Olaparib (Lynparza) mit Bevacizumab (Avastin) bei Frauen mit fortgeschrittenem Eierstockkrebs

Einleitung

Olaparib (Handelsname Lynparza) ist mit Bevacizumab (Handelsname Avastin) seit November 2020 für Frauen mit hochgradigem epithelialen Eierstockkrebs, Eileiterkrebs oder primärem Bauchfellkrebs zugelassen. Es kommt unter anderem bei Patientinnen infrage, deren Tumor ein verändertes BRCA-Gen und / oder genomische Instabilität aufweist und auf eine Erstbehandlung mit einer platinbasierten anspricht.

Eierstockkrebs wird durch Veränderungen im Erbgut der Zellen (Mutationen) verursacht. Sie betreffen bei einigen Frauen die Gene BRCA-1 oder BRCA-2, die auch beim Brustkrebs eine Rolle spielen. Die Abkürzung „“ steht für „Breast Cancer Gene“ (englisch für „Brustkrebsgen“). Mit genomischer Instabilität bezeichnet man, dass Krebszellen sehr schnell weitere Veränderungen ansammeln.

Weil anfangs keine oder nur unspezifische Beschwerden auftreten, bleibt Eierstockkrebs häufig lange unbemerkt. Wenn der Krebs dann diagnostiziert wird, ist er meist schon fortgeschritten. Ein fortgeschrittener Eierstockkrebs wird operativ entfernt. Gewöhnlich schließt sich eine platinhaltige an.

Olaparib hemmt verschiedene Eiweißstoffe, die das Krebswachstum beeinflussen.

Anwendung

Olaparib gibt es als Tablette in zwei Dosierungen (100 und 150 mg). Es werden 2-mal täglich 2 Tabletten mit 150 mg Olaparib eingenommen. Die Tagesdosis entspricht 600 mg Olaparib. Wenn die Dosis verringert werden soll, können geringer dosierte Tabletten mit 100 mg Olaparib verwendet werden.

Zur Behandlung anderer Krebserkrankungen steht der Wirkstoff auch als Kapsel zur Verfügung. Kapseln und Tabletten dürfen aber nicht einfach ausgetauscht werden.

Andere Behandlungen

Für Frauen mit hochgradigem epithelialen Eierstockkrebs, die mit einer platinbasierten in Kombination mit Bevacizumab behandelt werden, kommt eine Fortführung der (Erhaltungstherapie) mit Bevacizumab allein für insgesamt 15 Monate infrage.

Bewertung

Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat 2023 geprüft, ob Olaparib (Handelsname Lynparza) in Kombination mit Bevacizumab (Handelsname Avastin) für Frauen mit fortgeschrittenem, hochgradigen epithelialen Eierstockkrebs mit verändertem BRCA-Gen und / oder genomischer Instabilität Vor- oder Nachteile hat. Dabei ging es um Frauen, deren Tumor auf eine Kombination einer platinbasierten und Bevacizumab angesprochen hat.

Der Hersteller legte hierzu eine Studie vor, in der die Daten von insgesamt 387 Frauen ausgewertet werden konnten. Die eine Gruppe mit 255 Frauen wurde mit Olaparib behandelt, während die Vergleichsgruppe mit 132 Frauen ein erhielt. Alle Frauen erhielten zusätzlich Bevacizumab. Die Patientinnen mit Olaparib wurden im Mittel () 2 Jahre behandelt, die Frauen ohne Olaparib 17 Monate. Es zeigten sich folgende Ergebnisse:

Welche Vorteile hat Olaparib?

Lebenserwartung: Hier gibt die Studie einen Hinweis auf einen Vorteil für Frauen mit Olaparib, bei denen nach Operation und / oder kein Tumor mehr nachzuweisen war. So waren in der Gruppe der Frauen mit Olaparib, die operiert wurden, 16 von 100 Frauen im Laufe von etwa viereinhalb Jahren verstorben, ohne Olaparib waren es 44 von 100 Frauen. Bei Frauen, die nicht operiert wurden oder erst nach der anschließenden Chemo tumorfrei waren, waren es mit Olaparib 38 von 100 Frauen. Ohne Olaparib war das bei 60 von 100 Frauen der Fall.

Kein Unterschied zeigte sich, wenn die Frauen zwischen 2 Chemotherapien operiert wurden oder der Tumor nicht vollständig entfernt werden konnte.

Globaler Gesundheitsstatus: Bei diesem Aspekt der gesundheitsbezogenen Lebensqualität weist die Studie auf einen Vorteil für die Frauen ab 65 Jahren mit Olaparib hin. Sie schätzten ihre Lebensqualität insgesamt besser ein als die Frauen ohne Olaparib.

Bei den Frauen unter 65 Jahren zeigte sich kein Unterschied zwischen den Therapien.

Schwerer : Bei dieser schweren Nebenwirkung deutet die Studie auf einen Vorteil von Olaparib hin.

Welche Nachteile hat Olaparib?

Bei Übelkeit und Erbrechen weist die Studie auf einen Nachteil von Olaparib hin. Bei der Behandlung mit Olaparib trat Übelkeit im Mittel () nach 6 Monaten auf, ohne Olaparib war das nach 19 Monaten der Fall.

Therapieabbrüche aufgrund von Nebenwirkungen: Hier deutet die Studie auf einen Nachteil von Olaparib im Vergleich zur Behandlung ohne Olaparib hin.

Schwere und schwere Ermüdung: Auch bei diesen schweren Nebenwirkungen deutet die Studie auf einen Nachteil von Olaparib hin.

Wo zeigte sich kein Unterschied?

Schwere Nebenwirkungen insgesamt: Auch wenn sich bei einzelnen schweren Nebenwirkungen Vor- oder Nachteile von Olaparib zeigten, gab es insgesamt keinen Unterschied zwischen den beiden Gruppen.

Gesundheitsbezogene Lebensqualität: Bei den meisten Aspekten der Lebensqualität wie beispielsweise emotionale, kognitive, physische Funktion oder dem eigenen Körperbild zeigte sich kein Unterschied.

Bei den folgenden Aspekten zeigte sich ebenfalls kein Unterschied:

  • Schmerzen
  • Atemnot
  • Verstopfung
  • Durchfall
  • Magen-Darm-Beschwerden
  • Gesundheitszustand
  • Nervenstörungen
  • Hormonelle Beschwerden
  • Akute Leukämien
  • Knochenmarkserkrankungen

Kein relevanter Unterschied zeigte sich bei Appetitverlust, Schlaflosigkeit und hormonellen Beschwerden.

Weitere Informationen

Dieser Text fasst die wichtigsten Ergebnisse eines Gutachtens zusammen, das das IQWiG im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses () im Rahmen der Frühen Nutzenbewertung von Arzneimitteln erstellt hat. Der beschließt auf Basis der Gutachten und eingegangener Stellungnahmen über den Zusatznutzen von Olaparib (Lynparza).

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Olaparib (Ovarialkarzinom; Erstlinie Erhaltung in Kombination mit Bevacizumab) – Nutzenbewertung gemäß § 35a SGB V (Ablauf Befristung). Dossierbewertung; Auftrag A22-117. 30.01.2023. (IQWiG-Berichte; Band 1510).

IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

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Über diese Seite

Erstellt am 02. März 2023

Nächste geplante Aktualisierung: 2026

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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