Die Asthma-Anfälle können bei mir zu jeder Tages- und Nachtzeit auftreten

Foto von jungem Mann auf einer Treppe sitzend

Daniel, 34 Jahre

„Ich bin zum Glück sehr gut geschult. Wenn meine Peak-Flow-Werte plötzlich ganz stark fallen, weiß ich, welche Medikamente ich nehmen muss. Ich muss dann nicht jedes Mal den Notarzt rufen.“

Ich bin mit aufgewachsen. Ich kannte es einfach nicht anders, das Leben mit Asthma-Anfällen und Einschränkungen. Ich war als Kind in einer Außenseiterposition. Damals war es ja noch so, dass Kinder mit keinen Sport treiben durften. Aber ich war ein sehr lebendiger Junge und wurde immer wieder zurückgepfiffen: bloß nicht anstrengen.

Ab meinem 16. Lebensjahr wurden die Symptome schlimmer. Anfangs hatte ich damit ganz schön zu kämpfen, weil die Einschränkungen immer stärker wurden. Ich konnte nicht auf Partys gehen wegen dem Zigarettenrauch, musste große Menschenansammlungen meiden, konnte mich körperlich nicht belasten und keine großen Reisen unternehmen.

Etwa mit 19 Jahren bin ich auf einen Lungenfacharzt gestoßen, bei dem ich mich sehr aufgehoben gefühlt habe. Er hat mich das erste Mal über aufgeklärt und mich medikamentös richtig eingestellt.

Meinen Beruf musste ich aufgeben

Nach Abschluss der Schule habe ich eine Ausbildung in der chemischen Industrie gemacht. Ich bin im Rahmen der Ausbildung mit Stoffen in Kontakt geraten, die meine Atemwege ziemlich gereizt haben, so dass ich diesen Beruf aufgeben musste. Eigentlich hätte man das vor der Ausbildung absehen können. Ich habe dann eine Umschulung gemacht und einige Jahre im Dienstleistungsbereich gearbeitet. Bis sich das Krankheitsbild so verändert hat, dass die Asthma-Anfälle nicht mehr vorhersehbar waren. Heute bin ich erwerbsunfähig. Das war ganz schön schwierig für mich. Ich habe meinen Beruf immer sehr gerne ausgeübt. Besonders problematisch ist es, wenn es mir gut geht. Dann denke ich mir, dass es doch eigentlich ganz gut geht und ich arbeiten könnte. Aber am Ende meiner Berufstätigkeit hatte ich etwa drei Anfälle in der Woche, auch während der Arbeitszeit. Das ging dann nicht mehr.

Früher, als Kind, hatte ich . Das hat sich mit der Zeit verändert. Jetzt habe ich ein gemischtes . Die meisten Anfälle können keinem konkreten Auslöser zugeordnet werden. Was ich weiß, ist, dass ich auf Zigarettenrauch reagiere, auch auf bestimmte Duftstoffe und bei Anstrengungen. Ich reagiere auch stark auf Wetterwechsel, zum Beispiel bei Nebel. Viele Anfälle sind aber einfach nicht erklärbar.

Die Asthma-Anfälle können bei mir zu jeder Tages- und Nachtzeit auftreten. Ein Asthma-Anfall beginnt bei mir in der Regel mit einem Engegefühl in der Brust. Dann geht es relativ schnell und die Atmung fängt an zu pfeifen und es entsteht so ein brodelndes Geräusch. Das Ausatmen fällt schwer. Ich vergleiche das immer damit, durch einen halb zugedrückten Strohhalm auszuatmen. So kann man es sich vorstellen.

Ich habe einen Notfallplan

Ich bin zum Glück sehr gut geschult. Wenn meine Peak-Flow-Werte plötzlich ganz stark fallen, weiß ich, welche Medikamente ich nehmen muss. Ich muss dann nicht jedes Mal den Notarzt rufen. Ich versuche es selbst unter Kontrolle zu bringen. Dafür habe ich einen Notfallplan. Mittlerweile bleibe ich in solchen Situationen eher ruhig.

Es gibt Phasen, in denen es mir sehr gut geht. Aber das kann sich innerhalb weniger Minuten ändern und ich bekomme starke Atemnot. Das habe ich auch immer im Hinterkopf, wenn ich mal ausgehen möchte. Ich habe aber mit der Zeit gelernt, ruhig zu bleiben. Ich habe mein trotz der Stärke der Ausprägung ganz gut im Griff.

Ängste sind für mich nicht mehr das Thema. Es gab schon mal eine Phase, da hatte ich ziemliche Probleme. Damals konnte oder wollte ich nicht akzeptieren, dass es so ist, wie es ist. Mittlerweile weiß ich damit umzugehen. Ich empfinde keine Angst mehr. Es hat ein bisschen gedauert, bis es Klick gemacht hat.

Ich nehme dreimal am Tag Medikamente: morgens, mittags und abends sowie bei Bedarf. Ich nehme in Tablettenform seit etwa sieben Jahren. Mittlerweile komme ich damit ganz gut zurecht. Es geht ja nicht anders. Am Anfang war es schwierig. Ich habe mich immer dagegen gewehrt, zu nehmen. Ich habe immer gedacht, dass es aufgrund der Nebenwirkungen gefährlich ist. Mit der Zeit habe ich gemerkt, dass es mir besser geht, wenn ich es nehme. Es gibt Momente, da mache ich mir Sorgen wegen der Nebenwirkungen, obwohl ich momentan keine spüre.

Heute kann man mit Asthma ganz gut leben

Ich versuche das Leben zu genießen, so wie es am besten geht. Ich liebe die Natur und die Tiere. Wenn es mir mal nicht so gut geht, dann suche ich einen Ort auf, wo ich mich entspannen kann. Ich bin ein Mensch, der sehr viel Ruhe braucht. Ich glaube, dass meine Familie und mein Freundeskreis mehr Angst hat als ich selber. Es ist sicher für die Familie und Freunde nicht schön zu sehen, wenn man in der Klinik an diverse Apparate angeschlossen ist. Als meine Freundin mich so zum ersten Mal gesehen hat, das hat sie schon als schlimm empfunden. Sie litt ziemlich darunter.

Wichtig ist es nach meiner Meinung, sich mit der Erkrankung auseinanderzusetzen und sie zu akzeptieren sowie sich so viele Informationen zu holen wie möglich. Ich empfinde es auch als sehr wichtig, sich eine zweite ärztliche Meinung einzuholen. Nach meiner Meinung kann man heute mit und den Beschwerden ganz gut leben.

Danksagung

Erfahrungsberichte fassen Interviews mit Betroffenen zusammen. Alle Gesprächspartnerinnen und -partner haben der Veröffentlichung zugestimmt. Ihnen gilt unser herzlicher Dank.

Die Berichte geben einen Einblick in den persönlichen Umgang und das Leben mit einer Erkrankung. Die Aussagen stellen keine Empfehlung des IQWiG dar.

Hinweis: Um die Anonymität der Interviewten zu wahren, ändern wir ihre Vornamen. Die Fotos zeigen unbeteiligte Personen.

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Aktualisiert am 15. Juni 2022

Nächste geplante Aktualisierung: 2025

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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