Helfen Bewegung und Gehtraining bei Durchblutungsstörungen der Beine (PAVK)?

Foto von Paar beim Gehtraining

Bei einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK) ist möglichst viel Bewegung wichtig. In den frühen Stadien der Erkrankung ist ein angeleitetes Gehtraining die wichtigste Maßnahme, um Beschwerden zu lindern und wieder längere Strecken gehen zu können.

Bei einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK) sind Blutgefäße (Arterien) in den Gliedmaßen verengt, sodass diese nicht mehr so gut durchblutet und mit Sauerstoff versorgt werden. Meist sind die Beine betroffen. Typische Beschwerden sind Schmerzen, die nach einer gewissen Gehstrecke auftreten – bei manchen Menschen nach längerem Gehen, bei anderen bereits nach einigen Schritten. Das kann die Selbstständigkeit und Lebensqualität stark einschränken.

Eine der wichtigsten Maßnahmen gegen die Beschwerden einer PAVK ist ein Gefäßtraining. Denn mit ausreichend Bewegung kann man die Durchblutung der Beine verbessern, vor allem in frühen Stadien der Erkrankung. So nehmen die Beschwerden ab und man kann wieder längere Strecken schmerzfrei gehen. Am hilfreichsten ist ein professionell angeleitetes Gehtraining. Aber auch mit eigenständigem Training oder anderen Sportarten – zum Beispiel Fahrradfahren – kann man etwas gegen die Auswirkungen der Erkrankung tun.

Neben der Bewegung sind bei einer PAVK weitere Maßnahmen wichtig – dazu zählen verschiedene Medikamente und ein gesunder Lebensstil. In fortgeschrittenen Stadien sind Katheter-Eingriffe oder eine Operation sinnvoll, um die Durchblutung wieder zu verbessern.

Wann werden Bewegung und Gehtraining empfohlen?

Fachleute empfehlen allen PAVK-Betroffenen regelmäßige Bewegung, soweit ihr körperlicher Zustand es zulässt.

Wem es möglich ist, dem wird ein Gehtraining empfohlen, am besten unter professioneller Anleitung. Viele Menschen im Stadium 1 und 2 können ein solches Gehtraining machen – also diejenigen, die noch schmerzfrei sind oder erst bei Bewegung Schmerzen haben. Aber auch in späteren Stadien ist es häufig möglich, zu trainieren. Bei Wunden oder Geschwüren an den Füßen können dazu spezielles Schuhwerk und Druckentlastung nötig sein – dazu lässt man sich am besten ärztlich beraten.

Auch nach einem Gefäßeingriff wird ein Gehtraining empfohlen, um die durch den Eingriff verbesserte Durchblutung zu erhalten.

Warum ist Bewegung gut – selbst wenn sie Schmerzen verursacht?

Besonders wenn Bewegung bei einer PAVK Schmerzen verursacht, fällt sie Betroffenen schwer. Manche denken auch, der Schmerz sei ein Warnsignal des Körpers und Bewegung würde die PAVK verschlimmern. Das stimmt jedoch nicht: Denn durch eine regelmäßige Anstrengung weiten sich andere Blutgefäße im betroffenen Bein – oder sie bilden sich sogar neu. So wird zunehmend Blut um die Engstelle herumgeleitet und das Bein wieder besser durchblutet.

Gut zu wissen:

Bewegung ist eine der wichtigsten Maßnahmen, um Beschwerden einer PAVK zu lindern – besonders in frühen Krankheitsstadien.

Studien zeigen, dass ein regelmäßiges angeleitetes Training die Wegstrecke, die man schmerzfrei gehen kann, durchschnittlich um mehr als die Hälfte verlängert. Wer also sonst 300 Meter ohne Schmerzen am Stück schafft, steigert das auf fast 500 Meter. In den Studien zeigten sich solche Vorteile bereits nach einem Training von einigen Monaten – und Dranbleiben lohnt sich: Auch nach einem zweijährigen Training halten die Verbesserungen an. Im Alltag kann das bedeuten, dass man sich etwa wieder schmerzfrei in der Wohnung bewegen, Bekannte in der Nachbarschaft besuchen oder einen nahegelegenen Supermarkt erreichen kann.

Außerdem ist Bewegung insgesamt gut für die Herz-Kreislauf-Gesundheit: Sie senkt die Blutfettwerte, Blutzuckerwerte sowie den Blutdruck. Damit beugt sie nicht nur einer Verschlechterung der PAVK vor. Denn bei Betroffenen sind meist nicht nur Gefäße in den Beinen verengt, sondern auch in anderen Körperregionen. Körperlich aktiv zu sein, kann auch dort vor Folgen schützen. Nicht zuletzt wirkt sich Bewegung oft auch positiv auf die Stimmung und das allgemeine Wohlbefinden aus.

Grafik: Vergrößerung und Neubildung von Nebengefäßen durch Gehtraining

Wie läuft ein strukturiertes Gehtraining ab?

Ein strukturiertes Gehtraining findet meist in einer Gefäßsportgruppe oder im Rahmen einer Reha-Behandlung statt. Die Trainerinnen und Trainer haben eine spezielle Ausbildung für Koronar- und Gefäßtraining. Fachleute empfehlen, mindestens 3 Monate lang an dem Training teilzunehmen, mit bis zu 3 Einheiten pro Woche von jeweils 30 bis 60 Minuten.

