Brille und Kontaktlinsen bei Kurzsichtigkeit

Foto von Mädchen beim Sehtest

Eine Kurzsichtigkeit lässt sich zwar nicht beseitigen, aber gut ausgleichen. Am einfachsten geht das mit einer Brille oder Kontaktlinsen. Beide Lösungen haben Vor- und Nachteile.

Wer ist, sieht Dinge in der Ferne verschwommen. Das liegt daran, dass die Augen einfallendes Licht zu stark brechen. Eine Brille ist eine einfache Lösung, um diesen Fehler auszugleichen.

Kontaktlinsen funktionieren ähnlich. Gegenüber der Brille haben sie einige Vorteile – beispielsweise fallen sie optisch nicht auf und stören meist nicht bei Freizeitaktivitäten wie Sport. Allerdings müssen sie regelmäßig gereinigt werden, können die Augen reizen und manchmal zu Entzündungen führen.

Für manche Menschen kommt auch eine Operation infrage, um die Kurzsichtigkeit zu korrigieren. Im besten Fall brauchen sie danach keine Brille oder Kontaktlinsen mehr.

Wie funktioniert eine Brille bei Kurzsichtigkeit?

Die Gegenstände in unserer Umgebung reflektieren Lichtstrahlen, die in unser Auge fallen. Sie werden zunächst von der und der Augenlinse gebrochen und so gelenkt, dass sie im Inneren des Auges gebündelt auf einem Punkt wieder zusammentreffen. Normalerweise liegt dieser sogenannte Brennpunkt genau auf der , wodurch ein scharfes Bild entsteht. Die kleidet das Augeninnere aus und sendet die Lichtreize als Nervenimpulse an das Gehirn.

Grafik: Anatomische Darstellung eines Auges in Seitenansicht. Licht trifft gebündelt auf einen Punkt der Netzhaut.

Kurzsichtige Augen brechen das Licht stärker als normalsichtige Augen. Für die Nahsicht ist das kein Problem: Die Lichtstrahlen, die von nahen Gegenständen ausgehen, müssen ohnehin stärker gebrochen werden, um auf der zusammenzutreffen. Auf weiter entfernte Gegenstände kann sich das Auge allerdings nicht ausreichend einstellen und bricht das von ihnen reflektierte Licht zu stark. Die Folge: Der Brennpunkt liegt nicht auf der , sondern davor. Das Bild ist unscharf.

Eine Brille schwächt die Lichtbrechung des Auges ab. Damit sorgt sie dafür, dass der Brennpunkt auf der liegt und man wieder scharf sieht. Dazu hat die Brille speziell geformte Gläser (Linsen), die nach innen gewölbt (konkav) sind – sie sind also am Rand etwas dicker als in der Mitte. Man nennt solche Brillengläser auch Minusgläser, Konkavgläser oder Zerstreuungslinsen. Wie stark sie gewölbt sein müssen, hängt davon ab, wie ausgeprägt die eigene Kurzsichtigkeit ist.

Grafik: Anatomische Darstellung eines Auges in Seitenansicht
Grafik: Anatomische Darstellung eines Auges plus Brillenglas in Seitenansicht. Licht trifft gebündelt auf die Netzhaut.

Was sind die Vor- und Nachteile einer Brille?

Die Brille ist die einfachste und häufigste Lösung bei einer Kurzsichtigkeit. Hat die Optikerin oder der Optiker sie gut angepasst, ermöglicht sie eine scharfe Sicht. Verändert sich die Brechkraft der Augen, können jederzeit neue Brillengläser in das Brillengestell eingesetzt werden. Das ist besonders bei Kindern wichtig, da bei ihnen die Kurzsichtigkeit am stärksten zunimmt und sie häufig neue Gläser brauchen.

Medizinisch betrachtet hat die Brille kaum Nachteile. Sie kann in bestimmten Situationen ein Verletzungsrisiko darstellen – zum Beispiel, wenn man beim Sport von einem Ball getroffen wird, der die Brillengläser zerbricht. Es gibt besonders stabile Sport- und Kinderbrillen mit Kunststoffgläsern, um das zu vermeiden.

Nur wenige Menschen reagieren allergisch auf Materialbestandteile des Gestells („Brillenallergie“). Bei einer solchen Kontaktallergie kommt es an den Schläfen, Ohren oder am Nasenrücken zu Ausschlag, Juckreiz oder Schwellungen.

