Ich finde es angenehm, dass die Regelblutungen nicht mehr da sind

Foto von einer Frau

Karin, 53 Jahre

„Wie haben das denn die Frauen früher bewältigt? Auch ohne Medikamente. Ich will keinem von den Hormonpflastern abraten. Es ist doch in Ordnung, wenn jemand Hormone einnimmt. Ich wollte das für mich nicht.“

Bei mir fing es im 35. Lebensjahr an, dass die Menstruation sehr durcheinander war. Am Anfang habe ich beim Kaffeetrinken gemerkt, wie ich plötzlich einen ganz heißen Kopf bekam. Ich habe das anfangs gar nicht auf die geschoben.

Mit 35 hieß es beim Arzt, dass ich für die noch zu jung bin. Und als ich dann 40 war, dann hieß es, dass es die sein könnten.

Als ich dann 45, 46 Jahre alt war, dann hatte ich meine Menstruation ein ganzes Jahr nicht mehr. Ich fand das toll, dass sie einfach so wegblieb. Man hört ja immer, dass das so 10 Jahre dauert. Ich habe gedacht, dass ich gut dabei weggekommen bin. Dann bekam ich sie wieder. Ich hatte sie dann ein halbes Jahr, dann wieder ein Jahr nicht. Mittlerweile bin ich 53, so lange zieht sich das schon hin.

Angenehm ist die Periode nie gewesen

In den letzten Jahren hatte ich meine Regelblutung sehr schwach, aber dafür häufiger oder auch länger oder auch nur mal zwei Tage.

Angenehm ist die Regel nie gewesen. Ich denke, man quält sich, wenn man sie bekommt. Und wenn sie am Anfang dann so unterschiedlich kommt, jedes Mal gewappnet zu sein und etwas in der Tasche zu haben ... Die letzten Jahre habe ich dann gar nichts mehr mitgenommen. Wenn ich keine Hitzewallungen mehr hätte, dann würde ich gar nicht mehr daran denken.

Ich empfinde es als angenehm, dass die Regelblutungen nicht mehr da sind. Ich hatte sie immer sehr spät bekommen. Sie waren verbunden mit viel Bauchweh und der Busen tat weh. Wenn die Kinder drangestoßen sind oder beim Treppensteigen, dann tat das weh. Dass ich das jetzt nicht mehr habe, das finde ich wirklich toll. Im Sommer konnte ich keine weiße Hose anziehen, weil ich nie wusste, wann die Regel kommt. Einige Frauen haben sie alle 28 Tage, dass hatte ich wirklich nie. Ich könnte jetzt Freudentänze aufführen.

Vielleicht denken manche Frauen: „Jetzt kann ich nie wieder ein Kind kriegen.“ Diese Gedanken hatte ich zwar nicht gehabt, aber ich kann mir das schon vorstellen. Ich habe das nicht so empfunden. Aber bei mir war das anders. Ich konnte aus gesundheitlichen Gründen kein Kind mehr bekommen. Ich hatte sozusagen schon im Vorfeld Abschied genommen. In den Wechseljahren spielte das für mich keine Rolle mehr. Ich hatte das ja vorher schon erlebt.

Ein Gefühl, als ob das Herz herausspringt

Als das damals anfing, hatte ich das Gefühl, als ob der Kopf explodiert und das Herz puckerte stark, alles gleichzeitig. Bei einem Kaffeetrinken mit ein paar Frauen habe ich wirklich gedacht, dass mir das Herz herausspringt. Ich wusste nicht, was passiert. Ich denke, bevor man begriffen hat, was das war, da war es auch schon wieder vorbei. Manchmal dauert das alles nur ein paar Sekunden und dann ist es wieder weg. Nachts ist es dann häufiger.

Manchmal fand ich es unangenehm, wenn ich einen Kunden im Sommer bedienen musste. Aber man riecht es eigentlich gar nicht. Wenn ich schwitze, weil ich körperlich aktiv bin, dann riecht es anders, als wenn ich eine Hitzewelle habe. Ich denke, ändern kann ich es nicht. Ich muss mich damit auseinander setzen und sei es, die Hitzewellen kommen jede Viertelstunde.

