ADHS: Wie wird die Diagnose gestellt?
Die Zahl der ADHS-Diagnosen bei Kindern und Jugendlichen ist in den letzten Jahren immer weiter gestiegen. Fachleute sind uneinig, ob dies zu begrüßen oder kritisch zu sehen ist: Auf der einen Seite ist es wichtig, ausgeprägte Aufmerksamkeitsstörungen und Hyperaktivität ernst zu nehmen. Auf der anderen Seite sollte eine Diagnose wie ADHS nicht unnötig gestellt werden.
Kinder und Jugendliche mit ADHS sind verglichen mit Gleichaltrigen besonders unaufmerksam, impulsiv oder unruhig (hyperaktiv). Bis zu einem bestimmten Grad sind solche Verhaltensweisen nichts Ungewöhnliches. Für die Diagnose ADHS ist die Frage entscheidend, ab wann man von einer Störung oder Erkrankung sprechen kann. Um Kinder nicht irrtümlich als krank einzustufen, haben sich Fachleute auf Kriterien geeinigt, die für eine ADHS-Diagnose erfüllt sein müssen. ADHS kann aber erst sicher nach dem dritten Lebensjahr diagnostiziert werden.
Zum einen gibt es die Diagnosekriterien der Weltgesundheitsorganisation, die in der „Internationalen Klassifikation der Krankheiten“ festgelegt sind (ICD). Zum anderen gibt es die Kriterien aus dem „diagnostischen und statistischen Leitfaden psychischer Störungen“ (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, DSM). Der DSM wird durch die US-amerikanische psychiatrische Gesellschaft herausgegeben, die weltweit größte psychiatrische Fachgesellschaft. Die Diagnosekriterien des DSM sind weniger streng als die des ICD. Dies führt dazu, dass nach DSM mehr Kinder eine ADHS-Diagnose erhalten als nach ICD.