Behandlungen bei einem Restless-Legs-Syndrom

Foto einer schwangeren Frau bei einer Yoga-Übung

Unruhige Beine können den Alltag beeinträchtigen und den Schlaf stören. Mit Medikamenten lassen sich die Beschwerden lindern. Es kann auch einen Versuch wert sein, Bewegungsübungen oder eine Infrarotlicht-Therapie auszuprobieren.

Das Restless-Legs-Syndrom ist eine neurologische Bewegungsstörung. Es zeigt sich durch Bewegungsdrang in den Beinen sowie ein unangenehmes Gefühl – zum Beispiel ein Kribbeln oder Ziehen. Meist treten diese Beschwerden abends oder nachts auf, wenn man sich ausruht. Mit der Zeit können sie auch tagsüber auftreten, wenn man die Beine ausruht.

Sind die Beschwerden so stark, dass sie den Schlaf stören und die Lebensqualität beeinträchtigen, kommen verschiedene Medikamente infrage. Sie können die Beschwerden lindern, haben aber auch Nebenwirkungen.

Zusätzlich können Menschen mit auch nicht medikamentöse Behandlungen ausprobieren. Wie hilfreich diese sind, ist bislang noch nicht gut erforscht.

Welche Medikamente gibt es bei Restless Legs?

Folgende Medikamente stehen zur Verfügung:

  • Eisen als Tabletten oder Infusionen
  • Dopamin-Agonisten
  • Gabapentinoide

Bei Bedarf kann kurzzeitig das Medikament Levodopa (L-Dopa) eingenommen werden – oder um die zu sichern. Es eignet sich jedoch nicht, um ein dauerhaft zu behandeln. Denn häufig werden die Beschwerden dadurch plötzlich stärker, breiten sich auf weitere Körperteile aus oder beginnen früher. Fachleute bezeichnen das als Augmentation.

Welches Medikament in der eigenen Situation sinnvoll ist, richtet sich unter anderem danach, wie stark die Beschwerden sind und wie hoch der Eisenspiegel im Blut ist. Grundsätzlich werden Medikamente beim so spät und niedrig dosiert wie möglich verschrieben. Es ist auch möglich, Medikamente zu kombinieren.

Eisen als Tabletten oder Infusionen

Unzureichende Verfügbarkeit von Eisen im Gehirn ist eine mögliche Ursache des Restless-Legs-Syndroms. Daher verschreibt die Ärztin oder der Arzt zunächst Eisentabletten, wenn eine Blutuntersuchung einen Ferritin-Wert von unter 75 Mikrogramm Ferritin pro Liter zeigt. Sie werden für zwölf Wochen eingenommen. Zu ihren häufigen Nebenwirkungen zählen Übelkeit und Verstopfung.

Wer die Tabletten nicht verträgt, stärkere Beschwerden hat oder im Blut eine Transferrin-Sättigung von unter 20 % hat, kann Eisen auch als erhalten. Dazu ist es nötig, zwölf Wochen lang einmal wöchentlich in die Arztpraxis zu gehen. Übelkeit und Verstopfungen sind häufige Nebenwirkungen.

Studien deuten darauf hin, dass Eisen die Beschwerden beim lindern kann. Die Studien hierzu sind aber nicht sehr aussagekräftig. Sie waren klein und dauerten nur wenige Wochen bis Monate. Außerdem untersuchten sie meistens Eisen-Infusionen. Daher ist weitere Forschung nötig, um die Wirksamkeit von Eisen – vor allem als Tablette – beim besser beurteilen zu können.

Dopamin-Agonisten

Diese Medikamente ahmen die Wirkung des Botenstoffs Dopamin im Gehirn nach, indem sie an die Dopamin-Rezeptoren andocken und sie anregen.

Dopamin-Agonisten wie Pramipexol, Ropinirol oder Rotigotin werden bei Restless Legs unter folgenden Bedingungen eingesetzt:

  • Die Eisenwerte im Blut sind unauffällig.
  • Die Beschwerden verbessern sich nach der Einnahme von Eisen nicht.

