher

Solange die Knochen noch wachsen, kann eine Skoliose fortschreiten. Bis das Wachstum abgeschlossen ist, sind deshalb regelmäßige Kontrolluntersuchungen wichtig. Dabei ist es sinnvoll, Röntgenaufnahmen auf das Nötigste zu beschränken.

Bei den Kontrolluntersuchungen wird geprüft,

  • ob die Krümmung der Wirbelsäule zugenommen hat,
  • ob Behandlungen wie ein Korsett den gewünschten Erfolg zeigen und
  • ob es notwendig ist, die Behandlung anzupassen.

Die Kontrolluntersuchungen sind auch eine gute Gelegenheit, Probleme mit der Erkrankung oder der Behandlung anzusprechen.

Wie oft sind Kontrolluntersuchungen sinnvoll?

In welchen Abständen Kontrolluntersuchungen sinnvoll sind, hängt vom Schweregrad der Skoliose und der Knochenreife ab. Medizinische Fachgesellschaften empfehlen einen Abstand von 3 bis 6 Monaten.

Die Knochenreife wird in Stadien von 0 bis 5 eingeteilt, auch Risser-Stadien genannt. Ein Risser-Stadium von 0 bis 2 bedeutet, dass das Knochenwachstum noch in vollem Gange ist. Wenn Mädchen das Risser-Stadium 4 und Jungen das Risser-Stadium 5 erreicht haben, ist ihr Knochenwachstum abgeschlossen. Dann sind in der Regel keine weiteren Kontrolluntersuchungen mehr nötig.

Allerdings empfehlen manche Fachleute bei einem „Cobb-Winkel“ zwischen 20 und 40 Grad eine einmalige Nachuntersuchung etwa 2 bis 4 Jahre nach dem Ende des Wachstums. Der Cobb-Winkel zeigt den Grad der Wirbelsäulen-Verkrümmung an.

Bei sehr ausgeprägten Skoliosen (Cobb-Winkel zwischen 40 und 50) wird manchmal empfohlen, die Wirbelsäule auch nach Abschluss des Knochenwachstums alle 1 bis 2 Jahre kontrollieren zu lassen. Bei einer Verkrümmung von 40 bis 50 Grad kann eine Operation infrage kommen.

Grafik: Ermittlung des Cobb-Winkels

Wann werden Röntgenuntersuchungen benötigt?

Röntgenbilder der Wirbelsäule sind manchmal unverzichtbar, aber nicht bei jeder Kontrolluntersuchung. Sie werden benötigt, um

  • bei einem Verdacht auf Skoliose eine genaue zu stellen,
  • das Ausmaß der Krümmung zu bestimmen und die Behandlung zu planen,
  • den korrekten Sitz eines Korsetts zu überprüfen (dazu wird geröntgt, während man das Korsett trägt),
  • zu prüfen, ob die Skoliose fortschreitet,
  • die Knochenreife festzustellen oder
  • eine Operation zu planen und anschließend das Ergebnis zu kontrollieren.

Wie hoch ist die Strahlenbelastung?

Jede Röntgenuntersuchung ist mit einer geringen Strahlenbelastung verbunden. Eine Röntgenuntersuchung der Wirbelsäule entspricht etwa der natürlichen Strahlendosis, der ein Mensch in einem Monat ausgesetzt ist. Diese zusätzliche Dosis lässt das Krebsrisiko nur geringfügig ansteigen.

Trotz des niedrigen Risikos ist es sinnvoll, jede unnötige Strahlenbelastung zu vermeiden und die Zahl der Röntgenuntersuchungen auf das Nötigste zu beschränken.

Wie lässt sich die Strahlenbelastung möglichst niedrig halten?

Um die Krümmung der Wirbelsäule zu kontrollieren, ist es nicht nötig, bei jeder Kontrolluntersuchung ein Röntgenbild zu machen. Oft reichen eine körperliche Untersuchung und eine Messung mit einer speziellen Wasserwaage (dem Skoliometer) aus. Wenn sich dabei Hinweise auf eine Veränderung zeigen, kann eine Röntgenuntersuchung sinnvoll sein.

Bei einer im Wachstum diagnostizierten und behandelten Skoliose sollte alle 6 bis 12 Monate geröntgt werden, bis das Wachstum abgeschlossen ist. Bei einer stabilen Skoliose empfiehlt die internationale Skoliose-Gesellschaft, nur alle 12 bis 18 Monate zu röntgen.

Es ist auch nicht nötig, dass die Wirbelsäule bei jeder Untersuchung von allen Seiten geröntgt wird. Um die Krümmung ausreichend zu beurteilen, reicht eine Aufnahme von hinten aus. Das erfordert zudem eine geringere Strahlendosis als Aufnahmen von vorne oder von der Seite.

Gut zu wissen:

Ein Röntgenpass kann helfen, Doppeluntersuchungen zu vermeiden. In den Pass werden alle Röntgenuntersuchungen eingetragen. Er ist beim Bundesamt für Strahlenschutz und auch bei vielen Krankenkassen erhältlich.

Computer-Tomografien sind bei Skoliose nicht nötig und sollten vermieden werden, da die Strahlenbelastung deutlich höher ist als bei einer einfachen Röntgenaufnahme.

Gibt es Alternativen zum Röntgen?

Eine strahlungsfreie Alternative zur Röntgenuntersuchung ist die sogenannte Videoraster-Stereographie. Dabei wird mit einem Projektor ein Linienraster auf den Rücken projiziert und von einer Kamera aufgezeichnet. Am Computer wird aus den Linien ein Abbild des Rückens erzeugt.

Ob die Videoraster-Stereographie zumindest einen Teil der Röntgenuntersuchungen ersetzen kann, ist allerdings nicht ausreichend untersucht. Sie wird von den gesetzlichen Krankenkassen nicht komplett erstattet.

Deutsche Wirbelsäulengesellschaft (DWG), Vereinigung für Kinderorthopädie (VKO), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU). Adoleszente Idiopathische Skoliose (S2k-Leitlinie). AWMF-Registernr.: 151-002. 2023.

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Idiopathische Skoliose. Kann eine Videorasterstereographie eine radiologische Untersuchung in der Nachsorge ersetzen? Health Technology Assessment im Auftrag des IQWiG: HT17-04. 2019.

Knott P, Pappo E, Cameron M et al. SOSORT 2012 consensus paper: reducing x-ray exposure in pediatric patients with scoliosis. Scoliosis 2014; 9: 4.

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Aktualisiert am 03. Januar 2024

Nächste geplante Aktualisierung: 2027

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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