Harnstoff

  • Harnstoff entsteht beim Abbau von Eiweißen.
  • Seine Konzentration im Blut hilft, die Nierenfunktion abzuschätzen – der Wert allein ist allerdings nicht sehr verlässlich.
  • Ein stark erhöhter Wert kann ein Hinweis sein, dass die Nieren nicht richtig arbeiten.
  • Erniedrigte Werte liegen häufig an einer eiweißarmen Ernährung und sind meist unbedenklich.

Was ist Harnstoff?

Harnstoff entsteht, wenn der Körper Eiweiße abbaut – zum Beispiel aus der Nahrung. Er wird in der Leber gebildet und über die Nieren mit dem Urin ausgeschieden. Grundsätzlich gilt: Je mehr Eiweiß der Körper umsetzt, desto mehr Harnstoff fällt an.

Wie viel Harnstoff im Blut ist, hängt nicht nur davon ab, wie viel davon gebildet wird. Es spielt auch eine Rolle, wie schnell der Körper den Harnstoff über die Nieren ausscheiden kann. Das ist wiederum abhängig davon, wie gut sie funktionieren und durchblutet werden.

Warum wird Harnstoff bestimmt?

Die Konzentration von Harnstoff im Blut gibt der Ärztin oder dem Arzt Hinweise darauf, ob die Nieren eines Menschen noch richtig funktionieren. Allerdings ist der Wert recht ungenau – wirklich aussagekräftig ist er nur, wenn die Nierenfunktion bereits stark eingeschränkt ist.

Anhand des Harnstoff-Wertes können Ärztinnen und Ärzte aber auch abschätzen, wie es um den Eiweißstoffwechsel des Körpers bestellt ist. Das ist vor allem wichtig bei Menschen, die intensivmedizinisch betreut werden.

Um die Harnstoff-Konzentration zu bestimmen, nimmt die Ärztin oder der Arzt etwas Blut ab, in der Regel aus der Armvene.

Was ist der Referenzbereich?

Die Referenzbereiche können sich von Labor zu Labor unterscheiden, da verschiedene Testverfahren eingesetzt werden. Daher gibt jedes Labor in seinem Bericht eigene Referenzbereiche an. Üblicherweise gelten folgende Werte:

  Milligramm pro Deziliter Blut (mg/dl) Millimol pro Liter Blut (mmol/l)
Frauen Unter 50 Jahre 15 – 40 2,6 – 6,7
Über 50 Jahre 21 – 43 3,5 – 7,2
Männer Unter 50 Jahre 19 – 44 3,2 – 7,3
Über 50 Jahre 18 – 55 3,0 – 9,2

Bei Kindern sind die Referenzbereiche durchschnittlich niedriger als bei Erwachsenen.

Manchmal wird nicht der Harnstoff direkt gemessen, sondern die Menge Stickstoff im Blut, die an Harnstoff gebunden ist. Dieser Wert wird dann als Blutharnstoff-Stickstoff bezeichnet oder abgekürzt BUN. Die beiden Werte lassen sich ineinander umrechnen: Die Harnstoff-Konzentration in mg/dl mal 0,467 ergibt den Wert für Harnstoff-Stickstoff (BUN) in mg/dl. Der BUN in mg/dl mal 2,14 ergibt den Wert für Harnstoff in mg/dl.

Wichtig ist:

Von einem Laborwert allein lässt sich meist nicht auf eine Krankheit schließen. Erst im Zusammenhang mit anderen Werten, Symptomen und Untersuchungen ergibt sich ein klares Bild. Zudem haben auch gesunde Menschen manchmal Werte außerhalb des Referenzbereichs. Bevor man sich bei einer Abweichung Sorgen macht, sollte man die auffälligen Werte daher stets mit einer Ärztin oder einem Arzt besprechen.

Was bedeuten erniedrigte Werte?

Eine erniedrigte Harnstoff-Konzentration bedeutet, dass wenig Eiweiß aufgenommen oder in der Leber abgebaut wird. Auch wenn sehr viel Harnstoff über die Nieren ausgeschieden wird, ist der Blutwert niedrig. Der Wert ist für die Diagnostik von Krankheiten aber eher wenig bedeutsam.

Mögliche Ursachen

Meistens ist ein niedriger Wert die Folge einer eiweißarmen Ernährung. Das kommt beispielsweise bei einigen Menschen vor, die vegan leben.

Andere mögliche Ursachen sind chronischer Alkoholismus und schwere Lebererkrankungen.