Am Anfang fand ich es schrecklich mit den Hitzewallungen. Das kann man gar nicht erklären. Auf einmal, nach 20 Minuten, bekommt man die nächste. Es ist wie wehenartig, wie wenn man ein Kind bekommt. Mit den Jahren waren die Abstände immer kürzer. Wenn man dann nachts nicht schlafen kann, wenn man dann diese Schweißausbrüche bekommt, das ist schon sehr unangenehm.

Beim Arzt hieß es, die sind es nicht. Dann wurde ich 40 und ich sollte Hormonpflaster nehmen. Da waren es plötzlich die , vorher war es nichts. Ich habe dann Hormonpflaster genommen. Ich hatte überhaupt keinen Appetit. Deshalb habe ich sie nach vier Wochen wieder abgesetzt, weil ich schon so dünn war.

Ich glaube, ich habe vier, fünf Jahre meine Periode sehr unregelmäßig bekommen. Immer dann, wenn ich dachte, jetzt ist es endlich vorbei, in diesem Augenblick bekam ich wieder eine Hitzewelle. Jetzt habe ich seit drei Jahren meine Menstruation nicht wieder bekommen. Aber diese Hitzewellen habe ich noch. Manchmal kommen sie in längeren Abständen, dann mal wieder in kürzeren Abständen. Ich bekomme sie aber nicht mehr jede Viertelstunde, wie es die ersten Jahre war.

Über die Menstruation sprach man früher nicht

Früher war das kein Thema. Man hat nicht darüber gesprochen. Meine Mutter habe ich höchstens im Unterrock gesehen. Das war eine andere Zeit. Als meine Regel einsetzte, da dachte ich, dass ich mich verletzt habe. Unsere Tochter hat von mir einen Ring bekommen, als sie ihre Menstruation bekam. Ich habe sie dann mit einer Decke hingelegt, das war etwas Besonderes. Das ist ein Abschnitt, das ist ein Weg, dass man Frau wird. Ich bin wirklich froh, dass ich meiner Tochter das mitgeben konnte. Ich habe das ganz anders erlebt. Man fand das nur schrecklich. Mit 20 Jahren hat man manchmal über solche Sachen gesprochen. Da hat sich sehr viel verändert. Mit meiner Freundin habe ich nicht über solche Dinge gesprochen. Das kam erst mit der Zeit. Darum habe ich meine Tochter beneidet. Ich habe das ja selber auch vermisst.

Mein Mann meinte, als ich ihm sagte, dass dies die sein müssen: „Bei uns wird nicht gewechselt.“ Da fühlte ich mich schon ein wenig verarscht (lacht). Mein Mann konnte das nicht nachempfinden. Ich wollte auch meine Ruhe haben. Ich wollte zum Beispiel auch nicht kuscheln, ich war da nicht kuschelig. Mein Mann hat eigentlich Verständnis für mich gehabt. Das ist ja nicht unbedingt die Norm. Manche Frauen erzählen, dass die Männer zum Teil auch sauer sind. Das hilft einem natürlich nicht.

Wie haben das denn die Frauen früher bewältigt? Auch ohne Medikamente. Ich will keinem von den Hormonpflastern abraten. Es ist doch in Ordnung, wenn jemand einnimmt. Ich wollte das für mich nicht.

Die aushalten ... Ich denke mir, es muss nicht immer eine Lösung geben. Es muss mir nicht jeden Tag toll gehen. Dann könnte ich es ja gar nicht mehr unterscheiden. Jeder muss herausfinden, was für einen am besten ist. Man muss die verschiedenen Dinge ausprobieren.

Danksagung

Erfahrungsberichte fassen Interviews mit Betroffenen zusammen. Alle Gesprächspartnerinnen und -partner haben der Veröffentlichung zugestimmt. Ihnen gilt unser herzlicher Dank.

Die Berichte geben einen Einblick in den persönlichen Umgang und das Leben mit einer Erkrankung. Die Aussagen stellen keine Empfehlung des IQWiG dar.

Hinweis: Um die Anonymität der Interviewten zu wahren, ändern wir ihre Vornamen. Die Fotos zeigen unbeteiligte Personen.

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Aktualisiert am 02. Januar 2023

Nächste geplante Aktualisierung: 2026

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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