Früher Brustkrebs: Ist eine Chemotherapie sinnvoll?

Foto von Frau im Krankenhaus

Nach der Operation eines frühen Brustkrebses bleibt die Sorge, dass der Krebs zurückkehrt. Eine kann das Rückfallrisiko verringern. Sie ist aber nicht für alle Frauen sinnvoll, da bei manchen die Nachteile überwiegen.

Wenn Brustkrebs in einem frühen Stadium entdeckt wird, kann der Tumor häufig durch eine Operation vollständig entfernt werden. Oft wird die Brust zusätzlich bestrahlt. Es kann aber sein, dass trotzdem Krebszellen im Körper bleiben, die selbst nach Jahren wieder wachsen können. Dann sprechen Fachleute von einem „“ oder „“.

Der Tumor kann erneut in der Brust oder in angrenzenden Bereichen entstehen (örtliches oder regionales ) oder an einer anderen Körperstelle wiederkehren (Fernrezidiv). Bei einem sind die Heilungschancen meist deutlich geringer.

Das Rückfallrisiko ist wichtig für die weitere Behandlung – vor allem für die Entscheidung für oder gegen eine : Je höher es ist, desto wahrscheinlicher ist es, von einer Chemotherapie zu profitieren. Deshalb wird das Rückfallrisiko nach jeder Brustkrebsoperation routinemäßig bestimmt.

Wie wird das Rückfallrisiko bei Brustkrebs bestimmt?

Um nach einer Operation das Rückfallrisiko zu beurteilen, werten Ärztinnen und Ärzte verschiedene klinische Kriterien aus:

  • Lymphknotenbefall: Sind Lymphknoten betroffen oder nicht? Wenn ja, wie viele?
  • Hormonempfindlichkeit: Hat der Tumor Andockstellen für wie und (Hormonrezeptor-positiver Brustkrebs)?
  • Differenzierungsgrad: Wie stark haben sich die Tumorzellen verändert?
  • Tumorgröße: Wie groß ist der Tumor?
  • Wachstumsgeschwindigkeit: Wie schnell haben sich die Tumorzellen vermehrt (Ki67-Wert)?
  • : Hat der Tumor vermehrt Andockstellen für bestimmte (HER2/neu)?
  • Alter: Wie alt ist die Frau? Hatte sie bereits ihre letzte Regelblutung?

Viele dieser klinischen Kriterien werden anhand einer Gewebeprobe des Tumors bestimmt, die nach der Operation genau untersucht wird.

Gut zu wissen

Das Rückfallrisiko sagt aus, wie wahrscheinlich es ist, erneut an Krebs zu erkranken. Ob der Krebs bei einer ganz bestimmten Frau wiederkehren wird, lässt sich nicht vorhersagen.

Bei manchen Frauen kann es sinnvoll sein, zusätzlich einen Biomarker-Test einzusetzen. Dabei wird eine Gewebeprobe des Tumors im Labor auf bestimmte biologische Eigenschaften untersucht – vor allem auf Veränderungen im Erbgut der Tumorzellen. Aus dem Ergebnis des Biomarker-Tests wird dann eine Empfehlung für oder gegen eine abgeleitet.

Was bedeutet ein niedriges Rückfallrisiko?

Bei einem niedrigen Rückfallrisiko ist das ermittelte Risiko so niedrig, dass die Ärztin oder der Arzt von einer abrät. Eine macht es zwar etwas weniger wahrscheinlich, dass der Krebs wiederkehrt. Aus ärztlicher Sicht überwiegen aber die Nebenwirkungen der .

Einige Fachleute sprechen von einem „niedrigen Rückfallrisiko“, wenn innerhalb von zehn Jahren weniger als 5 von 100 Frauen erneut an Krebs erkranken. Andere ziehen die Grenze bei 10 von 100 Frauen.

Was bedeutet ein hohes Rückfallrisiko?

Bei einem hohen Rückfallrisiko ist das ermittelte Risiko so hoch, das die Ärztin oder der Arzt eine empfiehlt. Denn eine senkt die Wahrscheinlichkeit für einen in dieser Situation deutlich. Aus ärztlicher Sicht überwiegen die Vorteile der .

Viele Ärztinnen und Ärzte empfehlen eine , wenn innerhalb von zehn Jahren mehr als 15 von 100 Frauen erneut an Krebs erkranken. Andere ziehen die Grenze bei 20 von 100 Frauen.

Was bedeutet ein mittleres Rückfallrisiko?

Einige Frauen haben weder ein eindeutig niedriges noch ein eindeutig hohes Rückfallrisiko. Bei ihnen liegt das Rückfallrisiko dazwischen. Dann spricht man von einem „mittleren Rückfallrisiko“.

Bei einem mittleren Rückfallrisiko kann es besonders schwerfallen, sich für oder gegen eine zu entscheiden. Das hat zwei Gründe:

  • Vor- und Nachteile einer können sich gegenseitig fast aufwiegen: Haben die Belastungen und möglichen Nebenwirkungen einer mehr Gewicht? Oder die Chance, das Rückfallrisiko zu senken?
  • Auch ohne wird der Krebs bei vergleichsweise wenigen Frauen wiederkehren. Für alle anderen ist die eine unnötige Belastung.

