Ich hatte mehrmals hintereinander solche Entzündungen

Foto von Ärztin und Patientin

Tanja, 38 Jahre

„Die Symptome waren sehr stark: Ich hatte ein starkes Kloßgefühl im Hals, hohes Fieber, Schluckbeschwerden, fühlte mich schwer und matt. Ich war so schlapp, dass ich im Bett bleiben musste, was mir nur selten passiert.“

Als meine Kinder etwa zwei und vier Jahre alt waren, hatte ich meine erste Mandelentzündung als Erwachsene. Meine Tochter hat vermutlich die Streptokokken vom Kindergarten mit nach Hause gebracht.

Die Symptome waren sehr stark: Ich hatte ein starkes Kloßgefühl im Hals, hohes Fieber, Schluckbeschwerden, fühlte mich schwer und matt. Ich war so schlapp, dass ich im Bett bleiben musste, was mir nur selten passiert. Ich war richtig krank und mir war klar, dass ich zu einem Arzt gehen sollte. Ich habe auch bei einem Blick in den Spiegel gesehen, dass meine Mandeln gelblich belegt waren und vermutet, dass ich eine bakterielle Mandelentzündung habe.

Verschreibung von Antibiotika

Ich habe von meinem Arzt ein Antibiotikum verordnet bekommen und es auch regelmäßig und wie verschrieben eingenommen. Ich bin überhaupt kein Fan von und vermeide sie, wo es geht. Aber bei Streptokokken wollte ich kein Risiko eingehen. Ich hatte aber auch keine Nebenwirkungen und habe die Tabletten sehr gut vertragen. Zusätzlich habe ich mit Salbeitee gegurgelt und viel Tee getrunken.

Die Kinder waren noch klein und ich konnte mich nicht einfach ins Bett legen

Nachdem ich das Antibiotikum nach der vorgeschriebenen Einnahmezeit abgesetzt hatte, habe ich wieder Fieber bekommen und auch sonst die gleichen Symptome gehabt, nur nicht ganz so stark wie beim ersten Mal. Mir war eigentlich sofort klar, dass es schon wieder eine Mandelentzündung war. Damals waren die Kinder noch klein und ich habe sie zu Hause versorgt. Dadurch konnte ich mich nicht einfach ins Bett legen.

Ich hatte dann mehrmals hintereinander solche Entzündungen. Vor etwa vier Jahren hatte ich dann die Nase voll und habe meiner HNO-Ärztin vorgeschlagen, mir die Mandeln zu entfernen.

Ich habe mich über die Vor- und Nachteile der Operation informiert

Ich hatte mich vor dieser Entscheidung erkundigt und gelesen, dass man eine Entfernung der Mandeln wegen der Nachblutungsgefahr nicht mehr so häufig macht wie früher. Zudem werden sie unter entfernt und da gibt es ja auch ein gewisses Risiko. Das muss man sich alles schon gut vorher überlegen. Ich habe aber gemerkt, dass es so für mich nicht weitergeht und ich den Alltag mit den ständigen Erkrankungen nicht weiter bestreiten kann. Ich war jedes Mal verzweifelt, wenn ich wieder mit Fieber aufgewacht bin. Ich war auch moralisch am Ende.

Ich hatte als Kind schon Infektionen

Ich gehe davon aus, dass ich als Kind auch schon Mandelentzündungen hatte, weiß das aber nicht genau. Meine HNO-Ärztin meinte nur wegen des Zustands meiner Mandeln, dass ich als Kind schon einige Infektionen durchgemacht haben muss. Meine Mutter konnte sich daran nicht genau erinnern, sie sagte nur, dass ich als Kind sehr oft krank war. Ich selber kann mich nicht mehr daran erinnern. Aber als Jugendliche hatte ich keine Probleme mehr damit. Erst als meine Kinder die Keime vom Kindergarten mit nach Hause gebracht haben, ging es wieder los.

In meinen zerklüfteten Mandeln konnten sich die Keime vermutlich besser einnisten. Ich hatte auch Sorge, dass die wiederholten Infektionen mit Streptokokken zu gefährlichen Spätfolgen führen könnten, wie zum Beispiel einer Herzentzündung.

Die Mandeln wurden stationär entnommen

Meine Ärztin war mit der Entfernung der Mandeln einverstanden, die Operation wurde geplant und die Mandeln wurden mir im Krankenhaus entfernt. Im Krankenhaus habe ich vor der Operation ein Informationsschreiben bekommen, in dem stand, wie ich mich nach der Operation verhalten soll. Beispielsweise stand da, dass ich nicht schwer heben soll und versuchen soll, normal weiter zu essen. Das sei ganz wichtig, damit die Wundflächen nicht so verkrusten. Und dass man eben auch Schmerzmedikamente bekommt. Mir sind dann die Mandeln unter entfernt worden.

Die Operation ist gut gegangen

Es war die erste in meinem Leben. Es ist alles gut gegangen. Nach der Operation war mir übel und ich musste mich auch übergeben, was aber nicht so schlimm war. Ich habe ein Medikament gegen die Übelkeit bekommen und es ging mir damit rasch wieder besser. Insgesamt war ich sechs Tage im Krankenhaus.

