Hämodialyse bei chronischer Nierenkrankheit (Niereninsuffizienz)

Foto von Patient und Ärztin im Gespräch

Auch wenn die Nieren dauerhaft geschädigt sind, kann man mit einer über viele Jahre weiterleben. Es gibt verschiedene Dialyseformen, die sich unterschiedlich auf den Alltag auswirken. Die sogenannte Hämodialyse wird dreimal pro Woche meist in einem Dialysezentrum gemacht.

Ist eine Nierentransplantation nicht möglich oder nicht gewollt, kommt bei einer fortgeschrittenen Nierenerkrankung eine infrage – entweder eine Peritonealdialyse oder eine Hämodialyse. Die Hämodialyse ist das am häufigsten genutzte Dialyseverfahren in Deutschland.

Fachleute halten beide Verfahren für gleich wirksam. Der Alltag mit der Behandlung unterscheidet sich aber deutlich: Bei der Hämodialyse übernimmt eine Maschine die Blutreinigung. An den Behandlungstagen muss man in der Regel ein Dialysezentrum aufsuchen und wird meist für mehrere Stunden an die Maschine angeschlossen. Die Peritonealdialyse ist dagegen zu Hause möglich. Das Blut wird dabei mithilfe einer Dialyseflüssigkeit in der Bauchhöhle gereinigt.

Peritoneal- oder Hämodialyse?

Bevor man sich für eine Dialyseform entscheidet, ist es sinnvoll, sich gut über beide Verfahren zu informieren. Diese Entscheidungshilfe unterstützt dabei, die jeweiligen Vor- und Nachteile für sich abzuwägen.

Wie funktioniert die Hämodialyse?

Bei einer Hämodialyse wird das Blut über Schläuche außerhalb des Körpers in eine Maschine geleitet und dort mittels einer Dialyseflüssigkeit gereinigt. Die Behandlung findet meist in einem Dialysezentrum statt – in der Regel 3-mal pro Woche für jeweils etwa 4 bis 5 Stunden.

Manchmal wird die Hämodialyse mit einer sogenannten Hämofiltration kombiniert. Dabei werden per Druck Wasser und Abbauprodukte aus dem Blut entfernt.

Gut zu wissen:

Was bei einer genau passiert und welche physikalischen Prinzipien sie sich zunutze macht, wird hier erklärt.

Wie wird eine Hämodialyse vorbereitet?

Wenn Kontrolluntersuchungen zeigen, dass die Nieren stark geschwächt sind und wahrscheinlich bald ganz versagen, sollte mit den Vorbereitungen für die Hämodialyse begonnen werden. Dazu muss ein geeigneter Zugang zum Blutkreislauf angelegt werden. Da sich oberflächliche Venen dafür nicht eignen, ist eine kleine Operation nötig. Dabei verbindet die Chirurgin oder der Chirurg – wenn möglich – an einem Unterarm eine Vene und eine Schlagader (Arterie) miteinander. Durch diesen „Kurzschluss“ (Shunt oder arteriovenöse Fistel genannt) entwickelt sich ein größeres Blutgefäß, in das bei jeder Dialysebehandlung eine Kanüle gelegt werden kann.

Der Eingriff wird am besten bereits Monate vor dem Dialysebeginn geplant. Denn vorher sind einige Untersuchungen nötig, und nach der Operation bildet sich die Fistel erst nach mehreren Wochen so weit aus, dass sie dauerhaft genutzt werden kann.

Wenn ein Shunt nicht möglich ist, kann eine Hämodialyse auch über einen ablaufen, der über einen Zugang am Hals in eine große, herznahe Vene eingeführt wird. Bei solchen Zugängen ist das Risiko für Komplikationen – etwa eine – allerdings höher.

Welche Vorteile bietet eine Hämodialyse?

Die Hämodialyse findet in der Regel in einem Dialysezentrum statt. Dort sorgen Fachkräfte für einen reibungslosen Ablauf. Das gibt vielen ein Gefühl von Sicherheit und ist ein Vorteil für Menschen, die die lieber nicht zu Hause machen möchten. Auch dass eine Hämodialyse nicht jeden Tag nötig ist, sehen einige Betroffene als Vorteil.

