Aneurysma der Brustschlagader (Brustaorten-Aneurysma)

Auf einen Blick

  • Bei einem Aneurysma hat sich ein Blutgefäß an einer Stelle geweitet.
  • Dies wird meist zufällig entdeckt.
  • Die meisten Aneurysmen machen nie Probleme.
  • Ein großes Aneurysma der Brustschlagader kann aber plötzlich reißen – das ist dann lebensbedrohlich.
  • Ein operativer Eingriff kann einem Riss vorbeugen, ist aber selbst mit Risiken verbunden.

Einleitung

Foto von Patientin und Arzt bei einer Untersuchung

Die Hauptschlagader (Aorta) sieht aus wie ein Spazierstock mit gebogenem Griff: Ausgehend vom Herzen steigt sie etwas an, formt einen Bogen und führt entlang der Wirbelsäule bis zum Becken hinunter. Der Teil der Hauptschlagader oberhalb des Zwerchfells wird Brustschlagader genannt (Brustaorta), unterhalb des Zwerchfells spricht man von der Bauchschlagader (Bauchaorta). Die Hauptschlagader ist das kräftigste Blutgefäß des Menschen. Durch sie wird das sauerstoffreiche Blut aus dem Herzen in den Körper transportiert.

Im Laufe des Lebens kann sich die Aorta dehnen und eine Ausbuchtung bilden. Weitet sich die Hauptschlagader im Brustraum an einer Stelle um mindestens die Hälfte ihres normalen Durchmessers, spricht man von einem Aneurysma der Brustschlagader (Brustaorten-Aneurysma). Ist die Ausbuchtung einmal da, geht sie nicht mehr zurück.

Die Grafik links zeigt die Lage der Brustschlagader im Oberkörper, die Abbildung rechts ihren Aufbau, der an einen Spazierstock erinnert.

Ein Brustaorten-Aneurysma kann überall entlang der Brustschlagader auftreten: in der aufsteigenden oder absteigenden Brustschlagader oder – seltener – im Aortenbogen. Manchmal entsteht es auch dort, wo die Brust- in die Bauchschlagader übergeht. Liegt das Aneurysma komplett im Bereich der Bauchschlagader, spricht man von einem Bauchaorten-Aneurysma.

Wenn sich ein Aneurysma weiter ausdehnt, besteht die Gefahr, dass die Brustschlagader plötzlich reißt. Dies ist ein Notfall und lebensbedrohlich: Viele Betroffene sterben daran. Um das zu verhindern, kann bei manchen Menschen eine vorbeugende Operation sinnvoll sein. Die meisten Aneurysmen der Brustschlagader bereiten jedoch lebenslang keine Probleme.

Symptome

Aneurysmen der Brustschlagader verursachen meist keine Beschwerden.

Wenn Beschwerden auftreten, liegt das gewöhnlich daran, dass das Aneurysma sehr groß ist oder ungünstig liegt und beispielsweise auf Nerven, die Atemwege oder die Speiseröhre drückt. Dann können Beschwerden auftreten wie:

  • Rücken-, Brust- oder Nackenschmerzen
  • Husten, Bluthusten
  • Atemgeräusche, Atemnot
  • Schluckbeschwerden
  • Heiserkeit
  • neurologische Beschwerden wie Lähmungen der Beine

Wenn die Brustschlagader reißt, tritt ein plötzlicher und sehr starker Schmerz im Brustbereich oder oberen Rücken auf, der nach unten in Richtung Bauch ausstrahlen kann. Er kann begleitet sein von Übelkeit und Erbrechen, starkem Schwitzen oder . Durch den Riss fließt viel Blut in die Brusthöhle und der Blutdruck fällt ab. Das Gehirn und andere Organe erhalten dann nicht mehr genug Sauerstoff. Das führt rasch zu Schwindel, Bewusstlosigkeit und schließlich zu einem Kreislaufversagen.

Ursachen

Ein Aneurysma der Brustschlagader kann entstehen, wenn die Spannkraft der Gefäßwand nachlässt. Das passiert, weil das Gefäß stark beansprucht wird, etwa aufgrund von Bluthochdruck. Außerdem tragen Rauchen und auch der normale Alterungsprozess dazu bei. Entzündungen können ein Aneurysma ebenfalls wahrscheinlicher machen – das ist aber selten.