Zu Beginn wird meist ein persönlicher Trainingsplan erstellt. Dazu wird zum Beispiel gemessen, wie weit man schmerzfrei gehen kann. Es wird auch geschaut, ob Hilfsmittel wie ein Gehstock nötig sind, um das Training zu unterstützen.

Das Training besteht normalerweise aus abwechselnden Geh- und Ruhephasen. Dabei läuft man zunächst auf festem Boden oder auf einem Laufband so lange, bis die Schmerzen einsetzen. Dann legt man wenige Minuten Pause ein, bis die Schmerzen abgeklungen sind. Anschließend geht man wieder weiter.

Häufig beinhaltet das Training auch Dehn- oder Bewegungsübungen, die das Gleichgewicht schulen oder die Muskeln stärken – etwa auf den Zehenspitzen stehen oder Kniebeugen. Außerdem beraten die Fachkräfte dazu, wie man nach dem angeleiteten Training langfristig selbst weitertrainieren kann.

Kann ich auch selbst zu Hause trainieren?

Manche Menschen finden keine Gefäßsportgruppe in ihrer Nähe oder möchten aus anderen Gründen lieber allein trainieren. Wer bereits ein angeleitetes Training besucht hat, kann das Training zudem zu Hause selbst fortsetzen.

Zwar ist ein angeleitetes Training wirksamer – aber auch ein eigenständiges Training kann das Gehen verbessern. Die Ärztin oder der Arzt kann dazu beraten und Übungen empfehlen.

Bestimmte Hilfsmittel helfen dabei, auf Dauer motiviert zu bleiben, und machen das eigenständige Training effektiver. Beispielsweise kann man in einem Trainingstagebuch notieren, wie oft man trainiert hat, welche Strecken man zurückgelegt hat oder nach welcher Zeit und Wegstrecke die Schmerzen eingesetzt haben. Auch Geräte wie Schrittzähler oder eine Fitnessuhr können helfen, das Training und die tägliche Bewegung aufzuzeichnen und regelmäßig mit der Ärztin oder dem Arzt zu besprechen.

Wirkt das Training nur, wenn es sehr anstrengend oder schmerzhaft ist?

Wie intensiv das Training ist, kann man selbst entscheiden. Man kann ein leichtes Training machen, das wenig anstrengt – zum Beispiel langsame Bewegungen an einem Trainingsgerät für die Arme oder Beine. Oder man wählt ein intensives Training, das sehr anstrengend ist, wie etwa ein schneller Spaziergang. Wichtig ist, regelmäßig zu trainieren. Dann verlängert beides nach einiger Zeit die Strecke, die man ohne Schmerzen und insgesamt laufen kann.

Ob man größere Erfolge hat, wenn man nur bis zum Einsetzen der Schmerzen trainiert und dann eine Pause macht oder unter Schmerzen weitertrainiert, ist nicht gut untersucht. Jeder kann sich seine persönliche Grenze suchen.

Was ist, wenn ich das Gehen nicht trainieren kann?

Manche Menschen können kein Gehtraining machen, beispielsweise weil sie schmerzhafte Geschwüre an den Füßen haben. Auch bei bestimmten Begleiterkrankungen wie schweren Herzkrankheiten ist ein Gehtraining nicht ratsam, oder etwa in den ersten Monaten nach einem Knochenbruch.

Je nach Situation können dann andere Bewegungs- und Sportarten infrage kommen. Gut eignet sich Ausdauersport, der Herz und Kreislauf stärkt. Dazu zählen etwa Fahrradfahren oder Ergometer-Training. Auch Krafttraining kann eine Alternative sein. Studien zeigen, dass solche Trainingsformen zwar nicht so wirksam sind wie ein angeleitetes Gehtraining – sie können das Gehen aber ebenfalls verbessern. Wer ein Gehtraining macht, kann dies zum Beispiel mit Radfahren gut ergänzen.

Wenn man

  • kein Gehtraining oder nur ein eingeschränktes Training machen kann und
  • weniger als 200 Meter schmerzfrei gehen kann,

können durchblutungsfördernde Medikamente infrage kommen.

Wie finde ich eine Gefäßsportgruppe?

Bei der Suche nach einer geeigneten Sportgruppe kann man die Ärztin oder den Arzt um Unterstützung bitten. Außerdem kann man auf der Seite der Deutschen Gefäßliga und über die Landesverbände des Deutschen Behindertensportverbands nach Angeboten in seiner Nähe suchen. Die Gruppen finden meist in regulären Turnvereinen, speziellen Reha- oder Herzsportvereinen, in Gesundheitszentren oder Kliniken statt.

Menschen mit PAVK können auch in einer Herzsportgruppe oder Diabetikersportgruppe trainieren, wenn sie beispielsweise keine spezielle Gefäßsportgruppe in ihrer Nähe finden.

Wer übernimmt die Kosten für ein Gehtraining?

Ärztinnen und Ärzte können ein Gehtraining als Rehabilitationssport verordnen, bei Bedarf auch ein anderes angeleitetes Training. Die Kosten werden dann in der Regel von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen. Ist man privat krankenversichert, hängt es von der jeweiligen Versicherung ab, ob die Kosten ganz oder teilweise übernommen werden. Meist werden 50 Übungseinheiten verordnet, an denen man innerhalb von 18 Monaten teilnehmen kann.

Wer in einer Herzsport- oder Diabetikersportgruppe trainieren möchte, erkundigt sich am besten vorher bei seiner Krankenkasse, ob sie die Kosten übernimmt.

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Erstellt am 28. Februar 2024

Nächste geplante Aktualisierung: 2027

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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