Wer verreisen möchte, kann in einem anderen Dialysezentrum eine „Gast“- oder „Feriendialyse“ erhalten. So ist auch Urlaub im Ausland möglich: Für eine am Urlaubsort reicht in der Regel eine rechtzeitige Anmeldung aus. Die Kosten erstattet die Krankenkasse in Höhe der Kosten der Dialysebehandlung in Deutschland.

Eine Hämodialyse ist auch zu Hause möglich (Heim-Hämodialyse). Die Kosten dafür übernehmen die Krankenkassen ebenfalls. Die Heim-Hämodialyse erlaubt, ähnlich wie die Peritonealdialyse, mehr Eigenständigkeit und Flexibilität. Man ist nicht an die Zeiten des Dialysezentrums gebunden und spart sich die Fahrten dorthin. Ohne eine Schulung in einem Dialysezentrum und die Unterstützung eines ebenfalls geschulten Angehörigen ist eine Heim-Hämodialyse allerdings nicht möglich. Auch muss zu Hause genügend Platz für das Dialysegerät und das nötige Zubehör sein. Ob sich die Lebenserwartung von Menschen mit chronischer Nierenkrankheit unterscheidet, wenn sie die Hämodialyse zu Hause oder im Zentrum erhalten, ist unklar – bislang fehlen dazu geeignete Studien.

Welche Nachteile kann eine Hämodialyse haben?

Manche Menschen fühlen sich „abhängig von der Maschine“. Außerdem können die langen Behandlungs- und manchmal Fahrtzeiten belasten und den regelmäßigen Kontakt zum Freundeskreis und zur Familie erschweren. Die festen Behandlungstermine im Zentrum liegen zudem oft tagsüber in der Woche – das ist für Menschen, die berufstätig bleiben möchten, aber nur schwer zu organisieren. Die meisten größeren Zentren bieten deshalb auch sogenannte „Abendschichten“ an. Bei einer Heim-Hämodialyse fällt dieser Nachteil weg.

Bei der Hämodialyse müssen bestimmte Ernährungs- und Trinkvorgaben eingehalten werden. Sie sind etwas strenger als bei der Peritonealdialyse.

Der Shunt kann belasten: Manche Menschen fühlen sich dadurch immer an ihre Krankheit und an die Abhängigkeit von der erinnert. Für einige Menschen kann sie sogar ein Grund sein, sich für die andere Dialyseform, die Peritonealdialyse, zu entscheiden. Der Zugang ist auch die Ursache für Komplikationen der Hämodialyse: Das neue Blutgefäß kann sich zum Beispiel entzünden oder durch ein Blutgerinnsel verstopfen.

Das passiert aber selten. In der Regel verläuft eine Hämodialyse komplikationslos. Selten treten in der Zeit am Dialysegerät Beschwerden wie ein Blutdruckabfall oder Muskelkrämpfe, vor allem in den Beinen, auf. Während der muss die Blutgerinnung mit einem Medikament unterdrückt werden. Solche Mittel können das Risiko für Blutungen erhöhen.

Was tun, wenn ich mit der Hämodialyse nicht gut zurechtkomme?

Wenn sich die Lebenssituation oder die eigenen Bedürfnisse ändern, kann es sein, dass man mit dem gewählten Dialyseverfahren nicht mehr zufrieden ist. Wer sich für eine Hämodialyse entschieden hat, damit aber nicht mehr gut zurechtkommt, kann zu einer Peritonealdialyse wechseln – oder umgekehrt.

Manche Menschen entscheiden sich grundsätzlich oder nach einiger Zeit der Behandlung gegen eine oder Nierentransplantation – zum Beispiel aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters und weiterer Erkrankungen. Diese Entscheidung bedeutet, dass man sein Leben zu Ende gehen lässt. Oft ist dies für Angehörige, Freundinnen und Freunde schwer zu akzeptieren – deshalb ist es wichtig, mit ihnen darüber zu sprechen. Am Lebensende lindert eine palliative Behandlung Schmerzen und andere Beschwerden und erhält so viel Lebensqualität wie möglich. Dazu gehört zum Beispiel, die Diätregeln zu lockern oder ganz aufzugeben.

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Aktualisiert am 14. August 2024

Nächste geplante Aktualisierung: 2027

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