Endometriose operativ behandeln

Foto von Krankenpflegerin und Patientin nach einer Operation

Endometriose-Herde können manchmal operativ entfernt werden. Dies kann Beschwerden lindern – allerdings nicht bei allen Frauen. Zudem können sich nach einer Operation wieder neue Herde bilden.

Die meisten Frauen behandeln Endometriose-Beschwerden wie starke Regelschmerzen zunächst medikamentös. Dafür gibt es Schmerzmedikamente und hormonelle Mittel wie Gestagene. Wenn dies nicht ausreicht oder eine Frau keine einnehmen möchte, kann eine Operation infrage kommen: Bei einer Bauchspiegelung kann eine Endometriose festgestellt und ihre Herde direkt entfernt werden – also Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, aber außerhalb der Gebärmutter wächst.

Ob eine OP die Beschwerden lindert, lässt sich nicht vorhersagen. Die Erfolgsaussichten hängen unter anderem davon ab, wie belastend die Beschwerden sind, wo sich die Herde befinden und wie ausgeprägt sie sind. Es ist wichtig, sich vorher ausführlich in einer spezialisierten Einrichtung beraten zu lassen.

Endometriose-Behandlung: Welche Möglichkeiten habe ich?

Vor der Entscheidung für oder gegen eine Behandlung ist es sinnvoll, sich gut über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten zu informieren. Diese Entscheidungshilfe unterstützt dabei.

Welche Operationsverfahren gibt es?

Eine Endometriose lässt sich häufig mit einer Bauchspiegelung (Laparoskopie) behandeln. Dabei werden über kleine Schnitte dünne Rohre mit einer Kamera und den Operationsinstrumenten in den Bauchraum eingeführt (minimalinvasiver Eingriff). Selten wird mit einem herkömmlichen Bauchschnitt (Laparotomie) operiert. Eine Bauchspiegelung ist schonender.

Bei beiden Methoden werden die Endometriose-Herde unter entfernt. Man unterscheidet zwei Verfahren:

  • Bei einer Ablation wird das Gewebe mit einem Laser oder einer elektrisch aufgeheizten Sonde (elektrische Diathermie) abgetragen.
  • Bei der Exzision wird das Gewebe herausgeschnitten.

Beide Verfahren gelten als ähnlich effektiv. In Studien schnitt die Exzision aber etwas besser ab.

Was ist nach einem Eingriff zu beachten?

Der Eingriff kann oder stationär durchgeführt werden. Ob und wie lange eine Frau danach im Krankenhaus bleibt, hängt unter anderem davon ab, wie umfangreich der Eingriff war und ob chronische Schmerzen bestehen. Es wird meist empfohlen, sich körperlich etwa 2 bis 3 Wochen lang zu schonen und in dieser Zeit auf schweres Heben und Kraftsport zu verzichten. Wann man wieder arbeiten kann, ist unterschiedlich – das hängt davon ab, wie groß der Eingriff war und welcher Arbeit man nachgeht. Körperlich wenig belastende Tätigkeiten sind meist kurz nach Verlassen des Krankenhauses wieder möglich.

Wenn nach der OP Beschwerden wie Fieber, starke Bauchschmerzen oder Blutungen auftreten, ist es wichtig, schnell eine Ärztin oder einen Arzt aufzusuchen.

Was kann es bewirken, Endometriose-Herde zu entfernen?

Nur wenige aussagekräftige Studien haben untersucht, wie gut eine OP bei einer Endometriose hilft. Diese sprechen dafür, dass sie bei manchen Frauen die Beschwerden lindern kann. Nach 6 Monaten zeigte sich:

  • Ohne Endometriose-OP verringerten sich bei etwa 27 von 100 Frauen die Schmerzen.
  • Mit Endometriose-OP verringerten sich bei etwa 72 von 100 Frauen die Schmerzen.

Untersucht wurde dabei vor allem die Entfernung von Endometriose-Herden bei leichter bis mittelschwerer Endometriose. Zu schweren Formen fehlen verlässliche Studien.

Bei etwa 1 von 100 Frauen kommt es durch den Eingriff zu Organverletzungen oder anderen Komplikationen wie Infektionen und schweren Blutungen. Außerdem können die Beschwerden nach der OP bestehen bleiben oder nach einiger Zeit wieder auftreten. Denn Endometriose-Herde können sich neu bilden.

Ob eine OP helfen kann, hängt auch davon ab, wo sich die Endometriose-Herde befinden. Bei einer sehr ausgeprägten Endometriose ist der Eingriff zudem komplizierter und risikoreicher. Dies betrifft besonders Herde, die sich tief im Becken, um die Blase herum und am Darm befinden. Dann ist das Risiko höher, dass es zu Darm- oder Blasenverletzungen kommt.