In dieser Woche im Krankenhaus ging es mir ganz gut. Ich habe fleißig gegessen, trotz der Schmerzen. Ich habe Schmerztabletten bekommen, hatte aber immer noch Schmerzen. Im Nachhinein habe ich mir gedacht, dass ich um mehr Schmerzmittel hätte bitten sollen. Die Schmerztabletten waren vielleicht auch nicht ausreichend dosiert. Ich wurde aber auch nicht danach gefragt, ob ich noch Schmerzen habe, da hätte ich schon selber etwas sagen müssen. Ich bin in den Tagen im Krankenhaus viel spazieren gegangen und habe gelesen. Ich muss sagen, ich habe die Zeit regelrecht genossen.

Die ersten Tage zu Hause waren schwierig

Aber dann bin ich entlassen worden und ich kann jedem, der kleine Kinder hat und sich nicht ins Bett legen kann, raten, die Kinder für zwei bis drei Tage woanders unterzubringen. Nach ein paar Tagen lösten sich die Verkrustungen im Hals und das war sehr unangenehm. Ich hatte zu Hause zwei bis drei Tage sehr, sehr starke und unangenehme Schmerzen. Das waren eher so stechende Schmerzen. Beim Schlucken war es so ein bisschen, als würde hinten im Hals ein kleines Messer stechen oder bohren. Also die Halsschmerzen wie bei einer Mandelentzündung, aber nochmal deutlich verstärkt, ein richtiger Wundschmerz, der vor allem beim Schlucken richtig stark war.

Das war wirklich heftig und ich musste mich trotzdem um die Kinder kümmern. Zudem hatten wir noch Handwerker im Haus und das war einfach zu viel für mich. Es war dann so, dass sich permanent Speichel im Mund gesammelt hat und es ging mit dem Essen auch lange nicht so gut wie im Krankenhaus. Aber nach etwa drei Tagen wurde es deutlich besser.

In der zweiten Woche nach der Operation ist es wieder besser geworden. Es sind keine Nachblutungen oder sonstigen Komplikationen aufgetreten. Eine Wundfläche hat sich ein wenig entzündet, aber das ist gut abgeheilt. Nach etwa drei Wochen hatte ich alles gut überstanden.

Es war die richtige Entscheidung für mich

Im Nachhinein bin ich heilfroh, dass mir die Mandeln entfernt worden sind. Ich bin seitdem viel weniger krank. Ich habe keine Halsschmerzen mehr und bin fast nie erkältet. Ich würde es wieder machen, trotz der Schmerzen. Es war die absolut richtige Entscheidung für mich.

Sicherlich sollte man sich solch eine Operation gründlich überlegen. Es besteht ja unter anderem die Gefahr einer Nachblutung. Aber ich habe mir gedacht, dass man als Erwachsener merkt, wenn es im Hals blutet. Dann wäre ich zur Klinik gefahren, die hätten es verödet und somit war das Risiko für mich kalkulierbar.

Bei Kindern ist es etwas anders

Wenn bei meinen Kindern eine solche Entscheidung anstehen würde, dann würde ich nochmal in mich gehen, ob das wirklich notwendig ist. Bei Kindern ist die Gefahr bei Nachblutungen ja, dass sie das Blut runterschlucken und vielleicht nichts sagen. Bei ihnen fallen die Nachblutungen manchmal erst auf, wenn sie erbrechen. Dann können sie aber schon jede Menge Blut verloren haben und das kann lebensgefährlich sein. Da sollte man das schon anders abwägen als bei Erwachsenen. Man darf auch nicht vergessen, dass die Entfernung der Mandeln eine Operation ist. Mit und dem Narkoserisiko, wie bei jeder Operation.

Ich habe mich im Vorfeld recht gut über die Operation im Internet informiert. Ich denke, es ist sehr wichtig, sich zu informieren. Natürlich sollten einen die Ärzte beraten, aber bei mir hielt sich die Beratung in Grenzen. Ich finde, sich selber zu informieren ist sehr wichtig, um zu wissen, was einen erwartet. Gerade im Hinblick auf die Schmerzen. Ich fand es wichtig zu wissen, dass die Schmerzen nach der Operation ganz normal sind. Und dass man Schmerzmittel einfordern soll. Ich finde, man kann mit diesem Wissen mit einem ganz anderen Selbstbewusstsein in einem Krankenhaus auftreten. Das finde ich enorm wichtig.

Danksagung

Erfahrungsberichte fassen Interviews mit Betroffenen zusammen. Alle Gesprächspartnerinnen und -partner haben der Veröffentlichung zugestimmt. Ihnen gilt unser herzlicher Dank.

Die Berichte geben einen Einblick in den persönlichen Umgang und das Leben mit einer Erkrankung. Die Aussagen stellen keine Empfehlung des IQWiG dar.

Hinweis: Um die Anonymität der Interviewten zu wahren, ändern wir ihre Vornamen. Die Fotos zeigen unbeteiligte Personen.

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Aktualisiert am 30. November 2022

Nächste geplante Aktualisierung: 2025

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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