Augenlicht ist etwas Kostbares – man hat halt nur zwei Augen

Foto von Mann mit Brille

Lars, 57 Jahre

„Als der Augenarzt den Verdacht äußerte, dass es eine Netzhautablösung ist, habe ich mir schon Sorgen gemacht. Ich hatte Angst vor einem Sehverlust auf dem Auge. Aber ich hatte Glück: Bei mir hatte sich die Netzhaut nur am Rand gelöst, was sich gut behandeln lässt.“

Vor einem guten halben Jahr hatte ich eine Laser-OP wegen eines Nachstars nach Einsetzen einer Kunstlinse bei Grauem Star. Einige Tage später bemerkte ich plötzlich beim Fahrradfahren viele kleine schwarze Flecken vor den Augen. Ich habe das mit dem Lasern in Verbindung gebracht und mir nichts weiter dabei gedacht. Abends am Küchentisch fehlte mir aber beim linken Auge plötzlich der obere Teil des Bildes – dort war es komplett dunkel. Das hat mich stutzig gemacht, ich habe aber nicht daran gedacht, dass es ein Notfall sein könnte.

Links eine Netzhautablösung, rechts Netzhautrisse

Am nächsten Morgen ging ich aber doch zum Augenarzt – und der schickte mich sofort zur Uniklinik mit dem Verdacht auf eine Netzhautablösung. Was mich sehr irritierte, war der Gegensatz zwischen der Dringlichkeit der Überweisung meines Augenarztes und den sechs Stunden, die ich dort in der Notaufnahme warten musste.

Als ich endlich untersucht wurde, bestätigte sich der Verdacht: Ich hatte links eine Netzhautablösung, auf der rechten Seite sah man Netzhautrisse, die sich zu einer Ablösung hätten ausweiten können.

Die OP war erst am nächsten Tag möglich. Am Abend selbst kam die Narkoseärztin und besprach mit mir die Art der Betäubung: oder örtliche Betäubung, aber ohne Beruhigungsspritze. Da ich die Wahl hatte, entschied ich mich für die . Ich wollte nicht die ganze Zeit wach sein und merken, dass an meinem Auge manipuliert wird.

Die Netzhaut ist die Tapete, das Augeninnere die Wand

Was mir sehr gut gefallen hat, war die Aufklärung. Mir wurde anschaulich erklärt, was eine Netzhautablösung ist und wie man sie genau operiert. Ich sollte mir das Augeninnere als Wohnzimmerwand vorstellen – die ist dabei die Tapete, die das Innere auskleidet. Wenn sich die Tapete löst, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man heftet sie durch eine Kältesonde wieder an und erhöht den , damit sie wieder glatt an die Wand gepresst wird. Oder man bewegt die Wand – also den Augapfel – Richtung Tapete und drückt beides so zusammen.

Auch die verschiedenen OP-Methoden wurden mit allen Vor- und Nachteilen gut erklärt. Ich wurde auch nicht zu einer bestimmten Methode gedrängt.

Der Glaskörper des linken Auges wurde entfernt und der Augapfel mit Gas gefüllt

Am linken Auge wurde der Glaskörper entfernt und die mit einer Kältesonde wieder angeheftet. Dann wurde der Augapfel durch ein spezielles Gas wieder prall gefüllt. Durch den Druck wird die automatisch an die Innenwand gepresst und kann wieder anwachsen.

Der Vorteil beim Gas ist, dass es nach und nach vom Körper abgebaut wird und nicht entfernt werden muss. Es gibt auch die Möglichkeit, statt Gas Silikonöl zu verwenden. Dann kann man sofort nach der OP relativ gut sehen. Allerdings muss das Öl in einer zweiten OP entfernt werden.

Zusätzlich wurden am rechten Auge die Netzhautrisse vorsorglich durch Laserstrahlen „verschweißt“, damit sich die gar nicht erst weiter löst.

Nach der OP sah ich einige Zeit nur verschwommen

Direkt nach der OP konnte ich mit dem operierten Auge nur verschwommen sehen, Hell und Dunkel unterscheiden und grobe Umrisse erkennen. Im Laufe der nächsten Tage bildet der Körper dann eine Flüssigkeit, die den Augapfel langsam neu füllt. Ich konnte richtig mitverfolgen, wie der Flüssigkeitsspiegel anstieg: Unter der „Wasserlinie“ sah ich scharf – darüber noch verschwommen.

Bis ich wieder richtig klar sehen konnte, dauerte es gut zwei Wochen. In dieser Zeit musste ich regelmäßig zwei verschiedene Augentropfen nehmen, die einer vorbeugen und den Augeninndruck senken sollten.

Die Grauer-Star-OP und die Kurzsichtigkeit waren vermutlich die Auslöser

Die Ursache für die Netzhautablösung war bei mir sehr wahrscheinlich die Operation des Grauen Stars und die nachfolgende Laserbehandlung. Die Staroperation ist einer der häufigsten Gründe für eine Netzhautablösung in Deutschland.