Von wiederholten operativen Eingriffen wird in der Regel abgeraten. Gerade chronische Schmerzen können sich dadurch eher verschlechtern.

Hilft es, vor und nach einer OP Medikamente einzunehmen?

Viele Frauen verwenden vor und / oder nach einer Bauchspiegelung bestimmte Hormonpräparate. Infrage kommen Gestagene, die , die und GnRH-Analoga.

Diese sollen die Endometriose-Herde verkleinern, nicht entferntes Restgewebe ruhigstellen und Neubildungen vorbeugen. Studien deuten darauf hin, dass die Einnahme von Hormonpräparaten nach einer OP das Risiko senkt, dass sich neue Endometriose-Herde bilden. Es gibt aber keinen Beleg dafür, dass die Anwendung vor einer OP einen Nutzen hat. Wer Hormonpräparate einnimmt, muss sie vorher jedoch nicht absetzen.

Kann eine Operation die Chance erhöhen, schwanger zu werden?

Endometriose kann die Fruchtbarkeit einschränken. Endometriose-Herde durch eine Bauchspiegelung zu entfernen, kann die Chance auf ein eigenes Kind jedoch erhöhen. In Studien wurden Frauen häufiger schwanger, nachdem sie sich operieren ließen. Nach einem Jahr waren etwa 20 von 100 Frauen schwanger, die sich nicht operieren ließen – dagegen etwa 30 von 100 Frauen nach einer OP.

Untersucht wurde vor allem die operative Entfernung von Endometriose-Herden bei leichter bis mittelschwerer Endometriose. Wie sich die OP bei schwereren Endometriose-Formen auswirkt, ist unklar.

Bei eingeschränkter Fruchtbarkeit gibt es noch weitere Möglichkeiten, wie Hormonbehandlungen und eine künstliche Befruchtung. Dafür kann man sich an ein Kinderwunschzentrum wenden.

Wann kommt eine Entfernung der Gebärmutter infrage?

Eine Gebärmutterentfernung (Hysterektomie) ist bei einer Endometriose eher die Ausnahme. Frauen erwägen sie meist nur, wenn die Endometriose ihr Leben sehr stark einschränkt, andere Behandlungen nicht erfolgreich waren und sie sicher sind, dass sie kein Kind mehr bekommen möchten. Sinnvoll ist eine Operation zudem nur, wenn die Untersuchungsergebnisse tatsächlich eine Besserung der Beschwerden erwarten lassen. Das gilt in erster Linie, wenn die Herde in der Gebärmutterwand liegen. Bei dem Eingriff können auch an die Gebärmutter angrenzende Herde entfernt werden.

Die Gebärmutter kann teilweise und vollständig entfernt werden. Bei der Teilentfernung wird der Gebärmutterkörper entfernt. Gebärmutterhals, Eileiter und Eierstöcke bleiben erhalten. Bei der vollständigen Entfernung wird die Gebärmutter einschließlich des Gebärmutterhalses entfernt. Je nach Situation können zusätzlich auch die Eileiter und Eierstöcke entfernt werden.

Was sind mögliche Folgen einer Gebärmutterentfernung?

Nur die Gebärmutter zu entfernen, garantiert nicht, dass die Endometriose danach geheilt ist. Wenn die Eierstöcke erhalten bleiben, ist es wahrscheinlicher, dass die Beschwerden bestehen bleiben.

Werden zusätzlich die Eierstöcke entfernt, entzieht das auch den übrigen Endometriose-Herden die , die sie zum Wachstum benötigen. Wird nur ein Eierstock entfernt, hat dies keine Folgen. Wenn aber beide Eierstöcke fehlen, werden keine weiblichen Geschlechtshormone mehr produziert und die Wechseljahre setzen abrupt ein. Das kann zu Beschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen, trockener Scheide und Stimmungsschwankungen führen. Deshalb sollte die Entscheidung für oder gegen eine Entfernung der Eierstöcke gut überlegt sein.

Manche Frauen haben nach dieser Operation durch den Wegfall der so starke Beschwerden, dass sie eine Hormonbehandlung mit wünschen (Hormontherapie). Dann können die Hormonpräparate erneut Endometriose-Beschwerden auslösen.

Bei einer Gebärmutterentfernung kommt es bei etwa 5 von 100 Frauen zu Komplikationen – zum Beispiel zu Verletzungen von Organen, Blutungen oder Infektionen. Zudem können wie bei allen Eingriffen im Bauchraum eine Folge sein, die Schmerzen oder Darmbeschwerden auslösen.

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Erstellt am 18. Dezember 2024

Nächste geplante Aktualisierung: 2027

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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