Hämatokrit

  • Der Hämatokrit ist der Anteil von Zellen im Blut.
  • Er wird bei vielen Blutuntersuchungen bestimmt.
  • Ein erniedrigter Wert deutet auf eine hin – zum Beispiel aufgrund von Eisenmangel.
  • Ein erhöhter Wert kann unter anderem auftreten, wenn dem Körper Flüssigkeit fehlt.

Was ist der Hämatokrit?

Blut besteht aus dem flüssigen und unterschiedlichen Blutzellen. Die meisten dieser Zellen sind rote (Erythrozyten) – sie sind für den Sauerstofftransport im Körper zuständig. Dazu kommen noch weiße (Leukozyten) und (Thrombozyten).

Der Hämatokrit gibt an, welchen Anteil die Blutzellen am Blutvolumen ausmachen. Das heißt: Je höher der Hämatokrit, desto höher ist der Anteil von Zellen im Blut.

Warum wird der Hämatokrit bestimmt?

Der Hämatokrit wird standardmäßig als Teil des kleinen und großen Blutbilds bestimmt. Er hilft dabei, Erkrankungen festzustellen, aber auch um zu kontrollieren, ob sich der Gesundheitszustand ändert. Der Wert zeigt zum Beispiel, ob eine () besteht oder ob das Blut zu viele Zellen enthält. Außerdem lässt sich damit abschätzen, ob der Körper genügend Flüssigkeit bekommt.

Um den Hämatokrit zu messen, nimmt die Ärztin oder der Arzt etwas Blut ab, in der Regel aus der Armvene.

Was sind die Normwerte?

Die Normwerte können sich von Labor zu Labor unterscheiden, da verschiedene Testverfahren eingesetzt werden. Daher gibt jedes Labor in seinem Bericht eigene Normwerte an. Als Orientierung können folgende Werte dienen:

Einheiten Prozent Liter pro Liter (l/l)
Frauen über 18 36 – 48 0,36 – 0,48
Männer über 18 40 – 53 0,40 – 0,53

Wichtig ist:

Von einem Laborwert allein lässt sich meist nicht auf eine Krankheit schließen. Erst im Zusammenhang mit anderen Werten, Symptomen und Untersuchungen ergibt sich ein klares Bild. Zudem haben auch gesunde Menschen manchmal Werte außerhalb des Normbereichs. Bevor man sich bei einer Abweichung Sorgen macht, sollte man die auffälligen Werte daher stets mit einer Ärztin oder einem Arzt besprechen.

Was bedeuten erniedrigte Werte?

Ist der Hämatokrit erniedrigt, kann eine (), aber auch eine Überwässerung die Ursache sein. Bei einer sind im Blut weniger rote als normal. Der Körper wird dadurch nicht mehr so gut mit Sauerstoff versorgt, was sich durch allgemeine Beschwerden wie Müdigkeit, Schwindel und Leistungsschwäche bemerkbar machen kann.

Mögliche Ursachen

Für eine kann es viele verschiedene Ursachen geben. Oft ist ein Eisenmangel der Grund – ohne Eisen kann der Körper keine neuen bilden. Etwa die Hälfte aller Anämien entsteht so. Daneben kann aber auch ein Mangel an oder Vitamin B12 zu einer und einem erniedrigten Hämatokrit führen.

Manchmal entsteht eine auch durch eine chronische Krankheit, zum Beispiel der Nieren, des Knochenmarks oder des Darms. Auch angeborene Störungen der Blutbildung sind möglich. Bestimmte Infektionskrankheiten können ebenfalls Anämien verursachen. Eine weitere mögliche Ursache sind akute oder chronische Blutungen.

Bei einer Überwässerung befindet sich zu viel Wasser im Körper– beispielsweise nach einer raschen Zufuhr von Infusionslösungen. Dann bleibt zwar die gesamte Menge an Zellen im Blut gleich, aber insgesamt ist das Blut „verdünnt“.

Was kann ich bei erniedrigten Werten tun?

Leicht verringerte Hämatokrit-Werte können eine harmlose Ursache haben. Da aber auch ernstzunehmende Erkrankungen dahinterstecken können, ist es sinnvoll, die Ergebnisse immer von der Ärztin oder dem Arzt abklären zu lassen. Sie oder er kann durch weitere Untersuchungen herausfinden, woher die Veränderung kommt, und wie man sie am besten behandelt.

Wenn ein Mangel an Eisen, oder Vitamin-B12 die Ursache ist, reicht es manchmal schon aus, die Ernährung zu ändern oder entsprechende Ersatzpräparate zu nehmen. Nach einer Weile sollte der Blutwert dann wieder im Normbereich liegen.

Bei einer starken ist die Sauerstoffversorgung des Körpers gefährdet. Daher kann in solchen Fällen eine Bluttransfusion nötig sein.

Was bedeuten erhöhte Werte?

Bei einem erhöhten Hämatokrit spricht man von einer Polyglobulie. Das heißt: Im Blut befinden sich mehr Zellen als normal.

Mögliche Ursachen

Für eine Polyglobulie kann es verschiedene Ursachen geben. Eine davon ist chronischer Sauerstoffmangel – beispielsweise nach einem längeren Aufenthalt im Hochgebirge. Der Körper bildet dann mehr rote , um die Sauerstoffversorgung aufrecht zu erhalten. Starkes Rauchen und bestimmte Herz- und Lungenerkrankungen können ebenfalls zu einer erhöhten Zahl an und damit einem erhöhten Hämatokrit führen.

Auch ohne Sauerstoffmangel können sich Blutzellen krankhaft vermehren, was zu erhöhten Werten führt.

Auch Flüssigkeitsmangel kann den Anteil der Zellen erhöhen. Das kann passieren, wenn der Körper beispielsweise durch starkes Schwitzen, Erbrechen oder Durchfall viel Wasser verliert oder wenn man zu wenig trinkt. Dann sind aber nicht zu viele Zellen im Blut, sondern zu wenig Flüssigkeit.

Was kann ich bei erhöhten Werten tun?

Es ist sinnvoll, erhöhte Hämatokrit-Werte von der Ärztin oder dem Arzt abklären zu lassen. Sie oder er kann durch weitere Untersuchungen herausfinden, woher die Erhöhung kommt, und ob sie behandelt werden sollte.

Böhm BO, Niederau C. Klinikleitfaden Labordiagnostik. München Urban und Fischer; 2021.

Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz. Gesundheit.gv.at (Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs). Laborwerte-Tabelle. 2024.

Pschyrembel online. 2024.

Thomas L. Labor und Diagnose; Release 7. 2024.

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Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

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Erstellt am 13. Mai 2024

Nächste geplante Aktualisierung: 2027

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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