Chlorid

  • Chlorid ist ein Bestandteil von Kochsalz.
  • Es findet sich in allen Körperflüssigkeiten.
  • Ändert sich der Chlorid-Spiegel im Blut, hängt das meist mit einem gestörten Säure-Base-Haushalt des Körpers zusammen.
  • Ist das Blut zu sauer, ist das Chlorid häufig erhöht.
  • Ist das Blut zu alkalisch, ist das Chlorid häufig erniedrigt.

Was ist Chlorid?

Chlorid ist ein lebenswichtiger Mineralstoff. Es kommt zum Beispiel zusammen mit Natrium in Kochsalz (Natriumchlorid) vor. In Wasser und in den Körperflüssigkeiten löst sich Kochsalz auf und das positiv geladene Natrium und das negativ geladene Chlorid trennen sich.

Im Körper hängen viele Stoffwechselvorgänge von der Chlorid-Konzentration ab. Sie steuert unter anderem, wie viel Wasser die Körperzellen enthalten. Nerven und Muskeln benötigen Chlorid, um auf Reize reagieren zu können. Der Chlorid-Spiegel hängt eng mit dem Säure-Base-Haushalt des Körpers zusammen – das heißt, wie gut das Zusammenspiel von Säuren und Basen in den Körperflüssigkeiten funktioniert.

Warum wird Chlorid bestimmt?

Die Konzentration von Chlorid im Blut gibt der Ärztin oder dem Arzt Hinweise auf den Säure-Base-Haushalt des Körpers. Das kann dabei helfen, Krankheiten festzustellen, aber auch zu prüfen, ob sich der Gesundheitszustand ändert oder ob eine Behandlung wirkt.

Wichtig ist das zum Beispiel, wenn jemand Krankheiten wie beispielsweise Diabetes, Bluthochdruck oder eine Nierenerkrankung hat. Auch wenn man bestimmte Medikamente nimmt – vor allem entwässernde Mittel () – oder Beschwerden wie anhaltendes Erbrechen oder Durchfall hat, ist es sinnvoll, den Chlorid-Wert zu überprüfen.

Um den Chlorid-Wert zu bestimmen, nimmt die Ärztin oder der Arzt etwas Blut ab, in der Regel aus der Armvene. Bei Säuglingen reicht auch ein Tropfen Blut aus der Ferse. Manchmal wird zusätzlich auch die Chlorid-Ausscheidung im Urin gemessen, um den Chlorid-Haushalt besser beurteilen zu können.

In der Regel wird der Chlorid-Spiegel nicht alleine gemessen, sondern zusammen mit den anderen Mineralstoffen (Elektrolyten), wie Natrium, Kalium und Kalzium.

Was ist der Referenzbereich?

Die Referenzbereiche können sich von Labor zu Labor unterscheiden, da verschiedene Testverfahren eingesetzt werden. Daher gibt jedes Labor in seinem Bericht eigene Referenzbereiche an. Als Orientierung für den Chlorid-Gehalt im Blut können folgende Werte dienen:

  Millimol pro Liter Blut (mmol/l)
Frauen über 18 Jahre 95 – 105
Männer über 18 Jahre 95 – 105

Bei Kindern sind die Referenzbereiche etwas höher als bei Erwachsenen.

Wichtig ist:

Von einem Laborwert allein lässt sich meist nicht auf eine Krankheit schließen. Erst im Zusammenhang mit anderen Werten, Symptomen und Untersuchungen ergibt sich ein klares Bild. Zudem haben auch gesunde Menschen manchmal Werte außerhalb des Referenzbereichs. Bevor man sich bei einer Abweichung Sorgen macht, sollte man die auffälligen Werte daher stets mit einer Ärztin oder einem Arzt besprechen.

Was bedeuten erniedrigte Werte?

Bei zu wenig Chlorid im Blut sprechen Fachleute von einer Hypochlorämie. Mangelt es im Blut an Chlorid-Ionen, muss der Körper dies durch andere negativ geladene Ionen wie Bikarbonat, Laktat oder Citrat ausgleichen. Da es sich dabei um Basen handelt, wird das Gleichgewicht zwischen Säuren und Basen im Blut verschoben. Fachleute sprechen dann von einer Alkalose.

