Bilirubin (indirekt)

  • Bilirubin entsteht beim Abbau roter .
  • Normalerweise wird Bilirubin über die Leber, die Galle und den Darm verstoffwechselt und ausgeschieden.
  • Das indirekte Bilirubin ist eine wasserunlösliche Form, die noch nicht in der Leber weiterverarbeitet wurde.
  • Erhöhte Werte können sich durch eine Gelbsucht äußern.
  • Mögliche Ursachen eines erhöhten indirekten Bilirubins sind unter anderem Blutkrankheiten oder Erbkrankheiten.
  • Neugeborene haben in den ersten Tagen manchmal leicht erhöhte Werte.

Was ist indirektes Bilirubin?

Bilirubin ist ein orange-gelber Farbstoff, der im Blut und Urin nachgewiesen werden kann. Es handelt sich um ein Abfallprodukt, das entsteht, wenn der rote Blutfarbstoff Hämoglobin abgebaut wird.

Rote haben eine Lebensdauer von rund 120 Tagen und werden im Körper ständig neu gebildet und wieder abgebaut. Daher ist es normal, dass sich immer etwas Bilirubin im Blut befindet. Man unterscheidet zwischen dem direkten und dem indirekten Bilirubin. Das indirekte Bilirubin ist das ursprüngliche Abfallprodukt, das noch nicht in der Leber weiterverarbeitet wurde.

Indirektes Bilirubin löst sich nicht in Wasser. Es ist im Blut an Proteine gebunden, die es zur Leber transportieren. In der Leber wird es in eine wasserlösliche Form umgewandelt. Das wasserlösliche Bilirubin wird dann wieder in den Blutkreislauf abgegeben, von bestimmten Zellen aufgenommen und über die Gallenflüssigkeit in den Darm transportiert. Im Darm wird es von den Darmbakterien zersetzt und mit dem Stuhl ausgeschieden. Das zersetze Bilirubin gibt dem Stuhl seine braune Farbe.

Im Blut gibt es unterschiedliche Formen des Bilirubins:

  • Direktes Bilirubin: Dies macht etwa 20 % des Bilirubins im Blut aus und besteht zum größten Teil aus konjugiertem und damit wasserlöslichem Bilirubin.
  • Indirektes Bilirubin: Dies macht etwa 80 % des Bilirubins im Blut aus und besteht hauptsächlich aus unkonjugiertem und damit wasserunlöslichem Bilirubin.
  • Gesamt-Bilirubin: Dies entspricht der Gesamtmenge an Bilirubin im Blut.

Warum wird indirektes Bilirubin bestimmt?

Wenn die Bilirubin-Menge im Blut steigt, kann es zu einer Gelbsucht kommen. Sie äußert sich durch eine gelblich verfärbte Haut oder Augen. Die Bilirubin-Werte werden bestimmt, um den Ursachen einer Gelbsucht nachzugehen.

In der Regel wird zunächst die Gesamtmenge des Bilirubins gemessen. Wenn sie einen bestimmten Wert übersteigt, misst und bestimmt man auch direktes Bilirubin. Das indirekte Bilirubin wird nicht selbst gemessen, sondern aus Gesamt-Bilirubin und direktem Bilirubin berechnet.

Welche Form des Bilirubins erhöht ist, gibt weitere Hinweise auf die Ursache einer Gelbsucht.

In der Regel wird Bilirubin zusammen mit anderen Leberwerten gemessen, wie der Alanin-Aminotransferase (ALAT), der Alkalischen Phosphatase (AP), der Aspartat-Aminotransferase (AST), der Glutamat-Dehydrogenase (GLDH) sowie der Cholinesterase (CHE).

Die Bilirubin-Werte können zur und Verlaufskontrolle genutzt werden. Um sie zu bestimmen, nimmt die Ärztin oder der Arzt etwas Blut ab, in der Regel aus einer Armvene. Bei Säuglingen reichen wenige Tropfen Blut aus der Ferse.