Seltener ist eine genetisch bedingte Veranlagung oder Erkrankung die Ursache, bei der das Bindegewebe in der Gefäßwand zu schwach ist. Ein Beispiel dafür ist das sogenannte Marfan-Syndrom. Große, erblich bedingte Aneurysmen entstehen oft schon bei jüngeren Menschen im Alter von etwa 30 oder 40 Jahren.

Hat sich an einer Stelle der Gefäßwand erst einmal eine Ausbuchtung gebildet, neigt diese Stelle dazu, sich weiter zu dehnen. So vergrößert sich das Aneurysma.

Die Grafik links zeigt die Lage eines Brustaorten-Aneurysmas im Körper. Rechts ist die ausgebuchtete Brustaorta zu sehen.

Risikofaktoren

Es gibt verschiedene Faktoren, die das Risiko für ein Aneurysma der Brustschlagader erhöhen:

  • Geschlecht: Männer entwickeln häufiger ein Aneurysma der Brustschlagader als Frauen.
  • Alter: Das Risiko nimmt mit dem Alter zu.
  • Rauchen: Dies ist der bedeutendste Risikofaktor, den man selbst beeinflussen kann.
  • erhöhte Blutfette, und Atherosklerose („Verkalkung“ der Arterien): Sie machen ein Aneurysma wahrscheinlicher.
  • genetische Veranlagung: Menschen mit einer seltenen, genetisch bedingten Erkrankung des Bindegewebes wie dem Marfan-Syndrom haben ein höheres Risiko. Das gilt auch für Menschen, die nahe Verwandte mit Erkrankungen der Schlagader haben.

Häufigkeit

Aneurysmen der Brustschlagader sind selten: Grob geschätzt wird pro Jahr bei etwa 6 bis 10 von 100.000 Menschen ein Brustaorten-Aneurysma gefunden.

Ältere Menschen sind davon häufiger betroffen als jüngere. Frauen entwickeln seltener ein Aneurysma der Brustschlagader als Männer.

Verlauf

Wenn sich ein Aneurysma ausdehnt, dann meist nur langsam. Die meisten Aneurysmen machen nie Probleme. Zu wissen, dass man ein Aneurysma hat, kann allerdings belastend sein.

Nur ein Teil der Aneurysmen wird so groß, dass ein hohes Risiko für einen plötzlichen Riss besteht. Bei einem Riss der Brustschlagader tritt viel Blut in den Brustkorb aus – das ist ein Notfall und lebensbedrohlich. Dies muss sofort im Krankenhaus operiert werden.

Das Risiko für einen Riss ist bei Frauen und Männern höher, wenn das Aneurysma einen Durchmesser von 5,5 Zentimetern (cm) oder mehr hat. Nach groben Schätzungen reißt es bei einer Größe von 6 cm bei etwa 10 von 100 Menschen innerhalb eines Jahres.

Das Wachstum eines Aneurysmas wird von vielen Faktoren beeinflusst. Dazu gehört das Alter, aber auch, ob man raucht oder Begleiterkrankungen wie COPD oder hat. Auch genetische Einflüsse, wo das Aneurysma sitzt und wie es geformt ist, spielen eine Rolle für dessen weitere Entwicklung.

Diagnose

Die meisten Aneurysmen der Brustschlagader werden zufällig entdeckt, während man wegen einer anderen Erkrankung untersucht wird.

Falls ein Aneurysma zu Beschwerden führt, wird es meist auf der Suche nach der Ursache gefunden. Hierbei fragt die Ärztin oder der Arzt nach den genauen Symptomen und untersucht den Körper nach weiteren Hinweisen auf Erkrankungen.

Aneurysmen der Brustschlagader lassen sich besonders gut durch eine (CT-Angiografie) erkennen. Die Untersuchung geht mit einer Strahlenbelastung einher. Außerdem wird ein Kontrastmittel gegeben, um die Blutgefäße besser darzustellen.