Außerdem bin ich schon von Kindheit an stark . Und ich habe sehr früh einen Grauen Star auf beiden Augen bekommen. Das war bestimmt ein Zusammenspiel dieser Faktoren.

Nach der OP nicht schwer heben und nicht lesen

Zur Nachsorge und dazu, was man selbst tun kann und worauf man achten soll, hätte ich mir vom behandelnden Arzt mehr Informationen gewünscht. Gerne auch etwas Schriftliches, was einem mitgegeben wird. Hierzu gibt es viele widersprüchliche Informationen im Internet.

Meine Quellen waren die Mitpatienten im Zimmer, die mir Tipps gaben. Und ich habe mir in den ersten Monaten Ratschläge aus den Internet-Informationen anderer Kliniken zusammengesucht.

Wichtig ist vor allem in den ersten Wochen, sich körperlich nicht zu belasten, damit der nicht steigt. Vor allem schweres Heben ist nicht gut. Ich bin zum Beispiel nicht mehr Fahrrad gefahren, weil ich zu Hause das Rad immer die Treppen hoch- und runtertragen muss.

Ein anderer wichtiger Hinweis: In den ersten 1 bis 2 Wochen nach dem Eingriff sollte man nicht lesen – auch nicht am Bildschirm. Fernsehen ist aber erlaubt.

Ich habe mir Sorgen um mein Augenlicht gemacht

Als der Augenarzt den Verdacht äußerte, dass es eine Netzhautablösung ist, habe ich mir schon Sorgen gemacht. Augenlicht ist etwas Kostbares – man hat halt nur zwei Augen.

Mir war auch klar, dass die OP nicht immer hundertprozentig erfolgreich ist – vor allem, wenn man zu spät reagiert oder wenn sich die zentral, also in der Mitte, löst. In der Uniklinik traf ich auf andere Patienten, die eine 2. oder 3. OP hinter sich hatten – auch das hat nicht gerade zu meiner Beruhigung beigetragen.

Aber ich hatte Glück: Bei mir hatte sich die nur am Rand gelöst. Das ist einfacher zu behandeln und das Risiko für eine erneute Ablösung ist kleiner. Bisher ist es bei einer Operation geblieben.

Seitdem bin ich viel aufmerksamer als vorher. Ich prüfe regelmäßig, ob ich auf beiden Augen gleich gut sehe oder ob sich auf einem Auge der Bildausschnitt verändert hat. Auch wenn ich nicht überängstlich bin, merke ich, dass ich alarmiert bin, wenn ich nach längerem Lesen harmlose „Schleier“, also sich bewegende kleine Punkte, vor den Augen sehe.

Ich sehe genauso gut wie vorher

Insgesamt bin ich mit der Behandlung sehr zufrieden: Alles hat gut geklappt, ich kann wieder ganz normal und scharf sehen. Auch die Nachsorge läuft gut. Zu Beginn war ich einmal im Monat zur Kontrolle bei meinem Augenarzt, heute nur noch jedes halbe Jahr.

Das ist häufiger als üblich, da ich gleich zwei Anlässe habe: die Netzhautablösung und die OP wegen des Grauen Stars. Wenn alles stabil ist, soll der Abstand aber bald auf einmal jährlich vergrößert werden.

Wichtig finde ich eine bessere Aufklärung von Menschen mit höherem Risiko

Im Nachhinein bedaure ich, dass ich nicht sofort reagiert habe. Ich hätte schon am Tag der ersten Anzeichen zum Augenarzt oder in die Klinik gehen können. Ich hatte Glück – bei mir ist alles gut gegangen. Hätte sich die aber in der Mitte abgelöst und nicht am Rand, hätte es auch zu spät sein können.

Was ich wichtig finde, ist eine bessere Aufklärung der Menschen mit einem höheren Risiko. Mir wurde nach der Grauer-Star-OP nicht gesagt, dass ich die möglichen Zeichen einer Netzhautablösung kennen sollte, um vorbereitet zu sein.

Dasselbe gilt zum Beispiel für Menschen, die schon lange einen Diabetes haben. Deren Risiko ist auch erhöht – genau wie das von sehr stark kurzsichtigen Menschen. Das wissen wahrscheinlich viele nicht.

Nur wenn man Bescheid weiß, kann man aber die Warnzeichen erkennen und frühzeitig reagieren. Und je früher sie behandelt wird, desto größer ist die Chance, dass bei einer Netzhautablösung alles gut geht.

Danksagung

Erfahrungsberichte fassen Interviews mit Betroffenen zusammen. Alle Gesprächspartnerinnen und -partner haben der Veröffentlichung zugestimmt. Ihnen gilt unser herzlicher Dank.

Die Berichte geben einen Einblick in den persönlichen Umgang und das Leben mit einer Erkrankung. Die Aussagen stellen keine Empfehlung des IQWiG dar.

Hinweis: Um die Anonymität der Interviewten zu wahren, ändern wir ihre Vornamen. Die Fotos zeigen unbeteiligte Personen.

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Über diese Seite

Erstellt am 28. Februar 2024

Nächste geplante Aktualisierung: 2027

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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