Eine Brille kann in manchen Situationen stören, zum Beispiel beim Sport, bei Regen oder wenn die Gläser beschlagen. Manchen Menschen gefällt außerdem nicht so sehr, wie sie mit einer Brille aussehen – andere hingegen tragen sie als modisches Accessoire.

Wie kann ich mein Kind motivieren, eine Brille zu tragen?

Ihre Brille regelmäßig zu tragen, fällt Kindern manchmal schwer – zum Beispiel, weil sie beim Spielen stört. Vielen Kindern ist es zudem wichtig, eine modische Brille zu tragen, da sie sonst möglicherweise von anderen gehänselt werden.

Wenn sie ihre Brille und Zubehör wie Etui und Brillentuch mit aussuchen dürfen, können sich Kinder vielleicht besser mit ihr anfreunden. Zudem sollte die Brille angenehm zu tragen sein. Weiche Nasenauflagen und Bügelenden sowie eine möglichst gute Anpassung durch die Optikerin oder den Optiker helfen dabei.

Wichtig ist, dem Kind zu erklären, wozu die Brille gut ist. Auch Vorbilder, die eine Brille tragen, können womöglich helfen – zum Beispiel Figuren aus Büchern, Film und Fernsehen oder Prominente, die das Kind mag. Bei kleinen Kindern kann man versuchen, dem Lieblingskuscheltier ebenfalls eine Brille aufzusetzen.

Auch Belohnungen können womöglich eine Motivation sein – etwa ein kleines Geschenk, wenn die Brille eine gewisse Zeit lang getragen wurde.

Welche Vor- und Nachteile haben Kontaktlinsen?

Kontaktlinsen korrigieren die Lichtbrechung des Auges ähnlich wie eine Brille. Sie schwimmen jedoch auf dem Tränenfilm direkt vor der . Einige Menschen entscheiden sich für Kontaktlinsen, weil diese im Vergleich zur Brille einige Vorteile im Alltag bieten: Beispielsweise sind sie optisch unauffällig, stören normalerweise nicht beim Sport und beschlagen nicht.

Sich Kontaktlinsen einzusetzen, kann jedoch zu Beginn schwerfallen. Sie können sich anfangs wie ein Fremdkörper anfühlen. Außerdem können sie die Augen reizen und selten auch Entzündungen verursachen. Sie müssen regelmäßig mit speziellen Pflegemitteln desinfiziert werden, um das zu vermeiden. Auch die Hände müssen vor dem Einsetzen gut gewaschen und mit einem sauberen Handtuch abgetrocknet werden. Die Augenärztin oder der Optiker erklären, wie man die Kontaktlinsen verwendet und pflegt.

Kontaktlinsen müssen zudem regelmäßig nachgekauft werden – wie häufig, hängt von den verwendeten Linsen ab.

Welche Arten von Kontaktlinsen gibt es?

Kontaktlinsen bestehen aus speziellem Kunststoff. Je nach Zusammensetzung des Materials unterscheidet man zunächst zwischen weichen und harten (formstabilen) Kontaktlinsen. Weiche Kontaktlinsen sind meist von Beginn an angenehm zu tragen, während man sich an harte Kontaktlinsen etwas länger gewöhnen muss. Dafür sind harte Linsen langfristig meist verträglicher, verursachen seltener Entzündungen und müssen seltener nachgekauft werden.

Je nach Haltbarkeit unterschiedet man verschiedene Arten von Kontaktlinsen:

  • Tageslinsen werden nur einen Tag lang getragen und danach ausgewechselt. Sie lassen sich nicht wiederverwenden – daher ist es auch nicht nötig, sie zu reinigen. Diese Linsen eignen sich vor allem für Menschen, die nur gelegentlich Kontaktlinsen nutzen, etwa beim Sport.
  • Wochen-, Monats- oder Jahreslinsen können länger verwendet werden. Zum Schlafen müssen sie jedoch aus den Augen genommen werden, um Entzündungen zu vermeiden. Es ist wichtig, sie gut zu desinfizieren, bevor man sie wieder einsetzt – dazu verwendet man je nach Kontaktlinsenart spezielle Reinigungsmittel. Es gibt auch sogenannte Dauerlinsen, die man auch beim Schlafen tragen kann. Je nach Ausführung müssen sie nur alle paar Tage oder Wochen herausgenommen und desinfiziert werden. Sie sind zum Beispiel auf Reisen praktisch. Allerdings sehen Fachleute sie kritisch, weil das dauerhafte Tragen die Augen reizen und zu Entzündungen führen kann.