Ein anderes bildgebendes Verfahren ist die Magnetresonanz-Tomografie (). Manchmal kommt auch eine Echokardiografie infrage, bei der eine Ultraschallsonde über die Speiseröhre eingeführt wird.

Behandlung

Kleinere Aneurysmen der Brustschlagader mit einem Durchmesser von weniger als 5,5 cm werden gewöhnlich regelmäßig beobachtet. Wer raucht, bekommt zudem die Empfehlung, damit aufzuhören. Denn Rauchen gilt als entscheidender Risikofaktor, der ein Aneurysma schneller wachsen lässt. Bei oder erhöhten Blutfettwerten wird außerdem dazu geraten, diese behandeln zu lassen. Neben einer Ernährungsumstellung mit Gewichtsabnahme und mehr Bewegung gibt es dazu wirksame Medikamente.

Wenn ein Brustaorten-Aneurysma groß ist und ein hohes Risiko besteht, dass es reißt, empfehlen Fachleute meist einen vorbeugenden operativen Eingriff. Auch wenn das Aneurysma Beschwerden macht, wird zu einem Eingriff geraten. Bei diesem sind aber lebensbedrohliche Komplikationen möglich.

Die Entscheidung für oder gegen eine Operation kann schwierig sein, da sowohl das Risiko für einen Riss als auch die Risiken der Operation von verschiedenen Faktoren abhängen. Eine Rolle spielen beispielsweise:

  • wie groß das Aneurysma ist
  • wo das Aneurysma liegt und wie es geformt ist
  • ob das Aneurysma auf eine genetisch bedingte Erkrankung des Bindegewebes zurückzuführen ist
  • ob Begleiterkrankungen vorliegen
  • wie der allgemeine Gesundheitszustand ist

Diese Faktoren beeinflussen auch, wie das Aneurysma operiert wird: In einer offenen Operation wird das Aneurysma geöffnet und ein künstlicher Gefäßschlauch (Gefäß-Prothese) eingesetzt. In einem endovaskulären Eingriff wird hingegen durch einen kleinen Schnitt oder eine Einstichstelle in der Leiste ein Schlauch (Stent-Prothese) in das Aneurysma vorgeschoben und dort befestigt. Beide Verfahren können zu schweren Komplikationen wie Lähmungen der Beine oder einem führen.

Entscheiden

Wenn ein großes Aneurysma entdeckt wird, stellt sich die Frage, ob ein vorbeugender operativer Eingriff infrage kommt: Auf der einen Seite stehen die Risiken des Eingriffs – auf der anderen Seite die Gefahr, dass das Aneurysma reißt. Die Entscheidung für oder gegen eine operative Behandlung ist eine individuelle Abwägung – sie fällt leichter, wenn man gut über alle Möglichkeiten informiert ist. Dabei kann eine Entscheidungshilfe unterstützen.

Auch eine zweite ärztliche Meinung kann die Entscheidung erleichtern. Ärztinnen und Ärzte, die die Operation eines Brustaorten-Aneurysmas empfehlen, müssen auf das Recht auf eine kostenlose Zweitmeinung hinweisen.

Soll ich mein Brustaorten-Aneurysma operieren lassen?

Vor der Entscheidung für oder gegen einen operativen Eingriff ist es sinnvoll, sich gut über die Vor- und Nachteile zu informieren. Diese Entscheidungshilfe unterstützt dabei.

Rehabilitation

Nach einem Eingriff an der Brustschlagader wird gewöhnlich eine Rehabilitation angeboten. Sie soll dabei helfen, sich von der Operation zu erholen, um wieder fit für den Alltag zu sein.

Weitere Informationen

Die Hausarztpraxis ist meist die erste Anlaufstelle, wenn man krank ist oder bei einem Gesundheitsproblem ärztlichen Rat braucht. Informationen zur Gesundheitsversorgung in Deutschland helfen dabei, sich im Gesundheitssystem zurechtzufinden und eine passende Arztpraxis zu finden. Mit einer Frageliste kann man sich auf den Arztbesuch vorbereiten.

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Erstellt am 15. Januar 2025

Nächste geplante Aktualisierung: 2028

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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