Pramipexol und Ropinirol werden täglich als Tablette eingenommen. Rotigotin wird täglich als Pflaster auf die Haut geklebt. Die Medikamente können langfristig eingenommen werden. Nach einigen Monaten prüft die Ärztin oder der Arzt, ob sie wirken und die Behandlung fortgesetzt wird. Um sie abzusetzen, wird die Dosis schrittweise verringert.

Studien zeigen, dass sie die Beschwerden bei einem lindern können. Sie können aber auch Nebenwirkungen wie Übelkeit, Schwindel und Benommenheit haben. Selten können sie in höherer Dosis impulsives und zwanghaftes Verhalten auslösen. Das kann sich etwa in einer Kauf- oder Spielsucht äußern, aber auch in einem Drang nach Essen oder Sex.

Wichtig ist:

Während der Behandlung mit Dopamin-Agonisten kann es zu einer Verschlechterung der Beschwerden (Augmentation) kommen. Dann kann die Ärztin oder der Arzt die Dosis senken oder ein anderes Medikament verschreiben.

Gabapentinoide

Medikamente mit den Wirkstoffen Gabapentin oder Pregabalin werden als Gabapentinoide bezeichnet. Sie sollen die Reizübertragung aus den Beinen beeinflussen. Normalerweise werden sie eingesetzt, um Epilepsie oder chronische Schmerzen zu behandeln. Studien deuten darauf hin, dass sie auch bei Restless Legs die Beschwerden lindern können.

Beide Wirkstoffe sind nicht zur Behandlung des Restless-Legs-Syndroms zugelassen. Wenn sie dafür eingesetzt werden, handelt es sich um einen sogenannten Off-Label-Use. Es ist sinnvoll, vorab zu klären, ob die Krankenkasse die Behandlungskosten übernimmt.

Häufige Nebenwirkungen sind:

  • Sehstörungen
  • Schwindel
  • Benommenheit
  • unsicheres Gehen
  • Bewegungsstörungen (Ataxie)
  • Verstopfungen

Selten führen die Medikamente zu Bewusstlosigkeit, stark verlangsamter Atmung (Atemdepression) oder einer starken allergischen Reaktion.

Opioide

wie Oxycodon oder Naloxon sind starke Schmerzmittel. Sie kommen bei einem nur infrage, wenn andere Mittel nicht helfen oder die Beschwerden plötzlich stärker werden (Augmentation).

Zu den häufigen Nebenwirkungen zählen:

  • starkes Schwitzen
  • Juckreiz
  • Müdigkeit
  • Benommenheit

Eine schwere, aber seltene Nebenwirkung ist eine stark verlangsamte Atmung. können außerdem abhängig machen. Ihre Wirkung kann mit der Zeit abnehmen.

Welche nicht medikamentösen Behandlungen gibt es?

Zusätzlich zu Medikamenten oder als alleinige kann es auch einen Versuch wert sein, andere Verfahren auszuprobieren. Dazu zählen zum Beispiel:

  • Wärme- oder Kältetherapie: Wärme, etwa in Form eines Heizkissens oder Heißluft, wird eingesetzt, um Muskeln zu entspannen und die Durchblutung zu fördern. Durch Kältebehandlungen wie Eisbeutel oder Kaltluft setzt der Körper Botenstoffe frei, die bei Restless-Legs-Beschwerden helfen sollen.
  • Bewegungstrainings wie Krafttraining oder Iyengar-Yoga: Bei dieser Yogarichtung übt man spezielle Körperhaltungen (Asanas) und Atemtechniken. Das soll unter anderem zur Muskelentspannung beitragen.
  • Niedrigfrequenz-Elektrostimulation: Auf die Beine werden Elektroden geklebt, die schwache elektrische Impulse übertragen. Sie sollen schmerzlindernde freisetzen und die Schmerzweiterleitung an das Gehirn verringern.
  • spinale Gleichstrom-Stimulation: Dabei werden Elektroden in Höhe der Brustwirbel auf den Rücken aufgeklebt, die einen schwachen elektrischen Strom übertragen. Dadurch soll die Durchblutung gefördert und die Schmerzempfindung unterdrückt werden.
  • Nahinfrarotlicht-Therapie: Spezielle Punkte an den Beinen und Füßen werden mit einer Infrarot-Lampe bestrahlt und so erwärmt. Dadurch werden sie besser durchblutet.
  • pneumatische Kompression: An den Beinen werden Manschetten angelegt. Über sie wird kurzzeitiger Druck ausgeübt, um die Beine besser zu durchbluten.
  • Vibrationsboard: Um für eine bessere Durchblutung der Beine zu sorgen, stellt man sich auf eine vibrierende Platte.
  • Counterstrain-Manipulation: Bei dieser osteopathischen Technik wird Druck auf bestimmte Schmerzpunkte ausgeübt. Das soll Spannungen lösen und Schmerzen lindern.
  • : Bei dieser Therapiemethode aus der traditionellen chinesischen Medizin werden an speziellen Punkten feine Nadeln in die Haut gestochen. Dadurch sollen Blockaden an sogenannten Energiebahnen („Meridianen“) gelöst werden.

Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen meist größtenteils die Kosten für Krafttrainings, Wärme- oder Kältetherapien sowie Elektrotherapien. Die anderen Behandlungen muss man in der Regel selbst bezahlen.

Wie gut helfen nicht medikamentöse Behandlungen bei Restless Legs?

Wie hilfreich diese Behandlungen beim sind, lässt sich noch nicht gut beurteilen. Es gibt nur wenige und kleine Studien mit Menschen mit starken Beschwerden. Im Durchschnitt dauerten die Studien fünf Wochen – daher ist über die langfristige Wirkung noch wenig bekannt.

Es gibt aber schwache Hinweise darauf, dass einige der Behandlungen bei bestimmten Beschwerden kurzfristig helfen können:

Bei diesen Beschwerden … … helfen möglicherweise:
Symptome des Restless-Legs-Syndroms, etwa Bewegungsdrang und Kribbeln
  • Wärmetherapie
  • Ganzkörper-Kältetherapie
  • Bewegungstrainings
  • Niedrigfrequenz-Elektrostimulation
  • Nahinfrarotlicht-Therapie
  • pneumatische Kompression
  • (Magnesium oder Vitamin B6)
  • Vibrationsboard
  • Counterstrain-Manipulation
  • Fußmassage-Gerät
Ein- und Durchschlafstörungen
  • spinale Gleichstrom-Stimulation
(Erschöpfung)
  • Iyengar-Yoga
  • pneumatische Kompression
Depressivität
  • Iyengar-Yoga

Weitere mögliche Therapien wie etwa Vitamin D und Baldrian haben keinen nachgewiesenen Nutzen.

Was gilt für Schwangere?

Das tritt bei Schwangeren häufig auf – vor allem im letzten Schwangerschaftsdrittel. Für schwangere Frauen kommen allerdings nur wenige Medikamente infrage. Eine Behandlung mit Dopamin-Agonisten oder Gabapentinoiden ist zum Beispiel nicht möglich.

Bei niedrigen Eisenwerten kann Eisen ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel als Tablette oder angewendet werden. Wenn nichts anderes hilft, kann eine Ärztin oder ein Arzt nach sorgfältiger Abwägung kurzzeitig und so niedrig dosiert wie möglich weitere Medikamente verschreiben, etwa die Oxycodon und Naloxon.

Schwangere Frauen können bei Beschwerden Bewegungstrainings wie Yoga, mäßige sportliche Aktivität oder Massagen ausprobieren. Studien speziell mit Schwangeren gibt es dazu aber nicht.

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Erstellt am 25. September 2024

Nächste geplante Aktualisierung: 2027

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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