Daneben gibt es weitere, spezielle Kontaktlinsen:

  • Nachtlinsen: Sogenannte Ortho-K-Kontaktlinsen sind formstabile Linsen, die nur nachts getragen werden. Sie verformen die so, dass man tagsüber keine Sehhilfe braucht. Das funktioniert bei einer Kurzsichtigkeit von bis zu etwa -6 Dioptrien. Der Effekt kann allerdings im Laufe des Tages nachlassen – dann ist zusätzlich eine Brille nötig. Die Linsen müssen etwa einmal im Jahr ausgetauscht werden.
  • Zwei- oder Mehrstärken-Kontaktlinsen (multifokale Linsen): Diese Kontaktlinsen haben unterschiedliche Zonen mit verschiedenen Stärken. Sie sind zum Beispiel sinnvoll für Menschen, die gleichzeitig alterssichtig sind und deshalb auch eine Korrektur für die Nahsicht brauchen. Wie lange die Linsen halten, unterscheidet sich je nach Material, Modell und Hersteller.

Wichtig ist:

Welche Kontaktlinsen sich in der eigenen Situation am besten eignen, bespricht man am besten mit der Augenärztin oder dem Augenarzt – oder man lässt sich in einem Optikergeschäft beraten.

Eignen sich Kontaktlinsen auch für Kinder?

Auch Kinder können Kontaktlinsen tragen – ein Mindestalter gibt es nicht. Eltern können am besten abschätzen, ob ihr Kind in der Lage ist, die Linsen selbstständig einzusetzen, sie vor dem Schlafen zuverlässig herauszunehmen und regelmäßig zu reinigen. Bei Bedarf können die Eltern dabei unterstützen. Anfangs können auch Tageslinsen sinnvoll sein, die nicht desinfiziert werden müssen – das zuverlässige Herausnehmen bleibt aber wichtig.

Es ist auch wichtig, das Kind auf Beschwerden und Warnzeichen hinzuweisen, bei denen die Linsen nicht weitergetragen werden sollten und ärztlicher Rat nötig ist. Dazu gehören etwa juckende, brennende oder gerötete Augen, Schmerzen und eine verschlechterte Sicht.

Was ist beim Kauf von Brillen oder Kontaktlinsen zu beachten?

Am besten lässt man Brillen und Kontaktlinsen in einem Optikergeschäft anpassen. Sie werden dann individuell auf die jeweilige Brechkraft beider Augen abgestimmt, aber auch etwa auf Merkmale der Gesichtsform wie den Augenabstand. Die wichtigsten Angaben zur Sehhilfe – beispielsweise die Brechungsstärken oder das Modell der Brillenfassung – können in einem Brillenpass oder Kontaktlinsenpass festgehalten werden.

Verordnet eine Augenärztin oder ein Augenarzt die Brille, übernimmt die gesetzliche Krankenversicherung die Kosten der Brillengläser

  • bei Kindern und Jugendlichen unabhängig von der Stärke des Sehfehlers und
  • bei Erwachsenen ab einem Sehfehler von -6,25 Dioptrien auf mindestens einem Auge.

Dann bezahlt die Krankenkasse auch neue Brillengläser, wenn sich die Brechkraft seit der letzten Verordnung um mindestens 0,5 Dioptrien verändert hat.

Übernommen werden nur die Kosten für einfache Brillengläser, nicht aber der Aufpreis für Extras wie eine Entspiegelung. Auch die Brillenfassung muss man selbst bezahlen.

Die Kosten für Kontaktlinsen werden meist ab einer Kurzsichtigkeit von -8 Dioptrien übernommen. In der Regel bezahlt die Krankenkasse nur harte Kontaktlinsen. Weiche Kontaktlinsen kann man jedoch ausnahmsweise beantragen – beispielsweise, wenn man harte Kontaktlinsen nicht vertragen hat. Die Reinigungs- und Pflegemittel für die Kontaktlinsen muss man selbst bezahlen.

Legt man im Optikergeschäft eine ärztliche Verordnung vor, wird dort der Zuschuss der Krankenkasse bei der Bezahlung abgezogen. Es kann allerdings sein, dass die Krankenkasse Verträge mit bestimmten Optikergeschäften geschlossen hat und nur diese die Kosten abrechnen können. Am besten informiert man sich daher vorher bei der eigenen Krankenkasse.

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Erstellt am 11. September 2024

Nächste geplante Aktualisierung: 2027

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Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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