Mögliche Ursachen

Ein Chlorid-Mangel hängt meistens damit zusammen, dass der Körper mehr Chlorid ausscheidet, als er über die Nahrung erhält. Mit Urin und Schweiß verlieren wir ständig etwas Chlorid, das aber durch Salz in der Nahrung ersetzt wird. Bei anhaltendem Erbrechen oder wenn man sehr viel schwitzt, reicht die Zufuhr aber manchmal nicht. Wenn man einnimmt, wird über den Urin mehr Chlorid ausgeschieden. Bestimmte hormonelle Erkrankungen können ebenfalls dazu führen, dass der Körper zu viel Chlorid ausscheidet.

Eine Alkalose kann aber auch aus anderen Gründen entstehen – beispielsweise, wenn im Stoffwechsel zu viele Basen anfallen und sie nicht genügend ausgeschieden werden können. Auch basische Medikamente wie Natriumbikarbonat einzunehmen, kann dazu führen. Dann befinden sich zu viele negativ geladene Ionen im Blut. Um diesen Überschuss auszugleichen, senkt der Körper den Chlorid-Spiegel im Blut.

Was kann ich bei erniedrigten Werten tun?

Für erniedrigte Chlorid-Werte kann es viele Gründe geben – daher ist es wichtig, von der Ärztin oder dem Arzt die Ursache der verminderten Werte abklären zu lassen. Dafür bestimmt sie oder er noch weitere Werte im Blut und auch im Urin. Zusammen betrachtet ergibt sich dann ein klareres Bild der Ursache, nach der sich eine Behandlung richtet.

Liegt nur ein leichter Chlorid-Mangel vor, lässt er sich zum Beispiel durch etwas mehr Kochsalz ausgleichen. Stärkere Abweichungen sollten jedoch immer ärztlich betreut werden. Liegt eine Krankheit zugrunde, ist es wichtig, diese zu behandeln. Führen Medikamente zu den erniedrigten Werten, ist es vielleicht sinnvoll, diese in Absprache mit der Ärztin oder dem Arzt auszutauschen oder ihre Dosierung anzupassen.

Was bedeuten erhöhte Werte?

Befindet sich zu viel Chlorid im Blut, sprechen Fachleute von einer Hyperchlorämie. Sie ist oft ein Hinweis auf eine sogenannte Azidose – das heißt, das Blut ist zu sauer.

Mögliche Ursachen

Eine Azidose kann auf verschiedene Arten entstehen – zum Beispiel als Folge von Nierenerkrankungen, Diabetes oder bestimmten Hormonstörungen. Auch wenn der Körper nicht genügend Sauerstoff erhält, kann das Blut zu sauer werden. Anhaltender Durchfall kann das Säure-Base-Gleichgewicht im Körper ebenfalls durcheinanderbringen und so zu einem erhöhten Chlorid-Wert führen.

Auf der anderen Seite ist es auch möglich, zu viel Chlorid aufzunehmen – beispielsweise über Medikamente oder sehr viel Salz in der Ernährung.

Was kann ich bei erhöhten Werten tun?

Für erhöhte Chlorid-Werte kommen viele Ursachen infrage – die Ärztin oder der Arzt kann sie mit weiteren Blutwerten und Untersuchungen des Urins eingrenzen. Ist die Ursache bekannt, kann sie – wenn nötig – behandelt werden.

Ist der Chlorid-Spiegel dauerhaft erhöht, kann es erforderlich sein, sich salzärmer zu ernähren, damit weniger Chlorid aufgenommen wird.

Böhm BO, Niederau C. Klinikleitfaden Labordiagnostik. München: Urban und Fischer; 2021.

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Pschyrembel online. 2024.

Thomas L. Labor und Diagnose; Release 7. 2024.

IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

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Aktualisiert am 20. März 2025

Nächste geplante Aktualisierung: 2028

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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