Früher war die Situation für Asthmatiker noch ziemlich schlecht

Foto von Mann beim Jogging

Georg, 70 Jahre

„Es war lange Zeit schwierig für mich, mit Asthma zu leben. Es hat mich gestört, manchmal auch genervt. Heute habe ich mit meiner Erkrankung Frieden geschlossen.“

Ich habe seit meinem fünften Lebensjahr, also seit 65 Jahren. Die Ursachen sind nicht genau bekannt. Vielleicht spielten damals die Bedingungen auf der Flucht eine Rolle: Eisige Kälte und eine Lungenentzündung. Eine andere Rolle spielt möglicherweise die Vererbung, denn meine Mutter hatte auch .

Als Kind war ich das manchmal leid. Ich war oft ausgeschlossen, zum Beispiel wenn die anderen Kinder Ausflüge machten oder Sport trieben. Denn damals war es noch so, dass Kinder mit keinen Sport treiben und sich nicht belasten sollten.

Als Jugendlicher hatte ich eine relativ unbeschwerte Zeit. Ich war zwar ein wenig für Erkältungen anfällig, aber im Großen und Ganzen spielte in meiner Jugend keine große Rolle.

Trotz der Asthma-Schübe habe ich nicht mit dem Sport aufgehört

Als ich dann älter wurde, so als junger Erwachsener, wurde es mit dem wieder etwas schwieriger. Ich hatte relativ oft Infekte. Es gab zwar Medikamente, die jedoch nur eine relativ kurze Zeit wirkten. Früher war die Situation für Asthmatiker noch ziemlich schlecht. Es gab keine Langzeitmedikamente. Ich bekam damals Tabletten, die zwar die frei machten. Als Nebenwirkung habe ich aber am ganzen Körper gezittert. Ich hatte in dieser Zeit auch Asthma-Anfälle. Aber es gab auch längere Phasen, wo es mir relativ gut ging.

Bei einer Kur 1982 wurde dann einiges völlig anders. Es gab ein Umdenken: Es hieß nun, dass ich Sport treiben könnte und mich nicht wegen meines Asthmas schonen muss. Ein Jahr später habe ich mich entschlossen, mich der Lauftreff-Bewegung anzuschließen. Weitere zwei Jahre später bin ich meinen ersten Marathon gelaufen.

Ich war dann eine ganze Zeit beschwerdefrei. Nach einem Marathon habe ich jedoch eine Erkältung bekommen, die ich nicht ausheilen konnte. Die asthmatischen Beschwerden haben wieder zugenommen. Trotz der Asthma-Schübe, die ab und an wieder auftraten, habe ich dennoch in dieser Zeit nie mit dem Sport aufgehört. Noch heute mache ich so vier bis fünfmal in der Woche Sport.

Ich bekam ein anderes Krankheitsbewusstsein

Ende der 90er Jahre war ich wieder zu einer Rehabilitationsmaßnahme. Das war für mich ein Schlüsselerlebnis. Es gab dort nicht nur eine therapeutische Behandlung, sondern auch sogenannte Patienten-Schulungen. Ich bekam vermittelt, wie ich meine Krankheit und mich selber besser kennen lernen konnte. Ich bekam ein anderes Krankheitsbewusstsein. Für mich wurde dort klar, dass Teil meines Lebens ist und ich mit der Erkrankung leben muss. Es war lange Zeit schwierig für mich, mit zu leben. Es hat mich gestört, manchmal auch genervt. Heute habe ich mit meiner Erkrankung Frieden geschlossen.

Für die Bewältigung meiner Erkrankung habe ich sehr viel Kraft aus der Selbsthilfe geschöpft. Der gegenseitige Austausch mit anderen Betroffenen war besonders wichtig für mich. Weil im derzeitigen medizinischen Versorgungssystem oft Wartezeiten entstehen, hat die Selbsthilfe meiner Meinung nach eine besonders wichtige Rolle. Sie kann durch Informationen und den Austausch von Erfahrungen eine Orientierung geben und gewissermaßen eine Versorgungslücke schließen.

Ich lasse es nicht mehr zu Atemnotanfällen kommen

Früher habe ich auch geraucht – so ab dem Alter von 18 Jahren etwa sechs Jahre lang. Ich habe damit aufgehört, als ich wegen eines Atemnotanfalls ins Krankenhaus musste. Dann war mir klar, dass ich damit aufhören muss.

Einerseits sind bei mir Pollen Auslöser von Beschwerden, insbesondere blühende Bäume, Gräser, Roggen. Zum anderen weiß ich manchmal nicht, woran es liegt, dass ich asthmatische Beschwerden bekomme. Manchmal wache ich nachts auf und bekomme keine Luft mehr und weiß nicht warum. Bei einem Asthma-Anfall ist es nicht so, dass ich überhaupt keine Luft mehr bekomme. Es ist so ein merkwürdiges Gefühl im Brustbereich: Es wird so eng. Ich habe Schwierigkeiten beim Atmen und es ist so ein ganz bestimmtes Unwohlsein. Für Notfälle habe ich einen Notfallplan. Früher hatte ich hin und wieder Atemnotanfälle – seitdem ich jedoch mein Krankheitsmanagement durchführe, lasse ich es nicht mehr so weit kommen.

Peak-Flow-Wert messen gehört wie das Zähneputzen dazu

Ich habe vom Schweregrad drei oder vier. Ich nehme regelmäßig täglich Medikamente. Es gab Zeiten, da habe ich das mit der regelmäßigen Medikamenteneinnahme nicht so genau genommen – und hatte dann wieder asthmatische Beschwerden. Ohne die täglichen Medikamente geht es nicht. Es wäre tödlich für mich.

Im Frühjahr und im Frühsommer habe ich eher asthmatische Beschwerden. Im Herbst und Winter geht es mir relativ gut. Ich achte sehr genau auf die Medikamenteneinnahme. Ich lasse keine Medikamente weg, auch nicht, wenn es mir gut geht und ich beschwerdefrei bin.

Heute sehe ich mich als Manager meiner Krankheit. Ich brauche zwar den Arzt, der mir die Medikamente verschreibt, aber die Dosierung passe ich oft selber an. Jeden Morgen messe ich meinen Peak-Flow-Wert. Das gehört wie das Zähneputzen dazu.

Ich bin ein sehr aktiver Mensch. Dank der Medikamente erlebe ich durch die Erkrankung keine Einschränkung meiner Lebensqualität. Heut gibt es wirklich hervorragende Medikamente und ich kann aktiv selber etwas für mich tun.

Danksagung

Erfahrungsberichte fassen Interviews mit Betroffenen zusammen. Alle Gesprächspartnerinnen und -partner haben der Veröffentlichung zugestimmt. Ihnen gilt unser herzlicher Dank.

Die Berichte geben einen Einblick in den persönlichen Umgang und das Leben mit einer Erkrankung. Die Aussagen stellen keine Empfehlung des IQWiG dar.

Hinweis: Um die Anonymität der Interviewten zu wahren, ändern wir ihre Vornamen. Die Fotos zeigen unbeteiligte Personen.

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Aktualisiert am 15. Juni 2022

Nächste geplante Aktualisierung: 2025

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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