Was kann ich von einer Chemotherapie erwarten?

Eine verringert das Rückfallrisiko und damit die Wahrscheinlichkeit, erneut an Krebs zu erkranken, im Durchschnitt um etwa ein Drittel. Was das für eine Frau bedeutet, hängt davon ab, wie hoch ihr Rückfallrisiko ist. Im Folgenden drei konkrete Beispiele:

Rückfallrisiken nach Chemotherapie

Grafik: Chemotherapie: Rückfallrisiko beträgt 5 Prozent
Grafik: Chemotherapie: Rückfallrisiko beträgt 10 Prozent
Grafik: Chemotherapie: Rückfallrisiko beträgt 20 Prozent

 

Welche Nachteile hat eine Chemotherapie?

Eine kann psychisch belastend sein und die Lebensqualität beeinträchtigen. Darüber hinaus kann sie verschiedene Nebenwirkungen haben.

Die Nebenwirkungen einer hängen davon ab, welche Wirkstoffe eingesetzt werden und wie viele Behandlungszyklen sie umfasst. Sie lassen sich grob in drei Gruppen einteilen:

  • Nebenwirkungen, die häufig auftreten, aber nicht lebensbedrohlich sind: Sehr viele Frauen haben für eine typische Nebenwirkungen. Ihnen ist zum Beispiel übel, ihre Haare fallen aus oder sie sind erschöpft. Diese Nebenwirkungen können unterschiedlich lang anhalten.
  • Nebenwirkungen, die lebensbedrohlich sein können: Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 10 von 100 Frauen innerhalb eines Jahres aufgrund der ins Krankenhaus oder in die Notaufnahme müssen. Ein häufiger Grund hierfür ist, dass eine das so stark schwächt, dass der Körper selbst normalerweise harmlose Infektionen nicht mehr ausreichend abwehren kann. Wenn typische Nebenwirkungen besonders stark ausgeprägt sind, können sie ebenfalls lebensbedrohlich sein, zum Beispiel extreme Übelkeit und Erbrechen.
  • Nebenwirkungen und Spätfolgen, die nach der das Leben beeinträchtigen können: Wie häufig solche Nebenwirkungen auftreten, ist kaum erforscht. Schwere Komplikationen nach der sind zwar selten, wiegen aber besonders schwer. Zu ihnen zählen zum Beispiel Nervenschäden. Sie können dazu führen, dass das Gefühl beispielswiese in den Fingern oder Zehen für lange Zeit verloren geht. Auch Herzschäden sind möglich. Es wird geschätzt, dass etwa 3 von 100 Frauen davon betroffen sind. Eine erhöht zudem das Risiko, dass Jahre später Blutkrebs (Leukämie) auftritt. Daran erkranken aber weniger als 1 von 100 Frauen.

Wichtig für Frauen mit Kinderwunsch: Eine kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Sie kann dazu führen, dass die Regelblutung ausbleibt oder die Wechseljahre vorzeitig einsetzen. Wenn sich eine Frau noch Kinder wünscht, ist es daher sinnvoll, sich vor einer beraten zu lassen. Dann sind vor Beginn einer verschiedene fruchtbarkeitserhaltende Maßnahmen möglich.

Wie abwägen und entscheiden?

Die entscheidende Frage ist: „Hat eine für mich mehr Vor- oder mehr Nachteile?“ Die Antwort auf diese Frage ist ganz individuell – und auch Ärztinnen und Ärzte können zu unterschiedlichen Empfehlungen kommen.

Die Antwort hängt vor allem davon ab, wie groß der mögliche Nutzen einer ist: Je höher das Rückfallrisiko ist, desto größer ist der mögliche Nutzen. Je niedriger es ist, desto schwerer wiegen die möglichen Nachteile einer . Aber auch die körperliche Verfassung und die Lebenserwartung sind wichtig für die Entscheidung. Zum Beispiel kann eine bei einer Herzerkrankung oder Nierenschädigung zu belastend sein.

Darüber hinaus spielen verschiedene persönliche Aspekte eine Rolle: Zum Beispiel, wie groß die Sorge vor einem ist oder wie man die Nebenwirkungen einer für sich persönlich einschätzt. Die aktuelle Lebenssituation kann die Abwägung ebenfalls beeinflussen. Hier gibt es kein Richtig oder Falsch.

Die Abwägung ist oft schwer, doch man muss sie nicht allein bewältigen. Ärztinnen und Ärzte sind verpflichtet, jeder Frau die Unterstützung zu geben, die sie benötigt. Es kann auch hilfreich sein, bei einer anderen Ärztin oder einem anderen Arzt eine zweite Meinung einzuholen.

Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), Deutsche Krebsgesellschaft (DKG). Interdisziplinäre S3-Leitlinie für die Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms. AWMF-Registernr.: 032–045OL. 2021.

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Entscheidungshilfe zu Biomarker-Tests bei Brustkrebs: Addendum zum Auftrag D14-01; Auftrag P17-03. 2017.

IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

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Aktualisiert am 09. März 2022

Nächste geplante Aktualisierung: 2025

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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