Auch in der Schwangerschaft ist die Harnstoff-Konzentration im Blut normalerweise verringert.

Was kann ich bei erniedrigten Werten tun?

Ein erniedrigter Harnstoff-Wert ist meistens harmlos. Da aber auch ernstzunehmende Erkrankungen dahinterstecken können, ist es sinnvoll, die Ergebnisse von der Ärztin oder dem Arzt abklären zu lassen. Sie oder er kann durch weitere Untersuchungen die Ursache herausfinden und wie man sie gegebenenfalls behandelt.

Liegt ein Eiweißmangel zugrunde, reicht es in der Regel, die Ernährung eiweißreicher zu gestalten. Viel Eiweiß ist beispielsweise in Getreideprodukten oder Hülsenfrüchten wie Soja, Linsen und Erbsen enthalten sowie in Fisch, Fleisch, Eiern und Milchprodukten.

Was bedeuten erhöhte Werte?

Ein erhöhter Wert heißt, dass zu viel Harnstoff gebildet wird oder aber zu wenig ausgeschieden wird.

Mögliche Ursachen

Für erhöhte Harnstoff-Werte kann es verschiedene Gründe geben. Einer ist, dass der Körper über die Nahrung sehr viel Eiweiß erhält und dadurch mehr Harnstoff anfällt. Das kommt zum Beispiel bei Kraftsportlern häufiger vor, die extra viel Eiweiß zu sich nehmen. In bestimmten belastenden Situationen – zum Beispiel nach einer Operation – baut der Körper mehr Eiweiß ab, was ebenfalls zu einem erhöhten Harnstoff-Wert führt.

Eine weitere mögliche Ursache ist ein Flüssigkeitsmangel, beispielsweise wenn man zu wenig trinkt oder viel Blut verliert. Denn dadurch werden die Nieren schlechter durchblutet und stellen weniger Urin her. So kann nicht genügend Harnstoff ausgeschieden werden und der Wert im Blut steigt an.

Erhöhte Werte können auch die Folge von Nierenerkrankungen sein. Der Blutharnstoff steigt aber erst dann merklich an, wenn die Nieren über 75 % ihrer Funktion verloren haben.

Zuletzt befindet sich auch dann viel Harnstoff im Blut, wenn der Urin nicht richtig abfließen kann – etwa wenn die Harnwege durch Harnsteine blockiert werden.

Was kann ich bei erhöhten Werten tun?

Bei einem erhöhten Harnstoff-Wert ist es wichtig, die Ursache von der Ärztin oder dem Arzt abklären zu lassen und sie möglichst schnell zu beheben. Steckt eine Erkrankung dahinter, ist es sinnvoll, diese zu behandeln.

Der Harnstoff-Wert allein ist allerdings nicht sehr aussagekräftig, da er durch viele verschiedene Faktoren beeinflusst wird. Daher bestimmt die Ärztin oder der Arzt auch andere Blutwerte wie das Kreatinin, um die Nierenfunktion besser einschätzen zu können.

Sind Nierenschäden die Ursache für einen erhöhten Wert, kann eine Dialyse nötig werden.

Böhm BO, Niederau C. Klinikleitfaden Labordiagnostik. München Urban und Fischer; 2021.

Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz. Gesundheit.gv.at (Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs). Laborwerte-Tabelle. 2024.

Pschyrembel online. 2024.

Thomas L. Labor und Diagnose; Release 7. 2024.

IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

Unsere Informationen beruhen auf den Ergebnissen hochwertiger Studien. Sie sind von einem Team aus Medizin, Wissenschaft und Redaktion erstellt und von Expertinnen und Experten außerhalb des IQWiG begutachtet. Wie wir unsere Texte erarbeiten und aktuell halten, beschreiben wir ausführlich in unseren Methoden.

Seite kommentieren

Was möchten Sie uns mitteilen?

Wir freuen uns über jede Rückmeldung entweder über das Formular oder über gi-kontakt@iqwig.de. Ihre Bewertungen und Kommentare werden von uns ausgewertet, aber nicht veröffentlicht. Ihre Angaben werden von uns vertraulich behandelt.

Bitte beachten Sie, dass wir Sie nicht persönlich beraten können. Wir haben Hinweise zu Beratungsangeboten für Sie zusammengestellt.

Seite drucken

Über diese Seite

Aktualisiert am 20. März 2025

Nächste geplante Aktualisierung: 2028

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

So halten wir Sie auf dem Laufenden

Abonnieren Sie unseren Newsletter oder Newsfeed. Auf YouTube finden Sie unsere wachsende Videosammlung.