Was ist der Referenzbereich?

Die Referenzbereiche können sich von Labor zu Labor unterscheiden, da verschiedene Testverfahren eingesetzt werden. Daher gibt jedes Labor in seinem Bericht eigene Referenzbereiche an. Als Orientierung können folgende Werte dienen:

  Milligramm pro Deziliter Blut (mg/dl) Mikromol pro Liter Blut (μmol/l)
Erwachsene ab 18 Jahre unter 1,1 unter 19
Säuglinge ab 1 Monat unter 0,9 unter 15

Bei Neugeborenen schwankt der Wert in den ersten Lebenstagen stark und verändert sich von Tag zu Tag. In den Wochen nach der Geburt kann der Wert bis zu 2 mg/dl (34 µmol/l) betragen, danach sollte er auf den oben genannten Wert sinken.

Die Bilirubin-Werte können durch verschiedene Medikamente beeinflusst werden. Daher ist es sinnvoll, die Ärztin oder den Arzt darüber zu informieren, welche Medikamente man nimmt.

Wichtig ist:

Von einem Laborwert allein lässt sich meist nicht auf eine Krankheit schließen. Erst im Zusammenhang mit anderen Werten, Symptomen und Untersuchungen ergibt sich ein klares Bild. Zudem haben auch gesunde Menschen manchmal Werte außerhalb des Referenzbereichs. Bevor man sich bei einer Abweichung Sorgen macht, sollte man die auffälligen Werte daher stets mit einer Ärztin oder einem Arzt besprechen.

Was bedeuten erniedrigte Werte?

Erniedrigte Werte haben keine besondere medizinische Bedeutung.

Was bedeuten erhöhte Werte?

Für erhöhte Werte oder eine Gelbsucht gibt es viele Gründe.

Mögliche Ursachen

Wenn das indirekte Bilirubin erhöht ist, deutet das darauf hin, dass die Gelbsucht ihre Ursache im Blut hat. Das kann zum Beispiel aufgrund von Erkrankungen sein, die den Abbau der roten beschleunigen oder die Blutbildung stören.

Verschiedene genetisch bedingte Erkrankungen können die Werte ebenfalls erhöhen. Die häufigste Form ist die Meulengracht-Krankheit. Hierbei sind die Werte nur leicht erhöht und nicht behandlungsbedürftig. Beim Fasten oder durch Infekte kann die Bilirubin-Konzentration aber vorübergehend steigen und dann eine leichte Gelbsucht auslösen. Nicht zuletzt können ausgedehnte Blutergüsse und Verbrennungen das indirekte Bilirubin steigen lassen.

Bei Neugeborenen steigt das indirekte Bilirubin am 2. oder 3. Tag nach der Geburt oft stark an und fällt innerhalb der ersten Lebenswoche wieder ab. Der Grund dafür ist, dass die Leber das Bilirubin nach der Geburt noch nicht schnell genug abbauen kann. Meist ist dies kein Grund zur Sorge. Bei einigen Neugeborenen wird eine Lichttherapie angewendet, die hilft, das Bilirubin schneller abzubauen.

Ein behandlungsbedürftiges Problem kann vorliegen, wenn die Werte schon in den ersten 24 Stunden nach der Geburt stark ansteigen und eine Gelbsucht auslösen. Dies kann passieren, wenn die Blutgruppen von Mutter und Kind nicht zusammenpassen und von der Mutter in den Kreislauf des Neugeborenen gelangt sind. Dort können die nach der Geburt zum verstärkten Abbau roter führen.

Was kann ich bei erhöhten Werten tun?

Erhöhte Werte sollten ärztlich abgeklärt werden, um behandlungsbedürftige Erkrankungen rechtzeitig zu entdecken. Die Ursache kann aber auch harmlos sein.

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Aktualisiert am 20. März 2025

Nächste geplante Aktualisierung: 2028

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